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Mit einem Donnerschlag und einem Erdbeben, das ringsum Krieger zu Boden warf, prallten die Gegner aufeinander. Dämonen und Nachtelfen flohen vor der furchtbaren Kraft, die in diesem Duell entfesselt wurde. Die Hufe des Hirsches trafen den Boden und versprühten Funken bis in den Himmel. Archimonde stemmte sich mit seinen Füßen dagegen. Er hinterließ Furchen und neu erschaffene Hügel, die größer als seine Krieger waren.

Die Klauen des Dämons fügten dem Fell des Hirsches blutige Narben bei. Wunden, aus denen grünes Feuer tropfte, entstanden dort, wo das Geweih des Halbgottes die unverletzlich wirkende Haut des Erzdämons aufriss. Kein lebendes Wesen wagte es, sich diesen Gegnern zu nähern.

Weiter hinten brachten Jarod und Brox mit Dungards Hilfe den verletzten Cenarius zu Krasus. Der Magier brach seinen Angriff gegen die Eredar ab und untersuchte den Waldgott.

»Er hat einige tiefe Wunden«, murmelte Dungard und zog seine Pfeife hervor.

»Er ist schwer verletzt«, stimmte der Magier zu, als er seine Hand über Cenarius’ Brust gleiten ließ. »Das Gift der Dämonen beeinträchtigt ihn stärker als andere, wahrscheinlich, weil er und Kalimdor so eng miteinander verbunden sind.« Krasus verzog das Gesicht. »Aber ich glaube, dass er überleben wird.«

Im gleichen Moment murmelte der Halbgott etwas. Nur Krasus war ihm nahe genug, um seine Worte zu verstehen. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Trauer ab, als er wieder aufsah.

»Was hat er gesagt?«, fragte Jarod.

Krasus wollte antworten, aber ein furchtbarer Schrei unterbrach ihn. Gleichzeitig drehten sich alle zu seinem Ursprung um. Entsetzt sahen sie, dass Archimonde einen Arm um den Hals des Hirsches gelegt hatte. Mit der freien Hand drehte er dessen Kopf zur Seite. Der Winkel konnte kaum noch zu ertragen sein, deshalb hatte der Hirsch wohl auch geschrien.

Krasus kam auf die Beine. »Nein, das darf nicht sein!«

Aber es war bereits zu spät. Mit versteinerter Miene presste der Dämon seine Hand stärker gegen den Kopf des Halbgotts.

Ein furchtbares Krachen hallte über die Landschaft. Für einen Augenblick verstummte jeder andere Laut.

Cenarius’ mutiger Retter rutschte leblos aus Archimondes Griff.

Beinahe gleichgültig warf der Erzdämon seinen Gegner zur Seite. Dann wischte er sich die Hände ab und betrachtete die entsetzten Kämpfer.

Plötzlich wuchsen Ranken aus der leblosen Erde, legten sich um Archimondes Gliedmaßen und drückten zu. Unbeeindruckt riss der Dämon einige aus dem Boden, aber als er sie zur Seite werfen wollte, legten sie sich um sein Handgelenk. Gleichzeitig wuchsen andere aus der Erde und ersetzten die abgerissenen.

Malfurion Stormrage trat vor. Die Augen, mit denen er den entfernt stehenden Dämon betrachtete, waren so tot wie an dem Tag, als Tyrande entführt worden war. Eine knisternde Aura umgab ihn, und er drehte ständig ein Blatt zwischen den Fingern, das zu den Ranken gepasst hätte.

Archimondes Miene blieb maskenhaft starr, aber seine Bewegungen wurden nervöser. Die Ranken hüllten bereits drei Viertel seines gewaltigen Körpers ein, und der Rest würde ihnen schon bald zum Opfer fallen.

Der Erzdämon schien das zu erkennen, denn er gab seine Versuche, die Pflanzen zu entfernen, auf. Statt dessen verengten sich seine Augen. Er befreite seine Arme weit genug, um in die Hände klatschen zu können.

Als seine Handflächen einander berührten, verschwand der entsetzliche Kommandant der Brennenden Legion in einem grünen Flammenstoß.

Malfurion stieß die Luft aus. Er sank auf die Knie und schüttelte den Kopf.

»Ich habe versagt«, sagte er, während Brox und der Magier neben ihm standen. »Ich habe meinen Shan’do in seiner schwersten Stunde enttäuscht.«

Der Orc und der Mensch sahen Krasus an, hofften wohl auf eine Antwort von ihm. Der Magier presste die Lippen zusammen, dann sagte er ruhig: »Der große grüne Drache, der Aspekt, der sich Ysera nennt, ist die Mutter von Cenarius, dem Herrn des Waldes.«

Dungard, der an seiner Pfeife gezogen hatte, runzelte die Stirn und sagte: »Mein Volk glaubte immer, es sei Elune gewesen, die ihm das Leben schenkte.«

»Die wahre Geschichte ist sehr kompliziert«, entgegnete Krasus.

Brox schwieg. Er spürte, dass das noch nicht das Ende der Erklärung war.

»Sein Vater …«, fuhr der Magier fort, »sein Vater ist der uralte Waldgeist Malorne.«

Nach einem Moment fragte der Orc. »Und das bedeutet?«

»Malorne … den man auch den Weißen Hirsch nennt.«

Dungard ließ beinahe seine Pfeife fallen. Brox zog scharf die Luft ein. Er blickte zu der gewaltigen Leiche des Hirsches, die zwischen all den anderen Toten lag. Der Vater hatte sein Leben gegeben, um den Sohn zu retten. Jeder Orc konnte das verstehen.

»Ich habe versagt …«, wiederholte Malfurion. Er stand auf und sah Krasus an. »Von dir habe ich erfahren, dass Ysera die Mutter meines Shan’do ist. Das war eine Überraschung, aber von Malorne wusste ich bereits. Cenarius ließ mich während meiner Studien wissen, dass er ein Sohn des Weißen Hirsches sei.« Der Nachtelf ballte die Hände zu Fäusten. »Und als ich sah, was Archimonde dem Vater von Cenarius antat, der wie ein Vater für mich ist, wollte ich ihm das Leben nehmen.«

Krasus legte dem Druiden die Hand auf die Schulter. »Hab Zuversicht, junger Freund. Du hast Archimonde erst einmal in die Flucht geschlagen, das ist keine Kleinigkeit.« Die Augen des Magiers verengten sich, als er über das Schlachtfeld blickte. »Dadurch gewinnen wir Zeit.«

Malfurion schüttelte seine Trauer ab. »Wir werden verlieren, nicht wahr?«

»Das befürchte ich. Wir haben den Dämonen alles entgegen geworfen, was wir haben, aber sie sind einfach zu stark. Ich war mir sicher … hatte geglaubt …« Er spie seine Worte förmlich aus. »Ich habe die Zeit manipuliert, trotz meiner eigenen Warnungen alles getan, um zu helfen … aber heraus gekommen sind nur Fehlschläge.«

»Ich verstehe nicht …«

»Du musst auch nur Folgendes verstehen: Wenn die Drachen nicht bald kommen, werden wir sterben, entweder durch die Klingen der Brennenden Legion oder durch etwas Uraltes, das selbst den furchtbaren Sargeras täuscht. Du weißt, wovon ich rede. Du hast die schreckliche Präsenz der Drei gespürt. Du weißt, was sie dieser Welt antun wollen. Sie …«

Krasus schrie.

»Was …«, begann der Druide.

Krasus krümmte sich zusammen. Seine Gliedmaßen begannen sich in Stein zu verwandeln.

»Eredar!«, rief Malfurion. Er spürte, wie sich seine eigenen Gliedmaßen zusammen krampften. Ihm drohte das gleiche Schicksal wie dem Magier. »Brox, du musst Rhonin suchen.«

Aber dem Orc ging es nicht besser als dem Nachtelf. Archimonde war vielleicht geflohen, aber allen war klar, dass er hinter diesem Zauber steckte, der sich nur gegen sie drei richtete. Der Kommandant wusste, dass Krasus und seine Gruppe die letzte Hürde waren, die zwischen der Brennenden Legion und deren Sieg stand. Sogar Jarod war Opfer des Zaubers geworden.

Sie alle spürten, wie der Stein begann, auf ihre Lungen zu drücken und den letzten Rest Luft herauspresste. Plötzlich hörten sie eine weibliche Stimme in ihren Köpfen. Habt keine Angst, sagte sie. Atmet.

Erleichtert zogen Krasus, Malfurion, Brox und Jarod frische Luft in ihre Lungen. Sie spürten, wie Wind aufkam und sahen einen gewaltigen Schatten über die Landschaft streichen.

»Sie ist gekommen!«, rief Krasus. Er hob die Hände zum Himmel. »Sie sind gekommen!«

Der Himmel war voller Drachen.

Rote, grüne und bronzefarbene waren zu sehen. Sie repräsentierten die Clans von Alexstrasza, Ysera und dem abwesenden Nozdormu. Die beiden Aspekte standen in ihrem Mittelpunkt. Allein ihre Schwingen waren schon größer als die meisten anderen Drachen.

Gleichzeitig schossen die fliegenden Riesen den Dämonen entgegen, die sich noch auf ihre Gegner am Boden konzentrierten.

»Jarod!«, rief Krasus und wandte sich dem Kommandanten zu. »Die Hörner sollen erklingen, damit jeder weiß, auf welcher Seite die Drachen stehen. Wir können den Sieg doch noch davontragen!«