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Krasus krallte seine Hände in die Schuppen der Königin. »Was ist los? Was ist passiert?«

Alexstrasza gewann die Kontrolle über ihren Flug zurück. Ihre Augen richteten sich auf die Dämonenseele. »Die Drei! Ich habe sie gefühlt. Sie sind in der Scheibe. Die Dämonenseele enthält nicht nur unsere Essenz, sondern auch die ihre!«

Diese Nachricht überraschte Krasus kaum. Es wunderte ihn nur, dass die Alten Götter durch die Scheibe nicht ebenso eingeschränkt wurden wie die Drachen. Sie glaubten offensichtlich, sie benutzen zu können, etwas, was die anderen Drachen nicht vermochten. Deathwing musste ihre Essenz auf andere Weise eingebracht haben … falls er überhaupt etwas davon wusste.

»Kannst du ihre Zauber neutralisieren?«

»Ich weiß es nicht … ich weiß es wirklich nicht.«

Krasus fluchte. Er hatte die Drei ein weiteres Mal unterschätzt.

Rhonin winkte ihm zu und wies hektisch in Richtung der Stadt. Krasus blickte über seine Schulter auf Zin-Azshari … und sah entsetzt, dass sich ihnen von dort zwanzig Ungeheuer – ein jedes größer als ein Drache – näherten.

17

Azshara machte sich hübsch. Natürlich war sie eigentlich perfekt – so viel war ihr klar –, aber für diese einzigartige Gelegenheit reichte selbst das nicht aus.

Mein Herr Sargeras trifft ein! Endlich jemand, der es wert ist, mein Gemahl zu werden.

Keine Sekunde lang stellte Azshara ihren Glauben an den Dämonenlord in Frage. Sie, die von ihren Untertanen verehrt wurde, hatte im Anführer der Legion selbst ein Objekt der Verehrung gefunden.

Plötzlich erbebte der Palast … und das nicht zum ersten Mal. Die Königin wandte sich verärgert von ihrem Spiegelbild ab. »Vashj! Vashj! Wer ist verantwortlich für diesen furchtbaren Lärm?«

Ihre Zofe kam in den Raum. »Captain Varo’then meldet, dass es sich nur um den hoffnungslosen Versuch einiger Nichtsnutze handelt, die das Unvermeidliche aufhalten wollen, Licht der Lichter.«

»Und was unternimmt der gute Captain gegen diese Beleidigung meiner Ohren?«

»Lord Mannoroth hat ihm und seinen Mannen angemessene Reittiere zugewiesen. Der Captain ist bereits unterwegs, um mit den Missetätern abzurechnen.«

»Dann entwickelt sich also alles wie erwartet? Unser Herr wird pünktlich eintreffen?«

Lady Vashj verbeugte sich elegant. »Davon geht Lord Mannoroth aus. Die Nichtsnutze haben keine Waffen gegen den Zauber.«

»Sehr gut …« Die Königin bewunderte aufs Neue ihr Spiegelbild. Sie konnte ihre Schönheit nicht weiter steigern. Ihr Seidengewand floss bis auf den Marmorfußboden. Der durchscheinende Stoff zeigte mehr, als er verhüllte. Ihr glänzendes Haar war hoch gesteckt. Funkelnde Sternendiamanten – die von ihrem inneren Licht erhellt wurden – saßen darin.

Ein erneuter Schlag erschütterte den Palast; seine Ursache lag deutlich näher als zuletzt. Azshara hörte Schreie aus den Quartieren ihrer Zofen und bemerkte Risse in einer der Wände.

»Sieh nach, ob jemand verletzt wurde, Vashj«, befahl sie. Ihre Zofe wandte sich ab, um den Befehl zu erfüllen, aber die Königin hielt sie zurück. »Wenn das geschehen ist, enthebe die Verletzten ihrer Dienste und schicke sie zu ihren Familien zurück. Ich dulde nur Perfektion in meiner Nähe.«

»Ja, Licht der Lichter.«

Als Azshara erneut in den großen Wandspiegel blickte, hatten sich ihre Mundwinkel nach unten verzogen. Sie dachte an die Ankunft des Dämonenlords, und das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück.

»Na also … das Warten hat bald ein Ende.« Sie betrachtete verträumt ihr Spiegelbild und versuchte sich die Welt vorzustellen, die sie und ihr Gemahl erschaffen würden. Eine Welt, so perfekt wie sie selbst.

Eine Welt, die ihrer würdig war.

Malfurion schüttelte den Kopf. Das Schwindelgefühl, das sich während Yseras unkontrolliertem Flug eingestellt hatte, verging. Es überraschte ihn, dass er überhaupt noch einen Kopf hatte, den er schütteln konnte. Denn mehr als einmal hatte sich der Druide nur noch mit den Händen an Ysera festgehalten, während unter ihm der Schlund des dunklen Mahlstroms gähnte.

»Was ist passiert?«, fragte er, ohne zu ahnen, dass Krasus bereits die gleiche Frage gestellt hatte.

Ysera gab ihm die gleiche Antwort, die schon Alexstrasza dem Magier gegeben hatte. Der Nachtelf lauschte ihr mit sinkender Hoffnung. Sie waren so weit gekommen und doch gescheitert.

Dann sah auch er die schrecklichen Ungeheuer, die sich aus der Stadt näherten. Malfurion bemerkte, dass Soldaten auf den Wesen saßen, die an schattenhafte Fledermäuse erinnerten. Zweifellos führte Captain Varo’then die Krieger an.

Nur einen Moment später entdeckte der Druide das vernarbte Gesicht des Offiziers. Varo’then hatte sein Schwert gezogen und rief den Soldaten etwas zu. Sofort spaltete sich die Gruppe in drei Teile, einer für jeden Drachenclan. Erst jetzt erkannte Malfurion, dass er die Anzahl der Bestien unterschätzt hatte. Auf jeden Drachen kamen mindestens drei Fledermäuse.

Alexstrasza verschwendete keine Zeit. Die rote Drachenkönigin blies einer der Bestien einen Feuersturm entgegen, doch er ging durch sie hindurch und verlor sich in der Ferne. Sogar der Soldat, der auf der Fledermaus saß, blieb unverletzt.

»Das ist unmöglich!«, stieß Malfurion hervor.

»Unmöglich … ja …« Yseras Augen bewegten sich unter den geschlossenen Lidern. »Wir nehmen diese Feinde … falsch wahr.«

»Was heißt das?«

»Sie sind nicht das, was sie zu sein scheinen, noch sind sie da, wo wir sie glauben.«

Doch konnten Illusionen wirklich einen solchen Schaden anrichten? Zwei der Schattenkreaturen warfen sich Brox’ Drachen entgegen und zerrten an dessen Schwingen. Sie hinterließen blutige Risse in den harten Schuppen. Doch als der Bronzedrache versuchte, sich zu wehren, schlug er ins Nichts.

Ysera fiel ihnen ebenfalls zum Opfer. Mit den langen Krallen, die sich an den Flügeln befanden, riss eine der Bestien ihr den Hals auf. Ysera schnappte nach dem Flügel, traf aber nur Luft.

»Ich weiß, wo sie sein müssten«, knurrte Ysera ungeduldig. »Aber wenn ich sie angreifen will, sind sie nicht mehr länger dort.«

Eine Bestie konzentrierte sich jetzt voll und ganz auf den Aspekt und auf Malfurion. Es war jene, auf der Captain Varo’then saß.

»Du schon wieder!«, zischte der vernarbte Nachtelf. »Du bist so tückisch wie dein Bruder. Ich habe sie vor ihm gewarnt! Ich wusste, dass man ihm nicht trauen kann.«

Malfurion hätte gerne gewusst, was er damit meinte, aber im gleichen Moment griffen der Captain und seine unselige Bestie an. Ein furchtbarer Gestank hüllte Malfurion ein. Sogar Ysera kräuselte die Nase. Der Gestank war so durchdringend dass der Druide glaubte, eine Faust habe ihn getroffen.

Der Captain lachte schadenfroh, dann griff er an. Seine Klinge wurde rasend schnell länger und schoss auf die ungeschützte Brust des Nachtelfen zu.

Malfurion wich zur rechten Seite aus. Er entging der Klinge, verlor jedoch beinahe den Halt. Mühsam hielt er sich fest, während Varo’then ein zweites Mal ausholte.

Ysera konnte nichts tun, denn die tintenschwarze Kreatur hüllte sie fast vollständig ein. Eine zweite Fledermaus schnappte nach ihren Hinterbeinen.

Malfurion dachte plötzlich an eine der Lektionen, die er von Cenarius gelernt hatte. Der Druide griff in eine seiner Gürteltaschen und zog ein kleines Samenkorn heraus. Im Gegensatz zu denen, die er schon öfter gegen die Brennende Legion verwendet hatte, waren die Dornen dieses Samenkorns zu klein, um Schaden anzurichten. Allerdings hefteten sie sich an alles, womit sie in Berührung kamen.

Er warf zwei Samenkörner nach oben und setzte einen Zauber ein, mit dem er sie zuerst verdoppelte, dann vervierfachte, verzehnfachte … bis Tausende über ihm schwebten. Sie hefteten sich jedoch nicht an die Drachen oder deren Reiter, denn das war nicht Malfurions Wunsch. Er wollte sie benutzen, um die Wahrheit über seine Gegner herauszufinden.