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Die ersten flogen durch die Fledermäuse hindurch, aber andere hingen plötzlich in der Luft fest. Andere folgten ihnen. Schemen entstanden daraus, Schemen, die manches enthüllten.

Das war also das Geheimnis der Schattenfledermäuse. Die monströsen Reittiere konnten sich unsichtbar machen und beinahe ohne Zeitverlust an anderer Stelle auftauchen. Ein Kampf gegen sie war dank dieses Wissens zwar immer noch schwer, aber nicht mehr unmöglich.

Der bronzefarbene Drache, der zum Aspekt der Zeit gehörte, reagierte am schnellsten. Mit großer Genugtuung stürzte er sich auf eine Fledermaus, die unmittelbar vor ihm auftauchte. Seine Schnelligkeit und Brutalität überraschten Malfurion. Der Drache biss den Hals der Kreatur durch. Sie stürzte mitsamt ihres Reiters in die Tiefe.

»Verdammt!«

Malfurion hörte den Fluch und blickte über seine Schulter. Captain Varo’then hatte Yseras Rücken fast erreicht. Der vernarbte Nachtelfenoffizier stieß zu und verletzte den Druiden am Bein. Malfurion warf ihm das erstbeste Samenkorn aus seiner Tasche entgegen.

Sein Gegner nieste – ebenso wie sein fruchtbares Reittier. Ysera nutzte die kurze Ablenkung und warf sich gegen das Ungeheuer. Wie ein wildes Tier riss sie an ihm und biss in sein Fleisch. Sie kämpfte mit der gleichen Urgewalt wie ihr Gegner.

Aber die Schattenkreatur war nicht hilflos. Ihre Klauen waren so scharf wie die des Drachen, und ihre langen Fänge sahen aus, als könnten sie Schuppen durchdringen. Mit einem merkwürdig hohen Schrei griff die Fledermaus Ysera an.

Beide Reiter hielten sich verzweifelt fest. Malfurion versuchte sich auf einen Zauber zu konzentrieren, aber die heftigen Bewegungen des Drachen machten es unmöglich.

Ysera schlug mit dem Schwanz nach der zweiten Kreatur, die sich in der Nähe ihrer Hinterbeine befand: Ein Glückstreffer schleuderte das Wesen weit weg und verschaffte der Drachenkönigin eine Atempause. Einen Moment lang konnte sie sich ganz und gar auf den Kampf gegen Varo’thens Reittier konzentrieren.

Der Captain hatte sein Schwert weggesteckt und einen Dolch gezogen. Malfurion befürchtete, dass Varo’then wusste, wie man eine solche Klinge warf, deshalb duckte er sich. Der Offizier grinste düster. Trotz der Gefahr zeigte er sich geduldig.

Yseras Körper zuckte. Der Druide blickte nach unten und sah, dass die zweite Bestie zurückgekehrt war … und mit ihr eine dritte. Er rief dem Drachen eine Warnung zu.

Die Herrin der Träume brüllte wütend und brachte sich mit einem Flügelschlag außer Reichweite ihres Gegners. Diese unerwartete Reaktion überraschte Varo’then und sein Ungeheuer. Ysera nutzte die Gelegenheit, um sich auf ihren zweiten Angreifer zu stürzen. Sie zog die Schwingen zusammen und ließ sich auf die Fledermaus fallen, drückte sie und ihren Reiter nieder. Ihre Klauen zerfetzten samenbedeckte Flügel, ihre Zähne verbissen sich in einem breiten Nacken.

Das Ungeheuer krächzte einmal und starb. Ysera ließ den Kadaver fallen. Malfurion sah den Soldaten, der darauf gesessen hatte, nicht mehr. Wahrscheinlich war er bereits bei Yseras erstem Angriff zerquetscht worden.

Die Drachenkönigin flog höher, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Der Nachtelf blickte zu seinen Gefährten. Drei Fledermauskreaturen bedrängten Brox und den bronzefarbenen Drachen. Malfurion sah, wie der Orc seine Axt in die Schulter einer Kreatur schlug. Die verzauberte Waffe durchtrennte Knochen und Sehnen und trat auf der anderen Seite wieder aus.

Schwerfällig drehte das Ungeheuer ab. Es konnte sich kaum noch in der Luft halten. Der Drache ließ es jedoch nicht entkommen. Er atmete einmal aus … und der Reiter und sein Reittier verwandelten sich in Staub, der vom Wind über die dunklen Wasser geblasen wurde.

Aber nicht nur Fledermäuse waren im Kampf gefallen, auch die Drachen waren nicht verschont geblieben. Von den grünen Drachen hatten nur zwei überlebt, von den bronzenen fehlte einer. Einige der Überlebenden bluteten aus schweren Wunden, die sie entweder durch die Blitze oder durch die Fledermäuse erlitten hatten.

Doch das wahre Problem lag woanders, denn so lange sie gegen diese Feinde kämpften, konnten sie nichts gegen die Dämonenseele und das Portal tun. Die Ränder des riesigen Mahlstroms hatten bereits eine seltsam grüne Färbung angenommen, die an die Flammen der Brennenden Legion erinnerte.

»Die Dämonenseele!«, rief er. »Wir müssen etwas gegen sie unternehmen. Das Portal ist fast vollendet.«

»Ich bin für jeden Vorschlag dankbar, Sterblicher. Aber vergiss nicht, dass ich auch diese Ungeheuer los werden muss.«

Ein Feuerstoß erhellte einen Moment lang ihre Umgebung. Malfurion sah, wie eine brennende Fledermaus in den Brunnen stürzte. Direkt darüber flogen Alexstrasza und Krasus. Der Druide las die Handschrift des Magiers aus dieser Attacke. Früher oder später würden die Drachen ihre Feinde besiegen, aber es würde zu lange dauern. Außerdem wussten sie bereits, dass Yseras und Alexstraszas Macht nicht ausreichte, um die Schutzzauber der Scheibe zu durchbrechen. Sie mussten eine andere Möglichkeit finden. Aber welche?

Drachen und Fledermäuse zogen vorbei. Die Chancen standen besser als zuvor, aber sie konnten sich noch nicht ganz auf die Dämonenseele konzentrieren. Die Schattenkreaturen griffen die Drachen weiterhin an. Ein roter Drache, der bereits aus einigen Wunden blutete, starb bei dem Angriff der Kreaturen. Ein bronzefarbener Leviathan biss in den Flügel seines Angreifers, aber das Ungeheuer grub seine Fänge in seine Schulter. Rhonin und Krasus warfen weiterhin Zauber, während Brox seine Axt schwang.

Ein dunkler Schatten glitt durch die Luft. Malfurion dachte im ersten Moment, es handele sich um eine Fledermaus. Doch dann erkannte er, dass es ein Drache war. Er blickte zur Seite, sah dann aber wieder erschrocken hin.

Es war tatsächlich ein Drache … aber ein Drache, so schwarz wie die dämonischen Kreaturen, gegen die sie kämpften. Eisenplatten bedeckten seine Schuppen …

Deathwing!

Sie hatten geglaubt, sie könnten seine geliebte Schöpfung vor ihm verbergen. Sie hatten geglaubt, dass er sie nicht finden würde. Ihre Unverschämtheit ärgerte ihn. Sobald Neltharion seine Scheibe zurück erobert hatte, würde er sie alle strafen. Er würde eine wundervolle Welt erschaffen, in der nur Drachen lebten … nur Drachen, die seine Meinung vertraten.

Die Seele rief nach Neltharion, und er flog ihr über den Brunnen entgegen, ohne darauf zu achten, was um ihn herum geschah. Außer der Scheibe existierte nichts für den schwarzen Drachen.

Er flog an Ysera und Alexstrasza vorbei, sah aber nur kurz zu ihnen hinüber. Mit der Scheibe würde er sie besiegen und zu seinen Gefährtinnen machen. Ihre Macht würde die seine unterstützen, ganz wie es sein sollte.

Die Seele schwebte gelassen am Himmel, so als erwarte sie geduldig ihre Rettung. Neltharion verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. Schon bald würden sie wieder vereint sein.

Dann schlug etwas mit solcher Wucht gegen den schwarzen Drachen, dass er mitten in den Kampf geschleudert wurde. Er prallte gegen eine Fledermaus und schickte ihren Reiter in den Tod. Neltharion brüllte seine Wut über den unerwarteten Angriff hinaus. Um seinem Ärger Luft zu machen, zerriss er eine Fledermaus. Doch es beruhigte ihn nicht, also richtete er seinen Blick wieder auf die Scheibe. Mit seinen feinen Sinnen suchte er nach den Schutzmechanismen, die ihn von seiner Schöpfung trennten.

Die Zauber, die er entdeckte, waren kompliziert, sehr kompliziert … und kamen ihm in manchen Aspekten bekannt vor. Doch Neltharion sah keine Verbindung zwischen den Stimmen in seinem Kopf und den Zaubern, vor denen er stand. Sogar als die Stimmen begannen, ihn von seiner Schöpfung wegzulocken, erkannte er nicht, dass man ihn manipuliert hatte.

Neltharion schüttelte den Kopf, um die Stimmen zu vertreiben. Wenn sie ihn davon abhalten wollten, die Scheibe an sich zu bringen, durfte er ihnen ebenso wenig vertrauen wie Alexstrasza und den anderen. Nichts außer der Scheibe war wichtig.

Der schwarze Drache jagte ihr erneut entgegen.

Doch auch dieses Mal wurde er zurückgeworfen wie ein lästiges Insekt. Der Drache kämpfte nicht nur gegen die Macht der Stimmen, sondern auch gegen die des Dämonenlords. Mit einem Schrei, in dem sich Wut und Schmerz vermischten, flog Neltharion an der Schlacht vorbei und konnte erst am Nordufer des Brunnens anhalten. Er kämpfte gegen seine Schmerzen an, während er das stürmische Zentrum betrachtete.