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Er würde sich nicht noch einmal abweisen lassen. Er würde die Zauber, die seine Feinde gewoben hatten, durchstoßen. Die Scheibe würde wieder ihm gehören.

Und dann würde er mit allen abrechnen …

Die Brennende Legion stemmte sich gegen die überwältigende Macht der Drachen und der Armee. Verdammniswachen umschwärmten die Riesen und versuchten, sie mit ihren Lanzen zu treffen. Nathrezim und Eredar woben mächtige Zauber, mussten sich jedoch gleichzeitig der Drachen und der Mondgarde erwehren. Das bereitete ihnen so große Probleme, dass sie häufiger starben als mordeten. Die meisten fielen dem Feueratem der Drachen zum Opfer.

Doch Archimonde zeigte trotz allem keine Unsicherheit. Er wusste, dass das, was hier geschah, keine Bedeutung haben würde, wenn Lord Sargeras diese Welt betrat. Die Schlacht lenkte die Sterblichen und ihre Verbündeten nur ab. Archimonde wusste, dass er und Mannoroth bestraft würden, weil es ihnen nicht gelungen war, Kalimdor so auf ihren Herrn vorzubereiten, wie es sich gehörte. Doch das akzeptierte er. Wichtig war nur, dass die Schlacht noch eine Weile andauerte. Dass dabei noch mehr Teufelswachen und Eredar sterben würden, interessierte ihn nicht. Es gab so viele von ihnen. Die meisten warteten erst noch darauf, in Sargeras’ Gefolge die Welt zu betreten.

Doch das bedeutete nicht, dass Archimonde einfach nur zusah und abwartete. Bevor er seine Strafe erhielt, wollte er seine Wut an denen auslassen, die dafür gesorgt hatten. Der riesige Dämon hob die Hände und zeigte auf einen bronzefarbenen Drachen, der über der rechten Flanke der Legion schwebte. Der Drache war dabei, die Krieger unter sich systematisch abzuschlachten. Er grub sich durch ihre Reihen wie ein Maulwurf durch weiche Erde.

Archimonde machte eine kurze Handbewegung. Der entfernte Drache zitterte plötzlich … und dann wurde jede Schuppe aus seinem Körper gerissen. Blut spritzte durch die Luft, der gehäutete Gigant brüllte entsetzt und fiel zwischen seine Opfer. Dämonenkrieger stürzten sich auf den ungeschützten Leib und stachen auf ihn ein, bis er reglos liegen blieb.

Unzufrieden suchte Archimonde nach einem neuen Opfer. Er wünschte sich, der Nachtelf Malfurion Stormrage wäre bei der Armee. Der Druide hatte ihm bei ihrer letzten Begegnung einige Probleme bereitet, doch Archimonde spürte, dass er zum Brunnen geflogen war. Wenn Sargeras dort eintraf, stand dem Druiden ein Schicksal bevor, das weit schlimmer als der Tod war.

Aber es gab andere, an denen Archimonde sich austoben konnte. Mit reglosem Gesicht wandte er sich einer Gruppe Bullenmänner zu, die man wohl Tauren nannte. Er konnte sie sich gut als Teil der Brennenden Legion vorstellen, doch das war etwas, was diese Gruppe nicht mehr erleben würde … so wie sie auch das Ende ihrer Welt versäumen würde …

Sie gewannen … sie gewannen …

Die Drachen hatten dafür gesorgt, das wusste Jarod. Ohne sie wäre die Armee gefallen. Die Dämonen standen jetzt der einzigen Macht gegenüber, die sie nicht besiegen konnten. Einige Drachen waren zwar gefallen – der letzte auf wahrlich entsetzliche Weise –, aber die Armee gewann an Boden, und unter den Dämonen brach immer größere Panik aus.

Trotzdem machte er sich Sorgen. Das Chaos in den Dämonenreihen war zwar dieses Mal kein Trick, aber irgendwie hatte er mehr von Archimonde erwartet. Irgendeinen klugen Schachzug. Doch Archimonde schien die Armee nur hinhalten zu wollen, so als erwarte er etwas …

Der Nachtelf schalt sich einen Narren. Natürlich erwartete Archimonde etwas … beziehungsweise jemanden.

Seinen Herrn Sargeras!

Aber wenn der Erzdämon davon ausging, dass der Dämonenlord bald eintreffen würde, was sagte das dann über die Mission derjenigen aus, die das Portal hatten verschließen wollen?

Für einen Moment verlor Jarod die Nerven, aber dann verhärtete sich sein Gesicht, und er kämpfte mit größerem Eifer als je zuvor. Sollten sie doch noch verlieren, dann nicht durch seine Schuld. Sein Volk – seine Welt – war verloren, wenn die Armee jetzt aufgab. Jarod hoffte nur, dass es Krasus, Malfurion und den anderen doch noch gelang, ihre Aufgabe zu erfüllen.

Über ihm kreisten die Drachen. Sie suchten nach Feinden und unterstützten die Armee dort, wo es am nötigsten war. Rechts neben dem Kommandanten kämpften sich Irdene durch die demoralisierten Teufelswachen. Ein Furbolg schlug einer Teufelsbestie den Schädel ein.

Es sieht hoffnungsvoll aus, dachte Jarod, obwohl er wusste, dass diese Hoffnung trügerisch war. Eine Gruppe Tauren kreuzte in einiger Entfernung Klingen mit dem Feind. Sie wurden von Priesterinnen der Elune begleitet. Jarod sah, dass seine Schwester sie anführte. Es überraschte ihn nicht, dass sie sich an der Front aufhielt. Er machte sich zwar insgeheim Sorgen um sie, aber sie würde sich nicht zurückziehen. Er hatte den Eindruck, dass sich Maiev vor den anderen Priesterinnen beweisen wollte, wahrscheinlich um die nächste Hohepriesterin zu werden. Ob ein solcher Ehrgeiz in der Schwesternschaft angebracht war, konnte auch Jarod nicht sagen, aber Maiev war nun einmal Maiev.

Der Kommandant, der an diesem Tag bereits auf dem dritten Nachtsäbler saß, erstach einen Dämonenkrieger. Seine Rüstung hing zerfetzt an seinem Körper, so viele Schläge der Gegner hatte sie bereits abgewehrt. Ein halbes Dutzend Wunden bedeckte seinen Körper, aber wie durch ein Wunder war keine lebensbedrohlich oder auch nur behindernd. Jarod würde sich nach der Schlacht ausruhen … oder im Tod.

Plötzlich hörte er die Tauren schreien. Entsetzt beobachtete der Nachtelf, wie einige von ihnen zu brennen begannen, als habe sie jemand mit Säure überschüttet. Ihre Haare verkohlten, und ihr Fleisch fiel vom Körper.

Die Priesterinnen versuchten ihnen zu helfen, aber die Teufelswachen warfen sich auf die ersten Reiterinnen. Es interessierte die Dämonen nicht, ob sie einem Mann oder einer Frau gegenüber standen. Sie töteten Tauren und Priesterinnen mit der gleichen dunklen Lust.

Jarod wusste, dass er auf seiner Position bleiben sollte, aber Maiev war seine einzige Verwandte. Er stand ihr näher, als er es zeigte. Er überzeugte sich kurz davon, dass seine Soldaten auch ohne ihn zurecht kommen würden, dann wendete er sein Reittier und ritt dem furchtbaren Spektakel entgegen.

Einige Tauren standen noch aufrecht. Sie waren schwer verletzt, kämpften aber weiter. Sie und die überlebenden Priesterinnen waren von Dämonen umzingelt. Jarod hatte noch nicht einmal die Hälfte der Strecke überwunden, da fielen auch schon zwei weitere Tauren.

Dann rutschte Maiev aus. Eine Teufelswache schlug nach ihr. Sie wehrte den Angriff knapp ab.

Mit einem wütenden Schrei ritt Jarod mitten in den Kampf hinein. Seine Katze tötete den Dämon, der seine Schwester angegriffen hatte. Ein zweiter Dämon schlug nach ihm, traf jedoch das Tier an der Schulter. Jarod durchbohrte die Kehle seines Gegners mit dem Schwert.

Die Dämonen konzentrierten sich plötzlich auf Jarod. Zu seiner Verwunderung schienen sie zu wissen, wer er war, denn sie zeigten eine unerwartete Entschlossenheit. Sie ignorierten alle anderen Ziele, um ihn zu attackieren.

Sein Nachtsäbler tötete zwei weitere Angreifer, wurde aber von ihren Lanzen schwer getroffen. Zu Fuß war Jarod gegenüber den großen Dämonen im Nachteil, aber er hatte keine andere Wahl. Drei Lanzenstöße töteten den Nachtsäbler, und Jarod konnte gerade noch rechtzeitig abspringen. Sonst wäre er unter dem Kadaver begraben worden.

Er landete geduckt neben seiner Schwester, die jetzt erst erkannte, wer ihr Retter war.

»Jarod! Du hättest nicht herkommen sollen. Sie brauchen dich doch!«

»Hör endlich auf, mich herumzukommandieren! Los, stell dich hinter mich!« Er riss seine Schwester zurück und stellte sich zwei gehörnten Kriegern, die auf ihn zukamen. Jarod Shadowsong hatte bisher zwar Glück gehabt, aber er wusste, dass er mit seinem kleinen Schwert keine Chance gegen deren riesige Klingen hatte.