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Doch letztlich bestärkte es ihn nur in seiner Entscheidung. Der Drache verzerrte das Maul zu einem Grinsen und begann, all die auszulachen, die ihm sein Recht streitig machen wollten. Er lachte und überwand die letzte Kluft, die ihn noch von der Scheibe getrennt hatte.

»Sie gehört mir!«, brüllte er. »Mir!«

Seine Klaue schloss sich um die Dämonenseele.

»Wir müssen handeln!«, warnte Krasus Alexstrasza. »Jetzt, oder wir …«

Die Welt explodierte.

So wirkte es zumindest auf den Magier. Ein Wirbel aus wahnsinnigen Farben übermannte Krasus. Unter ihm schrie Alexstrasza erschrocken und schmerzerfüllt auf. Eine Titanenfaust traf den Drachen. Krasus versuchte sich an der Königin festzuhalten, doch seinem sterblichen Körper fehlte die Kraft dazu.

Er wurde abgeworfen.

Etwas flog an ihm vorbei – eine schreiende, brennende Schattenbestie.

Eine zweite, kleinere Gestalt stürzte neben ihr nach unten, vermutlich ihr Reiter. Einige Drachenschuppen folgten. Die Farbe war weg gebrannt und ließ sich nicht mehr erkennen.

Krasus versuchte, seinen Sturz zu bremsen, doch alle Zauber schlugen fehl.

Wir haben verloren, dachte er. Das ist das Ende.

Im gleichen Moment pflückte ihn eine riesige Klaue aus der Luft. Alexstrasza rief: »Er hat es geschafft! Er hat es geschafft!«

Der Magier blinzelte die Tränen aus seinen Augen und blickte zu Deathwing und der Dämonenseele.

Der schwarze Drache brüllte mit Urgewalt, als er die Scheibe den Zaubern entriss. Sein Körper flammte auf. Krasus hielt es für ein Wunder, dass der Aspekt noch lebte. Der Drache hielt die Scheibe empor und lachte triumphierend, trotz aller Pein, die er empfinden musste.

Im gleichen Moment schoss ein schwarzer Strahl aus den Tiefen des Brunnens herauf und traf Deathwing am Kopf.

Der schwarze Drache wurde mit solcher Kraft zurück geschleudert, dass er den Brunnen und das Ufer hinter sich ließ und zwischen den Wolken verschwand.

Die Dämonenseele, die seinen Fingern entglitten war, fiel dem Mahlstrom entgegen.

»Wir müssen sie bekommen, bevor Sargeras oder die Drei sie wieder mit dem Portal verbinden. Ich glaube, dass ich sie trotz Deathwings Zauber lange genug festhalten kann, damit unser Plan funktioniert. Aber wir müssen sie bekommen!«

»Ich werde es versuchen …«, keuchte Alexstrasza.

Erst jetzt bemerkte Krasus, wie schwer seine Königin durch die Kräfte, die Deathwing beschworen hatte, verheert worden war. Sie konnte sich kaum noch in der Luft halten.

Doch in diesem Moment flog ein grüner Drache an ihnen vorbei. Auf seinem Rücken saß ein einzigartig aussehender Nachtelf.

»Malfurion«, murmelte Krasus und betrachtete den Druiden, der nun ein Geweih auf dem Kopf trug, das an das seines Lehrers erinnerte. »Ja, er ist es, der es versucht …«

Doch das entband die anderen nicht von ihrer Pflicht. Trotz ihrer Wunden beeilte sich Alexstrasza. Auf Krasus’ rechter Seite näherten sich Rhonin und Brox auf einem zweiten roten Drachen. Der bronzefarbene Drache folgte ihnen ebenfalls, aber da er reiterlos war, konnte er den anderen nur zusehen.

Malfurions Drache näherte sich der herabfallenden Scheibe. Sie hinterließ eine goldene Spur in der Luft. Krasus hielt den Atem an, als der Druide die Hand danach ausstreckte … und sie auffing. Der Nachtelf presste sie gegen seine Brust.

Ein Schrei wie Donnergrollen kam aus dem Portal und erschütterte den Drachenmagier bis ins Mark. Er blickte hinab auf den schrecklichen grünen Sturm, der in der Mitte des Mahlstroms entstand.

Sargeras bahnte sich seinen Weg durch das fast vollendete Portal!

Brox war ein Krieger, der seine Grenzen kannte. Dies war die Stunde der Zauberer und Magier. Hier oben gab es keine Feinde mehr, die Schwerter oder Äxte schwangen.

Malfurion starrte auf die verfluchte Scheibe. Seine Augen waren weit aufgerissen und blinzelten nicht. Brox erkannte die verführerische Macht der Dämonenseele und rief dem Nachtelf zu: »Druide, du darfst ihr nicht vertrauen! Sie ist das Böse!«

Der Nachtelf sah auf und nickte dann entschlossen. Brox atmete erleichtert aus, doch der Atem stockte in seiner Brust, als er den Schrei aus dem Mahlstrom hörte. Es war der eines wütenden Gottes.

Der Schrei von Sargeras, dem Herrn der Brennenden Legion.

»Der Dämonenlord versucht, Kalimdor zu betreten!«, rief der rote Drache. »Das Portal ist fast fertig. Es könnte ihm gelingen … und dann sind wir alle verloren!«

Brox blickte auf den grünen Sturm. Er wurde kleiner und begann ein achteckiges Tor zu formen.

»Was geht da vor? Das Portal schrumpft, anstatt zu wachsen.«

»Sargeras erhöht seine Chancen, wenn er den Zauber konzentriert. Sobald er hindurch ist, kann er ihn problemlos wieder erweitern.«

Entsetzt löste Brox seinen Blick von dem monströsen Toben … und bemerkte, dass sich ihre Lage immer mehr verschlechterte. Aus Zin-Azshari erhoben sich Hunderte, vielleicht sogar Tausende geflügelter Kreaturen. »Seht nur! Da!«

Captain Varo’then und seine Soldaten hatten die Drachen angreifen dürfen, weil Mannoroth geglaubt hatte, man müsse sie nur aufhalten. Aber nach den Taten des schwarzen Drachen hatte er diesen Plan verworfen. Mannoroth wusste jetzt, welche Gefahr der Legion drohte. Deshalb hatte er jede Verdammniswache und all die anderen geflügelten Dämonen zusammengezogen, um das Problem aus der Welt zu schaffen.

Brox hätte seine Axt nur zu gern in den angreifenden Schwarm geschlagen, aber er wusste, dass sein Beitrag lächerlich gewesen wäre verglichen mit Rhonins und Krasus’ Magie. Natürlich konnte er auf dem roten Drachen sitzen bleiben, während der Magier kämpfte, aber was würde das schon bringen?

Alexstrasza und Krasus, die weiter zurückgeblieben waren, hatten sich bereits umgedreht und erwarteten den Schwarm. Der zweite rote Drache begann sich vom Zentrum des Brunnens zu entfernen. Einzig Malfurion hatte noch die Möglichkeit, das Portal mit der Dämonenseele zu verschließen … wenn man ihm die nötige Zeit dazu verschaffte. Sogar Brox spürte die dunklen Energien, die sich im Portal zusammenbrauten. Sargeras hatte es fast geschafft.

Dem Orc fiel nur eine Lösung ein. Ein Teil von ihm hielt das für Wahnsinn, ein anderer drängte ihn zur Tat.

»Leb wohl, Zauberer!«, rief er. »Es war eine Ehre, mit dir und den anderen zu kämpfen!«

Rhonin starrte ihn an. »Was hast du vor?«

Brox sprang.

Der rote Drache versuchte nach ihm zu greifen, aber der Orc hatte ihn so überrascht, dass er zu spät reagierte. Brox stürzte an seinen Klauen vorbei auf die Mitte des Brunnens zu … wo der grüne Feuersturm seinen Höhepunkt erreichte.

Der Wind zerrte an ihm. Der Orc stieß seinen Kriegsschrei aus. Er umklammerte seine Axt so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Er grinste so, wie er es an dem Tag getan hatte, an dem er und seine Kameraden den Pass mit ihrem Leben verteidigen wollten.

Als sich Brox dem Portal näherte, änderte sich seine Perspektive. Er sah Bewegung im Inneren. Unzählige Dämonenreihen bereiteten sich auf den Übergang in die Welt der Sterblichen vor. Zwar entdeckte Brox Sargeras nicht, aber er wusste, dass der Dämonenlord sehr, sehr nahe war.

Und dann erreichte der Orc das Portal.

19

Malfurion sah Brox nicht springen, denn er konzentrierte sich bereits auf die Aufgabe, die vor ihm lag. Jetzt, da er die Scheibe in Händen hielt, erkannte er erst, wie unwahrscheinlich es war, dass sein Vorhaben gelingen würde. Malfurion hatte gehofft, einer der anderen, in erster Linie Krasus, würde die Scheibe fangen. Aber die Dinge waren durch die Zauber, die sie alle unterschätzt hatten, und durch die schockierenden Taten des schwarzen Drachen auf den Kopf gestellt worden. Jetzt hing alles von ihm ab, aber er wusste nicht genau, was er eigentlich tun sollte.

Im gleichen Moment spürte er Tyrande in seinen Gedanken. Malfurion streckte seine Geistfühler nach ihr aus und bemerkte entsetzt, dass sie in Gefahr schwebte.