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Tyrande! Was …

Malfurion, hier sind überall Dämonen. Illidan und ich glauben, dass Mannoroth dich durch uns angreifen will.

Er suchte nach einer Verbindung zu seinem Zwillingsbruder. Als er sie fand, schreckte er vor der Blutgier zurück, die er in Illidans Gedanken spürte. Der Druide spürte, wie sein Bruder gegen die Brennende Legion kämpfte, sah die Körper der Dämonenkrieger, die sich vor dem schwarz gekleideten Zauberer häuften.

Illidan bemerkte seine Anwesenheit. Bruder?

Illidan! Könnt ihr fliehen?

Wir sind umzingelt, und Mannoroth wartet bestimmt nur darauf, dass ich versuche, uns durch einen Zauber in Sicherheit zu bringen. Den würde er umleiten, damit wir statt dessen in seinen zärtlichen Armen landen …

Malfurion erschauderte. Ich komme. Ich werde euch helfen.

Doch noch während er den Gedanken formulierte, erkannte er, dass er den Brunnen nicht verlassen konnte. Das Portal musste zerstört werden, auch wenn das die Opferung von Tyrande und seinem Bruder bedeutete. Wie gerne wäre Malfurion in die alte Zeit zurückgekehrt, in der es noch keine Brennende Legion gegeben hatte. Die Zeit, in der er und sein Bruder Seite an Seite kämpften. Damals, als Kinder, waren er und Illidan unzertrennlich und unbesiegbar gewesen.

Wenn es doch noch einmal so sein könnte, dachte der Druide verzweifelt. Wenn ich doch noch einmal neben Illidan stünde. Gemeinsam mit ihm würde ich das Böse bekämpfen.

Zu spät bemerkte Malfurion das Aufleuchten der Dämonenseele.

Ein kurzer Schwindel überkam ihn. Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Stöhnend schüttelte Malfurion den Kopf … und erkannte, dass er plötzlich neben Illidan in den Ruinen von Zin-Azshari stand.

»Malfurion?«, keuchte Tyrande. Sie streckte ihre Hand nach dem Druiden aus, glitt aber durch seinen Körper hindurch.

Malfurion hingegen, der mit seiner Hand Illidan berührte, spürte dessen Haut. Sein Bruder wich überrascht zurück.

Malfurion blinzelte … und hockte wieder auf dem Drachen hoch über dem Brunnen der Ewigkeit.

Nur dass jetzt Illidan neben ihm saß.

Der Zauberer starrte Malfurion hinter seinem Schal misstrauisch und bewundernd an. »Was hast du getan, Bruder?«

Der Druide betrachtete die Dämonenseele und dachte an seinen Wunsch. Die Scheibe hatte ihn erfüllt.

Er und Illidan hielten sich gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten auf.

Malfurion akzeptierte es. Die Dämonenseele war zweifellos das Böse, aber sie hatte ihm die Chance gegeben, die er benötigte. »Hilf mir, Illidan«, rief er. »Hilf mir hier …« Er brachte ihn zurück nach Zin-Azshari. »… und hier.«

Sein Zwilling grinste, so wie er es früher getan hatte, und nickte.

Seite an Seite standen die Brüder in der nebligen Stadt, während die Dämonen ihnen über die Trümmer entgegen kletterten. Dutzende starben, wurden aufgespießt von meterlangen Schwertern, die Illidan aus schwarzer Energie erschuf. Gleichzeitig bündelte Malfurion die Kräfte der Natur zu einem Sturm, dessen Regentropfen Rüstungen und Fleisch der Dämonen auflöste. Tyrande stand neben ihnen und beschwor Elune. Das Licht der Mondgöttin blendete und verbrannte die monströsen Krieger.

Zur gleichen Zeit saßen Illidan und Malfurion aber auch auf Ysera und kämpften gegen den Zauber, der das Portal zusammen hielt. Es wunderte beide, dass Sargeras noch nicht hindurch getreten war, aber sie stellten ihr Glück nicht in Frage.

Trotz der Dämonenseele erreichten sie nichts. Der Himmel war voller Verdammniswachen, die nach denen suchten, die ihren Herrn aufhalten wollten. Krasus, Rhonin und die Drachen töteten sie gleich dutzendweise, aber sie schienen nicht weniger zu werden. Brox war nicht zu sehen, aber der Druide hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.

Ysera wehrte einen Angriff nach dem anderen ab, doch Malfurion wusste, dass sie das nicht ewig durchhalten konnte. Er und Illidan gaben zwar ihr Bestes, doch selbst die Dämonenscheibe vermochte das Portal nicht zu schließen.

Dann endlich erkannte er das Problem. Malfurion sah seinen Bruder an. »Wir machen alles falsch. Wir benutzen die Scheibe, um unsere Zauber zu verstärken.«

»Natürlich«, entgegnete Illidan. Die Umgebung veränderte sich. In Zin-Azshari erschlug der Zauberer gerade eine Teufelswache. »Wie sollten wir sie auch sonst einsetzen?«

Sie kehrten zum Brunnen zurück und zu dem Himmel voller Dämonen. Der Druide betrachtete Deathwings unselige Schöpfung. Sein eigener Plan widerte ihn an. »Die Dämonenseele ist ein Teil des Portalzaubers. Wir dürfen nichts aus ihr herausziehen, sondern müssen etwas in sie hineinlegen. Wir müssen unsere Zauber durch die Scheibe weben und sie nicht wie eine Axt oder ein Schwert behandeln.«

Illidan schien widersprechen zu wollen, schloss den Mund aber, als er erkannte, dass sein Bruder Recht hatte.

Malfurion stand wieder in Zin-Azshari. Sofort bemerkte er, dass sich eine neue Kraft zu den Dämonen der Stadt gesellt hatte, eine Kraft, die sich gezielt auf die Ruinen zu bewegte, in denen sich Tyrande und die Brüder aufhielten. Ihr Gestank war ihm nur allzu vertraut.

»Satyrn!«

Die Ziegenwesen sprangen über die Dämonen hinweg, während die Nachtelfen bereits die ersten Zauber sprachen. Sie lachten irre, einige meckerten sogar.

Doch als sich die Ungeheuer den Brüdern näherten, saß Malfurion plötzlich wieder auf Ysera. Die ständigen Ortswechsel lenkten ihn ab, und er befürchtete, dass die Fähigkeit, an zwei Kämpfen gleichzeitig teilzunehmen, schon bald nachlassen würde.

»Verbinde dich mit mir, Illidan! Jetzt!«

Der Zauberer zögerte nicht. Sein Geist verband sich mit dem Malfurions, verschmolz mit ihm, bis sie beinahe eins waren. Der Druide las in den Gedanken seines Bruders, wie er versucht hatte, sich zum Helden von Kalimdor aufzuspielen. Und er erkannte, wie die dunklen Kräfte der Scheibe, die auch ihn hatten manipulieren wollen, Illidans Arroganz für ihre eigenen Zwecke ausgenutzt hatten.

Er hatte die Drei, wie Krasus sie nannte, völlig vergessen. Sie versuchten also noch immer zu fliehen, und Sargeras Portal stellte ihr Tor zur Freiheit dar. Der Druide wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab: Er musste die Dämonenseele einsetzen, um das Portal zu zerstören.

Halte dich bereit!, befahl er Illidan.

Malfurion beschwor die Urenergien Kalimdors, die gleichen Kräfte, die ihm auch schon im Kampf gegen Captain Varo’then gedient hatten. Doch dieses Mal verlangte er ein weit größeres Opfer von ihnen. Die Kraft, um die er seine Welt bat, war um ein Vielfaches stärker als die, mit der er einst Krasus und später Korialstrasz gerettet hatte. Vielleicht würde er die Welt damit sogar ausdörren und zu dem gleichen Schicksal verdammen, das auch die Brennende Legion ihr zugedacht hatte.

Noch während er Kalimdor darum bat, ihm diese Kräfte zu gewähren, spürte er, wie sein Bruder damit begann, seine eigene Macht aus dem Brunnen der Ewigkeit zu ziehen. Als beide ihr Ziel erreicht hatten, verbanden die Brüder ihre Energien miteinander und schickten sie in die Dämonenseele.

Malfurion und Illidan zuckten zusammen, als ihre Magie mit der Macht der Scheibe verschmolz. Der Druide kehrte einen Moment lang nach Zin-Azshari zurück, wo ein Satyr sich gerade auf Tyrande stürzen wollte. Der Druide schlug mit einem Schwert, das er aus einem gezackten Blatt gebildet hatte, nach dem Dämon. Dessen Kopf rollte von den Schultern.

Malfurion kehrte zum Brunnen zurück. Er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich wieder auf die Dämonenseele.

Er und Illidan wurden zu einem Teil der Scheibe. Sie wurden … zur Dämonenseele …

Eine endlose Welle des Bösen, die auf seinen Tod aus war, rollte ihm entgegen.

»Kommt schon!«, schrie Brox und trat nach dem abgetrennten Bein eines Dämons, der sich in die Reichweite seiner Axt gewagt hatte. Er stand auf einem Leichenberg, den er selbst geschaffen hatte. Sein Blut lief über seinen Körper, dennoch war der Orc von einer Stärke erfüllt, die er schon seit Jahren nicht mehr gespürt hatte Wütendes Chaos umgab den einsamen Kämpfer. Dies war der Wahnsinn, der im Reich der Brennenden Legion herrschte. Es gab keinen Boden, keinen Himmel, nur ein Wirbeln feuriger Farben und unkontrollierter Energien. Wenn sich Brox nicht völlig auf seine Gegner konzentriert hätte, wäre er wahrscheinlich schon wahnsinnig geworden.