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Hinter ihm pulsierte das Portal bedrohlich. Grüne Flammen tanzten um es her wie irre Dämonen. Die Brennende Legion wurde von ihnen angezogen wie die sprichwörtliche Motte vom Licht. Brox hatte mit seinem sofortigen Tod gerechnet, aber noch lebte er. Und bisher war es ihm sogar gelungen, den Dämonen den Weg durch das Portal zu versperren.

Der ergraute Krieger wusste jedoch nicht, wie lange er noch durchhalten würde. Er hoffte, die Zerstörung des Portals zu erleben, bevor sein Leben endete. Die magische Axt verschaffte ihm zwar einen enormen Vorteil, aber die Waffe nützte ihm nur etwas, so lange er die Kraft hatte, sie zu heben.

Ein schwarzer Schatten zu seiner Rechten erregte seine Aufmerksamkeit. Instinktiv wandte er sich ihm zu …

… und wurde von einer Kraft getroffen, gegen die all die anderen Dämonenangriffe verblassten. Brox’ Schulter knirschte, und er spürte, wie sich einige Rippen in seine Organe bohrten. Schmerz wütete in seinem Körper.

Er versuchte sich zu erheben, aber die Schläge prasselten auf ihn nieder. Seine Beine wurden zerquetscht, sein Kiefer gebrochen. Brox schmeckte sein Blut, ein Geschmack, der ihm nur allzu vertraut war. Ein Auge war angeschwollen und hatte sich bereits geschlossen. Nur atmen konnte der Orc noch.

Die Hand, die ihm noch geblieben war, umklammerte die Axt. Brox mobilisierte seine letzten Kräfte und holte aus.

Die Klinge traf auf Widerstand, und für einen Moment spürte der Orc neue Hoffnung. Doch das Winseln, das er unmittelbar darauf hörte, verriet ihm, dass er nur eine Teufelsbestie getroffen hatte, die sich zu nahe an ihn heran gewagt hatte.

Wie bedauerlich …

Trotz dieser Worte gab es kein Mitleid in der dunklen Stimme, die durch seinen Kopf dröhnte. Ein gewaltiger Schatten fiel über den Orc.

Wie bedauerlich, dass jemand mit solcher Blutgier der anderen Seite dient …

Brox stieß seinen Kriegsschrei aus und richtete sich stöhnend auf. Er holte mit der Axt aus.

Dieses Mal stand ihm kein Dämonenhund gegenüber.

Ein wütender Schrei raubte dem verletzten Orc beinahe das Gehör. Mit seinem gesunden Auge sah Brox eine gewaltige gehörnte Gestalt in tiefschwarzer Rüstung, deren dichtes Haar und Bart aus wild tanzenden Flammen zu bestehen schien. Der Orc konnte das Gesicht dahinter nicht erkennen, wusste jedoch, dass es gleichzeitig perfekt und entsetzlich sein würde.

Der Titan hob seine Hand. Er hielt ein riesiges Schwert, dessen Klinge in der Mitte abgebrochen war. Der Rest war jedoch noch scharf genug, um zu töten.

Der Orc sprach sein Todesgebet.

Das Schwert traf ihn und durchbohrte seine Wirbelsäule. Brox begann zu zittern. Das Licht in seinen Augen schwand. Die Axt entfiel seinen reglosen Fingern.

Mit einem letzten Seufzen gesellte sich Brox zu seinen toten Kameraden.

»Es sind zu viele!«, rief Rhonin.

»Wir müssen durchhalten. Malfurion braucht Zeit!«, antwortete Krasus von Alexstraszas Rücken aus.

»Kann er es schaffen?«

»Er ist ein Teil Kalimdors. Es muss ihm einfach gelingen. Niemand außer ihm ist dazu in der Lage.«

Rhonin nickte stumm und schickte ein weiteres Dutzend Dämonen in ein hoffentlich höllisches Jenseits.

Der Lärm, der draußen vor dem Palast und sogar im Inneren erklang, raubte Königin Azshara auch die letzte Ruhe. Sie trug ihr schönstes Kleid, um den großen Sargeras angemessen zu begrüßen, rauschte damit jedoch durch die Gänge, während ihre Dämonenwachen ihr hinterhereilten. Nachtelfensoldaten salutierten nervös, wenn sie an ihnen vorbeikam.

»Vashj! Lady Vashj!«

Azsharas Zofe lief ihr aus einem Zimmer entgegen und kniete nieder. »Ja, Herrin? Ich bin hier, um zu gehorchen.«

»Du bist hier, um Fragen zu beantworten! Man sagte mir, alles sei in Ordnung, aber jetzt scheint Chaos zu herrschen. Das beleidigt meine Sinne. Die Ordnung muss wiederhergestellt werden, ist das klar? Was soll denn Lord Sargeras sonst denken?«

Vashj hielt den Kopf weiter nach unten geneigt. Jede Fliese des Marmorfußbodens enthielt ein Relief von Azsharas perfektem Gesicht. »Ich bin nur eine einfache Dienerin, Licht der Lichter. Ich habe Lord Mannoroth um Neuigkeiten gebeten, aber er hat mich weggeschickt und gedroht, mich zu häuten.«

»Unverschämtheit!« Azshara blickte in den Gang, der zu dem Turm führte, in dem Dämonen und Hochgeborene ihrer Arbeit nachgingen. »Das werden wir ja sehen. Komm, Vashj!«

Die Königin und ihre nervöse Dienerin stiegen die Steintreppe hinauf. Normalerweise hätte sich Azshara von ihren Dienern einen pompösen Auftritt vorbereiten lassen, aber sie war zu wütend, um sich dafür die Zeit zu nehmen. Dieses eine Mal mussten Vashj und ihre Leibwache ausreichen.

Zwei Teufelswachen und zwei Teufelsbestien versuchten, ihr den Weg zu versperren. »Geht zur Seite. Das ist ein Befehl!«

Die Hunde winselten, wollten ihr offensichtlich gehorchen, doch die beiden Krieger schüttelten den Kopf.

Azshara warf ihrer eigenen Leibwache einen kurzen Blick zu, lächelte und sagte: »Entfernt sie.«

Ihre Wachen stellten sich ohne zu zögern gegen ihre Kameraden. Sie waren schon so lange bei der Königin, dass sie ihrem Charme erlegen waren. Die zahlenmäßig unterlegenen Dämonen starben schnell, ebenso wie die Hunde. Ein Leibwächter verlor ebenfalls sein Leben, aber welche Bedeutung hatte das schon verglichen mit den Wünschen einer Königin?

Die Leichen wurden beiseite geräumt, dann ging Azshara weiter. Vashj öffnete die Tür und versteckte sich hinter ihrer Königin.

In dem Raum hinter der Tür herrschte geschäftiges Treiben. Hagere schwitzende Zauberer arbeiteten angestrengt und duckten sich unter Mannoroths wachsamen Blicken. Satyrn, Eredar und Schreckenslords woben ebenfalls Zauber, die sich offenbar auf einen Ort jenseits der Palastmauern konzentrierten.

Azshara interessierte der Stress nicht, unter dem die Magier standen. Hoch erhobenen Hauptes ging sie auf den riesigen Dämon Mannoroth zu, der ebenfalls vor Anstrengung schwitzte. Er bemerkte ihre Anwesenheit im ersten Moment nicht einmal, eine Beleidigung, über die die Königin nur mühsam hinweg sah.

»Lord Mannoroth«, sagte sie kühl. »Ich bin sehr enttäuscht, über die fehlende Ordnung in diesem Palast, so kurz vor Lord Sargeras’ Ankunft.«

Er fuhr herum. Sein Krötengesicht verriet, wie überrascht er über eine solche Unverschämtheit war. »Kleine Kreatur, du solltest besser gehen. Meine Geduld neigt sich ihrem Ende zu. Für diese Störung sollte ich dir den Kopf abreißen und dein Blut trinken!«

Azshara antwortete nicht, sondern sah ihn nur verärgert an.

Zischend holte Mannoroth aus. Seine Absicht war klar: Er hatte keine weitere Verwendung für die Nachtelfe.

Aber obwohl Mannoroth kurz davor stand, ihr den Kopf abzuschlagen, kam es nicht dazu. Das lag nicht etwa daran, dass er glaubte, Sargeras habe noch etwas mit der silberhaarigen Kreatur vor, sondern daran, dass er einfach nicht zuschlagen konnte. Die Macht der Königin war so groß, dass nur Sargeras sich gegen sie zu stellen vermocht hätte. Mannoroth wäre es leichter gefallen, sich selbst zu köpfen als sie.

Er wich zurück. Er fühlte sich unwohl in der Gegenwart einer Kreatur, die er so sehr unterschätzt hatte. Gleichzeitig musste er sich der Gefahr widmen, die dem Portal drohte.

»Da du Lord Sargeras’ Diener bist«, erklärte Azshara königlich, »vergebe ich dir deinen Ausbruch … dieses Mal.«

Mannoroth wandte sich von ihr ab, damit sie nicht sehen konnte, wie verstört er war. »Ich habe keine Zeit. Das Portal muss geschützt …«

Ihre Augenbrauen hoben sich. »Das Portal ist gefährdet? Wodurch?«

Der Dämon biss seine gelben Fänge zusammen. »Wegen der Verzweiflungstat einiger Nichtsnutze. Alles wird gut … wenn ich nicht mehr unterbrochen werde.«