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Azshara schürzte die Lippen, als sie seinen beleidigenden Tonfall hörte, verstand jedoch den Grund dafür. »Nun gut, Lord Mannoroth. Ich werde in meine Räumlichkeiten zurückkehren … aber ich erwarte, dass dieser Zwischenfall ein baldiges Ende findet und Lord Sargeras zu mir geleitet wird. Wir sind hier fertig, Vashj.«

Die Königin der Nachtelfen verließ den Raum mit königlicher Würde. Mannoroth sah ihr nach. Er konnte immer noch nicht fassen, wie mächtig sie war. Dann riss er sich zusammen und widmete sich wieder seiner Aufgabe. Die Rebellen mussten besiegt werden. Das Tor, das den Herrn der Brennenden Legion in diese Welt bringen würde, durfte nicht geschlossen werden. Er fühlte, wie sich Sargeras dem Portal näherte, das trotz des Diebstahls der Drachenseele immer noch offen stand.

Bald … es würde nicht mehr lange dauern …

Malfurion und Illidan kämpften weiter gegen die Dämonen in den Ruinen. Gleichzeitig versetzten sie sich selbst in die Scheibe. Illidan wollte sich mit aller Kraft hineinstürzen, aber Malfurion hielt seinen Zwilling zurück. Sie mussten vorsichtig handeln, auch wenn jede Sekunde so wertvoll wie ein letzter Atemzug war.

Dann endlich waren sie bereit.

Doch als sie ihren abschließenden Zauber beginnen wollten, spürte Malfurion, wie etwas entsetzlich Böses seinen Geist berührte, etwas, das nicht identisch mit Sargeras war. Stimmen flüsterten in seinem Kopf und versprachen ihm die Erfüllung aller Wünsche. Er würde über Kalimdor herrschen, mit Tyrande an seiner Seite und der Brennenden Legion als seiner Armee. Alle würden sich vor ihm verneigen. All das würde geschehen, wenn er seinen Zauber nur ein wenig veränderte.

Der Druide kämpfte gegen die Stimmen an. Er wusste, was sie tatsächlich wollten. Mühsam setzte er seinen Zauber fort.

Aber im gleichen Moment versuchte Illidan, das zu tun, was die Stimmen von Malfurion verlangt hatten. Dem Druiden war es gelungen, der Versuchung zu widerstehen, Illidan hingegen war ihr Opfer geworden.

Illidan! Malfurions Gedanken waren wie ein Schlag ins Gesicht des Bruders. Er spürte, wie sich die Dunkelheit, die seinen Zwilling festgehalten hatte, löste.

Ich bin wieder ich selbst, versicherte Illidan ihm einen Moment später.

Malfurion traute ihm zwar nicht völlig, setzte seine Arbeit jedoch fort. Sie hatten nur noch wenig Zeit. Die Drei waren zwar zurückgeschlagen worden, aber wenn niemand das Portal schloss, würden sie Sargeras früher oder später nach Kalimdor folgen.

Malfurion wusste, welches Leid sie über die Welt bringen würden. Selbst sein gefährlicher Zauber war im Vergleich dazu nur ein laues Lüftchen.

Stille hing über der Landschaft. Es war, als existiere kein Geräusch in der Welt. Der Wind war so lautlos wie die aufgepeitschten Wellen und der unhörbare Donner.

Dann erschütterte ein gewaltiges Heulen Zin-Azshari und den Rest von Kalimdor. Ein furchtbarer Sturm erfasste Malfurion, aber Ysera stemmte sich rasch dagegen. Der neue Wind tobte wütender als jeder Sturm, den Malfurion jemals erlebt hatte. Die anderen Drachen wurden im ersten Moment taumelnd mitgerissen, gewannen die Kontrolle über ihren Flug aber schon bald zurück, so als existiere der Sturm für sie nicht länger.

Die Verdammniswachen und die anderen fliegenden Dämonen hatten nicht so viel Glück. Sie wurden hinweg gerissen, konnten weder gegen den Sturm, noch gegen ihre anderen Feinde ankämpfen. Einige stießen zusammen und brachen sich die Knochen. Viele starben, stürzten aber nicht in die Tiefe, da der Wind ihre Leichen durch die Luft wirbelte. Sie sahen aus wie makabre Tänzer.

Der Sturm steigerte sich um das Zehnfache, das Hundertfache, aber die Drachen und ihre Reiter blieben davon verschont. Nur die Dämonen wurden von ihm umhergewirbelt …

… und Stück für Stück zu dem Portal gezogen.

Wer noch atmen konnte, heulte, schrie und biss um sich, doch es half alles nichts. Aus allen Richtungen flogen die Dämonen dem Tor entgegen, hinter dem ihre Brüder kampfeslustig warteten.

»Es funktioniert!«, rief Illidan und lachte triumphierend. »Es funktioniert!«

Malfurion jubelte nicht, denn er spürte den Widerstand, der sich gegen den Zauber aufbaute. Er wusste nicht, ob Sargeras oder die Drei dafür verantwortlich waren. Der Druide wusste nur, dass er nicht aufgeben durfte, sonst war die Welt verloren.

Der Wind wurde immer noch stärker. Er riss die Dämonen in das Portal im Zentrum des Brunnens. Innerhalb weniger Sekunden flog kein Dämon mehr am Himmel, doch der Sturm flaute nicht ab.

Malfurion, der sich immer noch an zwei Orten gleichzeitig aufhielt, sah zu, wie die Dämonen, die sich ihm, Illidan und Tyrande genähert hatten, plötzlich in Panik gerieten. Riesige Teufelswächter und monströse Dämonenhunde klammerten sich am Boden fest. Eine Höllenkreatur kämpfte sich ein paar Schritte auf die Nachtelfen zu, kam dann aber auch nicht mehr weiter.

Dann flog die erste Teufelsbestie aus der Ruine heraus. Ihr Jaulen hallte durch Zin-Azshari. Sie verschwand im Brunnen.

Eine weitere Teufelsbestie folgte, dann die Teufelswachen. Als sei nun ein Damm gebrochen worden, flogen Dämonen gleich dutzendweise zum Himmel auf. Es war, als sähe man einem bizarren, umgedrehten Regen zu. Sie wurden über die dunklen Wasser gerissen, und Malfurion beobachtete, wie ihre Körper flüssiger, fast schon durchscheinend wurden.

Schwindel erfasste ihn. Beinahe hätte der Nachtelf die Kontrolle über den Zauber verloren. Die Ruinen Zin-Azsharis verschwanden. Malfurion drehte sich zur Seite und entdeckte, dass sein Bruder nicht mehr neben ihm saß. Die Verbindung zwischen ihm und Illidan existierte zwar noch, aber sie war wesentlich schwächer geworden.

Der Druide konzentrierte sich weiter. Die natürliche Kraft der Welt floss wie Blut durch seine Adern. Die Bäume, das Gras, die Felsen, die Fauna … alle opferten einen Teil ihrer selbst, um ihm die Stärke zu geben, die er benötigte. Malfurion ahnte, dass das, was er hier tat, weit über die Lehren des Cenarius hinausging und weit über alles, das er jemals versucht hatte. Illidans Magie war noch immer mit der seinen verschmolzen und verstärkte sie.

Er schrie auf, als tausend Nadeln seinen Geist zu treffen schienen. Sargeras griff ihn an. Die Aura des Dämonenlords erfüllte ihn, versuchte ihn von innen heraus zu verzehren.

Malfurion kämpfte gegen den Schmerz. Kalimdor gab ihm auch weiterhin alle Kraft, die es aufbringen konnte. Er war jetzt sein Wächter, mehr noch als Cenarius, Malorne oder sogar die Drachen. Von ihm allein hing alles ab.

Er bot der Brennenden Legion und den Drei ganz allein die Stirn.

»Schuftet, ihr Hunde!« Mannoroth schrie die Zauberer und Dämonen an. »Härter!«

Einer der Hochgeborenen brach in die Knie. Wie die anderen auch war er bis auf die Knochen abgemagert. Die einst extravaganten Gewänder schlotterten nur noch um ihre Körper. Der Gefallene hustete, bemerkte dann erst den riesigen Schatten, der auf ihn fiel.

»Bitte, Lord Mannoroth! Ich brauche doch nur …«

Mit einer Hand ergriff der Dämon seinen Kopf und zerquetschte ihn. Mannoroth schüttelte den leblosen Körper als Warnung für die entsetzten Nachtelfen und Hexenmeister. »Arbeitet!«

Trotz ihres schlechten Zustands gehorchten die Zauberer und verdoppelten ihre Anstrengungen. Aber Mannoroth war immer noch nicht zufrieden. Er warf die Leiche zur Seite und betrat den magischen Kreis. Die Zauber benötigten seine Unterstützung.

Doch als er jene beiseite stieß, die ihm im Weg standen, erfasste ihn ein seltsamer Schwindel. Seine Bewegungen wurden langsamer, und als er zu einem der Eredar blickte, bemerkte er, dass auch der Hexenmeister davon betroffen war. Sogar die Nachtelfen wurden langsamer.

»Was-geht-hier-vor?«, fragte er niemanden und alle.

Sein Schwanz schlug schwer auf den Steinboden. Mannoroth versuchte einen Zauber zu weben, doch als er die Hand hob, weiteten sich seine Augen. Seine Schuppenhaut wirkte durchsichtig. Der Dämon konnte seine Sehnen und Knochen erkennen, die ebenfalls an Substanz verloren hatten.