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Der Nachtelf sah Krasus an. »Was geht hier vor?«

Krasus verweigerte jede Erklärung, drängte nur: »Wir müssen uns zurückziehen. Alle müssen sich aus der Nähe des Brunnens zurückziehen!«

Alexstrasza und die anderen drehten rasch ab und flogen dem Ufer entgegen. Unkontrollierte Energie knisterte in den dunklen Wassern. Ganz Zin-Azshari erbebte, und als die Drachen über die Stadt zogen, entdeckte der Magier gewaltige Risse im Fels.

»Es hat begonnen«, flüsterte er zu sich selbst. »Mögen die Schöpfer uns beschützen … es hat begonnen, und wir können nichts dagegen tun.«

Ein neuer Sturm fegte über die Gruppe hinweg und machte den Drachen zu schaffen. Die geflügelten Riesen sammelten sich, um dem Wind gemeinsam zu trotzen … außer Ysera.

Die Herrin der Träume – und mit ihr Malfurion und die Scheibe – war verschwunden.

Krasus warf einen Blick in den Himmel, konnte den Aspekt jedoch nirgends sehen. Erst als sein Blick zum Boden zurückkehrte, fand er sie.

Sie flog zurück zum Brunnen der Ewigkeit.

»Nein!« Selbst Ysera ahnte offenbar nicht, welches Schicksal diesem Ort blühte. Außerdem wusste niemand, was mit der Zeitlinie geschehen würde, wenn die Dämonenseele nicht gerettet, sondern im Brunnen versenkt wurde. »Wir müssen zurück! Wir müssen sie holen!«

Alexstrasza drehte sofort um. Rhonins roter Drache und der reiterlose Bronzefarbene wollten ihr folgen, aber Krasus winkte ab. Trotz der entfesselten magischen Energien, die allenthalben tobten, gelang es Krasus, Rhonins Geist zu berühren.

Du musst zur Armee fliegen. Sag Jarod, dass er und seine Soldaten sich so weit wie möglich vom Brunnen entfernen müssen. Sie sollen zu Mount Hyjal fliehen.

Mehr musste er nicht sagen, denn der Mensch wusste ebenso gut wie Krasus, was passieren würde. Schließlich war auch er ein Kind der Zukunft.

Der Zauberer beugte sich vor und sprach kurz mit seinem Drachen, dann drehte der Rote auch schon ab. Der Bronzefarbene zögerte zwar, schloss sich ihm dann jedoch an.

Krasus betrachtete die Landschaft, während Alexstrasza der Spur Yseras folgte. Dort, wo sich einst die Stadttore befunden hatten, gähnte nun eine Schlucht, so breit wie ein Palastflügel. Erdbeben erschütterten die Stadt und brachten die Gebäude zum Einsturz, die den Dämonenangriffen bislang widerstanden hatten.

Es steht unmittelbar bevor … Der Drachenmagier blickte nach vorne, suchte nach Ysera und dem Druiden. Die Teilung Kalimdors steht kurz bevor …

Ein Kronleuchter zerschellte klirrend auf dem Marmorfußboden. Tausende Kristallsplitter stoben durch den Raum. Eine Zofe Azsharas sackte lautlos zusammen. In ihrer Stirn steckte ein langer funkelnder Splitter.

Die Königin hielt sich an einer Säule fest und betrachtete die blutige Leiche missmutig. Sie dachte über wichtige Probleme nach und konnte einen solch unappetitlichen Anblick nicht gebrauchen. Aber ihre anderen Dienerin dachten nicht daran, die Leiche aus dem Weg zu räumen. Sie rannten nur panisch durch den Palast, während Wände, Böden und Decken erbebten.

Vashj schien vergessen zu haben, dass man die Königin niemals unerlaubt berühren durfte, denn sie griff nach Azsharas Arm. »Licht der Lichter, wir müssen den Palast verlassen. Etwas Furchtbares ist geschehen! Die Krieger des Herrn sind verschwunden und die Zauberer aus dem Turm geflohen. Einer von ihnen sagte, ein gewaltiger Wind habe Mannoroth in den Brunnen gerissen!«

Azshara war nicht entgangen, dass die Krieger der Brennenden Legion verschwunden waren. Ihre eigene Leibwache war durch die Wand eines Palastzimmers gerissen worden. Trotz dieses aufregenden Spektakels ging die Königin immer noch davon aus, dass Sargeras zu ihr kommen würde. Und auf diesen ruhmreichen Moment musste sie sich vorbereiten.

Vashj zog immer noch an ihrem Arm. Azsharas langer Geduldsfaden erreichte sein Ende. Sie ohrfeigte ihre Zofe.

Die anderen Dienerinnen blieben erschrocken stehen. Für einen Moment vergaßen sie die Gefahren, die in dem durchgeschüttelten Gebäude drohten. Sie alle glaubten, Vashj würde ihre Zurechtweisung nicht überleben.

Doch Azshara tötete sie nicht, sondern sagte königlich: »Vergesst nie, wo euer Platz ist. Ich erwarte, dass ihr meine Befehle befolgt. Wir werden uns wie geplant auf Lord Sargeras’ Ankunft vorbereiten.«

Elegant schritt sie auf einen Stuhl zu, der während des ersten Bebens umgeworfen worden war. Vashj stellte ihn rasch für sie auf und wischte den Staub, der auf dem Polster lag, mit dem Saum ihres Kleides ab.

Azshara nickte lobend und setzte sich. Ihre Zofen nahmen sofort ihre angestammten Positionen ein. Vashj schüttete für die Königin Wein in einen Kelch. Trotz des zitternden Bodens gelang es ihr, nichts davon zu verschütten.

»Danke, Lady Vashj«, sagte die Königin der Nachtelfen großmütig. Sie nahm einen kleinen Schluck, dann setzte sie sich zurecht. Sie war bereit für das Eintreffen des Dämonenlords, ganz gleich, wie lange es noch dauern mochte. Irgendwann würde er vor sie treten und ihrer Schönheit erliegen, genau wie alle anderen vor ihm.

Schließlich war sie Azshara.

Als Ysera das Ufer erreichte, blickte Malfurion, der die Dämonenscheibe an die Brust gepresst hatte, entsetzt zurück zur Hauptstadt der Nachtelfen. Er stand mit den Naturgewalten Kalimdors in so enger Verbindung, dass er das Ausmaß der bevorstehenden Katastrophe ahnte … und wusste, dass er nicht zögern durfte.

»Mein Bruder und Tyrande sind noch in Zin-Azshari. Bitte, ich kann sie nicht zurück lassen!«

»Weißt du, wo sie sind?«

»Das weiß ich.«

Die Herrin der Träume nickte. »Führe mich dorthin, aber beeile dich.«

Sie drehten ab, ohne den anderen Bescheid zu sagen. Malfurion blickte zum Ufer. Ysera bewegte sich so schnell, dass sie einen Bogen fliegen mussten, aber der Druide spürte, dass sie sich den anderen Nachtelfen näherten.

Da! Tyrande winkte ihm zu. Ihr Anblick erfreute Malfurion über die Maßen, und für einen Augenblick vergaß er sogar, dass er auch wegen seines Bruders hier war. Erst dann bemerkte er, dass Illidan nicht zu sehen war.

Ysera landete. Ihre Augen waren wie stets geschlossen, aber Malfurion wusste seit langem, dass sie weitaus besser zu sehen vermochte als die meisten anderen Geschöpfe.

Er sprang von ihrem Rücken. Tyrande umarmte ihn mit einer solchen Intensität, dass er sie einfach nur festhalten wollte. Erst als Ysera sich räusperte, gab er sie zögernd frei.

»Malfurion …«, begann die Priesterin.

Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Später, Tyrande. Wo ist Illidan?«

Ihre Augen weiteten sich für einen Moment. Sie sah über ihre Schulter. »Direkt am Rand.«

Fluchend lief der Druide an ihr vorbei. Illidan wusste doch sicherlich, dass das Land unter ihm zusammenbrach. Wieso verhielt er sich so aberwitzig?

Malfurion lief an der Ruine eines Turms vorbei und wäre beinahe mit seinem Zwilling zusammen geprallt. Illidan gelang es irgendwie, ihn aus seinen bedeckten Augenhöhlen anzustarren.

»Bruder … du kehrst zur rechten Zeit zurück …«

»Illidan, der Brunnen ist außer Kontrolle …«

Der Zauberer nickte. »Ja. Zu viel Magie hat an ihm gezerrt. Die Macht, die wir – hauptsächlich du – mit der Dämonenseele ausgeübt haben, war einfach zu viel. Der Zauber, der die Brennende Legion zurück in ihr Reich gebannt hat, greift jetzt auch nach dem Brunnen. Er verschlingt sich selbst und reißt alles mit, was sich in seiner Nähe befindet.« Er wandte sich dem aufgewühlten schwarzen Wasser zu. »Ist das nicht faszinierend?«

»Nicht, wenn wir hinein geraten. Wieso fliehst du nicht?«

Illidan wischte sich die Hand ab. Erst jetzt erkannte Malfurion die Machtaura, die sie umgab. Und er bemerkte die Feuchtigkeit.

»Wieso hast du deine Hand in den Brunnen getaucht?«

Im gleichen Moment warf ein heftiger Erdstoß beide Nachtelfen um. »Wenn du weißt, wie wir entkommen können, dann sollten wir das tun. Ich wollte Tyrande und mich magisch an einen anderen Ort versetzen, aber der Brunnen ist unkontrollierbar geworden.«