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In der Tat — ein schrecklicher Albtraum für jeden Menschen. Einer von uns? Ja, es musste einer von uns gewesen sein, falls nicht.

Mir kam ein neuer Gedanke. Ich überprüfte ihn schnell — und sofort wurde mir einiges klar. Poirots geheimnisvolle Handlungen, seine Hinweise — alles passte dazu. Wie dumm von mir, dass ich nicht schon eher daran gedacht hatte, und was für eine Erleichterung für uns alle.

«Nein, John, es ist keiner von uns, das ist undenkbar.» «Ich weiß, aber wer sonst käme noch in Frage?»

«Kannst du es nicht erraten?»

«Nein.»

Ich blickte mich vorsichtig um und flüsterte ihm zu: «Dr. Bauerstein!»

«Unmöglich!»

«Keineswegs.»

«Aber was für ein Interesse könnte er am Tod meiner Mutter haben?»

«Das verstehe ich auch noch nicht», gestand ich, «aber ich verrate dir etwas: Poirot denkt das.»

«Poirot? Ach ja? Woher weißt du das?»

Ich berichtete ihm von Poirots heftiger Erregung, als er erfuhr, dass Dr. Bauerstein in der Todesnacht in Styles gewesen war, und fuhr fort:

«Er sagte zweimaclass="underline" <Das ändert alles.> Und ich habe nachgedacht. Weißt du noch, dass Inglethorp erzählte, er hätte den Kaffee in der Halle abgestellt? Das war genau in dem Augenblick, als Dr. Bauerstein ankam. Ist es nicht möglich, dass der Doktor rasch etwas in den Kaffee fallen ließ, als Inglethorp ihn in die Halle brachte?»

«Hm. Das wäre sehr riskant gewesen.»

«Ja, aber nicht unmöglich.»

«Und woher hätte er wissen sollen, dass der Kaffee für sie bestimmt war? Nein, alter Junge, ich glaube kaum, dass es so gewesen sein kann.»

Aber mir war noch etwas eingefallen.

«Du hast ganz Recht. So ist das auch nicht passiert. Hör mal zu.» Und dann erzählte ich ihm von der Kakaoprobe, die Poirot zur Analyse weggebracht hatte.

John bracht den gleichen Einwand vor wie ich bei Poi-rot.

«Aber hör mal, Dr. Bauerstein hat das doch schon selber analysiert!»

«Ja, genau das ist der Punkt. Ich habe es auch erst jetzt durchschaut. Verstehst du denn nicht? Bauerstein ließ die Probe analysieren — genau das ist es! Falls Bauerstein der Täter ist, wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, den Kakao durch eine eigene Probe zu ersetzen und zur Untersuchung wegzuschicken. Und natürlich finden sie dann kein Strychnin darin. Aber niemand würde auch nur im Traum Dr. Bauerstein verdächtigen oder sich eine andere Probe besorgen — außer Poirot», fügte ich mit verspäteter Anerkennung hinzu.

«Ja, aber was ist mit dem bitteren Geschmack, den der Kakao nicht verdecken kann?»

«Na ja, dazu gibt es bislang ja nur seine Aussage. Und es gibt ja noch andere Möglichkeiten. Er ist zugegebenermaßen einer der bedeutendsten Toxikologen.»

«Einer der bedeutendsten — was? Sag das doch noch einmal.»

«Er weiß mehr über Gifte als irgendwer sonst», erklärte ich. «Also mein Einfall war, dass er etwas entdeckt hat, wodurch man Strychnin geschmacklos machen kann. Oder es war in Wahrheit gar kein Strychnin, sondern irgendeine unbekannte Droge, von der wir noch nie gehört haben, die aber ganz ähnliche Symptome hervorruft.»

«Hm, ja, das wäre möglich», sagte John. «Aber wie sollte er an den Kakao herangekommen sein? Der stand doch nicht unten.»

«Nein, stimmt», sagte ich zögernd.

Und dann tauchte urplötzlich eine schreckliche Möglichkeit in meinen Gedanken auf. Ich hoffte und betete, dass John das nicht auch einfallen würde. Ich sah ihn von der Seite an. Er runzelte ratlos die Stirn, und ich atmete erleichtert auf, denn mein schrecklicher Gedanke war folgender gewesen: dass Dr. Bauerstein eine Komplizin gehabt haben könnte.

Aber das war doch unmöglich! Bestimmt war eine so schöne Frau wie Mrs. Cavendish keine Mörderin. Aber es hatte auch schon schöne Giftmörderinnen gegeben.

Und plötzlich erinnerte ich mich wieder an unsere erste Unterhaltung beim Tee am Tag meiner Ankunft und an das Funkeln in ihren Augen, als sie behauptet hatte, Gift sei die Waffe einer Frau. Sie war an dem tragischen Dienstag höchst erregt gewesen! Hatte Mrs. Inglethorp herausgefunden, dass Marys Freundschaft zu Dr. Bauerstein nicht harmlos war und gedroht, es John zu erzählen? War das Motiv für das Verbrechen gewesen, genau das zu verhindern?

Dann fiel mir wieder diese rätselhafte Unterhaltung zwischen Poirot und Evelyn Howard ein. Hatten sie das gemeint? War es diese abscheuliche Möglichkeit gewesen, die Miss Howard so weit von sich gewiesen hatte?

Ja, das passte alles zusammen.

Kein Wunder, dass Miss Howard vorgeschlagen hatte, wir sollten alles unter den Teppich kehren. Jetzt begriff ich ihren unvollendeten Satz: «Emily selbst.» Tief in meinem Herzen war ich auch ihrer Meinung. Wäre Mrs. Inglethorp nicht lieber ungerächt geblieben als solche fürchterliche Schande auf den Namen der Familie Ca-vendish zu laden?

«Da gibt es noch etwas anderes», sagte John mit einem Mal, und der unerwartete Klang seiner Stimme ließ mich schuldbewusst zusammenzucken. «Etwas, weshalb ich bezweifele, was du gesagt hast.»

«Was denn?» Ich war dankbar, dass er die Frage, wie das Gift in den Kakao gelangt sein könnte, erst einmal ad acta gelegt hatte.

«Na, dass Bauerstein eine Autopsie verlangte. Das hätte er ja nicht tun müssen. Der kleine Wilkins hätte sich mit der Diagnose Herzschlag ganz zufrieden gegeben.»

«Ja.» Ich bezweifelte das. «Aber das wissen wir nicht. Vielleicht fand er es so letzten Endes sicherer. Jemand hätte später schwatzen können. Dann hätte die Polizei die Exhumierung angeordnet, und alles wäre herausgekommen, und er hätte ziemlich dumm dagestanden, denn niemand hätte ihm geglaubt, dass ein Mann von seinem Ruf sich von einem scheinbaren Herzanfall täuschen ließ.»

«Tja, das wäre möglich», gab John zu. «Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, was er für ein Motiv gehabt haben könnte.» Ich zitterte.

«Hör mal», sagte ich, «vielleicht irre ich mich ja, und bitte denk daran, dass das alles streng vertraulich ist.»

«Oh, natürlich — das ist doch selbstverständlich.» Während wir uns unterhielten, waren wir weitergegangen und jetzt kamen wir durch ein kleines Tor in den Garten. In der Nähe waren Stimmen zu hören, denn unter dem Ahorn war wie damals am Tag meiner Ankunft der Teetisch gedeckt.

Cynthia war vom Krankenhaus zurück und ich rückte meinen Stuhl neben ihren und erzählte ihr, dass Poirot sie gern in der Apotheke besuchen würde.

«Aber natürlich! Ich würde sie ihm gern zeigen. Er sollte mal in den nächsten Tagen zum Tee kommen. Ich muss mich mit ihm verabreden. Er ist so ein netter kleiner Mann! Neulich sagte er, ich sollte die Brosche aus meinem Schlips abmachen und wieder neu anstecken, weil sie seiner Meinung nach schief saß.» Ich lachte.

«Das ist bei ihm eine regelrechte Besessenheit.»

«Ja, nicht wahr?»

Wir schwiegen ein Weilchen, und dann warf Cynthia einen Blick in Mary Cavendishs Richtung und sagte leise: «Mr. Hastings.»

«Ja?»

«Ich würde gern nach dem Tee mit Ihnen reden.»

Ihr Blick zu Mary hinüber ließ mich stutzen. Ich hatte den Eindruck, dass zwischen den beiden Frauen wenig Sympathie herrschte. Zum ersten Mal machte ich mir über die Zukunft des Mädchens Gedanken. Mrs. Inglethorp hatte ihr nichts hinterlassen. John und Mary würden wahrscheinlich darauf bestehen, dass sie in Styles wohnen blieb — zumindest bis Kriegsende, nahm ich an. Ich wusste, dass John sie gut leiden mochte und sie nicht gern gehen lassen würde.

John war ins Haus gegangen und kam jetzt wieder. Sein gutmütiges Gesicht sah ungewohnt verärgert aus.