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»Ich komme zu spät zum Senat, meine Herren«, sagte er mit erstarkender Stimme. »Reinigt das Pflaster vom Blut, ehe ich zurückkomme. Die Getreidesteuern warten auf niemanden.«

Es war keine besonders geistreiche Bemerkung, aber Clodius lachte.

Schulter an Schulter mit Crassus ging Pompeius durch die Gasse aus Clodius’ Männern, und viele neigten respektvoll die Köpfe, als sie vorüberschritten.

Die Zehnte zog sich in Panik zurück, ihre geordneten Reihen verwandelten sich in das Durcheinander einer wilden Flucht. Tausende Reiter der Kavallerie der Senonen verfolgten sie, lösten sich vom Hauptgeschehen der Schlacht, dort, wo die Legionen aus Ariminum unbeirrt weiterkämpften und keinen Fußbreit vor dem Feind wichen.

Das Marschlager der vorangegangenen Nacht war weniger als eine Meile entfernt, und die fliehende Zehnte, Julius unter ihnen, legte diese Entfernung mit großer Geschwindigkeit zurück. Die Extraordinarii schützten die Nachhut vor den wilden Angriffen der Senonen, und kein einziger Mann fiel, bis sie die schweren Tore der Festung erreichten und sich hinter die Mauern flüchten konnten.

Die Senonen erwiesen sich als schwierige Gegner. Julius hatte viele Soldaten der Dritten Gallica bei einem Hinterhalt im Wald verloren und seither immer wieder kleinere Verluste hinnehmen müssen. Der Stamm hatte gelernt, sich den Legionen nicht in offener Feldschlacht zu stellen. Stattdessen schlugen die Krieger in kleinen Scharmützeln zu und verschwanden wieder, wobei sie den römischen Truppen mit ihrer Reiterei immer wieder zusetzten, ohne sich dort erwischen zu lassen, wo sie selbst aufgerieben werden könnten.

Die Extraordinarii folgten den Männern der Zehnten durch die Tore des Forts und schlossen sie hinter sich. Es war eine beschämende Position, doch das Fort war eigens zu diesem Zweck errichtet worden. Die Reiter der Senonen ritten johlend und schreiend um die gewaltigen, mit einer steilen Böschung versehenen Wälle, waren jedoch klug genug, sich außer Reichweite zu halten. Schon zweimal zuvor war Julius gezwungen gewesen, seine gesamte Streitmacht hinter diese Befestigungen zurückzuziehen, und die Senonen johlten höhnisch, weil sie es abermals geschafft hatten.

Ihr König ritt mit ihnen; lange Banner wehten von den an seinem Sattel befestigten Speeren. Julius beobachtete von der Mauer aus, wie der Anführer der Senonen den Männern im Fort mit dem Schwert drohte und sie verspottete. Er bleckte die Zähne

»Jetzt, Brutus!«, rief er hinunter.

Die Senonen konnten nicht in das Lager hineinsehen, weshalb ihr Jubel unvermindert anhielt. Der donnernden Hufe ihrer eigenen Pferde wegen hörten sich nicht, wie sich die Extraordinarii am anderen Ende des Lagers sammelten und ihre Reittiere zu einem wilden Galopp quer durch das ausgedehnte Lager antrieben, direkt auf die Mauer in der Nähe des Tores zu.

Während sie immer schneller wurden, rissen fünfzig Mann der Zehnten mithilfe von Holzstangen die losen Holzblöcke ein, aus denen der Wall an dieser Stelle bestand. Sie stürzten ein, genau wie Julius es geplant hatte, woraufhin sich eine Lücke bildete, durch die fünf Pferde nebeneinander hindurchpassten.

Die Extraordinarii schossen wie Pfeile daraus hervor und hielten direkt auf den König zu. Bevor seine Reiter reagieren konnten, war er eingekreist und vom Pferd gezogen worden. Die römischen Berittenen machten vor dem Feind kehrt und galoppierten sofort durch die Lücke in der Mauer zurück; der brüllende König lag quer über Brutus’ Sattel.

Julius ließ das Tor öffnen, und die Zehnte marschierte triumphierend hinaus. Die Panik und die Angst, die sie vorgetäuscht hatten, war verschwunden. Mit lautem Gebrüll warfen sich die Legionäre auf die kopflos durcheinander reitenden Senonen. Die Zehnte drosch mit Speeren und Schwertern auf sie ein, drängte die Gallier immer weiter vom Lager und ihrem gefangenen König fort. Hinter ihnen wurde die Bresche in der Mauer rasch mit Karren geschlossen, die eigens zu diesem Zweck dort standen, und Julius sprang in den Sattel, um hinter den Feinden herzujagen. Mit einem kurzen Blick über die Schulter versicherte er sich, dass das Fort wieder gesichert wurde.

Sie hatten auf eine mondlose Nacht warten müssen, um die falsche Mauer zu errichten, aber es hätte nicht besser laufen können. Der König der Senonen war für die Angriffe der Feinde entscheidend, ein Mann, der in der Lage war, klug und schnell auf jede neue Strategie zu reagieren. Ihn aus dem Kampfgeschehen zu entfernen war ein wichtiger Schritt zum Sieg über diesen Stamm.

Julius trabte bis zur ersten Reihe der Zehnten und sah ihre Freude über seine Anwesenheit.

Die Legionen aus Ariminum hielten wie angewiesen ihre Stellungen, und jetzt würde die Zehnte von hinten über die Senonen herfallen und sie so zwischen den beiden Heeren aufreiben.

Gleich beim ersten Zusammenprall der Zehnten mit den Reihen der Senonen spürte Julius, dass sich in der Masse ihrer Reiter und Fußsoldaten etwas verändert hatte. Sie hatten sich zu sehr auf ihren König verlassen, ohne ihn waren sie schon jetzt der Panik nahe.

Obwohl sie noch immer versuchten, sich in kleineren Einheiten abzusetzen, so wie es ihnen ihr König an den vorangegangenen Tagen befohlen hatte, war der Kern ihrer Disziplin dahin. Statt sich geordnet zurückzuziehen und sich taktisch neu zu formieren, behinderten sich zwei ihrer Gruppen gegenseitig. Die Zehnte holte sie aus ihren Sätteln und stürmte weiter. Reiterlose Pferde galoppierten laut wiehernd auf dem Schlachtfeld herum. Dann waren die Senonen besiegt. Hunderte von ihnen warfen die Waffen nieder und ergaben sich, sobald sich die Nachricht von der Gefangennahme ihres Königs verbreitete.

Drei Meilen entfernt lag ihre größte Stadt. Julius ließ die Zehnte sofort dorthin marschieren, nachdem die Krieger entwaffnet und als Sklaven gefesselt waren. Der Preis für sie würde seine Truhen noch mehr füllen, und auch von der Stadt hieß es, sie sei wohlhabend. Er hoffte, dass ihm noch genug Mittel für den Ausbau seiner Flotte übrig bleiben würden, nachdem er dem Senat seinen Anteil entrichtet hatte. Dann konnte er endlich den rauen Kanal zwischen Gallien und den Inseln überqueren. Sie hatten von den Venetern neun Schiffe erbeutet, aber er brauchte noch ungefähr zwanzig Galeeren, um mehr als nur einen Voraustrupp über das Meer zu schicken. In einem Jahr könnten sie fertig sein, dann würde er seine besten Männer in Landstriche entsenden, die noch kein Römer zuvor erblickt hatte.

Als die Zehnte auf die Festung der Senonen zumarschierte, musste Julius vor Begeisterung über diese Aussichten laut lachen, obwohl er in Gedanken bereits mit den tausend Einzelheiten hinsichtlich der Versorgung und Verwaltung beschäftigt war, die immer vonnöten waren, wenn seine Männer auf dem Schlachtfeld siegreich gewesen waren. In zwei Tagen sollte er sich mit einer Abordnung der drei Küstenstämme treffen, wovon er sich neuen Tribut und ein neues Abkommen versprach. Nachdem die Flotte der Veneter versenkt oder gestrandet war, hatte sich ihm der gesamte Norden ergeben, und jetzt, da auch die Senonen aus der Gleichung entfernt worden waren, gehörte ihm die Hälfte Galliens. Inzwischen gab es keinen Stamm mehr, der keine Kunde von den Legionen erhalten hätte. Ganz Gallien redete von seinen Eroberungen, und es verging kaum ein Tag, an dem nicht einer ihrer Anführer in sein Lager kam und auf seine Unterschrift unter einem Abkommen wartete. Adàn hatte alle Hände voll zu tun und war sogar genötigt gewesen, drei zusätzliche Schreiber einzustellen, um die zahllosen Kopien und Übersetzungen anfertigen zu können.