»Welchen Preis muss ich zahlen, um zu bleiben? Meine Tochter ist dir bereits versprochen«, sagte Julius leise.
Pompeius zwang sich zu einem Lächeln, und Julius sah, wie müde er war. Crassus sprach als Erster.
»Du hast verstanden, Julius. Das freut mich. Der Preis für meine Unterstützung ist die Rückkehr meines Sohnes, damit er meine Legion anführen kann. Pompeius wird mir eine Provinz überlassen, dort will ich die Ausbildung meines Sohnes fortführen, nachdem er bei dir in die Lehre gegangen ist. Er spricht in seinen Briefen sehr gut von dir.«
»An welches Land hast du gedacht?«, fragte Julius mit ungeheucheltem Interesse.
»Syrien. Die Parther weigern sich, meine Schiffe mit ihnen Handel treiben zu lassen. Der General einer Legion kann dorthin vordringen, wohin sich kein Kaufmann wagt.«
»Ein Fürst der Kaufleute«, murmelte Julius. Crassus grinste ihn an.
»Auch der braucht gelegentlich eine gute Legion.«
Julius drehte sich auf seinem Stuhl um und sah Pompeius an.
»Crassus möchte also Syrien für Rom unterwerfen. Ich gebe ihm seinen Sohn, um die Legion anzuführen. Was könnte Pompeius von mir wollen? Ich habe gehört, dass Clodius und Milo Unruhen auf den Straßen anzetteln. Willst du meine Unterstützung? Die hättest du ohnehin, Pompeius. Falls du meine Stimme brauchst, um für dich als Diktator zu stimmen, würde ich mit meiner Zehnten zurückkommen und mich mit allem befassen, was darauf folgt. Auf mein Wort – das würde ich tun. Ich habe immer noch Freunde in der Stadt. Ich könnte die Diktatur für dich durchsetzen.«
Pompeius lächelte den Jüngeren an.
»Mir fehlt dein Tatendrang in der Stadt, Julius. Wahrhaftig. Aber, nein, ich habe Clodius Eisen angelegt, und Milo hat seine Kraft verbraucht. Deine Nachrichten sind veraltet. Meine Wünsche sind leichter zu erfüllen.«
Wieder wechselte er einen Blick mit Crassus, und Julius wunderte sich über die Freundschaft, die zwischen den beiden entstanden war. Es war seltsam, wie sehr sich Menschen im Lauf der Jahre veränderten. Julius hätte nie geglaubt, dass sie etwas anderes sein könnten als bestenfalls aus der Not geborene Verbündete, aber sie schienen sich durchaus freundschaftlich miteinander arrangiert zu haben. Er fragte sich, ob Pompeius jemals die Wahrheit über Crassus’ Verbindungen zu Catilina erfahren hatte. In Rom gab es immer Geheimnisse.
»Ich brauche Gold, Julius«, sagte Pompeius. »Von Crassus weiß ich, dass du in Gallien großen Reichtum errungen hast, weitaus mehr, als die Stadt jemals über die Steuern einnimmt.«
Julius warf Crassus einen interessierten Blick zu und fragte sich, wie gut seine Quellen informiert waren. Pompeius redete weiter. Jetzt, nachdem er erst einmal angefangen hatte, sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus.
»Mein privates Einkommen reicht nicht aus, um die Stadt wieder aufzubauen, Julius. Teile Roms sind durch Aufstände beschädigt worden, und der Senat hat nicht die nötigen Mittel. Wenn du sie hast, würden sie für die Fertigstellung der Tempel und der Häuser verwendet werden, mit deren Bau wir bereits begonnen haben.«
»Crassus schießt das Geld doch bestimmt vor?«, fragte Julius.
Pompeius errötete leicht. »Ich habe es dir gesagt, Crassus«, fuhr er seinen Kollegen an. »Ich werde nicht als Bettler ...«
Crassus unterbrach ihn, indem er beschwichtigend die Hand auf Pompeius’ Unterarm legte.
»Es geht nicht um ein Darlehen, Julius. Pompeius bittet dich um ein Geschenk.« Er lächelte schief. »Ich habe nie verstanden, dass Geld in so vielen Belangen ein so unangenehmes Thema sein kann. Es ist doch ganz einfach. Die Schatzkammer des Senats ist nicht gut genug gefüllt, um die Millionen zur Verfügung zu stellen, die zum Wiederaufbau einiger Stadtteile benötigt werden. Noch ein Aquädukt, Tempel, neue Straßen. Das kostet alles viel Geld. Pompeius möchte nicht noch mehr Schulden machen. Nicht einmal bei mir.«
Julius dachte wehmütig an die Schiffe, die auf seine Zahlungen warteten. Vermutlich war Pompeius nicht der gesamte Inhalt des Briefes bekannt, den Crassus ihm geschickt hatte, aber zumindest hatte er sich vorbereitet. Manchmal war Crassus’ schonungslose Offenheit ein wahrer Segen.
»Ich habe das Geld«, sagte er. »Aber dafür verlange ich, dass die Zehnte und die Dritte auf die Gehaltsliste des Senats gesetzt werden. Ich kann ihren Sold nicht länger aus der eigenen Tasche bezahlen.«
Pompeius nickte. »Das ist ... akzeptabel«, sagte er.
Julius nahm noch ein Stück kaltes Fleisch vom Tisch und aß es, während er nachdachte.
»Natürlich müssen meine Befehle in schriftlicher Form bestätigt werden. Weitere fünf Jahre in Gallien, so bindend und unanfechtbar, wie es nur irgend geht. Ich habe keine Lust, nächstes Jahr schon wieder über neue Bedingungen zu verhandeln. Crassus, dein Sohn ist bereit für sein Kommando. Es tut mir Leid, einen so fähigen Offizier zu verlieren, aber so lautete unser Abkommen, und ich halte mich daran. Ich wünsche dir viel Glück mit deiner neuen Provinz. Und glaube mir, wenn ich dir sage, dass es keine leichte Aufgabe ist, neue Pfade für Rom zu bahnen.«
Pompeius sagte nichts, deshalb ergriff Crassus lächelnd an seiner Stelle das Wort.
»Und das Gold, Julius?«
»Wartet hier!«, antwortete Julius und erhob sich.
Er kam mit Publius und Brutus zurück. Die drei Männer schleppten sich mit einer langen Kiste aus Zedernholz ab, die mit breiten Eisenbändern beschlagen war. Sowohl Pompeius als auch Crassus standen auf, als sie das Zimmer betraten, und Crassus eilte auf seinen Sohn zu, um ihn zu umarmen. Julius öffnete die Kiste, in der genug dicke gelbe Münzen lagen, dass sogar Crassus beeindruckt war, der sich von seinem Sohn löste und mit der flachen Hand über das Gold strich.
»Ich habe drei weitere solcher Kisten dabei, meine Herren. Mehr als drei Millionen Sesterze, dem Gewicht nach. Reicht das?«
Auch Pompeius schien den Blick nicht von dem kostbaren Metall abwenden zu können.
»Allerdings«, sagte er mit einer Stimme, die kaum mehr war als ein Flüstern.
»Dann sind wir uns also einig?«, fragte Julius und sah von einem zum anderen. Beide Senatoren nickten.
»Wunderbar. Ich brauche Unterkünfte für meine Männer für heute Nacht, entweder hier oder in einer Taverne, falls ihr uns etwas empfehlen könnt. Sie haben sich eine warme Mahlzeit und ein Bad redlich verdient. Ich komme morgen bei Tagesanbruch wieder, um die Einzelheiten mit euch beiden zu besprechen.«
»Es gibt da noch etwas, was dich interessieren könnte, Cäsar«, sagte Crassus mit glitzernden Augen. Beim Reden warf er einen Blick auf Brutus und zuckte die Achseln.
»Ein Freund ist aus Rom mit uns hierher gereist. Soll ich dich zu ihm bringen?«
Julius hob eine Augenbraue, doch auch Pompeius schien sich im Stillen ungemein zu amüsieren, als sich ihre Blicke trafen.
»Dann geh voran!«, sagte Julius und folgte Crassus nach draußen in die kälteren Flure des Hauses.
Pompeius fühlte sich in der Gesellschaft der Männer, die Julius mitgebracht hatte, nicht besonders wohl. Publius spürte es und räusperte sich.
»Mit deiner Erlaubnis, Konsul, lasse ich den Rest des Goldes herbringen.«
»Vielen Dank«, antwortete Pompeius. Dann nahm er einen Mantel von einem Haken an der Tür und ging mit ihnen in die Nacht hinaus.
Crassus nahm eine Lampe von ihrer Wandhalterung und führte Julius durch einen langen Korridor in den hinteren Bereich des Anwesens.
»Wem gehört dieses Haus?«, fragte Julius und betrachtete die kostspielige Einrichtung.