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In der weißen Glut des Kohlebeckens hämmerte Cavallo jetzt weiter auf die Klinge ein. Funken und kleine Glutstücke zischten rings um ihn auf. Eines landete in seinem Haar, und er klopfte es mit einer beiläufigen Handbewegung aus. Wieder und wieder wendete er die Klinge, und sein Hammer wanderte daran auf und ab, jedoch ohne die Wucht der ersten Schläge. Das gleichmäßige Klingen hörte sich beinahe sanft an, doch sie alle sahen, dass die Holzkohle das Metall noch dunkel überkrustete.

»Hier muss man jetzt schnell sein. Es darf nicht zu sehr abkühlen, bevor man es härtet. Achtet auf die Farbe ... jetzt!«

Cavallos Stimme war leiser geworden. In seinen Augen glomm die Liebe zu dem Metall. Als das leuchtende Rot dunkler wurde, hob er die Zange und tauchte das Schwert in einen bereitstehenden Eimer mit Wasser. Zischend breitete sich eine dicke Dampfwolke in der kleinen Werkstatt aus.

»Und dann sofort wieder erhitzen. Das ist jetzt das wichtigste Stadium. Wenn man jetzt die Farbe falsch einschätzt, wird das Schwert nachher spröde und nutzlos. Ihr müsst euch die Farbschattierung genau merken, oder alles, was ich euch beigebracht habe, war umsonst. Für mich sieht die Farbe aus wie Blut, das schon einen Tag alt ist. Aber ihr müsst eure eigene Gedächtnisstütze finden, um die Farbe genau im Kopf zu behalten.«

Auch das zweite Schwert im Feuer war nun so weit, dass er die Prozedur im Kohlebecken wiederholen konnte. Wieder schleuderten seine Schläge Glutstücke hoch in die Luft, und spätestens jetzt war jedem klar, wozu man die ledernen Schürzen tragen musste.

Ein Römer stöhnte gequält auf, als ihm ein Glutstückchen auf den Arm fiel und er es nicht schnell genug wegschnippen konnte.

Die Schwerter wurden noch viermal erhitzt und zurück ins Kohlebecken gelegt, bevor Cavallo schließlich zufrieden nickte. Alle Anwesenden waren schweißgebadet und wegen des feuchten, heißen Dampfes in der Werkstatt so gut wie blind. Nur die Klingen durchschnitten den Nebel, und die heiße Luft, die sie abstrahlten, zog eine deutliche Spur hinter ihnen her.

Draußen spielte die aufgehende Sonne bereits auf den Bergspitzen, doch die Männer konnten das Morgenlicht gar nicht sehen. Sie hatten viel zu lange ins Schmiedefeuer gestarrt, so dass sie jetzt überall nur Dunkelheit sahen, egal wo sie auch hinschauten.

Cavallos Söhne deckten das Kohlebecken wieder ab und rückten es zurück an die Wand. Während die Römer tief durchatmeten und sich den Schweiß aus den Augen wischten, deckte Cavallo auch sein Schmiedefeuer ab und nahm die Blasebälge von den Luftlöchern. Säuberlich hängte er sie an Haken auf, bereit für den nächsten Einsatz. Die Hitze war noch immer erdrückend, doch als er sich zu ihnen umdrehte, sah er zufrieden, dass die Männer endlich eine Vorstellung davon bekommen hatten, wohin das alles führen sollte. In jeder Hand hielt er eine schwarze Klinge. Seine Finger umschlossen die schmalen Zungen am unteren Ende, um die herum später das Heft gelegt werden würde.

Die Klingen waren matt und sahen noch sehr roh aus. Obwohl er jede nur mit Augenmaß bearbeitet hatte, waren sie doch exakt gleich lang und breit. Als sie genügend abgekühlt waren, so dass man sie herumreichen konnte, spürten die römischen Schmiede auch, dass jede Klinge gleich ausbalanciert war und zollten so viel Kunstfertigkeit nickend Tribut. Jetzt waren sie ganz und gar nicht mehr verärgert über die lange Zeit, die sie ihren eigenen Schmiedefeuern hatten fernbleiben müssen. Jedem von ihnen war klar geworden, dass man ihnen hier etwas sehr Wertvolles beigebracht hatte, und sie lächelten wie Kinder, als sie bewundernd die nackten Klingen hochhoben und sie begutachteten.

Auch Renius kam an die Reihe, obwohl ihm die Erfahrung fehlte, das Gewicht eines Schwertes ohne Griff richtig abzuschätzen. Diese Klingen waren aus der Erde Spaniens hervorgegangen. Er strich ehrfürchtig mit dem Finger über das raue Metall und hoffte inständig, Julius die Denkwürdigkeit dieses Augenblicks begreiflich machen zu können.

»Das Kohlebecken sorgt für die härtere äußere Hülle um den weicheren Kern. Diese Klingen werden im Kampf nicht brechen, es sei denn, ihr habt Unreinheiten darin eingeschlossen oder sie bei der falschen Farbe gehärtet. Ich will es euch demonstrieren«, sagte Cavallo mit vor Stolz geschwellter Brust. Er nahm den römischen Schmieden die Klingen wieder aus der Hand und bedeutete ihnen ein paar Schritte zurückzugehen. Dann ließ er jede der Klingen hart auf den Rand der Esse niedersausen. Sie vibrierten mit einem dunklen Ton, ähnlich einer Glocke, die beim Morgengrauen läutet. Beide Schwerter blieben heil, woraufhin er tief und befriedigt ausatmete.

»Diese Schwerter werden Männer im Kampf töten. Sie werden das Töten zu einer Kunst machen.« Er sprach voller Ehrfurcht, und sie verstanden ihn gut. »Der neue Tag bricht an, ihr Herren. Eure Kohle wird gegen Nachmittag bereit sein, und ihr werdet zu euren eigenen Schmieden zurückkehren, um weitere Exemplare dieser neuen Schwerter anzufertigen. Ich will die Werke eines jeden von euch sehen, sagen wir in ... drei Tagen. Lasst sie zunächst ohne Griff, und ich fertige diese dann gemeinsam mit euch. Und jetzt gehe ich zu Bett.«

Die ergrauten römischen Schmiede murmelten ihren Dank und trotteten ebenfalls aus der Werkstatt. Beim Hinausgehen warfen sie noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf die Klingen, die sie in dieser Nacht angefertigt hatten.

4

Pompeius und Crassus standen von ihren Sitzen im Schatten auf, um das Volk zu grüßen. Begeistert jubelten die Zuschauer des Rennens im Circus Maximus ihren Konsuln in einer einzigen Welle des Lärms zu, deren Echo sich an den voll besetzten Rängen brach. Pompeius hob eine Hand zum Gruß, Crassus hingegen lächelte nur, doch auch er genoss die Aufmerksamkeit sehr. Er war überzeugt, sie auch verdient zu haben – schließlich hatte sie ihn eine Menge Gold gekostet. Jede der tönernen Eintrittsmarken war mit dem Bildnis der beiden Konsuln bedruckt, und obwohl sie großzügig umsonst verteilt worden waren, war Crassus zu Ohren gekommen, dass die Marken in den Wochen vor dem großen Ereignis wie eine Währung gehandelt worden seien. Viele derjenigen, die jetzt hier so gespannt auf das erste Rennen warteten, hatten für dieses Privileg teuer bezahlt. Er hatte immer wieder seine helle Freude daran, wie sein Volk selbst aus Geschenken noch einen Profit zu schlagen verstand.

Es war herrliches Wetter, nur leichte Schleierwolken trieben hoch über der lang gezogenen Rennstrecke dahin, während die Menge unten ihre Plätze einnahm und sich bereits mit lauten Rufen über die ersten Wetten verständigte. Auf den Rängen war die Aufregung deutlich zu spüren und Crassus bemerkte erst jetzt, wie wenige Familien gekommen waren. Unglücklicherweise wurden die Rennen meist durch Prügeleien auf den billigen Plätzen gestört, wenn die Männer über ihre Wettverluste in Streit gerieten. Erst vor einem Monat hatte der Circus von Legionären geräumt werden müssen, um die Ordnung wiederherzustellen. Nachdem der Favorit im letzten Rennen des Tages verloren hatte, waren in einem kleinen Handgemenge sogar fünf Männer getötet worden.

Bei dem Gedanken daran runzelte Crassus besorgt die Stirn und hoffte inständig, solche Vorkommnisse würden wenigstens dieses eine Mal ausbleiben. Er richtete sich auf, um nach Pompeius’ Soldaten Ausschau zu halten, die an den Toren und in den Hauptgängen postiert worden waren. Hoffentlich waren es genug, um auch die tollkühnsten Streithähne einzuschüchtern. Er wollte das Andenken an sein Jahr als Konsul nicht mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Verbindung gebracht sehen. So wie die Dinge zurzeit standen, würde seine Unterstützung für die Kandidaten der kommenden Wahlen immer noch sehr wertvoll sein. Obwohl noch mehr als die Hälfte seiner Amtszeit vor ihm lag, gruppierten sich die einzelnen Parteien im Senat schon jetzt um. Diejenigen, die ein Auge auf einen der höchsten Posten geworfen hatten, begannen bereits, ihren Namen langsam, aber sicher in Umlauf zu bringen. Dies hier waren die größten Spiele Roms, und Crassus wusste, dass die vielen Gefälligkeiten, die er hier erwiesen hatte, seine Währung für die Macht im nächsten Jahr darstellten, wenn nicht sogar darüber hinaus.