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»Seid ihr bereit, euch in dieser Angelegenheit meinem Befehl zu unterstellen?«, fragte er sie leise. Er wusste, dass sie ihm folgen würden, sonst wären sie nicht im Winter bis zu ihm gereist.

Ein Mann nach dem anderen erhob sich und gelobte ihm seine Unterstützung und seine Krieger. Obwohl sie den Arvernern nicht unbedingt freundschaftlich gesonnen waren, hatten die Jahre des Krieges sie seinen Argumenten gegenüber empfänglich gemacht. Alleine waren sie dem Untergang geweiht, aber unter einem Anführer, einem keltischen Hochkönig, konnten sie die Eindringlinge aus Gallien hinauswerfen. Diese Rolle hatte Cingeto übernommen, und in ihrer Verzweiflung hatten sie ihn anerkannt.

»Zunächst weise ich euch an, abzuwarten und euch vorzubereiten. Schmiedet Schwerter und Rüstungen. Legt Getreidevorräte an und pökelt einen Teil von jedem Ochsen ein, den ihr für den Stamm schlachtet. Wir werden die Fehler der vergangenen Jahre nicht wiederholen und unsere Kraft in sinnlosen Angriffen vergeuden. Wenn wir losschlagen, schlagen wir gemeinsam los, und erst dann, wenn das römische Heer weit auseinander gezogen und schwach ist. Dann werden sie erfahren, dass sie Gallien nicht einfach seinen Völkern rauben können. Sagt euren Kriegern, dass sie unter dem Hochkönig marschieren, vereint, so wie sie einst vor tausend Jahren vereint waren, als nichts in der Welt sich uns entgegenstellen konnte. Unsere Geschichte sagt uns, dass wir ein Volk waren, Reiter der Berge. Unsere Sprache bezeugt unsere Verwandtschaft und weist uns den Weg.«

Er sah sehr eindrucksvoll aus, wie er da vor ihnen stand. Keiner der Könige wandte den Blick von seiner wild entschlossenen Miene ab. Madoc stand neben ihm, und die Tatsache, dass er seinem jüngeren Bruder erlaubt hatte, die Krone des Vaters zu übernehmen, verfehlte ihre Wirkung nicht. Cingetos Worte sprachen ältere Verbindungen und Verpflichtungen an, als diejenigen ihrer Stämme, und sie spürten, wie ihr Blut bei dem Gedanken, die alten Völker wieder zu vereinen, in Wallung geriet.

»Von diesem Tag an sind alle Stammesfehden beendet. Kein Gallier darf einen anderen töten, jetzt, da wir jedes Schwert gegen den Feind brauchen. Falls es Widerspruch gibt, nennt meinen Namen«, sagte Cingeto leise. »Sagt ihnen, Vercingetorix ruft sie zu den Waffen.«

39

Julius hatte den Arm um den hochgezogenen Bug der Galeere geschlungen und war von rastloser Ungeduld erfüllt, als die weiße Küste näher kam. Er hatte aus den verhängnisvollen Erfahrungen der ersten Expedition gelernt und die Überfahrt diesmal früh im Jahr befohlen. Die Flotte, die ringsum das Meer mit ihren langen Rudern zu Schaum schlug, war hundertmal so groß wie seine erste, und sie hatte ihn jede Münze und jede Gefälligkeit gekostet, die er in Gallien gesammelt hatte. Für den Sprung über das Meer hatte er seine Verteidigung im Land ausgedünnt, aber die weißen Klippen der Britannier waren sein erster Fehlschlag gewesen. Er durfte sich keinen zweiten erlauben.

Es fiel schwer, nicht an die blutrote Brandung zu denken, als seine Galeeren angelandet und vernichtet worden waren. Jene erste Nacht, in der die blauhäutigen Stämme sie im Wasser angegriffen hatten, war tief in seine Erinnerung eingebrannt.

Bei dem Gedanken daran, wie seine Zehnte inmitten der nächtlichen, brüllenden Brandung eine Landung erzwungen hatte, schlossen sich seine Finger fester um das Holz. Zu viele hatte er mit dem Gesicht nach unten im Wasser treibend zurücklassen müssen. Meeresvögel hatten sich auf den in der Brandung treibenden Leichen niedergelassen. Wie er es auch betrachtete, jene drei Wochen waren verhängnisvoll gewesen. An jedem einzelnen Tag hatte es mit erbarmungsloser Wucht und Kälte geregnet. Diejenigen, die das Blutbad bei der Landung überlebt hatten, waren der Verzweiflung alsbald näher gewesen, als er es je bei ihnen gesehen hatte. Tagelang hatten sie nicht einmal gewusst, ob überhaupt einige der Galeeren den Sturm überstanden hatten. Obwohl Julius seine Erleichterung vor den Männern verborgen hatte, war er nie dankbarer gewesen als in dem Augenblick, da er seine übel zugerichteten Galeeren vor der Küste hatte auftauchen sehen.

Seine Legionen hatten mutig gegen die blauhäutigen Stämme gekämpft, aber schon damals hatte Julius erkannt, dass er ohne eine Flotte, die ihn versorgte, nicht in diesem Land bleiben konnte. Er hatte die Kapitulation von Commius, ihrem Anführer, entgegengenommen, aber seine Gedanken waren bereits beim darauf folgenden Frühjahr gewesen.

Sie hatten die Lektion, die ihnen diese raue Küste erteilt hatte, gut gelernt. Links und rechts hörte Julius die Rufe der Kapitäne, die den Rhythmus der Ruder vorgaben. Der Bug hob und senkte sich, die Gischt besprühte ihn, und er beugte sich weit nach vorn, suchte die Küste angestrengt nach bemalten Kriegern ab. Diesmal würde es kein Zurückweichen geben.

So weit sein Auge reichte, kämpften sich seine Galeeren durch die Wellen. Hunderte von Schiffen, die er erbettelt, gekauft und angemietet hatte, um fünf komplette Legionen zur Insel zu bringen. In den Verschlägen auf den schwankenden Decks befanden sich 2000 Pferde, mit denen er die bemalten Stämme hinwegfegen wollte.

Mit einem Frösteln, das eher der Erinnerung als der Kälte geschuldet war, sah Julius die Reihen der Krieger auf den Klippen erscheinen, aber diesmal sah er ihnen mit Verachtung entgegen. Sollten sie nur zusehen, wie die größte Flotte, die die Welt jemals gesehen hatte, sich ihren Gestaden näherte. Sollten sie zusehen.

Die Wellen waren bei weitem nicht so wütend und heftig, wie er es aus dem Jahr zuvor erinnerte. Jetzt, mitten im Hochsommer, brachte die Dünung die Galeeren kaum zum Schaukeln, und Julius hörte aus beiden Richtungen die Signale der Cornicen. Boote wurden zu Wasser gelassen, und die Zehnte machte den Anfang.

Julius sprang über die Bordwand in die Brandung und konnte kaum glauben, dass es sich um denselben Küstenabschnitt handelte. Er sah die Männer die Boote auf den Kies ziehen, weit außer Reichweite möglicher Stürme. Rings um ihn herum entfaltete sich die energische Betriebsamkeit, die er seit Jahren kannte. Befehle wurden gerufen, Gepäck und Rüstungen zusammengesucht, und sofort bildeten die Soldaten eine Verteidigungslinie und riefen mit langen Bronzehörnern die nächsten Einheiten herbei. Julius schauderte, als ihm der nasse Mantel gegen die Haut schlug. Er stapfte den Strand hinauf und blickte mit gefletschten Zähnen aufs Meer hinaus. Er hoffte, dass die bemalten Britannier diese Armee, die schon bald durch ihr Land pflügen würde, ausgiebig betrachteten.

Beim Übersetzen so vieler Männer von den Schiffen zum Strand musste man mit einigen Verletzungen und Fehlern rechnen. Eins der kleinen Boote kenterte, als seine Insassen herausklettern wollten, sein Gewicht zerquetschte einem Optio den Fuß. Etliche Tornister und Speere fielen ins Meer und mussten von den Besitzern unter dem Fluchen ihrer Offiziere herausgefischt werden. Renius rutschte mit einem seiner Arme aus, als er aus einem Boot kletterte und verschwand trotz hilfreich ausgestreckter Hände im Wasser.

Als sie ihn herauszogen, brüllte er vor Empörung. Trotz der Schwierigkeiten war die Landung so vieler ohne den Verlust eines einzigen Lebens allein schon eine bewundernswerte Leistung, und als die Sonne sich allmählich dem Horizont zuneigte, hatte die Zehnte das Gelände für das erste befestigte Lager markiert und den Weg zur Küste abgesichert, denn sie waren immer noch verwundbar.

Nichts war von den Stämmen zu sehen, die ihr Land im Jahr zuvor so wild entschlossen verteidigt hatten. Nach den ersten Sichtungen auf den Klippen hatten sich die Britannier zurückgezogen. Julius musste bei dem Gedanken an die Bestürzung in ihren Lagern und Dörfern lächeln und fragte sich, was wohl aus Commius geworden war, dem König der südlichen Hügel. Er konnte sich nur vorstellen, wie es für Commius gewesen sein musste, seine Legionen zum ersten Mal zu erblicken und seine blauhäutigen Kämpfer zum Meer hinunterzuschicken, um sie zurückzuschlagen. Mit Schaudern erinnerte sich Julius an die riesigen Hunde, die mit ihnen kämpften und ein Dutzend Wunden hinnehmen konnten, ehe sie starben. Aber auch sie hatten die Veteranen aus Gallien nicht aufhalten können.