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»Lass mich mit fünfzig Mann hineinmarschieren, Herr. Falls es eine Falle ist, müssen sie sich zeigen.«

Julius musterte seinen jungen Verwandten mit großer Zuneigung; er sah keine Furcht, kein Zaudern in den ruhigen Augen des anderen. Wenn es eine Falle war, würden diejenigen, die die Festung zuerst betraten, getötet werden. Julius freute sich darüber, dass einer von seinem Blut vor den Männern derartige Tapferkeit bewies.

»Sehr gut, Octavian. Geht hinein und haltet das Tor für mich«, erwiderte er lächelnd.

Octavian gab den ersten fünf Reihen ein paar kurze Befehle, dann setzten sie sich im leichten Trab den Hügel hinauf in Bewegung. Julius beobachtete die Reaktion der Britannier und war enttäuscht, als er sah, dass sie ohne Anzeichen von Furcht stehen blieben.

Octavian trieb sein Pferd zum Galopp an, als er unter dem Tor hindurchritt, und Julius sah seine Rüstung im Haupthof glänzen, als er das Pferd auf der Hinterhand wendete und zurückgeritten kam. Als Julius den Rest der Kohorte hinaufgeführt hatte, war Octavian bereits abgestiegen, und ein kurzer Blickwechsel genügte, um Julius grinsen zu lassen. Die Vorsichtsmaßnahme war unnötig gewesen, aber Julius hatte in Gallien einiges über Risiken gelernt. Es gab Zeiten, in denen man nur angreifen und hoffen konnte, aber das geschah nur selten. Julius hatte erfahren, dass er umso weniger in die Verlegenheit kam, sich allein auf die schiere Kraft und Disziplin seiner Männer verlassen zu müssen, je mehr er überlegte und plante.

Im Schatten des Torbogens stieg er vom Pferd. Die Männer, die ihn erwarteten, waren fast alles Fremde, aber unter ihnen entdeckte er Commius und umarmte ihn. Es war eine rein formelle Geste für die Krieger der Festung, die ihn beobachteten. Vielleicht wussten beide Männer, dass nur die Größe des römischen Heeres ihnen diese angebliche Freundschaft aufzwang, aber das spielte keine Rolle.

»Es freut mich, dich hier zu sehen, Commius«, sagte Julius. »Meine Kundschafter meinten, dass wir uns noch immer auf dem Land der Trinovanten befinden, aber sie waren sich nicht sicher.« Er sprach schnell und fließend, woraufhin Commius verwundert die Brauen hochzog. Julius lächelte, als wenn nichts wäre, und fuhr fort.

»Wer sind diese anderen?«

Commius stellte sie als Anführer der Stämme vor, und Julius entbot allen seinen Gruß, prägte sich ihre Namen und Gesichter ein und freute sich über ihr offensichtliches Unbehagen.

»Du bist auf dem Land der Trinovanten willkommen«, sagte Commius schließlich. »Wenn deine Männer warten, lasse ich etwas zu essen und zu trinken bringen. Tritt doch ein.«

Julius betrachtete den Mann genauer und fragte sich, ob Octavians Befürchtungen doch noch wahr werden könnten. Er spürte, dass er geprüft wurde, und ließ schließlich seine Vorsicht fahren.

»Octavian, Brutus ... Ciro, ihr kommt mit mir. Geh voran, Commius, und lass das Tor offen, wenn es dir nichts ausmacht. Es ist zu heiß, um die frische Brise auszusperren.«

Commius sah ihn kalt an, und Julius lächelte. Der Zenturio Regulus stand dort, und Julius sprach mit ihm zuletzt, bevor er den Britanniern ins Innere folgte.

»Warte eine einzige Wache auf meine Rückkehr. Wenn ich bis dahin nicht wieder aufgetaucht bin, weißt du, was zu tun ist.«

Regulus nickte entschlossen, und Julius sah, dass die Worte nicht ohne Wirkung auf Commius geblieben waren, dessen Züge sich verhärteten.

Die Festung schien größer, als sie von außen ausgesehen hatte. Commius führte die vier Römer und die anderen Britannier durch den Hof, und Julius blickte nicht auf, als er die scharrenden Füße der Krieger der Trinovanten hörte, die mit gereckten Hälsen die Ankömmlinge bestaunten. Er würde ihnen nicht die Ehre erweisen zu zeigen, dass er sie gehört hatte, doch Ciro blickte nach oben und spannte sich.

Commius führte sie alle in einen langen, niedrigen Raum, der aus schweren, honigfarbenen Balken gezimmert war. Julius betrachtete die Speere und Schwerter, die die Wände zierten, und wusste, dass es sich um Commius’ Beratungsraum handeln musste. Ein Tisch und mehrere Bänke zeigten an, wo Commius mit seinen Leuten saß, und am gegenüberliegenden Ende stand ein Schrein, von dem sich ein dünner Rauchfaden an einem steinernen, in die Wand eingelassenen Gesicht vorbei nach oben kräuselte.

Commius nahm am Kopfende des Tisches Platz, und Julius ging ohne nachzudenken auf das entgegengesetzte Ende zu. Es war nur natürlich, dass die Römer die eine Seite besetzten und die Britannier die andere, und als alle saßen, wartete Julius geduldig darauf, dass Commius das Wort ergriff. Das Gefühl lauernder Gefahr hatte sich verflüchtigt. Commius wusste ebenso gut wie jeder andere, dass die Legionen draußen die Festungen zu Blut und Asche zertrampeln würden, falls Julius nicht mehr herauskam, und Julius war sicher, dass die Drohung jeden Versuch, ihn festzuhalten oder zu ermorden, im Keim ersticken würde. Falls nicht, dachte er, würden die Britannier über das Ausmaß an Grausamkeit, das unweigerlich folgen würde, zweifellos erstaunt sein. Brutus und Octavian allein waren so weit entfernt davon, gewöhnliche Schwertkämpfer zu sein, dass ihre Geschwindigkeit und ihr Können beinahe magisch schienen, und ein einziger Schlag von Ciro konnte fast jedem Mann den Hals brechen.

Commius räusperte sich.

»Die Trinovanten haben das Bündnis vom vergangenen Jahr nicht vergessen. Die Cenimagner, Ancaliten, Bibrocer und Segontiacer erkennen diesen Frieden an. Stehst auch du zu deinem Wort?«

»Selbstverständlich«, erwiderte Julius. »Wenn sich diese Männer zu meinen Verbündeten erklären, werde ich sie bis auf den Ein- behalt von Geiseln und die Erhebung eines gewissen Tributs nicht weiter behelligen. Die anderen Stämme werden sehen, dass sie von mir nichts zu befürchten haben, wenn sie sich zivilisiert benehmen. Du wirst mein Beispiel dafür abgeben.«

Beim Sprechen ließ Julius den Blick um den Tisch wandern, aber die Britannier ließen sich nichts anmerken. Commius wirkte erleichtert, und Julius lehnte sich zu weiteren Verhandlungen zurück.

Als Julius schließlich wieder herauskam, versammelten sich die Britannier entlang der hohen Festungsmauern, um ihn davonreiten zu sehen. Die Anspannung war ihren blassen Gesichtern deutlich anzusehen. Regulus sah genau zu, wie sein Feldherr einen Arm zum Gruß hob. Die Kohorte machte kehrt und setzte sich wieder in Bewegung den Hügel hinab zu den wartenden Legionen. Von diesem erhöhten Punkt aus war das gesamte Ausmaß der Invasionstruppe hervorragend zu überblicken, und Regulus lächelte bei dem Gedanken, dass jede Schlacht so einfach zu schlagen sein sollte.

Sobald die Kohorte wieder in die Hauptstreitmacht eingegliedert war, schickte Julius einen Reiter los, der Marcus Antonius zu ihm bringen sollte. Es dauerte eine Stunde, bis der Heerführer eintraf, und Julius schritt durch die schweigenden, wartenden Soldatenreihen, um ihn zu begrüßen.

»Ich ziehe weiter nach Norden, aber ich kann diese Festungen nicht in meinem Rücken zurücklassen«, sagte Julius, als Marcus Antonius abstieg und salutierte. »Du bleibst mit deiner Legion hier und nimmst die Geiseln entgegen, die sie dir schicken. Provoziere sie nicht zu einer Schlacht, aber wenn sie zu den Waffen greifen, musst du sie vollständig vernichten. Hast du meine Befehle verstanden?«

Marcus Antonius hob den Blick zu den Festungen, die sich über ihnen erhoben. Der Wind schien stärker zu werden, mit einem Mal fröstelte ihn. Es war keine leichte Aufgabe, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als zu salutieren.

»Ich verstehe, Herr.«

Marcus Antonius sah zu, wie die großartigen Legionen seiner Heimat stampfend und donnernd davonmarschierten, dass die Erde erbebte. Der Wind nahm weiter zu, dunkle Wolken trieben von Westen heran. Als die ersten Wälle des Lagers errichtet wurden, verwandelte ein stürmischer Regen die Erde in klebrigen Matsch. Während er zusah, wie sein Zelt aufgebaut wurde, fragte sich Marcus Antonius, wie lange er ihre Verbündeten in ihren trockenen, warmen Festungen wohl würde bewachen müssen.