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Unter schwerem Pfeilbeschuss vom anderen Ufer hatte Julius Kundschafter ausgesandt, um eine Furt ausfindig zu machen, aber es schien nur eine einzige Stelle zu geben, die für diesen Zweck brauchbar war, und selbst dort war er gezwungen gewesen, die schweren Waffen zurückzulassen, die die ersten Angriffe der Britannier zermalmt und ihren langen Rückzug eingeleitet hatten.

Widerstrebend stellte Julius seine Ballistae, Onager und Skorpione am Flussufer auf, um den Angriff zu unterstützen. Ihm fiel ein, dass die beste Taktik durch schwieriges Terrain zunichte gemacht werden konnte. Seine Legionen stellten sich zwischen den Fahnen auf, die die Kundschafter in den weichen Schlamm des Tamesis gerammt hatten, um anzuzeigen, von wo an das Wasser wieder tiefer wurde. An einem solchen Ort gab es keine List und keine Ausflüchte. Eine Salve aus den Wurfmaschinen markierte die Reichweite über den Fluss und gab den Legionen ein sicheres Anlaufgebiet von ungefähr einhundert Fuß. Dahinter würde die Speerspitze des Heeres von den Britanniern umringt sein. Sämtliche Vorteile lagen auf Seiten der Stämme, und Julius wusste, dass diese Überquerung entscheidend für den Ausgang der Schlacht sein würde. Wenn seine Männer am anderen Ufer ins Stocken gerieten, konnte der Rest der Legionen nicht über den Fluss gelangen. Dann war alles, was sie seit der Küste erreicht hatten, umsonst.

Sich unter den Augen des Feindes auf eine Schlacht vorzubereiten hatte etwas Unheimliches an sich, besonders wenn man nichts anderes tun konnte als zusehen. Julius hörte seine Offiziere ihre Befehle brüllen, sah, wie sich Einheiten in Reih und Glied formierten, und von überall links und rechts drangen ähnliche Rufe zu ihm. Er sah zum anderen Ufer des dunklen Tamesis hinüber und schickte Läufer zu seinen Heerführern, wenn ihm etwas am Gelände und an den Formationen der Britannier auffiel. Sie sahen recht selbstbewusst aus, als sie die Römer verspotteten, und Julius sah, dass einige von ihnen ihre Hinterteile entblößten, sie zur allgemeinen Belustigung ihrer Gefährten in seine Richtung streckten und mit den Händen daraufklatschten.

Er konnte ihre Zuversicht gut verstehen und spürte, wie ihm der Schweiß in die Augen rann, während er seine Befehle ausgab. Die Legionen würden beim Überqueren Pfeil- und Speerhageln ausgesetzt sein; er rechnete mit einem hohen Blutzoll. Julius hatte Kundschafter flussauf- und flussabwärts am Tamesis entlanggeschickt, um weitere Furten zu suchen, die er zum Anlanden von Flankentruppen benutzen konnte, aber falls es überhaupt welche gab, waren sie so weit entfernt, dass sie für seine Zwecke nicht brauchbar waren. Selbst die besten Feldherren mussten sich gelegentlich auf das Können und die schiere Schlagkraft der Männer verlassen, die sie anführten.

Julius würde nicht mit der ersten Welle hinübergehen. Octavian hatte sich freiwillig gemeldet, die Extraordinarii bei der Durchquerung anzuführen, dicht dahinter sollte die Zehnte folgen. Der junge Römer würde den Angriff nur mit viel Glück überleben, aber Julius hatte nachgegeben, denn er wusste, dass er ihm die Wahl überlassen musste. Die Zehnte würde sich im Schutz der Kavallerie durchkämpfen und einen Brückenkopf für die nachfolgenden Legionäre bilden. Julius würde mit der Dritten Gallica nachkommen, dann waren Brutus und Domitius mit dem Rest dran.

Die Sonne stand klar und deutlich am Himmel, als Julius seinen Helm aufsetzte und den Catuvellauni das kalte Eisengesicht zuwandte. Er hob das Schwert. Einige Britannier sahen die Geste und winkten auffordernd herüber.

Julius sah zu Octavian hinüber, der auf sein Signal wartete. Die Extraordinarii standen grimmig bereit, und ihre Spatha-Klingen glänzten, als sie ihre Positionen hielten. Bis zur gegenüberliegenden Uferböschung würden sie den vollen Galopp erreicht haben, und Julius verspürte einen Anflug atemloser Spannung, während sie darauf warteten, den Britanniern dort drüben den Tod zu bringen.

Schweigend senkte Julius den Arm, und die Cornicen gellten überall entlang der gewaltigen Kolonne. Julius hörte Octavian brüllen, dann stürmten die Extraordinarii auf ganzer Front ins seichte Wasser, preschten immer schneller und schneller voran. Die Pferde ließen das Wasser aufschäumen, und die römische Kavallerie senkte die Schwerter über die Köpfe ihrer Reittiere, bereit zur ersten Feindberührung. Pfeile und Speere bohrten sich in Männer und Pferde, die schreiend das Wasser blutrot färbten, wenn ihre Leiber in den Strom stürzten. Laut brüllend kamen die Britannier heran.

Jetzt war Präzision gefragt, jeder Mann an den schweren Wurfmaschinen war bereit. Als die Britannier vorwärts stürmten, um sich auf die Extraordinarii zu werfen, gab Julius den Befehl für die Mannschaften, und eine letzte Ladung aus Eisen und Steinen flog über die Köpfe der dahingaloppierenden Römer, krachte in die ersten ungestümen Reihen der Feinde und riss sie in Fetzen.

Große Löcher öffneten sich in den wogenden Massen der Britannier, und Octavian lenkte sein Pferd auf eine der Schneisen zu. Der Wallach stolperte ein wenig, als er wieder festen Boden unter den Hufen hatte. Das Tier atmete schwer, sein Reiter war von eiskaltem Wasser durchnässt. Er hörte, wie sich die Zehnte mit heiser gebrüllten Befehlen in Bewegung setzte, und er wusste, dass die römischen Götter die Söhne ihrer Stadt auch so weit entfernt von zu Hause nicht aus den Augen ließen.

Doch bei diesem ersten Angriff blieb keine Zeit zum Nachdenken. Octavian und Brutus hatten die Extraordinarii ihrer Geschicklichkeit mit Ross und Schwert wegen ausgesucht, und jetzt bildeten sie ohne einen einzigen Befehl eine Speerspitze, stießen in die Reihen der Britannier und schlugen eine tiefe Kerbe.

Mit ihrer eigenen Kavallerie direkt vor sich konnte die Zehnte ihre Speere nicht einsetzen, doch sie waren Veteranen aus Gallien und Germanien und hieben alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Vor diesem kombinierten Angriff fielen die Britannier in heillosem Durcheinander zurück und verspielten ihren größten Vorteil durch die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der die Zehnte ihre Front mit der Perfektion eines Tanzes verbreiterte. Die Räume, die sie dadurch schufen, wurden von den nachfolgenden Legionen sofort besetzt. An den Flanken bildeten sich die Schlachtkarrees, und die Extraordinarii schwärmten um sie herum; ihre Geschwindigkeit und Beweglichkeit schützte sie vor den Speeren und Schwertern der Catuvellauni.

Julius hörte Hörner über die Köpfe der Feinde tönen, und sie wichen zurück, zogen sich an die Flanken zurück und öffneten eine breite Gasse in ihrer Mitte. Durch diese Gasse erblickte Julius eine Staubwolke, und dann eine Wand aus Pferden und Streitwagen, die mit selbstmörderischer Geschwindigkeit herankamen. Die römischen Cornicen bliesen den Befehl, die Lücken zu schließen, die Blockformationen hielten an, die Legionäre schlossen die Schilder und stemmten sich in den fremden Boden, um die Stellung zu halten.

Die Streitwagen waren jeweils mit zwei Kriegern besetzt, und Julius staunte über die Geschicklichkeit, mit der die Speerträger bei dieser Geschwindigkeit das Gleichgewicht hielten, während ihre Gefährten die Zügel der dahinfliegenden Pferde hielten. Die Speere wurden im letzten Augenblick geschleudert, und Julius sah, wie Legionäre von einem Schwarm dieser Wurfgeschosse getötet wurden, die mit einer solchen Wucht geworfen wurden, dass sie sogar die römischen Schilde durchschlugen.

Angesichts des Gemetzels brüllte Octavian neue Befehle. Die Extraordinarii lösten sich von den Flanken und schnitten den Streitwagen den Weg ab, bevor die Krieger noch einmal werfen oder kehrt machen konnten. Die Britannier preschten zwischen sie, und Julius sah, wie Pferde und Männer niedergemäht wurden, überall spritze Blut auf. Die Zehnte und die Dritte drängten voran und schlossen die Mitte, überrannten die Männer aus den Streitwagen, die mit dem Mut der Verzweiflung kämpften. Einige der britannischen Pferde gingen durch, und Julius sah, wie mehr als ein Legionär von den leeren Streitwagen, die die Tiere mit weit aufgerissenen Augen über das Schlachtfeld schleudernd hinter sich herzogen, umgerissen wurde.