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»Die Extraordinarii sind durch!«, hörte Julius Brutus rufen, und er gab mit einem Nicken den Befehl für die Speere. Es war nicht gerade die disziplinierteste Attacke, die er jemals befehligt hatte. Viele Römer hatten ihre Waffen im Kampfgetümmel verloren, aber es flogen immer noch einige Tausend der dunklen Schäfte durch die Luft und verstärkten das Durcheinander unter den Catuvellauni, die versuchten, sich neu zu formieren.

Julius drehte sich um und sah, dass zwei seiner Legionen noch immer im Fluss waren und nicht weiterkamen, weil ihnen die eigenen Leute am Ufer den Weg versperrten. Er ließ zum Vormarsch blasen, und die Zehnte reagierte mit der Disziplin, die er inzwischen von ihr erwartete. Schild an Schild erzwang sie sich ihren Weg durch den Feind hindurch und über ihn hinweg.

Die Extraordinarii ließen sich wieder zurückfallen, schützten die Flanken und gaben den römischen Reihen so die Gelegenheit, sich breiter zu formieren. Ihr wahnsinniger erster Angriff hatte ihre Reihen ausgedünnt, aber Julius jubelte, als er sah, dass Octavian noch immer unter ihnen war. Sein junger Verwandter war blutbesudelt, sein Gesicht verfärbte sich unter einer riesigen Schwellung dunkel, aber er stieß nach wie vor seine Befehle aus, und seine Männer nahmen die neue Formation mit einem Rest ihres alten Glanzes ein.

Auf offenem Gelände waren die römischen Legionen nicht mehr aufzuhalten. Immer wieder griffen die Catuvellauni ihre Reihen an und wurden zurückgeworfen. Julius marschierte über Leichenhaufen, die Zeugnis von jedem vergeblichen Versuch ablegten. Zweimal noch widerstanden die Zehnte und Dritte Angriffen der todbringenden Streitwagen, dann erklangen andere Töne aus den feindlichen Hörnern, und die Catuvellauni fingen an, sich zurückzuziehen, woraufhin zum ersten Mal seit dem Fluss eine Lücke zwischen den Heeren entstand.

Die römischen Cornicen bliesen zu doppelter Geschwindigkeit, und die Legionen fielen in Laufschritt, wobei die Offiziere ihre Männer ständig ermahnten, die Formation zu halten. Die verwundeten Britannier wurden fast sofort eingeholt, und die erschöpften Nachzügler fielen schreiend den römischen Schwertern zum Opfer. Julius sah, wie zwei Männer einen dritten mit sich schleppten, bis sie ihn beinahe vor den Füßen der verfolgenden Zehnten fallen ließen. Alle drei wurden sie für ihren Mut niedergemetzelt und zertrampelt.

Die Sonne wanderte über den Himmel, und Julius rannte keuchend mit den anderen weiter. Falls der König der Catuvellauni glaubte, seinen Legionen davonlaufen zu können, dann würde er ihn eines Besseren belehren. Julius sah finstere Entschlossenheit in den Reihen rings um sich, und er selbst verspürte den gleichen Stolz. Die Legionen würden sie in Grund und Boden rennen.

Aber selbst jetzt suchte Julius die Umgebung nach einem möglichen Hinterhalt ab, auch wenn er inzwischen nicht mehr daran glaubte. Cassivellaunus hatte seine Chance darin gesehen, die Römer am Fluss aufzuhalten, und hatte alles, was ihm zur Verfügung stand, in diese ersten Angriffe geworfen. Aber Julius hatte schon zu viele Schlachten geschlagen, um eine Überraschung zuzulassen, und seine Extraordinarii setzten dem Feind vor ihnen zu, während kleinere Trupps sich lösten und die Gegend erkundeten.

Julius war beinahe enttäuscht, als er den abfallenden, klagenden Ton der feindlichen Hörner vernahm; er erriet seine Bedeutung, noch bevor er die ersten Britannier angewidert ihre Waffen zu Boden werfen sah. Der Rest folgte ihrem Beispiel.

Julius brauchte nicht zu befehlen, die Kapitulation anzunehmen. Seine Männer waren erfahren genug, und er achtete kaum darauf, als seine Zehnte die Feinde erreichte, sie zwang, sich auf den Boden zu setzen, und die Waffen einsammelte, um dem Frieden Geltung zu verschaffen. Kein einziger Krieger wurde nach dem Signal zur Kapitulation getötet, und Julius war zufrieden.

Er blickte sich um und sah in weniger als einer Meile Entfernung eine Ansammlung dicht beieinander stehender Häuser. Die Legionen standen am Rande der Städte rings um den Tamesis, und Cassivellaunus hatte in Sichtweite seiner Leute kapituliert, bevor die Schlacht die Straßen und Häuser überschwemmte. Es war eine ehrenhafte Entscheidung, und Julius begrüßte den Mann ohne Groll, als er zu ihm gebracht wurde.

Cassivellaunus war ein schwarzhaariger junger Mann mit feistem Gesicht, der in ein helles Gewand mit einem Gürtel um die Taille gekleidet war und einen langen Mantel über den schweren Schultern trug. Seine Augen waren verbittert, als Julius seinem Blick begegnete, aber er ließ sich auf ein Knie nieder und verneigte sich, bevor er sich mit frischen Lehmflecken auf seinen Wollkleidern wieder erhob.

Julius nahm den Helm ab und genoss die kühle Luft auf der Haut. »Als Feldherr der römischen Armee nehme ich deine Kapitulation an«, sagte er förmlich. »Damit sind die Kämpfe beendet. Deine Männer bleiben so lange unsere Gefangenen, bis wir über Geiseln und einen Tribut verhandelt haben. Von diesem Augenblick an darfst du dich als Vasallen Roms betrachten.«

Cassivellaunus sah ihn bei diesen Worten fragend an. Der König ließ den Blick über die Reihen der römischen Legionäre schweifen und erkannte ihre straffe Organisation. Obwohl sie auf eine Distanz von beinahe zwei Meilen im Laufschritt gekämpft hatten, standen die Formationen immer noch einwandfrei, und er wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie hatte ihn viel gekostet. Als er den Römer in seiner schmutzigen Rüstung, mit den blutverschmierten Sandalen und dem Dreitagebart auf dem Kinn ansah, konnte Cassivellaunus nur ungläubig den Kopf schütteln. Er hatte das Land verloren, das sein Vater ihm gegeben hatte.

41

Vercingetorix rammte seinen Speer vor den Toren von Avaricum in den Boden und steckte den Kopf eines Römers auf die Spitze. Er ließ seine grauenhafte Trophäe dort zurück und ritt durch die Tore, hinter denen sich die Stammesführer in seinem Namen versammelt hatten.

Die ummauerte Stadt mitten in Gallien hatte 40000 Einwohner, von denen die meisten aus den Häusern auf die Straßen gekommen waren, um den Hochkönig zu sehen. Ohne nach links oder rechts zu sehen, ritt Vercingetorix zwischen ihnen hindurch, mit den Gedanken bei dem Feldzug, der vor ihm lag.

Auf einem großen Innenhof stieg er ab und schritt durch schattige Säulengänge in die Haupthalle. Als er eintrat, erhoben sich alle, um ihn mit Jubel zu empfangen, und Vercingetorix musterte die Gesichter der gallischen Anführer mit kalten Blicken. Mit einem knappen Nicken der Anerkennung ging er bis zur Saalmitte und wartete, bis Ruhe eingekehrt war.

»Gerade einmal fünftausend Mann stehen zwischen uns und unserem Land. Cäsar ist fort, um das bemalte Volk anzugreifen, so wie er einst nach Gallien gekommen ist. Die Zeit, auf die wir so geduldig hingearbeitet haben, ist gekommen.« Er wartete, bis sich der aufbrausende Jubel und der Lärm des aufgeregten Geredes gelegt hatten. »Wenn sie im Winter zurückkommen, bereiten wir ihnen einen warmen Empfang, das verspreche ich euch. Wir werden sie aus dem Hinterhalt überwältigen, einzeln, als Dutzend oder als Hundertschaft. Unsere Reiterei wird ihre Versorgungstrosse angreifen, und wir hören nicht eher auf, bis der Hunger sie aus Gallien vertrieben hat.«

Wie erwartet, brüllten seine Anhänger bei diesem Vorschlag begeistert, trotzdem waren seine Augen immer noch kalt, als er ihnen offenbarte, welchen Preis sie dafür zu zahlen hatten.

»Die Legionen haben nur eine Schwäche, meine Freunde, und das sind ihre Versorgungslinien. Wer in diesem Raum hat keine Freunde oder Brüder im Kampf gegen sie verloren? In der offenen Schlacht würde es uns nicht besser ergehen als vor Jahren den Helvetiern. Selbst wenn wir alle unsere Heere vereinen, können wir sie in offener Schlacht nicht besiegen.«