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»Da kommt ein Bote«, sagte Brutus und riss sie aus ihren Gedanken. Die Männer drehten sich zu der kleinen Gestalt auf dem Pferd um, die den Hang herauf auf sie zugeprescht kam.

»Wenn er mich hier aufsucht, müssen es schlechte Nachrichten sein«, sagte Julius und erhob sich. Seine nachdenkliche Stimmung war augenblicklich verflogen, und die beiden anderen spürten die Veränderung in ihm, als hätte sich ganz plötzlich der Wind gedreht.

Ihre feuchten Umhänge waren zerknittert, alle drei Männer spürten die Müdigkeit des unaufhörlichen Krieges und der ständigen Probleme, als sie den einsamen Reiter mit einer Art banger Ahnung herankommen sahen.

»Was ist los?«, fragte Julius, sobald der Mann in Hörweite war. Der Bote wurde unter ihren forschenden Blicken plötzlich ungeschickt; er stieg ab und salutierte linkisch.

»Ich komme aus Gallien, General«, sagte er.

Julius erschrak. »Von Bericus? Was für Nachrichten bringst du?« »Herr, die Stämme rebellieren.«

Julius fluchte. »Die Stämme rebellieren jedes Jahr. Wie viele sind es diesmal?«

»Ich glaube ... General Bericus sagte, es sind alle, Herr.«

Julius sah den Mann verständnislos an, ehe er resigniert nickte.

»Dann muss ich zurück. Reite zu den Galeeren hinab und sag Bescheid, dass sie nicht ohne mich ablegen sollen. Domitius soll Reiter zu Marcus Antonius an die Küste schicken. Die Flotte muss nach Gallien in See stechen, bevor die Winterstürme einsetzen.«

Julius stand im Regen und sah dem Reiter nach, bis er den Fluss und die Galeerenbesatzungen erreicht hatte.

»Das heißt also wieder Krieg«, sagte er. »Ich frage mich, ob in Gallien noch zu meinen Lebzeiten der römische Friede einkehren wird.« Die Last auf seinen Schultern ließ ihn müde aussehen, und Brutus fühlte mit seinem alten Freund.

»Du wirst sie besiegen. Du besiegst sie immer.«

»Jetzt, wo der Winter heraufzieht?«, fragte Julius verbittert. »Vor uns liegen schwere Monate, mein Freund. Womöglich schwerer, als wir sie jemals erlebt haben.« Mit erschreckender Mühe riss er sich zusammen, bis das Gesicht, das er ihnen zuwandte, eine Maske war.

»Cassivellaunus darf nichts davon erfahren. Seine Geiseln befinden sich bereits an Bord der Galeeren, darunter auch sein Sohn. Führe die Legionen zurück an die Küste, Brutus. Ich komme auf dem Seeweg und warte dort mit der Flotte auf dich.« Er machte eine Pause, und sein Mund wurde schmal vor Zorn.

»Ich werde mehr tun, als sie nur besiegen, Brutus. Ich werde sie vom Antlitz der Erde tilgen.«

Renius sah den Mann an, den er ausgebildet hatte, und sein Herz war von Kummer erfüllt. Ihm war kein Augenblick der Ruhe vergönnt, und jedes Kriegsjahr raubte ihm ein wenig mehr von seiner Liebenswürdigkeit. Renius blickte nach Süden und dachte an die Küste Galliens. Sie würden es bereuen, Cäsar gegen sich aufgebracht zu haben.

42

Die gallischen Hilfstruppen zählten in ihren Reihen Männer aus fast allen Stämmen. Viele von ihnen kämpften bereits seit fünf Jahren oder noch länger gemeinsam mit den Legionen. Sie handelten und dachten wie Römer. Sie wurden mit demselben Silber bezahlt wie die Legionäre, und ihre Rüstungen und Schwerter stammten aus denselben Schmieden wie die der regulären Einheiten.

Als Bericus 3000 von ihnen aussandte, um eine Getreidelieferung zu schützen, gab es nur wenige, die den feinen Unterschied zwischen ihrem Trupp und dem Erscheinungsbild einer beliebigen anderen römischen Truppe hätten feststellen können. Sogar die Offiziere waren Einheimische und hatten sich längst im Feld bewährt. Obwohl Julius sie anfangs mit seinen besten Männern durchsetzt hatte, hatten Krieg und Beförderungen die Strukturen verändert. Es war ihnen kaum aufgefallen.

Der Getreidetross war auf Bericus’ Befehl aus Spanien herbeigeschafft worden und musste auf dem Weg durch die südlicheren Gebiete Galliens beschützt werden. Er führte genügend Getreide mit sich, um die loyal gebliebenen Städte und Dörfer zu versorgen. Genug, um sie den Winter über am Leben zu erhalten, während Vercingetorix alles verbrannte, was er finden konnte.

Die Hilfstruppen marschierten in perfekter Marschordnung im Tempo des langsamsten Karrens. Ihre Kundschafter schwärmten im Umkreis von mehreren Meilen aus, um sie vor einem Angriff zu warnen. Jeder Mann wusste, dass das Getreide eine Bedrohung für den Aufstand darstellte, der im Kernland an Zulauf gewann, und die Hände lösten sich nur selten von den Schwertgriffen. Die Soldaten verköstigten sich unterwegs mit kaltem Fleisch aus den eigenen, schwindenden Rationen und machten am Abend gerade noch rechtzeitig Halt, um ein Marschlager zu errichten.

Als der Angriff kam, war er anders, als sie es sich hätten vorstellen können. Eine lang gezogene Reihe von Reitern kam über eine weite Ebene auf sie zugedonnert. Als die Kundschafter herangeprescht kamen, reagierte die Kolonne bereits von sich aus: Die schweren Karren wurden zu einem Verteidigungskreis aufgestellt, Speere und Pfeile bereitgehalten. Jedes Auge war furchtsam auf den Feind gerichtet, als das schiere Ausmaß seiner Kavallerie offensichtlich wurde. Dort kamen Abertausende durch Schlamm und Gras auf die Wagenburg zugeritten. Die schwache Sonne spiegelte sich auf den Waffen, und viele Gallier fingen an, zu ihren alten, schon seit Jahren vergessenen Göttern zu beten.

Marwen war römischer Soldat, seitdem er vor vier Jahren den Hunger gegen die Silbermünzen eingetauscht hatte. Als er die Größe des gegen sie anreitenden Heeres sah, wusste er, dass er den Kampf nicht überleben würde, und kostete von der bitteren Ironie, letztendlich von seinen eigenen Leuten getötet zu werden. Er scherte sich nicht um Politik. Als die Römer in sein Dorf gekommen waren und ihm einen Platz in ihren Reihen angeboten hatten, hatte er ihr Handgeld genommen und es seiner Frau und seinen Kindern gegeben, bevor er losgezogen war, um für Rom zu kämpfen. Es war besser gewesen, als zuzusehen, wie sie verhungerten.

Die Beförderung war wie ein Wunder über ihn gekommen. Er hatte an den Schlachten gegen die Senonen teilgenommen und war mit Brutus losgeritten, um ihnen ihren König aus ihrer Mitte zu stehlen. Was war das für ein Tag gewesen!

In seine bitteren Gedanken versunken, nahm er die Gesichter der Männer zunächst überhaupt nicht wahr, die ihn anblickten und auf Befehle warteten. Als er sie sah, zuckte er nur mit den Achseln.

»Jetzt müssen wir uns unseren Sold verdienen, Jungs«, sagte er leise.

Er spürte, wie der Boden unter seinen Füßen bebte, als die Reiter auf sie zugestürmt kamen. Die Verteidigungsreihen rings um die Karren standen fest geschlossen. Die Speere waren in den Schlamm gerammt worden, um die Attacke zurückzuschlagen, und nun gab es nichts mehr zu tun, als auf das erste Blut zu warten. Marwen hasste das Warten und hieß diesen Hass beinahe willkommen, weil er die Angst zermalmte, die in seinem Bauch rumorte.

Hörner ertönten, und die Reihe der herangaloppierenden Pferde kam knapp außerhalb der Reichweite ihrer Speere und Pfeile zum Stehen. Mit gerunzelter Stirn sah Marwen zu, wie ein einzelner Mann abstieg und über den weichen Boden auf sie zukam. Noch ehe er das gelbe Haar und den herrlichen Goldreif sah, den der Mann für die Schlacht angelegt hatte, wusste er, wer der andere war. Vercingetorix.

Ungläubig sah Marwen, wie der König näher kam.

»Ruhig«, wies er seine Männer an, plötzlich besorgt, dass einer der Bogenschützen einen Pfeil abschießen könnte. Das Blut rauschte durch seine Adern, und Marwens Atem ging rascher, als der König herankam. Es war ein Akt geradezu selbstmörderischen Mutes, und viele seiner Männer murmelten bewundernd, während sie ihre Klingen bereithielten, um ihn in Stücke zu hauen.

Vercingetorix ging geradewegs auf sie zu und blickte Marwen in die Augen, als er an Umhang und Helm seinen Rang erkannte. Es mochte nur Einbildung sein, aber den König so nahe vor sich zu sehen, mit seinem großen Schwert an der Hüfte, hatte etwas Erhabenes.