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Julius rollte eine Karte auf seinem Tisch auf, und sie drängten sich um ihn herum, während er die Ecken mit Gewichten beschwerte. Servilia fühlte sich ausgeschlossen, doch Julius fing ihren Blick auf und lächelte sie an. Alles würde gut werden.

Während er darüber diskutierte, wie man fünfzigtausend Mann verlegen sollte, fing sie im Geiste bereits an zu rechnen. Die Goldene Hand hatte eben erst angefangen, Gewinn abzuwerfen ... wer sollte die Geschäfte führen, wenn sie das Land jetzt schon wieder verließ? Angelina war dafür nicht resolut genug. Wenn Servilia sie damit beauftragte, würde sie innerhalb eines Jahres ein freies Haus führen. Nadia vielleicht? Sie hatte ein Herz aus Eisen und war auch erfahren genug, aber konnte man ihr auch vertrauen? Oder würde sie die Hälfte des Profits unterschlagen? Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie ihren eigenen Namen hörte.

»... in der Zeit jedenfalls nicht über Land. Servilia hat mich auf die Idee gebracht, als wir den Kapitän getroffen haben, mit dem sie Geschäfte macht. Ich werde Befehl geben, jedes Schiff, das hier vorbeikommt, zu beschlagnahmen. Aber darüber wird nur hier unter uns geredet. Wenn sie mitkriegen, dass wir ihre Schiffe haben wollen, laufen sie sofort wieder aus und bleiben auch draußen.«

»Warum ziehst du ab, bevor du deine Aufgabe hier erfüllt hast?«, meldete sich Cabera leise zu Wort.

Das Gespräch um den Tisch herum verstummte, und Julius’ Finger verharrten auf der Karte.

»Meine Aufgabe hier ist erfüllt. Ich dürfte schon gar nicht mehr hier sein«, erwiderte er. »Du selbst hast das gesagt. Wenn ich meine Amtszeit hier geduldig absitze, wird mich Pompeius wo anders hinschicken, weit weg von Rom. Und wenn ich mich weigere, dann wird das hier mein letztes Amt überhaupt gewesen sein. Dieser Mann gewährt einem niemals eine zweite Chance.« Julius klopfte mit dem Finger auf die Karte, auf die winzige Markierung für die Stadt, die er über alles liebte.

»Ende dieses Jahres gibt es Neuwahlen für die beiden Sitze der Konsuln. Ich gehe zurück, um mich für einen davon aufstellen zu lassen.«

Cabera zuckte die Schultern und versuchte es weiter. »Und dann? Willst du wie Sulla einen Krieg um Rom führen?«

Julius schwieg einen Augenblick und musterte Cabera durchdringend.

»Nein, alter Freund«, sagte er schließlich leise. »Aber dann werde ich nicht mehr länger nach Pompeius’ Gutdünken versetzt. Als Konsul bin ich unantastbar und wieder direkt am Puls des Geschehens.«

Cabera wollte es damit eigentlich bewenden lassen, doch seine Sturheit zwang ihn, weiterzusprechen.

»Und was kommt dann? Lässt du Brutus die Zehnte trainieren, während du neue Gesetze schreibst, die von den meisten Leuten ohnehin nicht verstanden werden? Wirst du dich dann genauso in Landkarten und Brückenbau verlieren, wie du es hier getan hast?«

Renius packte Cabera an der Schulter, um ihn zur Vernunft zu bringen, doch der alte Mann ignorierte seine Hand.

»Wenn du den richtigen Blick dafür hast, kannst du noch wesentlich mehr erreichen, als das, was du vorhast«, sagte er und zuckte zusammen, weil Renius den Griff um seine magere Schulter verstärkte und ihm wehtat.

»Wenn ich Konsul bin«, sagte Julius bedächtig, »werde ich das, was ich liebe, zu den wildesten Orten führen, die ich finden kann. Ist es das, was du von mir hören willst? Dass Spanien zu ruhig für mich ist? Das weiß ich auch. Ich werde dort meinen Weg finden, Cabera. Die Götter lauschen denen, die aus Rom sprechen, aufmerksamer. Sie können mich hier draußen einfach nicht hören.« Er lächelte, um seinen Zorn zu verbergen, und merkte, wie Servilia ihn über Octavians Schulter hinweg beobachtete. Renius ließ die Schulter des alten Mannes los, und Cabera sah ihn finster an.

Brutus ergriff rasch das Wort, um der Situation die Schärfe zu nehmen. »Was meinst du, wie lange es dauert, bis wir genug Schiffe haben, um die Zehnte zu verlegen, wenn wir gleich heute Abend anfangen zu beschlagnahmen?«

Julius nickte ihm dankbar zu. »Höchstens einen Monat. Ich habe dafür gesorgt, dass sich das Gerücht verbreitet, wir bräuchten Kapitäne für eine besonders große Fracht. Ich denke, wir brauchen nicht mehr als dreißig Schiffe, um nach Ostia überzusetzen. So wie die Dinge stehen, lässt mich der Senat niemals mit der ganzen Legion in Rom einziehen. Also brauche ich ein Lager an der Küste. Auf dieser ersten Reise nehme ich das Gold mit. Es reicht aus für das, was mir vorschwebt.«

Servilia hörte ihnen beim Streiten und Diskutieren zu, während hinter ihnen im Fenster langsam die Sonne unterging. Vor lauter Eifer nahmen sie kaum wahr, wie die Wache den Raum betrat und die Lampen anzündete. Nach geraumer Zeit ging Servilia hinaus, um ihre eigenen Vorkehrungen zu treffen. Die kühle Nachtluft im Hof war nach der drückenden Hitze in dem Raum eine Wohltat.

Sie hörte ihre Stimmen bis auf den Hof, und sie sah die Wachen Haltung annehmen, als sie ihrer gewahr wurden.

»Stimmt es, dass wir nach Rom zurückkehren, Herrin?«, fragte sie einer der beiden Männer, als sie an ihnen vorbeikam. Es überraschte sie keineswegs, dass der Mann die Neuigkeit schon gehört hatte. Schließlich stammten einige ihrer besten Informanten in Rom aus den niederen Rängen.

»Ja, das stimmt«, antwortete sie.

Der Mann lächelte. »Wurde auch langsam Zeit«, sagte er.

Als die Zehnte schließlich abrückte, ging alles sehr schnell. Schon einen Tag nach dem Treffen in dem langen Raum wurden zehn der größten Schiffe im Hafen von Valencia durch Legionäre am Auslaufen gehindert. Zum Verdruss der Handelskapitäne wurde ihre wertvolle Fracht gelöscht und in den Lagerhäusern des Hafens untergebracht, um Platz für die Unmengen an Ausrüstung und Soldaten zu schaffen, die eine Legion ausmachten.

Das Gold im Lager wurde in Kisten verpackt und zu den Schiffen gebracht. Voll bewaffnete Zenturien bewachten jeden einzelnen Schritt des Transportes. Die Schmieden der Schwertmacher wurden abgebaut und auf riesige hölzerne Paletten gebunden, die mithilfe von Ochsengespannen in die dunklen Laderäume gehievt werden mussten. Die großen Steinschleudern und Wurfmaschinen wurden zu Balken und Brettern zerlegt, und die schweren Schiffe sanken beim Beladen noch ein gutes Stück tiefer ins Wasser. Sie würden den Hafen nur bei Höchststand der Flut verlassen können. Julius hatte den Tag der Abreise auf genau einen Monat nach seiner offiziellen Verkündung der Abreise festgesetzt. Wenn alles gut ging, würden sie Rom in etwas mehr als einhundert Tagen vor der Wahl der Konsuln erreichen.

Der von Julius benannte Quästor war sehr ehrgeizig, und Julius wusste, dass er wie ein Sklave arbeiten würde, um seinen neuen Posten zu behalten. Die Disziplin in den spanischen Provinzen würde also auch nach dem Abmarsch der Zehnten aufrechterhalten werden. Unter Julius’ Befehl verlegte der Quästor zwei Kohorten in den Osten. Es waren einige einheimische Männer darunter, die sich schon vor Jahren dem römischen Heer angeschlossen hatten. Die Streitkraft dieser Truppe war durchaus ausreichend, um den Frieden sicherzustellen. Julius freute sich darüber, dass dieses Problem nun nicht mehr das seine war.

Bevor die Schiffe die Leinen losmachen und in See stechen konnten, mussten noch tausend andere Dinge organisiert werden. Julius trieb sich selbst beinahe bis zur völligen Erschöpfung an und schlief nur noch höchstens jede zweite Nacht. Er traf sich mit Anführern aus dem ganzen Land und erklärte ihnen, was vor sich ging. Die Geschenke, die er ihnen hinterließ, sicherten ihm ihre Hilfe und ihren Segen.

Der Quästor hatte still in sich hineingelächelt, als Julius ihm erzählt hatte, wie produktiv die neuen Minen während seiner Amtszeit geworden waren. Sie hatten sie gemeinsam in Augenschein genommen, und der Mann hatte die Gelegenheit genutzt, sich aus den Goldkisten der Zehnten einen Kredit zu sichern, den er über fünf Jahre zurückzahlen sollte. Diese Schuld würde bestehen bleiben, egal wer den Posten des Prätors letztendlich bekleiden würde. Die Minen würden weiter gefördert, und zumindest ein Teil des neuen Reichtums würde sicherlich auch deklariert werden. Allerdings erst, wenn der Posten dauerhaft vergeben war, dachte Julius lakonisch. Es war besser, die Gier von Männern wie Crassus in Rom nicht erst zu wecken.