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Senator Prandus stand auf dem Rednerpodest und ließ den Blick nach Zustimmung suchend über die im Halbkreis angeordneten Sitzbänke schweifen. Er ärgerte sich darüber, dass Pompeius mit einem Kollegen tuschelte, während er gerade seine Kandidatur für das Amt des Konsuls verkündete. Nur auf Pompeius’ Anfrage hin hatte er überhaupt eingewilligt, sich aufstellen zu lassen, also könnte Pompeius doch wenigstens ein wenig Aufmerksamkeit heucheln.

»Wenn ich für diesen Posten gewählt werde, dann beabsichtige ich, die Münzpräger unter einem Dach zu vereinen, um eine Währung einzuführen, auf die sich die Bürger auch verlassen können. Es sind zu viele Münzen im Umlauf, die nur vermeintlich aus Gold oder reinem Silber bestehen. Außerdem braucht jedes Geschäft seine eigene Waage, um das gegebene Geld zu wiegen. Eine einzige vom Senat autorisierte Prägeanstalt wird diese Verwirrung beenden und das Vertrauen wiederherstellen.«

Er sah Crassus die Stirn runzeln und fragte sich insgeheim, ob er wohl für ein paar der falschen Münzen verantwortlich war, die so viel Schaden anrichteten. Überrascht hätte es ihn jedenfalls nicht.

»Wenn mir die Bevölkerung das Recht zugesteht, auf dem Stuhl des Konsuls zu sitzen, werde ich die Interessen Roms vertreten und den Glauben an die Autorität des Senats wiederherstellen.« Pompeius blickte auf, und Prandus unterbrach abrupt seine Rede, weil er erst jetzt bemerkte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Jemand kicherte, und Prandus spürte, wie er langsam nervös wurde.

»... einen noch größeren Glauben in den Senat«, fügte er eilig hinzu, »Respekt gegenüber der Autorität und dem Regelwerk des Gesetzes. Eine Gerechtigkeit, die frei ist von Bestechlichkeit und Korruption.« Er hielt erneut inne, weil sein Kopf plötzlich völlig leer war.

»Es wird mir eine Ehre sein zu dienen. Vielen Dank«, brachte er schließlich noch hervor, stieg vom Rednerpult und setzte sich sichtlich erleichtert wieder auf seinen Platz in der ersten Bank. Einige Banknachbarn klopften ihm anerkennend auf die Schulter, und er entspannte sich wieder. Vielleicht war die Rede ja doch nicht so schlecht gewesen. Er schaute seinen Sohn Suetonius an, um zu sehen, wie er sie aufgenommen hatte, aber der junge Mann starrte nur mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin.

Pompeius ging zwischen den Sitzreihen entlang und lächelte Senator Prandus im Vorübergehen zu. Als der Konsul an das Rednerpult trat, erstarben die flüsternd begonnenen Unterhaltungen sofort. Pompeius sah völlig entspannt und zuversichtlich aus, stellte Prandus leicht irritiert fest.

»Ich danke den Kandidaten für ihre Worte«, sagte Pompeius und ließ einen Moment den Blick in stiller Anerkennung auf den entsprechenden Männern ruhen, bevor er fortfuhr. »Sie geben mir die Hoffnung, dass diese prächtige Stadt nach wie vor Männer hervorbringt, die gewillt sind, ihr selbstlos und ohne einen Gedanken an persönlichen Gewinn oder Ehrgeiz ihr Leben zu widmen.« Er wartete das zustimmende Gemurmel ab, lehnte sich dann nach vorne und stützte die Arme auf dem Pult auf.

»Die Wahl gibt meinen Bauarbeitern die Gelegenheit, dieses Haus hier zu vergrößern. Und für die Zwischenzeit, solange die Bauarbeiten hier vor sich gehen, bin ich gewillt, mein neues Theater zur Verfügung zu stellen. Das dürfte meiner Meinung nach ein durchaus angemessenes Provisorium abgeben.« Er lächelte sie an, und sie lächelten zurück, denn sie wussten alle, dass das Theater doppelt so groß und mindestens doppelt so luxuriös war wie das Senatsgebäude. Also gab es keine Gegenstimmen.

»Außer den Kandidaten, die wir bis jetzt gehört haben, müssen sich weitere mögliche Anwärter bis zum Volturnalia-Fest erklärt haben, welches von heute an gerechnet in zehn Tagen stattfindet. Lasst es mich also bitte rechtzeitig wissen. Bevor wir uns jetzt in den Regen hinauswagen, muss ich noch eine öffentliche Versammlung auf dem Forum für heute in einer Woche ankündigen. Crassus und ich werden uns dann in der Ansprache der Konsuln an die Bevölkerung wenden. Wenn einer der anderen Kandidaten die Gelegenheit ergreifen möchte, dort nach uns zu reden, sollte er mich bitte darauf ansprechen, bevor wir gehen.«

Pompeius sah Prandus einen kurzen Augenblick lang viel sagend in die Augen, bevor er fortfuhr. Es war alles arrangiert worden, und Prandus wusste, seine Kandidatur würde durch seine Verbindung zu den erfahreneren Männern sehr gestärkt werden. Er tat also gut daran, seine Rede gründlich einzustudieren, denn trotz Pompeius’ zahlreicher Versprechungen waren die Massen Roms ein mitunter recht schwieriges Publikum.

»Der Tag neigt sich dem Ende zu, verehrte Herren Senatoren. Erhebt euch zum Schwur«, sagte Pompeius mit lauter Stimme, um den Regen zu übertönen, der draußen immer noch auf die Stadt niederprasselte.

Der Sturm fegte drei volle Tage über die weit verstreuten Schiffe hinweg, brachte sie dabei aber ihrem Ziel immer näher. Als er endlich nachließ, fanden die Transportschiffe der Zehnten nur wieder langsam zusammen. Auf jedem der Schiffe herrschte eifrige Aktivität, weil die Besatzungen zunächst Segel und Ruder reparierten sowie Teer siedeten, um ihn dort zwischen die breiten Planken der Decks zu gießen, wo das Wasser eindrang. Wie von Brutus vorhergesagt, hatte Julius der Flotte den Befehl gegeben, vor Ostia zu ankern. Zwischen den Schiffen fuhren kleine Beiboote mit Vorräten und Zimmermännern hin und her, die dafür sorgten, dass man auch einer kritischen Beurteilung würde standhalten können. Die Sonne trocknete die Decks, und die Zehnte schrubbte die Laderäume der Schiffe mit Salzwasser und weißem Fett, um sie von dem Geruch nach Erbrochenem zu reinigen.

Erst als auch die Anker eingeholt und von Schlamm befreit worden waren, lief die Flotte mit Julius am Bug des ersten Schiffes in den Hafen ein. Einen Arm um die hochgezogene Bugspitze gelegt, stand er da und sog den Anblick seines Heimatlandes in vollen Zügen in sich auf. Wenn er nach hinten blickte, sah er die weißen Flügel der Ruderschiffe in Speerspitzenformation hinter sich, und dahinter die Segel der restlichen Schiffe. Hätte ihn in diesem Moment jemand danach gefragt, er hätte seine Gefühle nicht in Worte ausdrücken können, und er versuchte gar nicht erst, sie genau zu betrachten. In der frischen Seeluft waren seine Kopfschmerzen wie weggeblasen, und zum Dank für die sichere Überfahrt hatte er den Göttern in einer Kohlepfanne Räucherwerk entzündet.

Er wusste, dass die Zehnte auf den Wiesen jenseits des Hafens ein dauerhaftes Lager errichten konnte, während er sich auf dem Landweg nach Rom begab. Bei der Aussicht, endlich Familie und Freunde wiederzusehen, waren die einfachen Soldaten genauso aufgeregt wie die Offiziere. Doch es würde erst dann Ausgang gegeben, wenn das Lager errichtet und gesichert war. Fünftausend Mann waren viel zu viel, um sie auf seinem eigenen Anwesen unterzubringen. Eine so große Anzahl Menschen auch nur satt zu bekommen war ein großes Problem, und hier im Hafen waren die Preise günstiger. Wenn er nicht aufpasste, würde die Zehnte sein mitgebrachtes Gold auffressen wie eine Heuschreckenplage. Wenigstens würden sie ihren eigenen Sold in den Kneipen und Freudenhäusern der Stadt ausgeben.

Der Gedanke an sein Landgut rief eine Mischung aus Trauer und Erregung zugleich in ihm wach. Bald würde er sehen, wie groß seine Tochter geworden war, und er konnte wieder am Fluss entlanggehen, den sein Vater gestaut hatte, um ihn durch das Gut zu leiten. Bei dem Gedanken an seinen Vater verschwand Julius’ Lächeln sofort wieder. Das Familiengrab lag an der Straße nach Rom, und noch bevor er irgendetwas anderes tat, musste er die Gräber derjenigen aufsuchen, die er zurückgelassen hatte.