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Crassus ließ sich vorsichtig bis zur Hüfte ins Wasserbecken gleiten und atmete den Dampf des Bades tief ein. Der marmorne Sockel an seinen Schultern fühlte sich eisig kalt an, als er sich, auf dem Podest im Becken sitzend, dagegen lehnte. Der Kontrast zwischen dem kalten Stein und dem warmen Wasser war überaus angenehm. Er spürte die Verspannungen im Nacken und winkte einen der Badesklaven herbei, damit er sie wegmassierte, während Crassus sich unterhielt.

Sämtliche anderen Männer im Becken waren seine Klienten und ihm über die monatlichen Zuwendungen hinaus treu ergeben. Crassus schloss genießerisch die Augen, als die kräftigen Hände des Sklaven seine Muskeln zu bearbeiten begannen, und bevor er zum Reden ansetzte, seufzte er wohlig auf.

»Meine Amtszeit als Konsul hat wenig Spuren in der Stadt hinterlassen, meine Herren.« Er lächelte trocken, als die Männer betroffen hin und her rutschten. Bevor sie protestieren konnten, fuhr er fort: »Ich dachte, ich könnte in meiner Amtszeit viel mehr erschaffen. Es gibt viel zu wenige Dinge, auf die ich zeigen und sagen kann: ›Das habe ich ganz allein bewerkstelligt.‹ Es hat den Anschein, als seien neu ausgehandelte Handelsbedingungen nicht gerade das, was die Mehrheit der Bürger wirklich bewegt.«

Ein bitterer Ausdruck legte sich über seine Züge, als er sie einen nach dem anderen musterte und gedankenverloren mit dem Finger eine Spur durch das glatte Wasser zog.

»Ja, ich habe ihnen Brot gegeben, als sie keines hatten, das schon. Doch als die Brotlaibe verzehrt waren, hatte sich nichts geändert. Ich habe ihnen ein paar Renntage aus meiner eigenen Tasche finanziert und einen Tempel auf dem Forum wieder aufbauen lassen. Doch ich frage mich, ob sie sich an dieses Jahr erinnern oder überhaupt jemals daran denken werden, dass ich einmal Konsul war.«

»Wir stehen dir treu zur Seite«, beteuerte einer der Männer, und seine Äußerung wurde von den anderen rasch mit zustimmendem Gemurmel bestätigt.

Crassus nickte und entließ einen verbitterten Stoßseufzer in die dampfige Atmosphäre. »Ich habe keine Kriege für sie gewonnen, versteht ihr? Darum katzbuckeln sie vor Pompeius, und der alte Crassus ist vergessen.«

Die Klienten wagten nicht, einander anzusehen und die Wahrheit von Crassus’ Worten in ihren eigenen Gesichtern bestätigt zu finden. Crassus hob angesichts ihrer offensichtlichen Beschämung die Augenbrauen und fuhr dann mit betont fester Stimme fort: »Ich will nicht, dass meine Amtszeit vergessen wird, meine Herren. Ich habe einen weiteren Tag auf der Rennbahn für sie erkauft. Das ist schon einmal ein Anfang. Ich will, dass meine Mieter als Erste Karten kaufen können. Und versucht, auch die Familien zu kriegen.« Er machte eine Pause und griff hinter sich nach einem Becher kühlen Wassers. Sofort hielt der Sklave mit der Massage inne und drückte ihm den Becher in die knochigen Hände. Crassus lächelte den Burschen an, bevor er fortfuhr.

»Die neuen Sesterze mit meinem Kopf darauf sind fertig. Ich brauche jeden Einzelnen von euch, um sie zu verteilen, meine Herren. Sie sollen nur an die ärmsten Haushalte vergeben werden.

Jeder Mann und jede Frau bekommt aber nur einen Sesterz. Dazu werdet ihr Wachen benötigen, und tragt auch immer nur eine kleine Summe bei euch.«

»Darf ich dir eine Idee unterbreiten, Konsul?«, fragte einer der Männer.

»Natürlich, Pareus«, erwiderte Crassus und hob fragend eine Braue.

»Stellt Männer zum Straßenputzen ein«, sagte er. Unter dem prüfenden Blick des Konsuls sprudelten seine Worte zu schnell hervor. »Große Teile der Stadt stinken, und die Bevölkerung würde es dir danken.«

Crassus lachte laut auf.

»Wenn ich tue, was du vorschlägst, hören sie dann auf, ihren Abfall auf die Straße zu werfen? ›Nein‹, werden sie sich sagen. ›Wirf es doch einfach weg. Der alte Crassus läuft uns mit dem Eimer hinterher und macht alles wieder sauber.‹ Nein, mein Freund. Wenn sie saubere Straßen wollen, dann sollen sie sich Lumpen und Wasser besorgen und sie selber säubern. Wenn der Gestank im Sommer unerträglich wird, sind sie vielleicht sogar dazu gezwungen. Das wird sie dann schon lehren, reinlicher zu sein.« Crassus sah, wie enttäuscht der Mann war, und sagte freundlich: »Ich bewundere jeden Mann, der nur das Beste von unserem Volk denkt. Aber es gibt leider zu viele Leute, die keinen Verstand besitzen und fortwährend die eigene Schwelle beschmutzen. Es ist sinnlos, an den guten Willen solcher Menschen zu appellieren.« Bei dem Gedanken daran lachte Crassus kurz auf und wurde wieder ernst.

»Andererseits ..., aber selbst wenn ich mich damit beliebt machte, nein! Ich will nicht als Crassus der Straßenfeger in Erinnerung bleiben. Wirklich nicht!«

»Und was ist mit den Räuberbanden?«, fuhr Pareus stur fort. »In manchen Bezirken sind sie völlig außer Kontrolle. Ein paar hundert Männer mit dem Auftrag, diese Banden zu vernichten, würden mehr für die Stadt tun, als ...«

»Du willst noch eine Bande, die die anderen Banden kontrolliert? Und wer würde die dann in Schach halten? Verlangst du dann eine weitere Bande, die die erste bändigt?« Verwundert über die Hartnäckigkeit des Mannes schüttelte Crassus verächtlich den Kopf.

»Eine Legionszenturie könnte ...«, stammelte der Mann und brach wieder ab.

Crassus setzte sich energisch auf, und eine Welle durchlief das Becken. Abwehrend hob er die Hand, und seine Klienten rutschten erneut nervös hin und her.

»Natürlich, Pareus. Eine Legion kann viele Dinge tun, aber mir steht keine zu Verfügung, wie du dich vielleicht erinnerst. Soll ich etwa Pompeius um noch mehr Soldaten anbetteln, damit sie in den armen Stadtbezirken patrouillieren? Er verlangt schon ein Vermögen für die Wachen bei den Rennen, und ich habe es satt, seinen Ruf mit meinem Gold zu unterstützen.« Crassus unterstrich seine Worte mit einer ausladenden Geste und warf dabei den Metallbecher um, der scheppernd über die Fliesen des Badehauses rollte.

»Genug fürs Erste, meine Herren. Im Augenblick habt ihr genug zu tun. Morgen habe ich weitere Aufträge für euch. Lasst mich für heute allein.«

Wortlos stiegen die Männer aus dem Becken und eilten hinaus, fort von ihrem gereizten Herrn.

Als er mit Octavian auf der Straße nach Rom davonritt, war Julius froh, den Lärm des Hafens hinter sich zu lassen. Da Brutus das Entladen der Männer und der Ausrüstung überwachte, würde die Arbeit bald erledigt sein. Die Zenturionen waren persönlich ausgewählt worden. Julius konnte darauf vertrauen, dass sie ihre Männer so lange im Griff behielten, bis den ersten Gruppen Urlaub gegeben werden konnte.

Er sah zu Octavian hinüber und stellte zufrieden fest, was für eine gute Figur er zu Pferde machte. Die Ausbildung mit den Extraordinarii hatte sein ungestümes Wesen gezähmt, und inzwischen ritt er, als wäre er im Sattel geboren worden. Von dem Gassenjungen, der bis zu seinem neunten Lebensjahr kein Pferd aus der Nähe gesehen hatte, war nichts mehr übrig.

Sie ließen ihre Pferde im Schritt auf den abgenutzten Steinplatten der Straße in Richtung Stadt trotten. Ab und zu mussten sie Sklaven ausweichen, die auf Botengängen die Straße entlangeilten, oder Karren, die Getreide und Wein transportierten, Edelsteine, Lederhäute, Werkzeuge aus Eisen oder Bronze und tausend andere Dinge, die für den hungrigen Schlund der vor ihnen liegenden Stadt bestimmt waren. Die Fahrer ließen ihre Peitschen geschickt über Ochsen und Esel knallen, und Julius wusste, dass sich die Reihe der Karren vom Meer bis zu den Marktplätzen hinzog.

Das gleichmäßige Klappern der Hufe war einschläfernd, doch Julius war so angespannt, dass seine Schultern schmerzten. Das Familiengrab lag etwas außerhalb der Stadt, und er hielt Ausschau danach, wartete darauf, es endlich vor sich zu sehen.