Выбрать главу

Im Stillen dankte er Alexandria für das, was sie ihm erzählt hatte, und an den nickenden Köpfen sah er, dass er bei vielen in die richtige Kerbe schlug.

»Konsul Crassus hat mich zum Ädilen ernannt. Das bedeutet, ihr müsst euch bei mir beschweren, wenn es ein Verbrechen oder Aufruhr in der Stadt gibt. Kommt zu mir, wenn ihr fälschlicherweise beschuldigt werdet. Ich werde mir euren Fall anhören und euch selbst verteidigen, wenn ich keinen Fürsprecher für euch finden kann. Ich widme euch meine Zeit und meine Kraft, wenn ihr sie haben wollt. Meine Männer und meine Klienten werden die Straßen sicher machen, und ich sorge für ein gerechtes Gesetz für alle. Wenn ich Konsul werde, dann bin ich die Flut, die Rom von jahrhundertealtem Schmutz befreit, aber ich werde dabei nicht alleine sein. Ich werde euch nicht einfach eine bessere Stadt schenken. Gemeinsam werden wir ihr ein neues Gesicht verleihen!«

Maßlose Freude durchfuhr ihn, als die Menge begeistert auf seine Worte reagierte. So war es also, von den Göttern berührt zu werden. Er reckte die vor Stolz geschwellte Brust, und seine Stimme schallte weit über die Menge hinweg, die ihm die Köpfe entgegenreckte.

»Wo ist all der Reichtum geblieben, den unsere Legionen mit nach Rom zurückgebracht haben? Nur hier in diesem Forum? Ganz sicher nicht! Wenn ich zum Konsul gewählt werde, werde ich auch vor kleineren Problemen nicht zurückschrecken. Die Straßen sind durch den vielen Verkehr ständig verstopft, was den Handel ungebührlich erschwert. Ich werde die Karren bei Nacht fahren lassen und das endlose Geschrei der Ochsenkutscher zum Schweigen bringen.« Gelächter erhob sich in der Menge, und Julius lächelte stolz zurück. Das hier war sein Volk.

»Seid ihr der Ansicht, ich sollte das nicht tun? Glaubt ihr, ich sollte meine Zeit lieber damit verbringen, noch ein weiteres prunkvolles Bauwerk zu errichten, das ihr niemals von innen sehen werdet?«

Irgendjemand aus der Menge schrie lauthals »Nein!«. Julius grinste über die einsame Stimme und freute sich über das Gelächter, das wie eine Welle durch die Menge lief.

»Dem Mann, der da eben gerufen hat, dem sage ich: Doch! Doch, das sollten wir! Wir sollten hoch aufragende Tempel errichten und Brücken und Aquädukte für sauberes Wasser. Wenn ein fremder König nach Rom kommt, dann will ich, dass er sieht, wie sehr der Segen der Götter auf uns ruht. Ich will, dass er emporblickt – aber er soll dabei nicht in irgendetwas Grässliches hineintreten!«

Julius wartete, bis das Gelächter abgeebbt war, und fuhr dann fort. Er wusste, sie hörten ihm nur deshalb zu, weil in seiner Stimme auch die eigene Überzeugung mitschwang. Er glaubte an das, was er sagte, und genau das nahmen sie wahr, genau das war es, was sie erhob.

»Ihr und ich, wir sind ein Volk praktisch denkender Menschen. Zum Leben brauchen wir Abwasserkanäle, Sicherheit, ehrlichen Handel und erschwingliche Lebensmittel. Aber wir sind auch Träumer, praktische Träumer, die die Welt neu aufbauen, so dass sie auch die nächsten tausend Jahre überdauert. Wir bauen für die Ewigkeit. Wir sind die Erben Griechenlands. Wir besitzen eine unbändige Stärke, aber nicht nur die Stärke des Körpers. Wir erfinden und verbessern Rom so lange, bis es die schönste Stadt der Welt ist – wenn es sein muss, eine Straße nach der anderen.«

Er holte langsam und tief Luft. In seinen Augen spiegelte sich die Zuneigung zu den Menschen, die ihm zuhörten.

»Ich schaue auf euch alle hinab, und ich bin stolz auf euch. Mein Blut hat geholfen, Rom aufzubauen, und wenn ich mir seine Bewohner ansehe, dann weiß ich, es ist nicht vergeudet worden. Das hier ist unser Land, und doch ist da draußen auch eine Welt, die noch erfahren muss, was wir bereits gefunden haben. Was wir geschaffen haben, ist großartig genug, um es an all die dunklen Orte dort draußen zu bringen. Die Gerechtigkeit unseres Gesetzes und die Ehre der Stadt sind es wert, verbreitet zu werden, bis überall in der Welt einer von uns sagen kann ›Ich bin ein Bürger Roms!‹ und sich gerechter Behandlung gewiss sein darf. Wenn ich zum Konsul gewählt werde, werde ich für diesen Tag arbeiten!«

Er hatte geendet, ohne dass es ihm zunächst selbst klar gewesen wäre. Die Menge wartete geduldig, um zu hören, was er als Nächstes sagen würde, und Julius war schon versucht, fortzufahren, bevor ihm eine innere Stimme riet, ihnen einfach zu danken und vom Podium herabzusteigen.

Ein Begeisterungssturm brach los, und Julius lief vor Aufregung rot an. Er war sich der Männer hinter ihm auf dem Podium gar nicht mehr bewusst und sah nur noch die Menschen, die ihm Gehör geschenkt hatten. Jeder von ihnen hatte nur ihm zugehört und seine Worte in sich aufgesogen. Es war besser als Wein.

Hinter seinem Rücken lehnte sich Pompeius zu Crassus hinüber und flüsterte ihm zu: »Du hast ihn zum Ädilen gemacht? Er ist nicht dein Freund, Crassus. Glaub es mir!«

Da die Augen der Menge auf ihnen ruhten, lächelte Crassus seinen Kollegen an, doch seine Augen glitzerten wütend.

»Ich weiß einen Freund sehr wohl zu beurteilen, Pompeius.«

Pompeius erhob sich, und als Julius sich zu ihm umdrehte, schlug er ihm freundschaftlich auf die Schulter. Als die Menge sah, wie sich die beiden Männer anlächelten, brach sie erneut in Jubel aus. Pompeius wandte sich der Menge zu und hob dankend den anderen Arm, als sei Julius sein Schüler und habe sich ihnen gegenüber gerade besonders hervorgetan.

»Eine wundervolle Rede, Cäsar«, sagte Pompeius. »Wenn du Erfolg hast, dürftest du frischen Wind in den Senat bringen. Praktische Träumer ... Ein wunderbares Konzept.«

Julius schüttelte die von Pompeius dargebotene Hand und wandte sich dann Crassus zu, um ihn nach vorne zu rufen. Der andere Konsul war bereits aufgesprungen, denn sein Scharfsinn riet ihm, die Gelegenheit, sich zu zeigen, auf keinen Fall ungenutzt verstreichen zu lassen.

Die Menge applaudierte noch immer wild. Die drei Männer standen nebeneinander, und aus der Ferne betrachtet, wirkte ihr Lächeln sogar echt. Auch Senator Prandus hatte sich erhoben, doch kein Mensch nahm von ihm Notiz.

Während die Menge den Männern auf der Tribüne zujubelte, wandte sich Alexandria zu Teddus neben ihr.

»Nun, was hältst du von ihm?«, fragte sie ihn.

Der alte Soldat strich sich nachdenklich über die Bartstoppeln am Kinn. Er war eigentlich nur mitgekommen, weil Alexandria ihn darum gebeten hatte, denn die leeren Versprechen der Männer, die diese Stadt regierten, interessierten ihn kein bisschen. Jetzt wusste er nicht, wie er dies seiner Dienstherrin beibringen sollte, ohne sie zu kränken.

»Er war ganz gut«, sagte er nach reiflicher Überlegung. »Aber ich habe nicht gehört, dass er wie die anderen Münzen prägen lassen will. Versprechungen sind ja gut und schön, aber mit einer Silbermünze kann man sich eine gute Mahlzeit und einen Krug Wein dazukaufen.«

Alexandria runzelte zuerst die Stirn, dann jedoch öffnete sie den Schnappverschluss des schweren Armreifs, den sie um das Handgelenk trug, und ließ einen Sesterz in ihre Hand fallen. Die reichte sie Teddus, der sie entgegennahm und fragend die Brauen hochzog.

»Wofür ist die?«, fragte er.

»Gib sie aus«, erwiderte sie. »Wenn das Geld weg ist und du wieder hungrig bist, wird Cäsar immer noch da sein.«