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Bibulus’ feuchter Mund zitterte. »Du hast kein Recht, mich zu bedrohen! Meine Sklaven sind mein Eigentum. Niemand würde dir Gehör schenken.«

Suetonius entblößte die Zähne, der Triumph entstellte sein Gesicht. »Pompeius hat eine Tochter verloren, Bibulus. Er würde mir ganz bestimmt zuhören! Er würde dafür sorgen, dass du für deine Ausschweifungen teuer bezahlst, meinst du nicht? Ich glaube nicht, dass er mich abweisen würde, wenn ich zu ihm ginge.«

Bibulus sank in sich zusammen und begann zu weinen.

»Bitte ... «, flüsterte er verzweifelt.

Suetonius schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Wir werden nie wieder darüber sprechen, Bibulus. Freunde lassen einander doch nicht im Stich«, sagte er und rieb versöhnlich die schweißnasse Haut.

»Einhundert Tage, Servilia«, sagte Julius nachdenklich, als er sie auf den Stufen des Senatsgebäudes in die Arme nahm. »Ich habe ein paar Leute, die sich anstehende Rechtsfälle ansehen und sie begutachten. Danach suche ich mir die besten aus, um mir einen Namen zu machen, und die Stämme werden kommen, um mir zuzuhören. Bei den Göttern, es gibt so viel zu tun! Du musst für mich mit all jenen Kontakt aufnehmen, die Schulden bei meiner Familie haben. Ich brauche Läufer, Organisationstalente und Leute, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in den Straßen für meine Sache werben. Und Brutus muss mit der Zehnten die Banden in Schach halten, denn dank Crassus bin ich ja jetzt dafür verantwortlich. Der alte Mann ist wirklich ein Genie, daran gibt es keinen Zweifel. Mit einem Schlag habe ich die nötige Macht, um zu beweisen, dass ich die Straßen wirklich sicher machen kann. Es ist alles so schnell gegangen, dass ich beinahe nicht ...«

Servilia legte ihm die Finger auf die Lippen, um den Schwall seiner Worte einzudämmen. Sie lachte, als er trotzdem einfach weiterredete, Gedanken und Ideen, gerade so, wie sie ihm in den Kopf kamen. Selbst als sie ihn auf den Mund küsste, redete er noch einen Augenblick weiter, bis sie ihm schließlich mit der freien Hand einen Klaps auf die Wange gab.

Er löste sich lachend von ihr.

»Ich muss in den Senat, ich darf sie nicht warten lassen. Fang mit der Arbeit an, Servilia. Wir treffen uns am Mittag wieder hier.«

Sie sah ihm nach, als er die Treppen hinaufrannte und im Halbdunkel des Senatsgebäudes verschwand. Dann ging sie leichtfüßig die Stufen hinunter, wo sie ihre Wachen erwarteten.

Als Julius die Tür zur Vorhalle erreichte, traf er auf Crassus, der dort auf ihn wartete. Der ältere Mann sah seltsam unruhig aus, Schweißperlen rannen ihm über das Gesicht.

»Ich muss mit dir reden, bevor du hineingehst, Julius«, sagte er. »Ich muss jetzt mit dir reden, nicht erst da drin, wo uns jeder zuhören kann.«

»Was gibt es denn?«, fragte Julius überrascht, und eine böse Vorahnung erfasste ihn, als er die Nervosität des Konsuls bemerkte.

»Ich bin nicht ganz ehrlich zu dir gewesen, mein Freund«, erwiderte Crassus.

Die beiden Männer hörten das Gemurmel der Senatoren hinter sich, als sie sich auf den breiten Stufen der Treppe zum Forum niedersetzten.

Julius schüttelte ungläubig den Kopf.

»Ich hätte niemals geglaubt, dass du dazu fähig bist, Crassus.«

»Ich bin ja auch nicht dazu fähig«, schnappte Crassus beleidigt. »Deshalb sage ich es dir jetzt, bevor die Verschwörer sich gegen Pompeius erheben.«

»Du hättest sie davon abhalten müssen, als sie zu dir gekommen sind. Du hättest direkt zum Senat gehen und diesen Catilina denunzieren müssen, bevor er noch mehr in der Hand hatte als bloße Ideen. Und jetzt sagst du mir, er hat bereits eine ganze Armee? Es ist wirklich ein bisschen spät, sich die Hände jetzt noch in Unschuld zu waschen, Crassus, ganz gleich, was du auch beteuerst.«

»Sie hätten mich umgebracht, wenn ich mich geweigert hätte. Und, ja, natürlich war es eine große Versuchung für mich, als sie mir die Herrschaft über Rom angeboten haben. So! Jetzt hast du es mich laut aussprechen hören. Hätte ich sie etwa einfach Pompeius vor die Füße werfen sollen, damit er mit einem weiteren Sieg vor dem Volk glänzt? Hätte ich zusehen sollen, wie er zum Diktator auf Lebenszeit wird, wie Sulla vor ihm? Ich war versucht, Julius, und ich habe zu lange nichts gesagt. Aber ich gebe mir ja gerade Mühe, meinen Fehler wieder gutzumachen. Ich kenne ihre Pläne, und ich weiß, wo sie sich versammelt haben. Mit deiner Legion können wir sie schlagen, bevor Schaden entstanden ist.«

»Hast du mich deswegen zum Ädilen gemacht?«, fragte Julius.

Crassus zuckte die Schultern. »Natürlich. Jetzt liegt es in deiner Verantwortung, sie aufzuhalten. Es wäre außerdem eine gute Unterstützung für deine Kampagne, wenn die Leute sehen, dass Angehörige der Nobilitas wie Catilina genauso für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden wie alle anderen Bürger auch. Dann sehen sie, dass du wirklich über den lächerlichen Banden von Klassen und Stämmen stehst.«

Julius sah den Konsul mitleidig an. »Und was wäre gewesen, wenn ich nicht aus Spanien zurückgekehrt wäre?«

»Dann hätte ich schon einen anderen Weg gefunden, um sie zu schlagen, bevor es wirklich zum Schlimmsten kommt.« »Wirklich?«, bedrängte ihn Julius leise.

Crassus drehte sich zu dem jungen Mann an seiner Seite um und funkelte ihn zornig an.

»Zweifellos. Wie dem auch sei, du bist jetzt hier. Ich kann dir die Rädelsführer übergeben, und die Zehnte wird den Pöbel aufreiben, den sie um sich gesammelt haben. Sie sind nur deshalb eine Gefahr, weil niemand etwas von ihnen wusste. Ohne diesen Überraschungseffekt ist es ein Leichtes, sie zu zerschlagen, und das Amt des Konsuls gehört dir. Ich vertraue darauf, dass du dann deine Freunde nicht vergisst.«

Julius stand abrupt auf und blickte auf den Konsul herab. Hatte er wirklich die ganze Wahrheit erfahren? Oder nur den Teil, den Crassus ihn hatte hören lassen wollen? Vielleicht hatten sich die Männer, die er verriet, ja nichts weiter zu Schulden kommen lassen, als Feinde von Crassus zu sein. Er konnte die Zehnte nicht einfach in die Häuser einflussreicher Männern schicken, bloß aufgrund einer Unterhaltung mit Crassus, die dieser jederzeit abstreiten konnte. Was seinem Gegenüber durchaus zuzutrauen wäre, da war sich Julius sicher.

»Ich werde darüber nachdenken, was zu tun ist, Crassus. Aber ich werde nicht einfach nur das Schwert sein, das deine Feinde vernichtet.«

Crassus erhob sich nun ebenfalls, und seine Augen funkelten vor unterdrücktem Zorn.

»Politik ist nun einmal ein blutiges Geschäft, Julius. Es ist besser, du lernst das jetzt, als erst dann, wenn es zu spät ist. Ich habe zu lange gewartet, um etwas gegen diese Männer zu unternehmen. Pass auf, dass dir nicht der gleiche Fehler unterläuft.«

Die beiden Männer betraten das Senatsgebäude gemeinsam, aber voneinander getrennt.

11

Das Haus, das Servilia für den Wahlkampf angemietet hatte, war drei Stockwerke hoch und voller Menschen. Wichtiger noch, es lag im Tal des Esquilin, einem geschäftigen Teil der Stadt, wo Julius mit all jenen Kontakt halten konnte, die ihn zu sehen wünschten. Von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang eilten seine Klienten mit Aufträgen und Anweisungen durch die offenen Türen ein und aus, während Julius anfing, seine Strategie umzusetzen. Die Zehnte patrouillierte nachts in kleinen Gruppen, und nach drei heftigen Auseinandersetzungen mit Raptores-Banden hatten sie elf Straßen in den ärmsten Gegenden gesäubert und waren dabei, ihr Einflussgebiet zu vergrößern. Julius wusste, dass es illusorisch war, die Banden restlos zu zerschlagen, aber immerhin wagten sie sich in den Gegenden, die er ausgewählt hatte, nicht mehr offen zu zeigen. Früher oder später würden die Menschen merken, dass sie unter dem Schutz der Legion standen und sich wieder frei bewegen.