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»Wenn ich ohne Befehl des Senats ins Feld ziehe, könnte das mein Ende bedeuten, ganz egal, ob wir siegreich sind oder nicht«, sagte er leise. »Kannst du Crassus wirklich so weit trauen, dass er dir bei dieser Angelegenheit nicht in den Rücken fällt?«

Julius zögerte. Wenn sich Crassus weigerte, vor dem Senat seine Anschuldigungen zu wiederholen, bedeutete das ihrer aller Ende. Der alte Mann war gerissen genug, sich die ganze Verschwörung nur ausgedacht zu haben, um einige seiner Gegner loszuwerden. Crassus wäre seine Konkurrenten los, ohne selbst dabei Schaden zu nehmen.

Trotzdem blieb Julius keine andere Wahl. Solange er sie noch verhindern konnte, durfte er nicht zulassen, dass eine Rebellion ausbrach.

»Nein. Völlig trauen kann ich ihm nicht, aber ganz egal, wer für diese Ansammlung von Soldaten verantwortlich ist, ich darf eine Bedrohung Roms nicht zulassen. Verhafte die Männer, die er genannt hat, ehe wir durch unser Abwarten noch mehr Schaden anrichten. Wenn ich euch erreichen kann, übernehme ich die volle Verantwortung. Wenn ich nicht da bin, liegt die Entscheidung bei dir. Warte, solange du nur kannst.«

Brutus machte sich mit Domitius und zwanzig seiner besten Männer auf den Weg, um Catilina in seinem Haus zu verhaften. Zu seinem großen Verdruss verloren sie entscheidende Augenblicke dabei, das Tor aufzubrechen. Bis sie die Privatgemächer des Catilina erreichten, wärmte sich dieser bereits die Hände über einem Kohlenbecken voller brennender Dokumente. Er wirkte äußerlich ruhig, als er die Soldaten begrüßte. Seine harten Gesichtszüge wirkten fast wie gemeißelt, und seine breiten Schultern wiesen ihn als einen Mann aus, der sich seine Körperkraft erhielt. Ungewöhnlich für einen Senator, hatte er einen Gladius in einer reich verzierten Scheide umgeschnallt.

Brutus goss sofort einen Krug Wein in die Flammen und griff durch den zischend aufsteigenden Dampf in die feuchte Asche. Es war nichts übrig geblieben.

»Dieses Mal hat euer Herr seine Befugnisse überschritten, meine Herren«, bemerkte Catilina.

»Meine Befehle lauten, dich zur Curia zu bringen, Senator, wo du dich wegen Hochverrats zu verantworten hast«, beschied ihn Domitius.

Catilina legte die Hand auf den Knauf des Gladius, und sowohl Brutus als auch Domitius erstarrten.

»Wenn du das Schwert noch einmal anrührst, stirbst du noch hier«, warnte ihn Brutus leise. Catilina riss die Augen mit den schweren Lidern weit auf und versuchte die Gefahr, der er sich ausgesetzt sah, einzuschätzen.

»Wie lautet dein Name?«, fragte er.

»Marcus Brutus, von der Zehnten.«

»Nun, Brutus, Konsul Crassus ist ein guter Freund von mir, und wenn ich wieder frei bin, werde ich mich mit dir noch einmal ausführlicher über dein Vorgehen unterhalten. Und jetzt tu, wie man dich geheißen hat, und bring mich zum Senat.«

Domitius streckte die Hand aus, um den Arm des Senators zu ergreifen, aber Catilina schlug sie weg, wobei die Wut hinter seiner gespielten Ruhe hervortrat.

»Wage es nicht, mich zu berühren! Ich bin ein Senator Roms. Glaube nicht, dass ich diese Beleidigung meiner Person einfach so vergesse, wenn das hier vorbei ist. Dein Herr kann dich nicht für alle Zeiten vor dem Gesetz schützen.«

Dann schritt er mit wutverzerrtem Gesicht an ihnen vorbei. Die Soldaten der Zehnten wechselten besorgte Blicke und stellten sich rings um ihn auf. Domitius sagte nichts mehr, als sie die Straße erreichten, aber er hoffte inständig, dass die anderen Gruppen genug Beweise fänden, mit denen man die Festgenommen anklagen konnte. Wenn nicht, war es gut möglich, dass Julius damit seinen eigenen Untergang heraufbeschworen hatte.

Draußen auf der Straße wogte die geschäftige vormittägliche Menge vorbei, und Brutus musste ihnen mit der flachen Seite des Schwerts einen Weg bahnen. Das Gedränge war zu groß, als dass die Passanten rechtzeitig aus dem Weg gehen konnten, und so kamen sie nur langsam voran. Als sie die erste Straßenecke erreicht hatten, fluchte Brutus leise vor sich hin und nahm die Veränderung in der Menge beinahe zu spät wahr.

Mit einem Mal waren Kinder und Frauen verschwunden, und die Soldaten der Zehnten waren von Männern mit entschlossenen Mienen umringt. Brutus warf einen kurzen Blick nach hinten auf Catilina. Das Gesicht des Senators strahlte triumphierend. Brutus spürte, wie er gestoßen und eingekeilt wurde, und die Erkenntnis, dass Catilina auf sie vorbereitet gewesen war, verursachte ihm beinahe Übelkeit.

»Wir werden angegriffen!«, brüllte Brutus und sah im gleichen Moment, wie Schwerter unter Umhängen und Tuniken hervorgezogen wurden und die Menge mit einem Schlag kampfbereit war. Catilinas Männer hatten sich unter die Passanten gemischt und auf eine günstige Gelegenheit gewartet, ihren Anführer zu befreien. Auf der Straße wimmelte es vor Schwertern, Schreie ertönten, als die ersten Soldaten der Zehnten vollkommen überrumpelt niedergestochen wurden.

Brutus sah, wie Catilina von seinen Anhängern weggezogen wurde, und versuchte ihn festzuhalten. Aber noch während er den Arm ausstreckte, schlug jemand danach, und er verteidigte sich wütend. So dicht von Menschenleibern bedrängt, stand er kurz davor, in Panik zu geraten. Dann sah er Domitius, der sich auf der Straße eine blutige Nische freigekämpft hatte, und schlug sich an seine Seite.

Die Soldaten der Zehnten behielten die Nerven und machten Catilinas Anhänger mit der grimmigen Routine nieder, die man ihnen in der Ausbildung beigebracht hatte. Es waren keine Schwächlinge darunter, aber jeder von ihnen sah sich zwei oder drei wild fuchtelnden Schwertern gegenüber. Auch wenn es den Angreifern an Können fehlte, kämpften sie doch mit fanatischem Einsatz, und auch die Rüstungen der Legionäre konnten nicht alle Schläge abwehren.

Brutus packte einen Mann an der Kehle und schleuderte ihn zwei anderen in den Weg, die er mit gezielten Hieben tötete, als sie übereinander stolperten. Dann spürte er, wie sich sein wild hämmerndes Herz beruhigte und sich ihm die Gelegenheit bot, sich umzublicken. Er wich einem Gladius, der seinen Schwertarm abtrennen sollte, nach hinten aus und antwortete mit einem Gegenstoß in den Hals des Angreifers. Hals und Unterleib, das waren die tödlichsten Stöße.

Brutus wankte, als ihn etwas tief unten am Rücken traf, und er spürte, wie einer der Riemen seines Brustpanzers riss und sich das Gewicht verschob. Er wirbelte herum, das Schwert im spitzen Winkel, und traf das Schlüsselbein eines Mannes, der in das Durcheinander aus Dreck und Fleisch auf der Erde fiel. Blut spritzte auf, und er sah sich blinzelnd nach Catilina um. Der Senator war verschwunden.

»Räumt die verfluchte Straße, Zehnte!«, rief er. Seine Männer reagierten sofort und hieben sich den Weg frei. Die schweren Schwertklingen trafen auf den Feind, durchtrennten Gliedmaßen mit der Leichtigkeit von Schlachterbeilen. Da sich einige von Catilinas Männern mit dem Senator zurückgezogen hatten, war ihre Zahl geschrumpft, so dass es den Legionären gelang, die Verbliebenen zu isolieren. Wieder und wieder rammten sie ihre Klingen in die Körper der Gegner, um ihnen die Beleidigung des Angriffs mit der einzig passenden Münze zurückzuzahlen.

Als es vollbracht war, standen die Legionäre keuchend da, in ihren vom Blut dunkel gefärbten Rüstungen, das langsam von dem polierten Metall tropfte. Einer oder zwei von ihnen gingen vorsichtig zu jedem von Catilinas Männern und stießen, um ganz sicherzugehen, ein letztes Mal mit den Klingen zu.

Brutus wischte sein Schwert an einem Mann ab, den er niedergestreckt hatte, und schob es behutsam in die Scheide zurück, nachdem er die Schneide gründlich überprüft hatte. Cavallos Arbeit war ohne Fehler.

Von seinen ursprünglich zwanzig Männern waren noch elf auf den Beinen, zwei weitere lagen im Sterben. Ohne dass Brutus es befehlen musste, hoben die anderen ihre Kameraden von der Straße und stützen sie, wechselten ein paar Worte mit ihnen, während sie ihr Leben aushauchten.