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»Die Extraordinarii stehen an den Flanken bereit«, sagte Brutus. »Ich würde mich ihnen gerne anschließen.«

Julius nickte. »Ich will diese Söldner möglichst schnell aufreiben. Übernimm die rechte Seite und führe sie auf mein Zeichen hin in die Schlacht. Zwei kurze Hornsignale. Hör gut hin.«

Brutus salutierte, ritt davon und gab das Kommando ab, ohne sich noch einmal umzudrehen. Seine Extraordinarii hatten sich in Reihen aufgestellt. Sie ließen sein Pferd nach vorne durch, und ein paar fröhliche Stimmen hießen ihn willkommen. Brutus runzelte die Stirn; er hoffte, dass sie nicht zu übermütig waren. Wie bei Octavian war es auch für sie ein gehöriger Unterschied, ob man Übungsschilder in Stücke hieb oder Speere in lebende Menschen rammte.

»Bleibt in Reih und Glied«, brüllte er und blickte sie finster an.

Jetzt wurden sie ernster, obwohl ihre Aufregung immer noch spürbar war. Die Pferde wieherten und waren unruhig, weil sie losstürmen wollten, aber mit fester Hand im Zaum gehalten wurden. Brutus sah, wie nervös die Männer waren. Viele von ihnen überprüften ihre Speere wieder und wieder und lockerten sie in den langen Lederköchern, die seitlich an den Sätteln befestigt waren.

Jetzt konnten sie die Gesichter der Aufständischen erkennen, eine Masse brüllender, rennender Männer, die ihre Schwerter hoch über den Schultern erhoben hielten, bereit zu einem todbringenden Schlag. Die Klingen glänzten in der Sonne.

Die Zenturien der Zehnten Legion rückten enger zusammen, jeder Mann wartete mit gezogenem Schwert und schützte mit seinem Schild den linken Nebenmann. In ihren Linien gab es keine Lücken, auch nicht als sie vorrückten. Dann bliesen die Cornicen drei kurze Töne, und die Zehnte setzte sich in Bewegung, wobei die Männer weiterhin schwiegen, bis zum letzten Moment, als sie wie ein Mann losbrüllten und ihre Speere schleuderten.

Die schweren Eisenspitzen rissen entlang der gesamten feindlichen Angriffslinie Männer von den Füßen. Gleich darauf ließ Brutus die Extraordinarii werfen, und ihre gezielteren Würfe galten hauptsächlich all jenen Feinden, die versuchten, Ordnung in ihre Reihen zu bringen. Auf diese Weise gab es schon Hunderte von Toten, ehe die Armeen aufeinander trafen, ohne dass es einen Römer das Leben gekostet hätte. Die Extraordinarii kreisten an den Flanken, und Julius sah, wie die Reiter beim Wenden reflexartig ihre Schilde herumrissen, um ihren Rücken zu schützen. Es war eine hervorragende Demonstration ihres Könnens und ihrer Ausbildung, und Julius jubelte innerlich über diesen Anblick, als die vordersten Reihen der beiden Heere aufeinander trafen.

Glavis landete seinen ersten mächtigen Hieb auf einem Schild, der entzweibrach. Als er zum nächsten Schlag ausholte, traf ihn ein Schwert in den Magen. Er zuckte in der Erwartung des Schmerzes zusammen und riss seine Klinge wieder hoch. Als er seinen zweiten Hieb anzubringen versuchte, rammte ein anderer Römer ihn mit dem Schild und stieß ihn zur Seite, wobei dem Gallier das Schwert aus den tauben Fingern glitt. Glavis geriet in Panik, als er nach oben blickte und einen Wald von Beinen und Schwertern sah, der über ihn hinwegschritt. Sie traten und stampften auf ihn, und innerhalb weniger Augenblicke hatte sein Körper vier weitere Stichwunden abbekommen. Das Blut strömte aus ihm heraus, und er spuckte benommen aus, als er es in der Kehle schmeckte. Er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, aber sie hieben weiter auf seinen Körper ein. Niemand hätte den genauen Zeitpunkt seines Todes bestimmen können. Ihm blieb nicht einmal mehr die Zeit, den Angriff seiner Gallier zusammenbrechen zu sehen, die rasch erkannten, dass sie den unbarmherzigen Kampfrhythmus der Zehnten nicht brechen konnten.

Als sie Glavis fallen sahen, gerieten die Gallier ins Wanken, und das war der Augenblick, auf den Julius gewartet hatte. Er rief seinem Melder etwas zu, und zwei kurze Hornstöße erklangen.

Brutus hörte sie und spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug. Trotz ihrer Überzahl brachen die Söldner unter dem Ansturm der Römer zusammen. Einige von ihnen suchten bereits das Weite und warfen ihre Waffen von sich. Brutus grinste, hob die Faust in die Luft und riss sie in Richtung Feind nach unten. Ihre Speerhalter waren leer; nun mussten sie ihren wahren Wert beweisen. Die Extraordinarii reagierten, als hätten sie schon ihr ganzes Leben lang zusammen gekämpft, schwenkten herum, um sich Platz zu verschaffen, bohrten sich dann wie ein Dolch in die feindlichen Reihen und rissen sie auseinander. Jeder Reiter dirigierte sein Pferd mit einer Hand am Zügel und der anderen am Griff des langen Spatha-Schwerts, mit dem er allen, die sich ihm in den Weg stellten, die Köpfe abschlug. Die Pferde waren schwer genug, um Männer umzureißen, und nichts konnte ihrem Gewicht standhalten, als sie tiefer und tiefer in die Reihen der Aufständischen eindrangen und sie zermalmten.

Die erste Reihe der Zehnten schritt schnell über den Feind hinweg, und jeder Mann setzte Schwert und Schild in dem Bewusstsein ein, dass ihn sein Bruder zur Rechten deckte. Sie waren durch nichts aufzuhalten, und nachdem die ersten Reihen gefallen waren, erhöhten sie das Tempo und keuchten und stöhnten vor Anstrengung, als ihnen die Arme schwer wurden.

Julius gab die Manipel-Befehle, und die Zenturios brüllten sie hinaus. Die Velites zogen sich leichtfüßig zurück und ließen die Triarii in ihren schwereren Rüstungen nach vorne.

Der Widerstand der Aufständischen zerbrach, als sie von den frischen Soldaten angegriffen wurden. Hunderte warfen ihre Waffen weg, weitere Hunderte stoben in wilder Flucht davon, ohne sich um die wütenden Rufe ihrer Anführer zu scheren.

Für diejenigen, die sich zu früh ergaben, konnte es keine Gnade geben. Die römischen Linien konnten es sich nicht erlauben, sie beim Vormarsch durch ihre Reihen hindurchzulassen, sie wurden wie alle anderen getötet.

Die Extraordinarii brandeten um die Aufständischen herum, eine schwarze Masse von schnaubenden Pferden und brüllenden Reitern, rot vom verspritzten Blut und so wild, als wären sie einem Albtraum entsprungen. Sie schlossen den Feind ein, und wie auf ein Zeichen hin ließen Tausende von Männern ihre Schwerter fallen und hoben keuchend die leeren Hände.

Julius zögerte, als er das Ende sah. Wenn er die Cornicen nicht den Befehl zur Einstellung der Kampfhandlungen geben ließ, würde die Zehnte weitermachen, bis auch der Letzte der Aufständischen tot war. Er war versucht, es geschehen zu lassen. Was sollte er mit so vielen Gefangenen anfangen? Tausende waren noch am Leben, und man konnte ihnen nicht gestatten, auf ihre Felder und in ihre Häuser zurückzukehren. Er wartete, während er die Augen der Zenturios auf sich spürte, die ihrerseits auf das Signal warteten, das das Ende des Tötens verkündete. Inzwischen war es ein reines Gemetzel, und diejenigen, die in der Nähe der römischen Reihen standen, wollten schon wieder zu ihren Waffen greifen, ehe sie unbewaffnet starben. Julius fluchte leise vor sich hin und riss die offene Hand nach unten. Die Cornicen sahen die Geste und bliesen einen tiefer werdenden Ton. Dann war es vorbei.

Die Überlebenden waren so schnell entwaffnet worden, wie sich die Soldaten der Zehnten unter sie mischen konnten. In kleinen Gruppen durchsuchten sie die Söldner. Ein Römer nahm ihnen die Schwerter ab, während die anderen grimmig und aufmerksam zusahen, bereit, jede plötzliche Bewegung zu bestrafen.

Die Offiziere der Söldner waren aus den Reihen hervorgerufen worden und mussten sich vor Julius aufstellen. Sie musterten ihn in stiller Resignation, eine seltsame Gruppe, in grobe Stoffe und wild zusammengewürfelte Rüstungen gekleidet.

Die Sonne versank hinter dem Horizont. Ein kalter Wind blies über das Schlachtfeld. Julius betrachtete die Gefangenen, die in Reihen nebeneinander knieten, wobei die Linien immer wieder von Leichen unterbrochen wurden. Catilinas Leichnam war gefunden und nach vorne geschleift worden. Julius hatte auf das vielfach durchbohrte, blutige Etwas hinabgeblickt. Von ihm waren keine Antworten mehr zu erwarten.