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»Er wurde beim ersten Angriff getötet, Konsul«, erwiderte Julius und beobachtete die Augen des anderen dabei. Genau wie erwartet, sah er die Angst aus ihnen weichen. Catilinas Geheimnisse waren zusammen mit ihm gestorben.

Pompeius knurrte und deutete auf die Folterknechte, die neben den geschundenen Körpern der Verschwörer standen.

»Wie schade. Diese Kreaturen haben ihn als ihren Anführer genannt, aber sie kennen keine der Einzelheiten, die ich so gerne wissen wollte. Sie hätten sie uns inzwischen bestimmt verraten.«

Julius sah die Männer an und unterdrückte ein Schaudern angesichts dessen, was man ihnen angetan hatte. Pompeius war sehr gründlich vorgegangen, und auch er bezweifelte, dass die Männer irgendetwas verheimlicht hätten. Drei von ihnen lagen wie tot regungslos da, nur der Letzte riss den Kopf mit einer plötzlichen Bewegung hoch. Ein Auge war ihm ausgestochen worden, Flüssigkeit rann ihm in einem glänzenden Bach die Wange herunter, aber das andere spähte ziellos umher und leuchtete auf, als es Julius erkannte.

»Du! Ich klage dich an!«, spuckte er aus und kicherte leise, wobei ihm Blut über das Kinn lief.

Julius musste gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfen, die ihn befiel, als er die weißen Splitter auf dem Steinfußboden liegen sah. An einigen hingen noch die Wurzeln.

»Er hat den Verstand verloren«, sagte er leise, und zu seiner Erleichterung nickte Pompeius.

»Ja, obwohl er am längsten durchgehalten hat. Sie werden noch lange genug leben, um hingerichtet zu werden, und damit ist der Fall erledigt. Ich bin euch beiden zu Dank verpflichtet, weil ihr den Senat rechtzeitig gewarnt habt. Das war eine edle Tat und eures Ranges würdig.« Pompeius sah den Mann an, der sich in zwei Monaten als Konsul zur Wahl stellen würde.

»Sobald die Ausgangssperre aufgehoben ist, werden die Menschen jubeln, weil man sie vor einem blutigen Aufstand bewahrt hat. Sie werden dich wählen, meinst du nicht? Wie könnte es anders sein?«

Seine Augen straften seinen leichten Tonfall Lügen, und Julius sah ihn nicht an, als er den Blick des anderen spürte. Er schämte sich für die ganze Angelegenheit.

»Gut möglich«, sagte Crassus leise. »Wir drei müssen uns gemeinsam für Rom einsetzen. Ein Triumvirat bringt gewiss seine eigenen Probleme mit sich. Vielleicht sollten wir ...«

»Ein anderes Mal, Crassus«, fuhr ihn Pompeius an. »Nicht hier, mit dem Gestank dieses unsäglichen Ortes in der Lunge. Vor der Senatssitzung bei Sonnenaufgang möchte ich noch das Badehaus aufsuchen.«

»Der Tag ist bereits angebrochen«, sagte Julius.

Pompeius fluchte leise und wischte sich mit einem Lappen die Finger ab. »Hier unten ist es immer Nacht. Mit denen da bin ich fertig.«

Er befahl den Folterknechten, die Männer zu waschen und herzurichten, ehe er sich wieder Crassus zuwandte. Julius sah, wie dunkle Schwämme in Eimer getaucht und die gröbsten Blutspuren abgespült wurden. Die schmutzige Brühe lief in einer Steinrinne zwischen seinen Füßen hindurch ab.

»Ich lasse die Hinrichtung für die Mittagsstunde ansetzen«, versprach Pompeius und führte sie die Treppen hinauf in die kühlen Räume, die über ihnen lagen.

Als Julius und Crassus auf das Forum hinaustraten, hatte das graue Licht inzwischen eine rötliche Färbung angenommen. Der Regen prasselte auf die Steine und ließ auf dem leeren Platz Tausende winziger Fontänen aufsteigen. Obwohl Julius seinen Namen rief, ging Crassus hastig durch den strömenden Regen davon. Zweifellos würden ein Bad und frische Kleidung etwas von seiner kränklichen Blässe vertreiben, dachte Julius. Er beeilte sich, den Konsul einzuholen.

»Als ich die Aufständischen vernichtet habe, die sich in deinem Namen versammelt hatten, kam mir ein Gedanke«, sagte Julius. Seine Stimme hallte über den Platz.

Der Konsul blieb auf der Stelle stehen und blickte sich um. Es war niemand in der Nähe.

»In meinem Namen, Julius? Catilina hat sie angeführt. Haben seine Anhänger nicht deine Soldaten auf der Straße umgebracht?«

»Das mag sein, aber das Haus, das du mir gezeigt hast, war eher bescheiden, Crassus. Woher sollte Catilina genug Gold haben, um zehntausend Mann zu bezahlen? Nur sehr wenige Männer in dieser Stadt könnten eine solche Armee aufstellen. Ich frage mich, was wohl passieren würde, wenn ich seine Bücher untersuchen lassen würde. Würde ich dort einen Verräter mit einem gewaltigen, geheim gehaltenen Vermögen finden, oder sollte ich eher nach jemand anderem suchen, nach einem Zahlmeister?«

Crassus konnte nichts von den verbrannten Papieren wissen, die er in Catilinas Haus vorgefunden hatte. Der Funke der Besorgnis, den er jetzt in Crassus’ Augen sah, genügte ihm völlig, um seinen Verdacht zu bestätigen.

»Ich denke, eine so große Streitmacht an Söldnern, in Verbindung mit Aufruhr und Feuern in der Stadt, hätte durchaus ausgereicht, wenn die Stadt lediglich unter dem Schutz der Legion des Pompeius gestanden hätte. Das Angebot, das sie dir gemacht haben, hatte Hand und Fuß, Crassus, das ist dir doch klar? Die Stadt hätte dir gehören können. Ich bin überrascht, dass du nicht in Versuchung gekommen bist. Du hättest auf einem Berg von Leichen gestanden, und Rom wäre vielleicht sogar reif für eine Diktatur gewesen.«

Als Crassus etwas erwidern wollte, änderte sich Julius’ Gesichtsausdruck, sein spöttischer Tonfall wurde mit einem Mal ernst.

»Aber dann ist ohne Vorwarnung eine zweite Legion in Rom eingetroffen, und auf einmal ...? Es muss eine ziemlich brenzlige Lage für dich gewesen sein. Die Truppen stehen bereit, die Verschwörung ist vorbereitet, aber plötzlich wird Rom von zehntausend Mann bewacht, der Sieg ist nicht mehr gewiss. Ein Spieler wäre das Risiko vielleicht eingegangen, aber du nicht. Du bist ein Mann, der weiß, wann ein Spiel aus ist. Ich frage mich, wann genau du beschlossen hast, lieber Catilina zu verraten, als den Plan durchzuführen? War es, als du auf mein Anwesen gekommen bist und meinen Wahlkampf mit mir geplant hast?«

Crassus legte eine Hand auf Julius’ Schulter.

»Wie ich bereits sagte, bin ich ein Freund deines Hauses, Julius, deshalb will ich nichts auf deine Worte geben, und das zu deinem eigenen Besten.« Er hielt einen Augenblick inne. »Die Verschwörer sind tot, Rom ist in Sicherheit. Das ist ein ausgezeichnetes Ergebnis. Lass es dabei bewenden. Du solltest dir keine weiteren Sorgen machen. Lass es gut sein.«

Crassus zog den Kopf ein, stapfte im Regen davon und ließ Julius stehen, der ihm unverwandt nachstarrte.

14

Kalte, graue Wolken hingen tief über der riesigen Menschenmenge, die auf dem Campus Martius wartete. Der Boden unter den Füßen war aufgeweicht, aber Tausende hatten ihre Häuser und Arbeitsstellen verlassen, um auf dem großen Feld Zeuge der Hinrichtungen zu werden. Pompeius’ Soldaten warteten in makellosen, schimmernden Reihen und ließen sich nichts von der Schwerarbeit anmerken, die der Bau der Plattform für die Gefangenen oder der Reihen von hölzernen Bänken für den Senat erfordert hatte. Sogar der Boden war mit trockenen Binsen bedeckt worden, die unter den Füßen knisterten.

Kinder wurden von ihren Eltern hochgehalten, damit sie einen Blick auf die vier Männer werfen konnten, die jämmerlich auf der hölzernen Plattform warteten. In der Menge wurde leise gemurmelt, jeder spürte etwas von dem Ernst des Augenblicks.

Als die Mittagsstunde näher rückte, hatte der Senat seine Beratungen in der Curia unterbrochen und war geschlossen zum Campus hinausgezogen. Soldaten der Zehnten hatten Pompeius’ Männern dabei geholfen, Rom abzuriegeln, die Tore mit wächsernen Siegeln zu verschließen und die Fahne auf dem Janiculum zu hissen. Während der Abwesenheit des Senats und bis zu seiner Rückkehr galt für die Stadt der Belagerungszustand. Viele Senatoren blickten zu der Fahne hinüber, die in einiger Entfernung im Westen flatterte. So lange sie wehte, war die Stadt in Sicherheit; sollte sie zur Warnung vor einem heranrückenden Feind eingeholt werden, würde man sogar die Hinrichtung der Verräter unterbrechen.