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Julius hatte den feuchten Stoff seines besten Umhangs fest um sich geschlungen. Selbst mit der Tunika und der schweren Toga darunter zitterte er beim Anblick der unglücklichen Männer, die sein Eingreifen an diesen Ort des Todes gebracht hatte.

Die Gefangenen waren dem schneidenden Wind schutzlos ausgeliefert. Nur zwei von ihnen konnten stehen, krümmten sich vor Schmerzen vornüber und pressten die zusammengeketteten Hände in stillem Jammer auf die Wunden der Nacht. In der unmittelbaren Nähe des Todes sogen sie gierig die kalte Luft ein, füllten ihre Lungen und ignorierten die beißende Kälte auf ihrer ungeschützten Haut.

Der Größere der beiden hatte langes, dunkles Haar, das ihm ins Gesicht wehte. Seine Augen waren geschwollen, aber Julius konnte ein Blitzen darin erkennen, das von dem zerschlagenen Fleisch fast verborgen wurde, das fiebrige Leuchten eines eingesperrten Tieres.

Der Mann, der im Gefängnis wirr auf Julius eingeredet hatte, schluchzte vor sich hin, den Kopf mit einem Tuch umwickelt. Ein runder Blutfleck auf dem Stoff markierte die Stelle, an der sich sein Auge befunden hatte. Die Erinnerung an die Szene im Verlies jagte Julius einen Schauer über den Rücken, und er wickelte den Umhang fester um sich, wobei das kalte Metall einer von Alexandrias Spangen seinen Hals berührte. Er sah hinüber zu Pompeius und Crassus, die auf den über den Morast gestreuten Binsen standen. Die beiden Konsuln unterhielten sich leise, und die Menge wartete mit erwartungsfroh leuchtenden Augen auf sie.

Endlich trennten sich die beiden Männer. Pompeius begegnete dem Blick eines Magistraten aus der Stadt; die inzwischen aufgeregt plaudernde Menge geriet in Bewegung, als der Mann die Plattform bestieg und sich an sie wandte.

»Diese vier Männer sind des Verrats an der Stadt für schuldig befunden worden. Auf Befehl der Konsuln Crassus und Pompeius und auf Befehl des Senats werden sie hingerichtet. Ihre Leichname werden zerteilt und den Vögeln vorgeworfen. Ihre Köpfe werden auf den vier Toren aufgespießt, als Warnung für alle, die Rom bedrohen. Das ist der Wille unserer Konsuln, die für Rom sprechen.«

Der Henker war Schlachter von Beruf, ein kräftig gebauter Mann mit kurz geschnittenem, grauen Haar. Er trug eine Toga aus grober, brauner Wolle, ein breiter Gürtel hielt den üppigen Leib in der Mitte zusammen. Die Silbermünzen, die er für seine Arbeit erhalten würde, zählten nichts im Vergleich zu der Befriedigung, die er daraus schöpfte.

Julius sah zu, wie er theatralisch sein Messer begutachtete und ein letztes Mal mit einem Stein darüber hinwegging. Es war eine grausame Klinge, ein schmales Hackmesser, so lang wie sein Unterarm, mit einem stabilen, hölzernen Griff. Der Messerrücken war fast fingerbreit. Ein Kind lachte nervös und wurde von seinen Eltern zum Schweigen gebracht. Der langhaarige Gefangene begann mit glasigen Augen laut zu beten. Vielleicht war es das, oder einfach nur seine Art, sich in Szene zu setzen, aber der Schlachter kam zuerst zu ihm und legte ihm das Messer an den Hals.

Der Mann zuckte zusammen, seine Stimme wurde schriller. Er atmete zischend und in kurzen Stößen. Seine Hände zitterten, und die blasse Haut wurde weiß wie Wachs. Fasziniert beobachtete die Menge, wie der Schlachter ihn an den Haaren packte und den Kopf langsam zur Seite bog, seinem Publikum den Hals deutlich zur Schau stellte.

Die Stimme des Mannes war jetzt nur noch ein tiefes Brummen. »Nein, nein ... nein«, murmelte er, während die Menge sich bemühte, seine letzen Worte zu verstehen.

Es gab keine Fanfare oder sonstige Warnung. Der Schlachter packte die Haare fester und begann langsam in das Fleisch zu schneiden. Blut spritzte und durchnässte sie beide. Der Verurteilte hob die Hände, um schwach nach der Klinge zu greifen, die sich in seinen Hals fraß, sich mit grausiger Präzision hin- und herbewegte. Er stieß einen leisen Laut aus, einen hässlichen Schrei, der nur einen Augenblick dauerte. Seine Beine gaben nach, aber der Schlachter war kräftig und hielt ihn hoch, bis das Messer auf Knochen stieß. Dann zog er es heraus, und mit zwei kurzen Schlägen hatte er die Wirbelsäule durchtrennt. Der Kopf löste sich, und der Körper fiel zu Boden. Die Wangenmuskeln zitterten immer noch, die Augen blieben wie in einer Parodie des Lebens offen.

In der Menge schlug man vor schaurigem Vergnügen die Hände vor den Mund, als der Leichnam von der Plattform schlaff auf die darunter liegenden Binsen glitt. Alles stand auf Zehenspitzen und drängelte nach vorne, um den Kopf besser sehen zu können, den der Schlachter für sie hochhielt, während das Blut an seinem Arm hinunterlief und die Toga fast schwarz färbte. Der Kiefer klappte bei der Bewegung herunter und gab den Blick auf Zähne und Zunge frei.

Einer der anderen Gefangenen übergab sich und schrie dann laut auf. Wie auf ein Signal hin fingen auch die beiden anderen an zu jammern und zu flehen. Das Klagegeheul riss auch das Publikum aus seiner lähmenden Starre, und es machte sich mit Johlen und wildem Gelächter Luft. Der Schlachter stopfte den Kopf in einen Stoffsack, drehte sich langsam um und griff nach dem Mann, der ihm am nächsten lag. Er packte ihn mit grobem Griff am Ohr und zog die schreiende Gestalt auf die Füße.

Julius wandte den Blick ab, bis alles vorbei war. Dabei sah er, wie Crassus den Kopf zur Seite drehte, aber er ignorierte seinen Blick. Die Menge jubelte, wenn die Köpfe für sie hochgehalten wurden, und Julius beobachtete sie verwundert. Er fragte sich, ob die Veranstaltungen, die Crassus bezahlte, sie nur halb so sehr fesselten wie die Unterhaltung des heutigen Tages.

Das hier war sein Volk, diese Menschen, die sich hier auf dem nassen Campus Martius versammelt hatten. Die nominellen Herren der Stadt, satt vom mitempfundenen Schrecken und durch ihn geläutert. Als es zu Ende war, sah er, wie sich die Gesichter entspannten, als ob eine schwere Last von ihnen genommen worden wäre. Ehepaare lachten erleichtert, und er wusste, dass an diesem Tag in der Stadt nicht mehr viel gearbeitet werden würde. Sie würden durch die großen Tore zurückkehren und die Weinstuben und Gasthäuser aufsuchen, um über das Gesehene zu diskutieren. Für die Dauer einiger weniger Stunden hatten ihre eigenen Probleme ihre Bedeutung verloren. Der Abend würde über die Stadt hereinbrechen, ohne dass das übliche Geschiebe und Gedränge auf den Straßen herrschte. Sie würden gut schlafen und erholt aufwachen.

Die Reihen von Pompeius’ Männern machten Platz, um die Senatsmitglieder passieren zu lassen. Julius erhob sich gemeinsam mit den anderen und ging mit ihnen zurück zum Tor. Dort wurden die Siegel erbrochen, und ein Streifen Licht erschien zwischen ihnen. Julius musste heute noch zwei Fälle für das Gericht auf dem Forum vorbereiten, außerdem sollte sein Schwertturnier in wenigen Tagen stattfinden, aber wie die Menge der Bürger spürte er einen seltsamen Frieden, wenn er an die Arbeit dachte, die vor ihm lag. An einem solchen Tag konnte man sich nicht allzu sehr mühen, die feuchte Luft schmeckte sauber und frisch.

An diesem Abend stand Julius an der langen Tafel im Wahlkampfhaus auf und klopfte auf den Tisch. Es wurde so schnell still, wie es der hervorragende Rotwein gestattete. Während er wartete, blickte er sich um und betrachtete diejenigen, die sich mit ihm in das Rennen um den Konsulposten geworfen hatten. Jeder hier am Tisch war mit seiner öffentlichen Unterstützung für ihn ein großes Risiko eingegangen. Wenn er verlor, würden sie alle auf die eine oder andere Art darunter leiden müssen. Alexandrias Kunden würden auf ein einziges Wort des Pompeius hin fernbleiben, ihr Geschäft wäre ruiniert. Falls man Julius gestattete, einen Posten an einem weit entfernten Ort des Reiches zu bekleiden, würden die, die mit ihm gingen, ihre Laufbahn aufgeben, vergessene Männer, die von Glück reden durften, wenn sie die Stadt vor ihrer Pensionierung noch einmal wiedersahen.