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Die ersten Runden waren ein wildes Durcheinander von Geschick und Stärke gewesen, bei dem mehr als hundert Paare gleichzeitig in der Arena gekämpft hatten. In gewisser Weise war der Anblick so vieler blitzender Schwerter ebenso aufregend wie die Einzelkämpfe der letzten 32, auch wenn die echten Kenner diese bevorzugten, weil sie sich dort auf Stil und wahres Können konzentrieren konnten.

Die Vielfalt war unglaublich, und Julius hatte sich schon eine Reihe von Männern notiert, die er für die neue Legion in der Kaserne rekrutieren wollte. Bis jetzt hatte er schon drei gute Schwertkämpfer verpflichtet. Es war unumgänglich gewesen, diejenigen zu nehmen, die im römischen Stil kämpften, aber es hatte ihn geschmerzt, andere übergehen zu müssen. Der Ruf nach Kämpfern war weit über die Gegenden hinausgedrungen, die seine Boten aufgesucht hatten, und so waren Männer aus allen römischen Ländern und von noch weiter her gekommen. Afrikaner mischten sich unter mahagonifarbene Ägypter und Inder. Einer von ihnen, ein Mann namens Sung, hatte die schmalen Augen jener Volksstämme, die so weit im Osten lebten, dass sie fast schon der Welt der Märchen und Sagen entsprungen zu sein schienen. Julius hatte Wachen für ihn abstellen müssen, um die Leute auf den Straßen davon abzuhalten, ihn ständig anzufassen. Nur die Götter wussten, was er hier, so fern von seiner Heimat, zu suchen hatte, aber Sung führte das lange Schwert, das er bei sich trug, mit einer solchen Geschicklichkeit, dass er die letzten Runden nach den kürzesten Kämpfen von allen erreicht hatte. Julius beobachtete ihn, wie er die Konsuln grüßte, und beschloss, dem Mann, wenn er das Viertelfinale erreichte, ein Angebot zu machen, ob er nun im römischen Stil kämpfte oder nicht.

In dieser späten Phase wurden dem Publikum die Namen der Männer in der Arena verkündet, und jeder trat einzeln vor, um sich von den Massen Roms bejubeln zu lassen. Brutus und Octavian standen neben Domitius. Ihre Rüstungen glänzten in der Sonne. Julius lächelte, als er die Freude in ihren Gesichtern sah. Ganz egal, wer das Siegerschwert gewann, keiner von ihnen würde dieses Erlebnis jemals vergessen.

Die drei Römer hoben die Schwerter, um zuerst das Publikum und dann die Konsuln zu grüßen. Die Menge brüllte, eine Mauer aus Lärm, die überraschend und fast schon schmerzhaft war. Der Tag hatte begonnen. Der Ringmeister trat an die Messingtrichter, die seine Stimme verstärkten, und rief die Namen der ersten Kämpfer auf.

Domitius sollte gegen einen Mann aus dem Norden antreten, der mit der Erlaubnis seines Legionskommandeurs nach Hause gereist war, um an dem Turnier teilzunehmen. Der Kämpfer war ein großer Mann mit kräftigen Unterarmen und schmaler, geschmeidiger Taille. Während die anderen die Arena verließen, betrachtete er Domitius argwöhnisch und sah ihm bei seinen Dehnübungen zu. Selbst aus der Ferne konnte Julius nicht das geringste Anzeichen von Nervosität auf Domitius’ Gesicht ausmachen. Er fühlte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann, während die Spannung wuchs, und die anderen in der Loge spürten es auch. Pompeius stand auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

»Soll ich auf deinen Mann wetten, Julius? Wird er das Achtelfinale erreichen?«

Julius drehte sich um und sah das Glitzern in den Augen des Konsuls. Pompeius’ Stirn glänzte vor Schweiß, seine Augen leuchteten erwartungsvoll. Julius nickte.

»Domitius ist der zweitbeste Schwertkämpfer, den ich je gesehen habe. Rufe die Wettsklaven, wir sollten ein Vermögen auf ihn setzen«, sagte er. Sie grinsten wie kleine Jungen, und es fiel ihm schwer, daran zu denken, dass dieser Mann nicht sein Freund war.

Der Sklave kam, um ihre Wetten anzunehmen. Pompeius verdrehte ärgerlich die Augen, als er sah, wie Crassus drei Silbermünzen abzählte, um sie dem Burschen zu geben.

»Nur ein Mal, Crassus. Nur ein einziges Mal möchte ich sehen, dass du genug wettest, dass es dir wehtun könnte. Kleingeld macht doch keinen Spaß. Es muss ein bisschen schmerzen.«

Crassus legte die Stirn in Falten und blickte zu Julius hinüber. Seine Wangen röteten sich, als er seine Münzen wegsteckte.

»Nun gut. Junge, gib mir deine Wetttafel.«

Der Junge zog ein viereckiges Holzstück hervor, das mit einer dünnen Wachsschicht überzogen war. Crassus drückte seinen Ring hinein und schrieb seinen Namen und Ziffern daneben, ohne sie den anderen zu zeigen. Als er die Tafel zurückgeben wollte, griff Pompeius danach und riss sie an sich. Er stieß einen leisen Pfiff aus. Der Sklave wartete geduldig.

»Alle Achtung, Crassus, das ist wirklich ein Vermögen. Ich habe dich noch nie ein ganzes Goldstück auf einmal setzen gesehen.«

Crassus schnaubte verächtlich und wandte seinen Blick den beiden Kämpfern zu, die sich auf ihre Positionen begaben und das Hornsignal erwarteten.

»Ich will hundert auf deinen Mann setzen, Julius. Hältst du mit?«, fragte Pompeius.

»Tausend für mich. Ich kenne meinen Mann«, erwiderte Julius.

Pompeius’ Gesicht erstarrte bei der Herausforderung. »Dann will ich es dir gleichtun, Julius.«

Beide Männer schrieben die Summen und ihren Namen auf die Wachstafel.

Renius räusperte sich. »Für mich fünf Goldstücke auf Domitius «, knurrte er.

Als Einziger von ihnen konnte er die Münzen tatsächlich vorweisen und hielt sie linkisch in der Hand, bis der Sklave sie ihm abnahm. Der alte Gladiator blickte ihnen nach, bis ihr Glanz in einem Stoffbeutel verschwand, dann lehnte er sich schwitzend zurück. Suetonius hatte selbst einen Wetteinsatz abgeben wollen, aber nachdem er das gesehen hatte, ging er zu seinem Vater, um sich Geld zu borgen. Sie setzten zehn Goldstücke, und als die Wachstafel noch einmal die Runde machte, riskierte auch Bibulus ein wenig Silber aus seinem Geldbeutel.

Der Sklave eilte zurück zu seinem Herrn, und Julius erhob sich, um den Cornicen das Zeichen zu geben. Die Menge verstummte, als sie ihn aufstehen sahen, und er fragte sich, wie viele von ihnen sich bei den Wahlen an seinen Namen erinnern würden. Einen Augenblick lang genoss er die Stille, dann ließ er die Hand fallen. Das laute Klagen der Hörner schallte durch die Arena.

Domitius hatte sich, wenn er nicht selbst antreten musste, so viele der Kämpfe angesehen wie möglich. Er hatte sich Notizen über diejenigen gemacht, mit denen er in den späteren Runden rechnete, und von den letzten 32 war nur die Hälfte wirklich gefährlich. Der Mann aus dem Norden, der ihm gegenüberstand, war gut genug, um es bis hier geschafft zu haben, geriet aber schnell in Panik, wenn er bedrängt wurde, und Domitius hatte vor, ihn vom ersten Augenblick an zu bedrängen.

Er spürte den Blick seines Gegners auf sich, als er Rücken und Beine dehnte, und versuchte, so friedlich und gelassen wie möglich auszusehen. Er hatte schon oft genug an Turnieren teilgenommen, um zu wissen, dass viele Kämpfe nicht mit dem Schwert, sondern in den Augenblicken davor gewonnen wurden. Sein alter Ausbilder hatte die Angewohnheit gehabt, mit gespreizten, flach auf dem Boden ausgestreckten Beinen vollkommen unbeweglich auf der Erde vor seinen Gegnern zu sitzen. Während diese herumhüpften und -sprangen, um ihre Muskeln zu lockern, blieb er ruhig wie ein Fels, und nichts machte sie nervöser als das. Wenn er sich dann endlich geschmeidig wie Rauch erhob, hatte er den Kampf schon halb gewonnen. Domitius hatte diese Lektion verstanden, und er ließ sich bei seinen Bewegungen nichts von seiner Müdigkeit anmerken. In Wahrheit war sein rechtes Knie steif und schmerzte von einem Stoß, den er in einem vorhergehenden Kampf abbekommen hatte, aber er verzog keine Miene, während er langsam und fließend seine Übungen machte, deren Eleganz eine hypnotisierende Wirkung ausstrahlte. Er spürte, wie eine große Ruhe über ihn kam, und sprach ein stummes Gebet für seinen alten Lehrer.