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»Setze alles auf ihn, Pompeius. Ich nehme deine Wette persönlich an«, sagte Julius, von der Aufregung mitgerissen.

Pompeius zögerte nur einen Augenblick. »Die Wettenden scheinen deine Zuversicht zu teilen, Julius. Wenn du mir eine vernünftige Quote anbietest, nehme ich dein Angebot vielleicht an.«

»Eine Münze gegen fünfzig von deinen auf Brutus. Fünf Münzen für eine von deinen auf Aulus«, sagte Julius schnell. Pompeius lächelte.

»Bist du so sehr davon überzeugt, dass Marcus Brutus gewinnt? Mit einer solchen Quote führst du mich in Versuchung, auf diesen Aulus zu setzen. Fünftausend Goldstücke gegen deinen Mann, zu dieser Quote. Nimmst du an?«

Julius blickte hinaus in die Arena. Mit einem Mal schwand seine gute Laune. Es war der letzte Kampf des Viertelfinales. Salomin und Domitius waren bereits weitergekommen. Es konnte doch wohl keinen Kämpfer geben, der gut genug war, um seinen ältesten Freund zu schlagen?

»Ich nehme an, Pompeius. Du hast mein Wort«, sagte er und spürte, wie ihm erneut der Schweiß aus den Poren trat. Adàn war ganz offensichtlich entsetzt, und Julius schaute ihn nicht an. Er blieb nach außen hin völlig ruhig, während er sich zu erinnern versuchte, um wie viel seine Reserven nach dem Kauf der neuen Rüstungen für die Söldner und den Löhnen für die Klienten jede Woche geschrumpft waren. Falls Brutus verlor, reichten 25000 Goldstücke Schulden aus, um ihn zu ruinieren, aber ihn tröstete der Gedanke, als Konsul für jeden Kredit gut zu sein. Die Geldverleiher würden bei ihm Schlange stehen.

»Dieser Aulus. Ist er gut?«, fragte Servilia, um das Schweigen zu brechen, das sich in der Loge ausbreitete.

Bibulus hatte den Platz gewechselt, um in ihrer Nähe sitzen zu können. Er antwortete mit einem Lächeln, das er für gewinnend hielt.

»In dieser Phase sind sie alle gut, Herrin. Beide haben bis jetzt sieben Kämpfe für sich entschieden, um so weit zu kommen, obwohl ich mir sicher bin, dass dein Sohn siegen wird. Er ist der Publikumsliebling, und man sagt, das kann einen Mann auf wundervolle Weise beflügeln.«

»Vielen Dank«, erwiderte Servilia und schenkte ihm ein Lächeln.

Bibulus wurde rot und verknotete seine Finger ineinander. Julius betrachtete ihn nicht gerade wohlwollend und fragte sich, ob hinter seinem tölpelhaften Benehmen ein schärferer Verstand lauerte oder ob Bibulus wirklich der hoffnungslose Narr war, als der er sich zur Schau stellte.

Die Hörner erklangen, und beim ersten Scheppern der Schwerter drängten alle ohne jede Rücksicht auf Rang und Namen an die Balustrade, um einen guten Platz zu ergattern. Servilia atmete hastig, und ihre Nervosität war ihr so deutlich anzumerken, dass Julius ihren Arm berührte. Sie schien es nicht zu bemerken.

In der Arena blitzten die Schwerter, und die beiden Männer wirbelten mit einer Geschwindigkeit umeinander herum, die der Hitze Hohn sprach. Sie belauerten sich, unterbrachen dann die Schrittfolge, um in die andere Richtung zu wechseln, und das Ganze erfolgte mit einer Geschicklichkeit, die wunderschön anzusehen war. Aulus ähnelte vom Körperbau her Brutus’ muskulöser Gestalt. Die beiden Männer schienen einander ebenbürtig zu sein. Adàn zählte leise und fast unbewusst die Schläge mit und ballte dabei aufgeregt die Fäuste. Seine Notizen und Briefe lagen vergessen auf dem Stuhl hinter ihm.

Innerhalb kürzester Zeit landete Brutus drei Treffer auf dem Panzer seines Gegners. Aulus ließ Schläge gegen seine Verteidigung passieren, in der Hoffnung, einen Gegentreffer anbringen zu können, und jedes Mal rettete sich Brutus nur durch seine Beinarbeit. Beide Männer waren schweißüberströmt, die Haare schwarz und klatschnass. Sie lösten sich voneinander, um sich eine angespannte Pause zu gönnen. Julius hörte Brutus’ Stimme über den Sand hallen. In der Loge war kein Wort zu verstehen, aber Julius wusste, dass es spöttische Bemerkungen waren, die Aulus wütend machen sollten.

Aulus lachte über den Versuch, und die beiden gingen wieder aufeinander los. Sie standen beängstigend dicht voreinander, während ihre Schwerter wirbelten und blitzten. Griffe und Klingen trafen rasend schnell aufeinander, und Adàn kam mit dem Zählen nicht mehr hinterher. Dem jungen Spanier blieb vor Staunen über solche Kunstfertigkeit der Mund offen stehen, und das gesamte Publikum verstummte. In der unglaublichen Spannung hielten viele den Atem an, während sie auf das erste Blut warteten, das das kämpfende Paar vergießen würde.

»Da!«, rief Servilia aus, als ein Streifen auf Aulus’ rechtem Oberschenkel zu sehen war. »Seht ihr das? Seht nur, dort!« Sie deutete wie wild, noch während der Schwertkampf in der Arena eine wahnsinnige Wildheit erreichte. Ob Brutus es nun wusste oder nicht, offensichtlich hatte Aulus keine Ahnung, dass er verwundet worden war, und Brutus konnte so dicht am Gegner den Kampf nicht abbrechen, ohne einen tödlichen Hieb zu riskieren. Sie kämpften im gleichen Rhythmus weiter, während der Schweiß an ihnen herunterrann.

Auf Julius’ Zeichen hin bliesen die Cornicen einen warnenden Ton durch die Arena. Es war gefährlich, die Kämpfer auf diese Weise zu stören, aber beide traten augenblicklich zurück und atmeten keuchend ein und aus. Aulus berührte seinen Oberschenkel mit der Hand und streckte Brutus die rote Handfläche hin. Keiner von ihnen war in der Lage zu sprechen, und Brutus stützte die Hände auf die Knie und atmete tief durch, um sein hämmerndes Herz zu beruhigen, das durch seinen ganzen Körper zu pulsieren schien. Er spuckte zähen Speichel aus und musste abermals spucken, um den langen Faden loszuwerden, der bis auf den Boden hing. Erst als ihr Puls zu rasen aufhörte, vernahmen die Schwertkämpfer den Jubel der Menge. Sie umarmten sich kurz, ehe sie erneut die Schwerter zum Gruß erhoben.

Servilia schlang die Arme um ihren Oberkörper und lachte vor Begeisterung.

»Dann ist er also unter den letzten vier? Mein lieber Sohn. Er war unglaublich, nicht wahr?«

»Jetzt hat er die Chance zu gewinnen und Ehre für Rom zu erringen«, erwiderte Pompeius mit einem säuerlichen Seitenblick auf Julius. »Zwei Römer in den letzten beiden Paaren. Die Götter allein wissen, wo die anderen beiden herstammen. Dieser Salomin ist so dunkel wie der Pfuhl der Unterwelt, und der andere, der mit den Schlitzaugen ... wer weiß? Wollen wir hoffen, dass ein Römer dein Schwert entgegennehmen wird, Julius. Es wäre eine Schande, jetzt noch einen Barbaren gewinnen zu sehen.«

Julius zuckte die Achseln. »Das liegt in den Händen der Götter.«

Er wartete darauf, dass der Konsul die Wette zur Sprache brachte, die zwischen ihnen stand, aber Pompeius, der seine Gedanken erriet, zog lediglich die Stirn in Falten.

»Ich lasse es dir von einem Boten vorbeibringen, Julius. Du brauchst nicht dazustehen wie eine schwangere Henne.«

Julius nickte sofort. Trotz des friedlichen Anscheins war jeder Wortwechsel in der Loge ein Duell ohne Blut, bei dem jeder seinen Vorteil zu erzielen versuchte. Er freute sich schon auf die letzten Kämpfe am Abend, und wenn nur, um das Ende mitzuerleben.

»Selbstverständlich, Konsul. Du findest mich in dem Haus am Esquilin, bis die letzten Kämpfe heute Abend beginnen.«

Pompeius blickte finster drein. Er hatte nicht damit gerechnet, eine so große Summe so schnell auftreiben zu müssen, aber jetzt beobachteten ihn alle anderen Gäste in der Loge genau, und um Crassus’ Lippen spielte ein hässliches kleines Lächeln. Pompeius kochte innerlich. Er würde seine Gewinne eintreiben müssen, um zu bezahlen, und sein bisheriger Wetterfolg würde dadurch vollkommen zunichte gemacht werden. Nur Crassus hatte so viel Gold flüssig. Zweifellos dachte der alte Geier selbstgefällig an die eine Münze, die er durch Brutus gewonnen hatte.

»Ausgezeichnet«, sagte Pompeius, der sich nicht endgültig festlegen wollte. Selbst mit seinen Gewinnen reichte das Geld nicht aus, aber er würde eher Rom brennen sehen, als sich wegen eines neuerlichen Kredits an Crassus zu wenden.