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Domitius beendete seine langsamen Bewegungen mit einem plötzlichen Sprung auf sein rechtes Knie, und Julius sah, wie sich ein Lächeln auf seinem dunklen Gesicht breit machte, als er keine Schmerzen spürte. Er dankte den Göttern für Cabera, auch wenn er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er ihn darum gebeten hatte. Der alte Heiler war nach der Heilung zusammengebrochen und sah jetzt elender und grauer aus, als Julius es jemals erlebt hatte. Wenn alles vorbei war, wollte er dem alten Mann jede Belohnung zukommen lassen, die er sich wünschte, das hatte er sich geschworen. Der Gedanke, ohne ihn weitermachen zu müssen, ängstigte ihn, aber wer wusste schon, wie alt Cabera war?

Julius ließ die Hand fallen, und die Hörner erklangen. Vom ersten Augenblick an war klar, dass Sung den Vorteil seines langen Schwertes auszunutzen gedachte. Seine Handgelenke mussten wie aus Eisen sein, um es so weit vom Körper entfernt zu halten und die Wucht von Domitius’ Schlägen abzufangen, dachte Julius. Aber seine kräftigen Beine schienen im Sand verankert zu sein, und das lange, silberne Stück Metall hielt Domitius auf Distanz, während jeder den anderen mit Finten und Hieben aus der Reserve zu locken versuchte. Inzwischen kannten beide Männer den Stil des anderen beinahe ebenso gut wie den eigenen, und das Resultat war ein Patt. Domitius wagte es nicht, sich in Reichweite von Sungs langem Schwert zu begeben, andererseits fand sein Gegner bei keiner Attacke auch nur eine winzige Lücke in Domitius’ Verteidigung.

Renius schlug mit der Faust auf das Geländer und feuerte Domitius mit bellenden Rufen an, als dieser Sung auf den hinteren Fuß zurückdrängte und ihn einen Augenblick lang aus dem Gleichgewicht brachte. Die lange Klinge wirbelte durch die Luft, Domitius tauchte darunter hinweg und stürzte endlich doch vor. Sein Ausfall war makellos, aber Sung wich elegant zur Seite aus, ließ ihn an seiner gepanzerten Brust vorbeigleiten und landete selbst einen Treffer mit dem Schwertknauf gegen Domitius’ Wange. Der Schlag streifte ihn nur, aber der größte Teil des Publikums fuhr unwillkürlich zusammen. Julius schüttelte angesichts dieses Ausmaßes an Geschicklichkeit bewundernd den Kopf, aber für das ungeübte Auge konnte der Kampf auch unsauber wirken. Hier gab es nicht mehr die perfekten Angriffe und Gegenangriffe, wie man sie in den ersten Runden bewundern konnte, in denen gute Kämpfer gegen Anfänger angetreten waren. Bei diesem Kampf wurde jede Parade und jede Riposte sofort vereitelt, und das Ergebnis war ein Wirbel von hässlichen Schlägen, bei denen aber nicht ein Tropfen Blut floss.

Domitius zog sich als Erster zurück. Seine Wange war an der Stelle, wo ihn der Schwertknauf getroffen hatte, geschwollen, und er berührte die Stelle mit der Handfläche. Sung wartete geduldig, das Schwert bereit, bis ihm Domitius die unbefleckte Hand zeigte. Da die Haut nicht aufgeplatzt war, stürzten sie sich mit noch wilderer Entschlossenheit aufeinander.

Erst als sein Puls in den Schläfen pochte, merkte Julius, dass er den Atem anhielt. Ein solches Tempo konnten sie nicht lange durchhalten, das wusste er genau; jeden Augenblick würde einer von ihnen verwundet werden.

Wieder ließen sie voneinander ab und umkreisten einander beinahe im Laufschritt, wobei sie ständig innehielten und die Richtung wechselten, sobald der andere den Rhythmus erkannt hatte. Zweimal konnte Domitius Sung mit seinen Richtungsänderungen fast zu einem falschen Schritt verleiten, und beim zweiten Mal führte er einen Streich, der Sungs Arm vom Rumpf getrennt hätte, wenn er ihn nicht nach hinten gerissen und die Wucht des Schlages mit der Rüstung abgefangen hätte.

Beiden Männern konnte man nun die Erschöpfung der letzten Tage ansehen; Domitius, der sichtlich nach Atem rang, vielleicht sogar etwas deutlicher. Julius wusste, dass der Kampf, den er sah, ebenso im Kopf ausgefochten wurde wie mit dem Schwert, und er konnte nicht sagen, ob das ein weiterer Trick war, oder ob Domitius wirklich litt. Seine Kraft schien in Schüben zu kommen, und die Geschwindigkeit seines Arms schwankte, während dieser allmählich schwer wurde.

Auch Sung war unsicher und ließ zweimal Gelegenheiten verstreichen, bei denen er eine späte Parade hätte ausnutzen können. Er legte den Kopf zur Seite, als wolle er sich ein Urteil bilden, und hielt dann den Römer wieder mit einer Folge glänzender Figuren mit der Schwertspitze auf Distanz.

Ein unglaublich schneller Richtungswechsel brachte dann fast die Entscheidung, als Domitius mit der Hand gegen die flache Klinge schlug und so schnell die Richtung wechselte, dass sich Sung eilig auf den Rücken warf. Renius schrie vor Erregung auf. Nur wenige verstanden genug vom Schwertkampf, um erkennen zu können, dass dieser Sturz absichtlich und kontrolliert erfolgt war. Es gab keine schnellere Möglichkeit, einem Streich auszuweichen, aber die Menge jubelte, als hätte ihr Favorit schon gewonnen – und schrie auf, als sie sah, wie Sung einem Taschenkrebs gleich vor Domitius’ Hieben davonhuschte und plötzlich wie durch ein Wunder wieder auf den Beinen stand.

Vielleicht lag es an der Enttäuschung, so kurz vor dem Sieg gestanden zu haben, aber Domitius war bei seinem Angriff nicht vorsichtig genug, und plötzlich fuhr die Spitze von Sungs Schwert hoch und erwischte den Gegner unterhalb des Panzers. Beide Männer erstarrten, und diejenigen, die scharfe Augen besaßen, heulten enttäuscht auf, während ihre Nachbarn noch die Hälse reckten, um zu sehen, wer gewonnen hatte.

Domitius rann das Blut am Bein hinunter, und Julius konnte sehen, wie er wütend fluchte, ehe er sich zusammenriss und wieder auf die Anfangsposition ging. Sungs Miene hatte sich die ganze Zeit über nicht verändert, doch als sich beide Männer gegenüberstanden, verbeugte er sich zum ersten Mal während des Wettbewerbs. Zum Vergnügen des Publikums erwiderte Domitius die Geste und grinste trotz seiner Erschöpfung über das ganze Gesicht, als sie der Menge gemeinsam ihren Gruß entboten.

Renius wandte sich mit leuchtenden Augen an Julius.

»Mit deiner Erlaubnis, Herr. Wenn ich Domitius hätte, ginge die Ausbildung der Männer wesentlich besser vonstatten. Er ist ein Kämpfer mit Köpfchen, und auf ihn würden die Soldaten bestimmt hören.«

Julius spürte, wie alle bei der Erwähnung der neuen, noch ungeschliffenen Legion die Ohren spitzten.

»Wenn er und Brutus einverstanden sind, schicke ich ihn zu dir. Ich habe versprochen, meine besten Zenturios und Optios für diese Aufgabe abzustellen. Er wird dabei sein.«

»Wir brauchen auch dringend Schmiede und Gerber ... «, fing Renius an, verstummte aber, als Julius den Kopf schüttelte.

Servilia stand auf, als Brutus und Salomin in die Arena hinaustraten. Sie zitterte unwillkürlich, als sie ihren Sohn sah, und ballte die Hand zur Faust. Dieser vom Fackellicht erleuchtete Ring hatte etwas Bedrohliches.

Julius wollte sie berühren, unterdrückte die Regung jedoch, obwohl er sich jeder ihrer Bewegungen direkt neben sich deutlich bewusst war. Es quälte ihn, ihren Duft in der Abendluft zu riechen. Sein Zorn und seine Verwirrung machten beinahe die Freude an dem Augenblick zunichte, als er mit seinem Ring eine Wette um 5000 Münzen auf Brutus besiegelte. Pompeius’ Gesichtsausdruck war ein Genuss, und trotz Servilias Unterkühltheit spürte er, wie sich seine Stimmung hob. Auch Adàn versuchte einen entsetzten Blick zu unterdrücken, und Julius zwinkerte ihm zu. Sie waren gemeinsam die Reserven durchgegangen, wobei sich herausgestellt hatte, dass es mit dem spanischen Gold, das er mitgebracht hatte, rapide bergab ging. Wenn er die 5000 verlor, mussten sie bis zum Ende des Wahlkampfs auf Kredite zurückgreifen. Julius beschloss, dem jungen Spanier lieber nichts von der schwarzen Perle zu erzählen, die er für Servilia gekauft hatte. Er spürte ihr Gewicht in dem Beutel auf seiner Brust und war so stolz darauf, dass er sie ihr trotz ihrer Missstimmung überreichen wollte. Der Preis ließ ihn schaudern, wenn er daran dachte, wie viele Rüstungen und Vorräte er dafür hätte kaufen können. 60000 Goldstücke. Er war verrückt. Zweifellos war die Summe viel zu hoch, um sie in den Büchern auftauchen zu lassen. Der Händler hatte beim Blut seiner Mutter geschworen, den Preis niemals zu verraten, was bedeutete, dass es zumindest noch ein paar Tage dauern würde, bis der Verkauf in jedem Gasthaus und Freudenhaus Roms bekannt war. Julius spürte, wie ihr Gewicht an seiner Toga zog, und hin und wieder griff er unwillkürlich danach, um die Rundung der Perle unter dem Stoff zu ertasten.