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Julius konnte es nicht länger mit ansehen. Er beugte sich über das Geländer und schrie seinem Freund quer durch die Arena zu: »Gewinne, Brutus! Gewinne für uns!«

Sein Volk brüllte begeistert auf, als es ihn hörte. Brutus hebelte Sungs Schwert mit dem seinen zur Seite und klemmte es lange genug fest, um dem Gegner den Ellbogen in den Mund zu rammen. Für alle sichtbar lief das Blut über Sungs blasse Haut, und er wankte benommen einen Schritt zurück. Julius sah, wie Brutus die Hand hob und etwas zu dem anderen sagte, und dann schüttelte Sung den Kopf und griff erneut an.

Da erwachte Brutus zum Leben, und es war, als beobachtete man eine Katze beim Sprung. Er ließ die lange Klinge an seinen Rippen entlanggleiten, um die Deckung zu durchbrechen, und rammte Sung dann den Gladius mit all seiner angestauten Wut in den Halsansatz. Die Klinge verschwand unter der silbernen Rüstung, und Brutus schritt über den Sand davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Sung sah ihm mit verzerrtem Gesicht nach. Seine linke Hand zog an der Klinge, er versuchte zu schreien, aber seine Lunge war zerfetzt, und in der Todesstille war nur ein heiseres Krächzen zu hören.

Das Publikum brach in lauten Jubel aus, und Julius schämte sich für sie. Er stand auf und brüllte nach Ruhe, was diejenigen, die ihn hören konnten, zum Schweigen brachte. Der Rest folgte langsam, und in der angespannten Stille wartete das Volk Roms darauf, dass Sung fiel.

Sung spuckte wütend in den Sand, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Selbst aus einiger Entfernung konnte man jeden schweren Atemzug hören. Langsam und mit größter Vorsicht schnallte er seinen Panzer ab und ließ ihn zu Boden fallen. Der Stoff darunter war durchweicht und sah im Licht der Fackeln schwarz aus. Sung betrachtete ihn erstaunt, ehe er die dunklen Augen blinzelnd auf die Reihen der Römer richtete, die ihn anstarrten.

»Komm schon, du Schweinehund«, flüsterte Renius vor sich hin. »Zeig ihnen, wie man stirbt.«

Mit der Präzision des Todeskampfes schob Sung das lange Schwert in die Scheide zurück, dann gaben seine Beine nach, und er fiel auf die Knie. Trotzdem sah er sie weiterhin alle an, und seine schweren Atemzüge waren wie Schreie, die immer kürzer wurden. Dann fiel er, und die Menge, die wie Statuen richtender Götter dasaß, atmete erleichtert aus.

Pompeius wischte sich die Stirn und schüttelte den Kopf.

»Du musst deinem Mann gratulieren, Cäsar. Ich habe noch nie einen besseren Kämpfer gesehen«, sagte er.

Julius sah ihn kalt an. Pompeius nickte beiläufig und rief nach seinen Wachen, damit sie ihn zur Stadtmauer eskortierten.

18

Bibulus sah Suetonius stumm und finster dabei zu, wie er in dem langen Zimmer, in dem Bibulus seine Besucher empfing, auf und ab ging. Wie jeder andere Raum im Haus war er nach seinem Geschmack eingerichtet. Sogar jetzt empfand er Freude an den einfachen Farben der Liegen und den mit Gold gekrönten Säulen. Irgendwie hatte die nüchterne Schlichtheit stets eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er brauchte einen beliebigen Raum der Villa nur zu betreten, um sofort zu wissen, ob etwas nicht an seinem Platz stand. Der schwarze Marmorboden war auf Hochglanz poliert, und jeden Schritt, den Suetonius machte, begleitete ein farbiger Schatten unter seinen Füßen, als wandele er über Wasser. Sie waren allein, sogar die Sklaven waren weggeschickt worden. Das Feuer war schon lange erloschen, die Luft war kalt, so dass man seinen Atem sehen konnte. Bibulus hätte gerne nach mit einem heißen Eisen erhitzten Wein oder etwas zu essen gerufen, wagte es aber nicht, seinen Freund zu unterbrechen.

Er fing an zu zählen, wie oft Suetonius beim Gehen kehrt machte. Man sah ihm die Anspannung an den starren Schultern und den auf dem Rücken verkrampften Händen an. Bibulus ärgerte sich über diese nächtliche Heimsuchung seines Hauses, aber Suetonius besaß Macht über ihn, also musste er ihm zuhören, auch wenn er ihn immer mehr verabscheute.

Suetonius’ schneidende Stimme zerriss ohne Warnung die Stille, als könne er seinen Zorn nicht länger zurückhalten. »Ich schwöre dir, wenn ich nur an ihn herankäme, ich würde ihn auf der Stelle umbringen lassen, Bibi. Ich schwöre es beim Kopf des Jupiter!«

»Sag so was nicht«, stammelte Bibulus schockiert. Selbst in seinen eigenen vier Wänden sollte man manche Dinge besser nicht aussprechen.

Suetonius blieb abrupt stehen, als hätte ihn jemand herausgefordert, und Bibulus sank in die Polster der Liege zurück. Weiße Speicheltropfen hatten sich an Suetonius’ Mundwinkeln gebildet, und Bibulus starrte sie an, ohne den Blick abwenden zu können.

»Du kennst ihn nicht, Bibulus. Du hast nie miterlebt, wie er die Rolle des edlen Römers spielt, genau wie damals sein Onkel. Als ob seine Familie etwas Besseres wäre als Kaufleute! Er schmeichelt sich bei denen ein, die er braucht, und in seinem Gefolge plustern sie sich auf wie Gockel. Oh, das muss ich ihm lassen! Er ist ein Meister darin, Menschen zu finden, die ihn lieben. Dabei ist alles nur auf Lügen erbaut, Bibulus. Ich habe es gesehen.« Er funkelte seinen Freund an, als erwarte er Widerspruch.

»Seine Eitelkeit ist weithin sichtbar, und ich kann es kaum fassen, dass ich der Einzige bin, dem das auffällt. Aber alle anderen fallen auf ihn herein und nennen ihn den jungen Löwen Roms.«

Suetonius spuckte auf den polierten Boden, und Bibulus blickte mit Entsetzen auf den nassen Schleimbatzen. Suetonius grinste höhnisch, die Verbitterung verzerrte sein Gesicht zu einer hässlichen Maske.

»Für sie alle ist es nur ein Spiel ... Pompeius und Crassus, und wie sie alle heißen. Ich habe es gesehen, als wir aus Griechenland zurückkehrten. Die Stadt war arm, die Sklaven kurz vor dem größten Aufstand unserer Geschichte, und sie haben Cäsar zum Tribun ernannt. Schon damals hätte ich wissen müssen, dass mir niemals Gerechtigkeit widerfahren würde. Womit hatte er das verdient? Ich war dabei, als wir gegen Mithridates gekämpft haben, Bibi. Cäsar war nicht mehr Anführer als ich, auch wenn er hinterher so getan hat. Mithridates hat uns den Sieg praktisch geschenkt, aber ich habe Julius niemals kämpfen gesehen. Habe ich das schon erzählt? Ich habe kein einziges Mal erlebt, dass er sein Schwert gezogen hätte, um uns zu helfen, selbst als das Blut in Strömen floss.«

Bibulus seufzte. Er hatte das alles schon oft gehört, öfter als er zählen konnte. Früher einmal hatte er den Zorn des Suetonius als gerecht empfunden, aber jedes Mal, wenn er dieses Klagelied hörte, wurde Cäsar zu einem noch größeren Schurken, ganz so, wie ihn Suetonius sehen wollte.

»Und Spanien? Oh, Bibi, ich weiß Bescheid über Spanien. Er geht dort mit leeren Händen hin, kommt aber mit genug Gold zurück, um als Konsul zu kandidieren. Stellt ihn irgendjemand in Frage? Wird er von den Gerichten verurteilt? Ich habe an den Mann geschrieben, der dort seinen Posten übernommen hat, und habe nach den Zahlen gefragt, die er dem Senat vorgelegt hat. Ich habe die Arbeit für diese alten Narren erledigt, Bibi.«

»Und was hat er geantwortet?«, fragte Bibulus und hob den Blick von seinen Handrücken. Dieser Teil der Hasstirade war neu und weckte sein Interesse. Er sah, wie Suetonius nach Worten suchte, und hoffte, er würde nicht noch einmal ausspucken.

»Nichts! Ich habe wieder und wieder geschrieben, bis der Kerl mich schließlich in einem knappen Brief gewarnt hat, mich nicht in die Angelegenheiten der Regierung Roms einzumischen. Eine Drohung, Bibulus, eine widerliche kleine Drohung. Da wusste ich, dass er einer von Cäsars Männern ist. Ohne jeden Zweifel sind seine Hände genauso schmutzig wie die seines Vorgängers. Er hält sich sehr bedeckt, unser Julius, aber ich kriege ihn noch.«