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Dann lehnte sich Brutus zurück, hielt sich die Hand vor den Mund und rülpste leise.

»Also, wirst du nun Konsul, Julius?«, fragte er.

»Wenn genügend Leute zur Wahl gehen«, antwortete Julius. »Alexandria macht dir eine Konsulspange für deinen Umhang. Sie wird sehr schön«, fuhr Brutus fort.

Alexandria stützte den Kopf auf die Hand. »Das war eine Überraschung, hast du das vergessen, Brutus? Es sollte eine Überraschung werden. Was dachtest du denn, was damit gemeint war?«

Brutus ergriff ihre Hand und drückte sie. »Tut mir Leid. Aber sie ist wirklich sehr schön, Julius.«

»Ich hoffe, dass ich Gelegenheit habe, sie zu tragen. Vielen Dank, Alexandria«, erwiderte Julius. »Ich wünschte nur, ich könnte mir meines Sieges ebenso sicher sein wie Brutus.«

»Warum solltest du das nicht? Du hast einen Fall auf dem Forum verloren, den niemand hätte gewinnen können. Du hast drei gewonnen, die du hättest verlieren müssen. Deine Klienten sind jeden Abend für dich unterwegs, ihre Berichte klingen gut.«

Julius nickte und dachte an die Schulden, die er angehäuft hatte, um das alles zu erreichen. Das Gold, das er von Pompeius gewonnen hatte, war schon nach wenigen Wahlkampftagen aufgebraucht gewesen. Trotz des ausgezeichneten Rufes, den er sich erworben hatte, bedauerte er einige der unvernünftigeren Ausgaben, vor allem die Perle. Schlimmer noch war die plumpe Vertraulichkeit, die die Geldverleiher ihm gegenüber mit den steigenden Schulden an den Tag legten, gerade so, als gehörte ihnen ein Teil von ihm, und er sehnte sich nach dem Tag, an dem er ihre habgierigen Hände wieder loswurde.

Mit vom Wein geröteten Gesicht stand Brutus ein weiteres Mal auf. »Wir sollten auf noch etwas trinken«, sagte er. »Auf den Sieg, aber auf einen ehrenvollen Sieg.«

Alle standen auf und erhoben die Becher. Julius wünschte sich, sein Vater hätte sie sehen können.

19

Eine große Feierlichkeit lag über der gewaltigen Menschenmenge, die zum Wählen aus der Stadt herausgekommen war. Julius beobachtete voll Stolz, wie sie sich zur Wahl in ihre Zenturien aufteilten und die Wachstafeln zu den Diribitores brachten, wo sie in Körben auf die Auszählung warteten. Die Stadt ragte hinter ihnen auf, und im Westen wehte die Fahne auf dem fernen Janiculum als Zeichen dafür, dass die Stadt für die Dauer der Wahl geschützt und versiegelt war.

An Schlaf war in der Nacht zuvor nicht zu denken gewesen, und als die Auguren bereitstanden, um hinauszuziehen und den Boden zu weihen, hatte Julius bei ihnen am Tor gestanden und ihnen nervös und mit einem merkwürdigen Schwindelgefühl dabei zugesehen, wie sie die Messer vorbereiteten und einen großen, weißen Bullen aus der Stadt hinausführten. Dessen lebloser Körper lag nun nicht weit von der Stelle entfernt, wo er schweigend dastand und die Stimmung der Menge einzuschätzen versuchte. Viele nickten und lächelten ihm zu, während sie ihre Stimmen in die Weidenkörbe legten, aber Julius empfand keine Freude dabei. Was zählte, waren allein die Stimmen ihrer Zenturien, und da die wohlhabenden Klassen als Erste abstimmten, hatte Prandus sieben gegen vier für Bibulus gewonnen. Keine einzige der ersten elf Zenturien hatte sich für Julius ausgesprochen, und während der Tag immer heißer wurde, spürte er, wie ihm der Schweiß aus den Achselhöhlen lief.

Er hatte gewusst, dass es am schwierigsten sein würde, unter den reichen Freien Stimmen zu gewinnen, aber nun tatsächlich mitzuerleben, wie er eine Stimme nach der anderen verlor, war eine bittere Erfahrung. Die Konsuln und Kandidaten standen als würdevolle Gruppe neben ihm, aber Pompeius konnte sein Vergnügen nicht verbergen und schwatzte munter mit einem Sklaven, der neben ihm stand, während er sich seinen Becher mit einem kühlen Getränk füllen ließ.

Julius versuchte verzweifelt, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Trotz seiner gewissenhaften Vorbereitung konnten die frühen Stimmen die späteren Zenturien beeinflussen, was zu einer überwältigenden Mehrheit führen könnte, neben der für ihn kein Platz war. Zum ersten Mal seit seiner Rückkehr in die Stadt fragte er sich, was er tun sollte, wenn er verlor.

Wenn er in der Stadt blieb, die Bibulus und Prandus regierten, würde das sein Ende bedeuten, daran zweifelte er keine Sekunde. Pompeius würde Mittel und Wege finden, ihn zu vernichten, wenn ihm Suetonius nicht zuvorkam. Nur um dieses Jahr zu überleben, würde er um eine Versetzung in irgendeine trostlose Garnison am Rande des römischen Einflussgebiets betteln müssen. Julius schüttelte unwillkürlich den Kopf, während die Stimmergebnisse ausgerufen wurden und er im Stillen an immer schlimmere Möglichkeiten dachte. Die Anhänger von Prandus und Bibulus jubelten bei jedem Erfolg, und Julius sah sich gezwungen, freundlich zu lächeln, auch wenn es wie Säure in ihm brannte.

Er rief sich in Erinnerung, dass er nichts tun konnte, und fand bei diesem Gedanken einen Augenblick Ruhe. Die Männer Roms wählten in kleinen, hölzernen Kabinen und gaben den Diribitores ihre Täfelchen mit der beschriebenen Seite nach unten, um ihre Wahl geheim zu halten. In dieser Phase konnte man keinen Einfluss mehr nehmen, Bestechungen und Ränke zählten nichts mehr, wenn die Bürger aufgerufen waren, neben dem Namen ihrer Favoriten im Wachs zwei Abdrücke zu hinterlassen. Trotzdem hörten die Wartenden jedes Ergebnis, und bald würden sie ebenso wählen wie die Männer vor ihnen. Julius hatte schon bei vielen Wahlen miterlebt, wie die ärmeren Klassen unverrichteter Dinge nach Rom zurückgeschickt wurden, sobald eine Mehrheit ausgerufen worden war. Er betete, dass dies heute nicht der Fall sein würde.

»... Cäsar«, rief der Magistrat, und Julius riss den Kopf hoch, als er das hörte. Es war die letzte Zenturie der Ersten Klasse. Endlich konnte er eine Stimme für sich verbuchen. Jetzt kamen die weniger Wohlhabenden an die Reihe. Er lächelte und versuchte, sich seine innere Unruhe nicht anmerken zu lassen. Die meiste Zustimmung fand er unter den Ärmsten, bei denen er als Mann galt, der sich seine Stellung selbst erarbeitet hatte, aber ohne weitere Stimmen von den Reichen würden seine Anhänger gar nicht erst die Möglichkeit bekommen, ihr Zeichen neben seinem Namen ins Wachs zu drücken.

Die Ergebnisse der Zweiten Klasse waren ausgeglichener, und Julius stand etwas aufrechter da, als sein Stimmenanteil gemeinsam mit dem der anderen wuchs. Prandus hatte 17 gegenüber 14 für Bibulus, und fünf weitere Zenturien hatten sich für Julius erklärt und ließen seine Hoffnungen wachsen. Wie er sah, war er nicht der Einzige, der litt. Suetonius’ Vater war unter der unglaublichen Spannung blass geworden, und Julius vermutete, dass er sich genauso gerne hingesetzt hätte wie er selbst. Auch Bibulus war nervös. Sein Blick glitt immer wieder zu Suetonius hinüber, und es schien fast so, als wolle er ihn anflehen.

Im Laufe der nächsten Stunde wechselte die Führung dreimal, und am Ende lag Suetonius’ Vater dem Ergebnis nach nur noch auf dem dritten Platz und fiel weiter zurück. Julius beobachtete, wie Suetonius an Bibulus’ Seite trat. Der dicke Römer wollte zurückweichen, aber Suetonius packte ihn am Arm und flüsterte ihm schroff etwas ins Ohr. Seine Wut machte das Gesagte für alle hörbar, und Bibulus wurde knallrot.

»Steig aus, Bibi. Du musst jetzt aussteigen!«, fauchte ihn Suetonius an, ohne auf Pompeius’ erstaunten Blick zu achten.

Bibulus nickte nervös, als hätte er einen Krampf, aber Pompeius legte ihm schwer eine Hand auf die Schulter, als wäre Suetonius gar nicht da, womit er den jungen Römer zwang, rasch einen Schritt zur Seite zu treten, wenn er den Konsul nicht berühren wollte.

»Ich hoffe, du denkst nicht daran, die Listen zu verlassen, Bibulus«, sagte Pompeius.

Bibulus gab einen Laut von sich, der eine Antwort hätte sein können, aber Pompeius redete einfach weiter.