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»Du hast unter den Ersten Klassen gute Ergebnisse erzielt, vielleicht wird es ja am Ende sogar noch besser. Bleib dabei, denn wer weiß? Selbst wenn du nicht erfolgreich bist, für die alten Familien ist immer ein Platz im Senat frei.«

Bibulus lächelte gequält, und Pompeius tätschelte ihm den Arm. Dann ließ er ihn los. Suetonius wagte keinen weiteren Versuch, schlenderte davon und sah teilnahmslos zu, wie Bibulus drei weitere Stimmen einstrich.

Zur Mittagsstunde wurde jedes Ergebnis mit lautem Jubel begrüßt, denn die Weinhändler hatten hervorragenden Umsatz gemacht. Julius fühlte sich entspannt genug, um einen Becher zu trinken, aber er schmeckte nichts. Er tauschte ein paar Belanglosigkeiten mit Bibulus aus, aber Senator Prandus blieb reserviert und nickte lediglich steif, als Julius ihm zu seinem Ergebnis gratulierte. Suetonius dagegen mangelte es völlig an dem Talent seines Vaters, seine Gefühle zu verbergen, und Julius spürte ständig seinen Blick auf sich, was ihm auf die Nerven ging.

Als die Sonne ihren Höchststand erreichte, ließ Pompeius Baldachine aufstellen, um ihnen Schatten zu spenden. 100 Zenturien hatten abgestimmt, und Julius lag auf dem zweiten Platz, 17 Stimmen vor Prandus. Nach Lage der Dinge würden Bibulus und Julius die Posten erringen, und die Menge begann ihr Interesse jetzt offener zu zeigen. Sie jubelten und drängelten, um die Kandidaten sehen zu können. Julius sah, wie Suetonius ein großes rotes Tuch aus seiner Toga hervorzog und sich damit die Stirn abtupfte. Es war eine merkwürdig auffällige Geste, und Julius blickte grimmig lächelnd nach Westen, wo man die Fahne auf dem Janiculum sehen konnte.

Vom Janiculum aus hatte man einen ungehinderten Blick über die gesamte Stadt und das umliegende Land. An der höchsten Stelle erhob sich ein hoher Mast auf einem Fundament aus Steinen, und die Männer, die nach einer Invasion Ausschau hielten, blieben stets wachsam. Es war normalerweise ein leichter Dienst, der eher in eine frühere Zeit passte, als Rom noch mit der ständigen Bedrohung durch feindliche Stämme oder Armeen leben musste. In diesem Jahr hatte die Verschwörung des Catilina noch einmal gezeigt, wie wichtig die Aufgabe war, und die, denen sie durch Losentscheid zugefallen war, nahmen sie konzentriert und aufmerksam wahr. Insgesamt waren es sechs Mann, vier Jungen und zwei Veteranen aus der Legion des Pompeius. Sie unterhielten sich über die Kandidaten, während sie ein kaltes Mittagessen verspeisten, und genossen die Abwechslung von ihrem normalen Dienst in vollen Zügen. Bei Sonnenuntergang würden sie ihren Tag mit einem Signal aus einem langen Horn und dem feierlichen Einholen der Fahne beenden.

Die Männer, die hinter ihnen den Hügel heraufgekrochen kamen, sahen sie nicht kommen, ehe ein Kieselstein gegen einen Felsen klickte und den steilen Hang unterhalb des Gipfels hinunterkollerte. Die Jungen sahen sich an und überlegten, was für ein Tier sie wohl aufgescheucht haben könnten, und einer von ihnen stieß einen Warnruf aus, als er bewaffnete Männer auf sie zuklettern sah. Es waren sieben kräftige, narbenübersäte Raptores, die die Zähne bleckten, als sie sahen, mit wie wenig Verteidigern sie es zu tun hatten.

Pompeius’ Männer sprangen auf, das Essen flog in hohem Bogen durch die Luft, ein mit Wasser gefüllter Tonkrug stürzte um und hinterließ einen dunklen Fleck auf dem staubigen Boden. Bevor sie die Schwerter gezogen hatten, waren sie bereits umstellt, aber sie kannten ihre Pflicht: Der erste der Raptores wurde niedergeschlagen, als er sich zu nahe heranwagte. Die anderen griffen wütend an, doch dann zerschnitt eine Stimme die Luft.

»Halt! Wer sich bewegt, ist ein toter Mann!«, brüllte Brutus, der mit zwanzig Soldaten in seinem Gefolge auf sie zugerannt kam. Auch wenn er alleine gewesen wäre, hätte sein Auftauchen womöglich ausgereicht, denn es gab kaum jemanden in Rom, der seine silberne Rüstung nicht erkannt hätte, oder das Schwert mit dem goldenen Griff, das er beim Turnier gewonnen hatte.

Die Raptores erstarrten. Sie waren Diebe und Mörder und keineswegs darauf vorbereitet, in ihrer eigenen Stadt gut ausgebildeten Soldaten gegenübertreten zu müssen. Sofort gaben sie ihren Angriff auf die Fahne auf und flüchteten in alle Richtungen den steilen Hang hinunter. Einige von ihnen gerieten ins Straucheln und kugelten kopfüber hinab, wobei sie ihre Waffen panisch von sich warfen. Als Brutus am Fahnenmast ankam, war er ein wenig außer Atem. Pompeius’ Männer salutierten mit roten Köpfen vor ihm.

»Es wäre doch eine Schande, wenn ein paar Diebe die Wahl stören würden, oder?«, sagte Brutus und blickte den immer kleiner werdenden Gestalten nach.

»Ich glaube, Brinius und ich hätten sie aufhalten können, Herr«, antwortete einer von Pompeius’ Männern, »aber diese Jungen sind anständige Burschen, und wir hätten bestimmt den einen oder anderen von ihnen verloren.« Er hielt inne, als ihm klar wurde, dass er sich nicht besonders dankbar anhörte. »Natürlich waren wir froh, dich zu sehen, Herr. Willst du sie entkommen lassen?«

Der Legionär trat gemeinsam mit Brutus an den Rand und beobachtete die wilde Flucht der Raptores. Brutus schüttelte den Kopf.

»Ich habe unten ein paar Reiter postiert. Diese Schurken werden die Stadt nicht erreichen.«

»Danke, Herr«, erwiderte der Soldat grimmig lächelnd. »Das hätten sie auch nicht verdient.«

»Kannst du von hier aus erkennen, welcher der Kandidaten im Augenblick hinten liegt?«, fragte Brutus und spähte zu der dunklen Masse der Bürger in der Ferne hinaus. Er konnte erkennen, wo Julius stand, und sah bei einem der Männer in seiner Nähe wiederholt einen roten Fleck aufblitzen. Er nickte befriedigt. Julius’ Vermutung hatte sich als richtig erwiesen.

Der Soldat des Pompeius zuckte die Achseln. »Wir können von hier aus nicht viel sehen, Herr. Glaubst du, das rote Tuch war ihr Zeichen?«

Brutus lachte. »Tja, das werden wir wohl nie beweisen können. Natürlich ist es verlockend, diese Halunken mit ein paar Goldmünzen zu bestechen und sie auf ihren Auftraggeber zu hetzen. Besser, als lediglich ihre Leichen hier draußen liegen zu lassen, meinst du nicht?«

Der Soldat nickte verunsichert. Sein oberster Heerführer war kein Freund des Mannes, der neben ihm stand, aber die silberne Rüstung versetzte ihn in Ehrfurcht. Jetzt konnte er seinen Kindern erzählen, dass er mit dem größten Schwertkämpfer Roms gesprochen hatte.

»Das wäre viel besser, Herr«, sagte er. »Falls es ihnen gelingt.«

»Ach, daran zweifle ich nicht. Meine Reiter können sehr überzeugend sein«, antwortete Brutus und sah zu der Fahne hinauf, die hoch über ihm im Wind flatterte.

Suetonius ließ den Blick so unauffällig wie möglich zur Fahne auf dem Janiculum wandern. Sie wehte immer noch. Er biss sich wütend auf die Unterlippe und fragte sich, ob er das rote Tuch noch ein weiteres Mal aus seiner Toga hervorziehen sollte. Schliefen sie? Oder hatten sie etwa bloß sein Geld genommen und saßen jetzt irgendwo in einer Taverne und betranken sich? Er bildete sich ein, auf dem dunklen Hügelkamm Gestalten auszumachen, die sich bewegten, und fragte sich, ob die Männer, die er angeheuert hatte, sein Zeichen nicht sehen konnten. Schuldbewusst blickte er sich um und langte noch einmal in den weichen Stoff seines Gewandes. In diesem Augenblick sah er, dass Julius ihn anlächelte; sein belustigter Blick schien jeden Gedanken in seinem Kopf zu lesen. Suetonius erstarrte mitten in der Bewegung und spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg.

Octavian lag im hohen Gras, sein Pferd, dessen Brust sich in langen, langsamen Atemzügen hob und senkte, neben sich. Sie hatten ihre Tiere monatelang darauf trainiert, in dieser unnatürlichen Lage zu verharren, jetzt brauchten die Extraordinarii ihnen nur noch eine Hand auf das weiche Maul zu legen, damit sie still liegen blieben. Sie beobachteten, wie die Raptores den Janiculum hinuntergestolpert und -gesprungen kamen, und Octavian grinste. Julius hatte Recht damit gehabt, dass womöglich jemand versuchen würde, die Fahne einzuholen, falls die Wahl anders verlief als erwartet. Obwohl es ein einfacher Plan war, hätte er verheerende Auswirkungen gehabt. Die Bürger Roms wären in die Stadt zurückgeströmt, und das bisherige Wahlergebnis wäre für ungültig erklärt worden. Dann wäre bis zum nächsten Termin vielleicht ein weiterer Monat vergangen, eine lange Zeit, in der sich so manches ändern konnte.