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»Wenn es uns nicht gelingt, für das nächste Jahr eine Vereinbarung zu erreichen«, fuhr Pompeius fort, »rechne ich für die Stadt mit einem sinnlos vergeudeten Jahr. Ihr habt gesehen, welchen Einfluss Suetonius auf Bibulus hat. Bereits in den letzten Jahren musste sich der ganze Senat seine weinerlichen Beschwerden über dich anhören. Gemeinsam werden sie jeden deiner Vorschläge zunichte machen, verzögern oder verhindern, bis gar nichts mehr getan wird. Das wäre nicht gut für Rom.«

Julius sah ihn an und erinnerte sich an ihre erste Begegnung, hier in diesem Saal. Pompeius war ein ausgezeichneter Taktiker, sowohl im Feld als auch im Senat, aber ihm und Crassus stand der Verlust der Macht und des Respekts bevor, den sie beide so sehr genossen. Das war der wahre Grund für dieses Privattreffen, nicht die Sorge darum, wie Julius sein Jahr als Konsul am besten nutzen konnte. Ein Abkommen zwischen ihnen dreien war möglich – falls sich Bedingungen fanden, die sie alle zufrieden stellten.

»Ich habe bereits darüber nachgedacht«, sagte Julius.

Suetonius ritt zum Stall des Gasthauses zurück, in dem er sich für den Wahltag ein Zimmer genommen hatte. Sein Vater hatte kaum mit ihm geredet und nur genickt, als der Sohn ihm sein Beileid für die Niederlage ausgesprochen hatte. Senator Prandus hatte schnell und ohne ein Wort gegessen, war dann nach oben auf sein Zimmer gegangen und hatte seinen Sohn alleine gelassen, der seine Enttäuschung in billigem Wein zu ertränken versuchte.

Die Tür zur Taverne ging auf, und Suetonius hob den Blick in der Hoffnung, es könnte Bibulus sein, der ihm Gesellschaft leisten wollte. Zweifellos war sein Freund inzwischen längst wieder in seinem palastartigen Haus und ließ sich völlig unbeschwert von hübschen Sklaven massieren. Suetonius hatte noch nicht darüber nachgedacht, was es bedeutete, dass Bibulus Konsul war. Sein erster, panischer Gedanken war gewesen, dass die Immunität als Konsul ihn seiner Macht über ihn berauben könnte, doch dies hatte er gleich wieder verworfen. Immunität hin oder her, Bibulus würde nicht wollen, dass seine Gewohnheiten in der Stadt bekannt wurden. Vielleicht konnte er sogar davon profitieren, dass sein fetter Freund den Senat anführte. Er hatte es nicht so geplant, aber einen Konsul zu haben, der alles tat, was er wollte, konnte durchaus interessant werden. Suetonius beschloss, Bibulus in seinem Haus aufzusuchen und ihn an ihre Beziehung zu erinnern.

Der Mann, der eingetreten war, war ein Fremder, und Suetonius ignorierte ihn nach kurzem Blickkontakt. Er war zu betrunken, um zu erschrecken, als sich der Mann räusperte und ihn ansprach.

»Herr, der Stallbursche sagt, es gäbe da ein Problem mit deinem Pferd. Er glaubt, es hat einen Dorn im Huf.«

»Wenn dem so ist, lasse ich ihn auspeitschen«, stieß Suetonius hervor und stand zu schnell auf. Er bemerkte die stützende Hand auf seiner Schulter nicht, die ihn aus dem Gasthaus in die Dunkelheit hinausführte.

Die Nachtluft lichtete den Nebel etwas, den der Wein über seine Gedanken gelegt hatte. Er machte sich von dem Arm los, der ihn festhielt, als sie den niedrigen Stall betraten. Im Stall hielten sich zu viele Männer auf, um sich nur um die Pferde zu kümmern. Sie grinsten ihn an, und kalte Angst machte sich in seinem heftig strömenden Blut breit.

»Was wollt ihr? Wer seid ihr?«, tobte Suetonius.

Der Anführer der Raptores trat aus dem Schatten, und Suetonius wich zurück, als er seinen Gesichtsausdruck sah.

»Für mich ist das nur ein Auftrag, aber ich versuche, meine Aufträge immer so gut wie möglich auszuführen«, sagte er und ging langsam auf den jungen Römer zu.

Suetonius wollte sich wehren, wurde aber sofort an beiden Armen festgehalten, und eine Hand hielt ihm den Mund zu.

Der Anführer krümmte und streckte bedrohlich die Finger.

»Macht die Lampen aus, Jungs. Dafür brauche ich kein Licht«, sagte er, und in der plötzlichen Dunkelheit hörte man nur noch das Geräusch schwerer Schläge.

Julius wünschte, er hätte die Nacht zuvor geschlafen. Die Müdigkeit lastete schwer auf ihm, aber ausgerechnet jetzt musste er hellwach sein, um mit den beiden Männern zu verhandeln.

»Gemeinsam habt ihr doch immer noch genug Unterstützung im Senat, um alles durchzubringen.«

»Aber nicht gegen das Veto eines Konsuls«, erwiderte Pompeius sofort.

Julius zuckte die Achseln. »Mach dir deswegen keine Gedanken. Um Bibulus kümmere ich mich, wenn es so weit ist.«

Pompeius blinzelte ihn an, während Julius weitersprach.

»Ohne dieses Hindernis habt ihr mehr als genug Anhänger im Senat. Die Frage ist nur, was ich euch bieten muss, um mich eurer Unterstützung zu versichern.«

»Ich glaube nicht ... «, setzte Crassus an, aber Pompeius hob die Hand.

»Lass ihn ausreden, Crassus. Du und ich, wir haben schon oft genug darüber geredet, ohne zu einer Lösung zu kommen. Ich möchte hören, was er für Vorstellungen hat.«

Julius lachte über ihre Ungeduld. »Crassus will den Handel. Zusammen, Pompeius, könnten wir ihm ein absolutes Monopol innerhalb der römischen Gebiete gewähren. Sagen wir ... eine Lizenz für zwei Jahre. Damit hätte er jede Münze in unserem Herrschaftsgebiet in seiner Gewalt, trotzdem würde ich nicht daran zweifeln, dass der allgemeine Wohlstand in seinen Händen noch zunimmt. Wie ich Crassus kenne, ist die Schatzkammer Roms in weniger als einem Jahr zum Bersten gefüllt.«

Crassus quittierte das Kompliment mit einem Lächeln, aber er schien nicht sonderlich gerührt zu sein. Julius hatte gehofft, den alten Mann alleine mit der Lizenz ködern zu können, aber das Abkommen musste sie alle zufrieden stellen, sonst würde es bei der ersten Prüfung zerbrechen.

»Vielleicht ist das nicht genug?«, sagte Julius und beobachtete die beiden genau.

Pompeius’ Augen funkelten vor Interesse, und Crassus war tief in Gedanken versunken. Der Gedanke an eine totale Kontrolle über den Handel berauschte ihn, und er wusste besser als Julius, was er mit einer solchen Macht erreichen konnte. Seine Konkurrenten würden auf einen Streich zu Bettlern werden, ihre Häuser und Sklaven unter den Hammer kommen. Innerhalb kürzester Zeit würde er seinen Landbesitz verdreifachen können und eine Handelsflotte besitzen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Er würde die Verluste durch Stürme in weit entfernten Regionen ignorieren können und seine Schiffe in exotische Länder schicken, nach Ägypten, nach Indien, sogar in Länder, die nicht einmal einen Namen hatten. Aber nichts davon war ihm anzusehen. Er zog die Stirn in Falten, damit der junge Mann dachte, er müsste noch überzeugt werden, während er in Gedanken ganz benommen war von dem Gedanken an die Flotte, die er zusammenkaufen würde.

»Und was verlangst du für dich selbst, Julius?«, fragte Pompeius ungeduldig.

»Ich möchte sechs Monate lang im Senat mit eurer Unterstützung arbeiten. Die Versprechen, die ich dem Volk von Rom gegeben habe, will ich erfüllen. Ich will neue Gesetze und Bestimmungen verabschieden. Einige werden die etwas altmodischeren Mitglieder des Senats verärgern, deshalb brauche ich eure Stimmen, um mich über ihre Einwände hinwegzusetzen. Das Volk hat mich gewählt, da werden wir uns nicht von Bibulus oder einem Haufen zahnloser alter Männer aufhalten lassen.«

»Ich sehe nicht, welchen Vorteil eine solche Vereinbarung für mich haben sollte«, warf Pompeius ein.

Julius hob die Augenbrauen. »Außer dem Wohle Roms, natürlich.« Er lächelte, um seiner Spitze ein wenig die Schärfe zu nehmen, als Pompeius rot anlief. Er wusste, dass er mit einem falschen Schritt immer noch alles verlieren konnte.