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Julius blickte sie durch die eiserne Maske an und wünschte sich einen schmerzhaften Augenblick lang, sie würde ihm gehören und nicht seinem Freund.

»Er ist vollkommen«, sagte er. »Ich danke dir.« Er beugte sich hinunter und umarmte sie, roch den kräftigen Duft, den sie immer trug. Einer plötzlichen Eingebung folgend nahm er den Helm ab, während sie zurücktrat, das Gesicht nicht nur von der Hitze gerötet. Die Legion würde noch etwas länger warten müssen. Vielleicht blieb ihm doch noch genug Zeit, Servilia zu besuchen, ehe er fort musste.

»Alexandria, ich muss dich bitten, uns zu entschuldigen«, sagte Julius. »Meine Herren? Ich habe in der Stadt noch etwas zu erledigen, ehe wir uns den Männern anschließen.«

Domitius schwang sich als Antwort in den Sattel, und die beiden anderen schlossen zu ihnen auf. Alexandria warf Julius eine Kusshand zu, als dieser seinem Pferd die Fersen in die Seiten drückte und sie durch die zurückweichende Menge die Straße hinunterritten.

Als sie sich Servilias Haus näherten, verlor Brutus etwas von dem Strahlen, das Alexandria auf sein Gesicht gezaubert hatte. Eigentlich war es ihm ganz recht gewesen, dass die Beziehung zwischen Julius und seiner Mutter zu Ende gegangen war. Jetzt jedoch, da er den erwartungsvollen Gesichtsausdruck seines Freundes sah, stöhnte er innerlich auf. Er hätte wissen sollen, dass Julius nicht so einfach aufgeben würde.

»Bist du dir sicher?«, fragte Brutus ihn, als sie vor der Tür abstiegen und die Pferde Servilias Sklaven übergaben.

»Allerdings«, erwiderte Julius und trat ein.

Als Konsul konnte Julius sich überall in der Stadt frei bewegen, aber sie alle vier waren in dem Haus auf verschiedene Art bekannt, und Octavian und Domitius blieben in einem Vorraum zurück, um die unerwartete Gelegenheit zu nutzen, sich von ihren Favoritinnen zu verabschieden. Brutus warf sich auf eine lange Liegebank und wartete dort. Als Einziger hatte er das Haus stets nur betreten, um seine Mutter zu besuchen. Alles andere hatte für ihn einen leicht inzestuösen Beigeschmack, und er ignorierte das Interesse der Mädchen, die für sie arbeiteten. Außerdem gab es ja noch Alexandria, wie er sich tugendhaft in Erinnerung rief.

Julius schritt durch die langen Flure zu Servilias Privatgemächern. Was sollte er ihr sagen? Sie hatten seit Monaten nicht mehr miteinander geredet, aber der Augenblick des Abschieds hatte etwas Magisches an sich, einen Mangel an Konsequenz, der es ihnen vielleicht ermöglichte, zumindest zu ihrer alten Freundschaft zurückzufinden.

Seine Stimmung hob sich, als er sie erblickte. Sie trug ein dunkelblaues Kleid, das ihre Schultern freiließ, und er lächelte, als er die schwarze Perle sah, die in Gold gefasst auf ihrem Brustansatz lag. Alexandria hatte ihren guten Ruf wirklich verdient, dachte er.

»Ich gehe fort, Servilia«, sagte er und ging auf sie zu. »Nach Gallien. Ich war schon am Tor, aber dann musste ich an dich denken.«

Er glaubte ein leichtes Lächeln in ihren Mundwinkeln wahrzunehmen und fühlte sich dadurch ermutigt. Sie hatte noch nie so schön ausgesehen wie jetzt, und er wusste, dass er sich auf dem langen Marsch, der vor ihnen lag, jederzeit an ihr Gesicht würde erinnern können. Er ergriff ihre Hände, drückte sie und sah ihr in die Augen.

»Warum kommst du nicht mit?«, fragte er. »Ich könnte die beste Kutsche Roms im Tross mitführen. Im Süden Galliens gibt es eine römische Siedlung. Du könntest bei mir sein.«

»Damit du nicht selber nach Huren suchen musst, Julius?«, sagte sie leise. »Hast du Angst, so weit von Zuhause ohne Frau sein zu müssen?«

Er starrte sie entsetzt an und sah eine Kälte und Härte, deren Intensität beinahe Furcht erregend war.

»Ich verstehe dich nicht«, sagte er.

Sie zog ihre Hand zurück, und er schwankte. Er stand nahe genug bei ihr, um ihr Parfum riechen zu können, und es trieb ihn fast zum Wahnsinn, sie nicht berühren zu dürfen, nachdem sie ihm einmal ganz gehört hatte. Er spürte Zorn in sich aufsteigen.

»Du bist grausam, Servilia«, murmelte er, und sie lachte ihn aus.

»Weißt du, wie viele abgewiesene Liebhaber ich in diesem Haus schon habe herumbrüllen sehen? Auch Konsuln, Julius, oder glaubst du, die wären zu erhaben für derlei Szenen? Was immer du von mir willst, du wirst es hier nicht finden. Hast du verstanden?«

Irgendwo hinter ihr hörte Julius eine Männerstimme rufen. Er erstarrte.

»Crassus? Ist er hier?«

Servilia trat einen Schritt vor und drückte ihm die Hand gegen die Brust. Sie entblößte beim Sprechen die Zähne, und ihre Stimme hatte alles von der Weichheit verloren, die er so liebte.

»Es geht dich überhaupt nichts an, mit wem ich mich treffe, Julius.«

Julius verlor die Beherrschung und ballte die Fäuste. In seiner Wut dachte er daran, ihr die Perle vom Hals zu reißen, und sie wich vor ihm zurück, als hätte sie es gespürt.

»Bist du jetzt etwa seine Hure? Zumindest vom Alter her passt er ja auch besser zu dir«, sagte Julius.

Sie verpasste ihm eine kräftige Ohrfeige, und er antwortete mit einem Schlag, der ihren Kopf nach hinten warf und so schnell kam, dass die Geräusche beinahe gleichzeitig ertönten.

Servilia krallte mit ihrer anderen Hand nach seinen Augen und zerkratzte ihm die Wange. Julius fauchte sie an und ging auf sie los. Er war blind vor Wut, als sie vor ihm zurückwich, und dann verflog der Zorn und ließ ihn keuchend und dumpf zurück, mit verbittertem Gesicht. Ein Tropfen Blut aus einem der Kratzer fiel von seinem Kinn. Sein Blick folgte ihm.

»Das ist also dein wahres Wesen, Julius«, sagte sie und stand steif vor ihm.

Er sah, dass ihr Mund bereits anzuschwellen begann, und die Scham übermannte ihn.

Höhnisch verzog sie das Gesicht. »Ich frage mich, was mein Sohn wohl sagen wird, wenn du ihn das nächste Mal siehst.« Ihre Augen funkelten vor Bosheit, und Julius schüttelte den Kopf.

»Ich hätte dir alles gegeben, Servilia. Alles, was du wolltest«, sagte er leise. Dann ließ sie ihn stehen und ging davon.

Brutus war aufgestanden, als Julius durch die äußeren Räume des Hauses zurückeilte. Octavian und Domitius waren bei ihm, undJulius sah ihnen an, dass sie alles mit angehört hatten. Brutus war kreidebleich, seine Augen wirkten leblos, und Julius verspürte einen unwillkürlichen Schauer der Furcht, als er seinen Freund ansah.

»Hast du sie geschlagen, Julius?«, fragte Brutus.

Julius berührte seine blutende Wange. »Ich werde mich nicht vor dir rechtfertigen, nicht einmal vor dir«, erwiderte er und wollte an den drei Männern vorbeigehen.

Brutus’ Hand zuckte nach dem goldenen Griff des Schwertes, das er gewonnen hatte, aber Domitius und Octavian griffen nach ihren Klingen und stellten sich zwischen ihn und Julius.

»Lass das! «, fuhr ihn Domitius an. »Geh einen Schritt zurück!«

Brutus wandte seinen Blick von Julius ab und sah die beiden Männer an, die drohend vor ihm standen.

»Glaubst du wirklich, ihr könntet mich aufhalten?«, sagte er. Domitius erwiderte seinen finsteren Blick.

»Wenn es sein muss. Glaubst du, dass du irgendetwas änderst, wenn du dein Schwert gegen ihn erhebst? Was zwischen ihnen ist, geht dich genauso wenig an wie mich. Lass es gut sein.«

Brutus nahm die Hand vom Schwert. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann jedoch stürmte er an ihnen vorbei, hinaus zu den Pferden, sprang in den Sattel und galoppierte zum Stadttor zurück.

Domitius wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Er schaute zu Octavian hinüber und sah die Besorgnis im Gesicht des jungen Mannes, der sich zwischen Mächten gefangen sah, denen er nichts entgegenzusetzen hatte.

»Er wird sich wieder beruhigen, Octavian, verlass dich drauf.«

»Auf dem langen Marsch wird er es schon ausschwitzen«, sagte Julius und sah seinem Freund nach. Er hoffte, dass es stimmte. Noch einmal betastete er seine zerkratzte Wange und zuckte zusammen.