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»Nicht gerade das beste Omen«, murmelte er vor sich hin. »Gehen wir, meine Herren. Fürs Erste habe ich genug von dieser Stadt. Sobald wir aus dem Tor geritten sind, lassen wir das alles hinter uns.«

»Das will ich hoffen«, sagte Domitius, aberJulius hörte ihn nicht.

Als sie auf das Quirinal-Tor zugeritten kamen, wartete Brutus dort im Schatten. Julius sah, dass seine Augen blutunterlaufene Löcher in einem mordlustigen Gesicht waren, und dirigierte sein Pferd neben ihn.

»Es war ein großer Fehler, noch einmal zu ihr zu gehen, Brutus«, sagte Julius und beobachtete ihn dabei genau. Er liebte seinen Freund mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt, aber wenn er mit der Hand nach dem Schwert greifen sollte, war Julius darauf vorbereitet, ihn niederzureiten, um einem Angriff zuvorzukommen. Jeder Muskel in seinen Beinen war angespannt und bereit, als Brutus aufblickte.

»Die Legionen sind marschbereit. Es wird Zeit«, sagte er. Seine Augen waren kalt, und Julius atmete langsam aus, während ihm die Worte in der Kehle erstarben.

»Dann führe uns hinaus«, sagte er leise.

Brutus nickte. Ohne ein weiteres Wort ritt er durch das Tor und hinaus auf den Campus und sah sich nicht noch einmal um. Julius trieb sein Pferd an, um ihm zu folgen.

»Konsul!«, ertönte ein Schrei aus der Menge.

Julius stöhnte laut. Nahm das denn nie ein Ende? Der Schatten des Tors war so verlockend nahe. Mit grimmigem Gesicht sah er eine Gruppe Männer auf die Pferde zulaufen. Herminius, der Geldverleiher, führte sie an, und als Julius ihn erkannte, blickte er voller Sehnsucht zum Tor.

»Herr, ich bin froh, dass ich dich noch erwische. Du willst doch bestimmt nicht die Stadt verlassen, ohne deine Schulden zu begleichen, nicht wahr?«, stieß Herminius vor Anstrengung keuchend hervor.

»Komm her!«, sagte Julius und winkte ihn zu sich. Er führte sein Pferd durch das Tor und auf den Campus hinaus, und Herminius folgte ihm verständnislos.

Julius blickte auf den Mann hinab.

»Siehst du diese Linie dort, wo das Tor eine Rille im Stein hinterlassen hat?«, fragte er.

Herminius nickte verdutzt, und Julius lächelte.

»Gut. Dann kann ich dir ja sagen, dass ich auch die letzte Kupfermünze, die ich mir borgen oder erbetteln konnte, darauf verwendet habe, meine Männer für Gallien auszurüsten. Allein die Vorräte und die Ochsen und Esel, die sie tragen, haben ein kleines Vermögen gekostet. Salz, Leder, Roheisen, Gold für Bestechungen, Pferde, Speere, Sättel, Zelte, Werkzeuge, die Liste hat kein Ende.«

»Herr? Willst du damit etwa sagen ... «, sagte Herminius, der allmählich zu verstehen begann.

»Ich will damit sagen, dass ich in dem Augenblick, als ich diese Linie überquert habe, meine Schulden hinter mir gelassen habe. Du hast mein Wort, Herminius. Ich werde dich bezahlen, sobald ich zurückkehre, bei meiner Ehre. Aber heute wirst du nicht eine Münze von mir bekommen.«

Herminius erstarrte vor hilfloser Wut. Sein Blick fiel auf die silbernen Rüstungen der Männer, die neben Julius ritten. Dann seufzte er und versuchte zu lächeln.

»Ich freue mich auf deine Rückkehr, Konsul.«

»Natürlich, Herminius«, antwortete Julius und neigte spöttisch den Kopf zum Gruß.

Als der Geldverleiher wieder verschwunden war, warf Julius noch einen letzten Blick zurück durch das Tor. Die Probleme der Stadt gingen ihn nichts mehr an, zumindest eine Zeit lang.

»Und jetzt«, sagte er und drehte sich zu Domitius und Octavian um, »ziehen wir nach Norden.«

Zweiter Teil

Gallien 

22

»Und warum bleibst du dann bei ihm?«, fragte Cabera. In dem Krieger in der silbernen Rüstung war nur noch selten etwas von dem Jungen zu erkennen, der er früher einmal gewesen war, und nur wenige andere im Lager hätten es gewagt, Brutus eine solche Frage zu stellen.

Sie beobachteten, wie Julius die Eichenstufen zur Bogenschützenmauer der Sperranlagen hinaufstieg, die sie gebaut hatten. Er war zu weit entfernt, um Einzelheiten zu erkennen, aber Brutus sah, wie sich das Sonnenlicht auf seinem Brustpanzer spiegelte. Endlich riss er seinen Blick los und funkelte Cabera scharf an, als hätte er sich eben erst an dessen Anwesenheit erinnert.

»Sieh ihn dir doch an«, erwiderte er. »Vor weniger als zwei Jahren hat er Spanien mit nichts verlassen, und jetzt ist er Konsul, mit Generalvollmacht vom Senat. Wer sonst hätte mich hierher bringen können, mit dem Befehl über meine eigene Legion? Wem sollte ich deiner Meinung nach sonst folgen?«

Seine Stimme klang verbittert, und Cabera hatte Angst um die beiden Männer, die er schon als Kinder gekannt hatte. Ihm waren Einzelheiten über Julius’ Abschied von Servilia zu Ohren gekommen, obwohl ihr Sohn nie darüber gesprochen hatte. Er hätte Brutus gerne danach gefragt, wenn auch nur, um festzustellen, wie viel Schaden dabei angerichtet worden war.

»Er ist dein ältester Freund«, sagte Cabera, und Brutus schien bei diesen Worten wieder munter zu werden.

»Und ich bin sein Schwert. Wenn ich das, was er erreicht hat, ganz nüchtern betrachte, raubt es mir schier den Atem, Cabera. Sind sie denn Narren in Rom, dass sie seinen Ehrgeiz nicht erkennen? Julius hat mir von dem Abkommen erzählt, das er mit ihnen getroffen hat.

Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich frage mich, ob Pompeius wirklich der Meinung ist, er habe dabei für sich das Beste herausgeschlagen? Er mag jetzt die Stadt in seiner Hand haben, aber er ist lediglich ein Mieter, der darauf wartet, dass der Besitzer nach Hause zurückkehrt. Das Volk weiß es. Du hast die Massen gesehen, die auf den Campus hinausgekommen sind, um uns zu verabschieden. Pompeius muss ein Dummkopf sein, wenn er glaubt, Julius würde sich mit weniger als einer Krone zufrieden geben.«

Dann brach er ab und sah sich um, ob sie jemand hören konnte. Die beiden Männer lehnten an Befestigungsmauern, deren Errichtung Monate gedauert hatte. Zwölf Meilen Mauer und Erdwall, nirgends weniger als drei Mannslängen hoch. Das Bollwerk überragte die Rhone und beherrschte ihren Verlauf entlang der Nordgrenze der römischen Provinz. Als Hindernis war die Anlage ebenso unüberwindbar wie die Alpen im Osten.

Auf der Mauer hatte man genug Steine und Eisen angehäuft, um jede Armee zu versenken, die den Fluss zu überqueren versuchte. Die Legionäre waren voller Selbstvertrauen, während sie Wache hielten, doch nicht einer von ihnen glaubte, dass sich Julius mit der Verteidigung zufrieden geben würde. Nicht mit dem Dokument, das er bei sich trug.

Julius hatte dieses Dokument dem Prätor der winzigen römischen Provinz, die sich an den Fuß der Alpen schmiegte, vorgelegt, und der Mann war beim Lesen blass geworden und hatte ehrfurchtsvoll mit dem Finger über das Siegel des Senats gestrichen. Nie zuvor hatte er einen so vage formulierten Befehl gesehen, und er konnte nur den Kopf neigen, während er über die Auswirkungen nachdachte. Pompeius und Crassus hatten sich nicht lange mit Einzelheiten aufgehalten; Brutus wusste sogar, dass Julius den Brief Adàn diktiert und ihn dann den beiden ehemaligen Konsuln geschickt hatte, um ihn siegeln und im Senat darüber abstimmen zu lassen. Das Schreiben war nicht sehr umfangreich und räumte Julius in Gallien sämtliche Vollmachten ein, und alle Legionäre, die er mitgenommen hatte, wussten dies.

Cabera rieb die schlaffen Muskeln seiner einen Gesichtshälfte, und Brutus betrachtete ihn voller Mitgefühl. Nachdem er Domitius geheilt hatte, war er erschöpft zusammengebrochen. Seitdem war eine Gesichtshälfte wie gelähmt, und auch die eine Körperseite war nahezu unbrauchbar geworden. Er würde nie wieder einen Bogen spannen können, bei dem Marsch über die Alpen war er von den Männern der Zehnten in einer Sänfte getragen worden. Er hatte sich nie beklagt. Brutus glaubte, dass es allein die ungebrochene Neugierde war, die den alten Mann am Leben hielt. Er wollte einfach nicht sterben, solange es noch etwas zu sehen gab, und Gallien war für ihn genauso wild und fremd wie für alle anderen.