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Der Stamm hatte das erste Dorf, auf das sie an der Grenze der Haeduer stießen, niedergebrannt, und die Kundschafter hatten gemeldet, dass es keine Überlebenden gab. Frauen und Tiere hatte man im Tross mitgenommen, den Rest niedergemetzelt. Dorf für Dorf würden sie das Land wie Heuschrecken durchqueren, falls es Julius nicht gelang, sie in der Ebene zu stellen. Er dankte seinen Göttern, dass sie nicht die Nacht hindurch weitermarschierten. Ohne Zweifel wiegte sie ihre große Zahl in falscher Sicherheit, obwohl es selbst mit den bereitstehenden Legionen schwer vorstellbar war, wie er sie angreifen und gegen sie gewinnen sollte.

Julius wandte sich an Brutus.

»Siehst du diesen Hügel dort im Westen?« Er zeigte auf eine grün und grau gestreifte Felsenspitze in der diesigen Ferne. Brutus nickte. »Das ist eine starke Stellung. Besetze mit der Zehnten und der Dritten den Kamm, damit ihr bei Tagesanbruch bereit seid. Die Helvetier werden die Bedrohung sehen, und sie können euch nicht einfach da oben lassen, weil ihr von dort aus über sie herfallen könntet. Nimm die Bogenschützen aus Ariminum mit, aber halte sie im Hintergrund. Sie werden dir auf dem Hügel mehr nützen als in der Ebene.«

Er lächelte grimmig und schlug Brutus auf die Schulter.

»Diese Stammeskrieger haben noch nie gegen eine Legion gekämpft, Brutus. Wenn die Sonne aufgeht, werden sie sich gerade mal zehntausend Mann gegenübersehen. Du wirst ihnen eine Lektion erteilen.«

Brutus sah ihn an. Die Sonne stand dicht über dem Horizont und schien in Julius’ wild entschlossenes Gesicht.

»Es wird dunkel sein, ehe ich dort bin«, erwiderte Brutus. Den Befehl ausdrücklicher in Frage zu stellen, wagte er nicht vor den Kundschaftern.

Julius schien seine Bedenken nicht zu bemerken und fuhr schnell fort: »Ihr müsst leise sein, wenn ihr dort hinaufsteigt. Wenn sie euch sehen und angreifen, falle ich ihnen in den Rücken. Beeilt euch.«

Brutus rutschte rückwärts fort, bis er von den Helvetiern nicht mehr gesehen werden konnte, dann rannte er zu seinen Männern.

»Auf die Beine, Jungs«, sagte er, als er die ersten Reihen der Zehnten erreichte. »Ihr werdet heute Nacht nicht viel Schlaf bekommen.«

Noch vor Tagesanbruch blickte Julius wieder über die Ebene. Die Sonne ging hinter ihm auf, und alles war in graues Licht getaucht, lange bevor sie sich über den Bergen erhob. Die Helvetier nahmen ihre Marschordnung wieder ein, und Julius beobachtete, wie die Krieger die anderen Stammesangehörigen zum Aufstehen zwangen. Diejenigen, die Schwerter und Speere bei sich trugen, hatten eine besondere Stellung, wie Julius sehen konnte. Sie brauchten keine Vorräte zu tragen, um unbehindert kämpfen und rennen zu können. Julius wartete auf den Augenblick, wenn sie die Legionen entdeckten, die ihre Position auf dem Hügel eingenommen hatten. Es schien eine Ewigkeit zu dauern.

Hinter ihm wartete Marcus Antonius mit seiner und drei anderen Legionen, frierend und grimmig, ohne Frühstück und wärmende Feuer. Sie schienen kaum auszureichen, um es mit einer so riesigen Armee aufzunehmen, aber Julius fiel nichts Besseres ein, um ihre Chancen zu vergrößern.

Ein Pferd kam hinter ihm angaloppiert, und Julius drehte sich wütend um, um den Reiter zum Halten zu bringen, ehe er gesehen werden konnte. Er erhob sich und nahm eine geduckte Haltung ein, als er das bleiche Gesicht des Kundschafters sah. Als der Reiter aus dem Sattel glitt, konnte er zuerst nicht sprechen, so sehr war er außer Atem.

»Herr, eine feindliche Einheit befindet sich auf dem Hügel im Westen! Es sind sehr viele.«

Julius blickte im schwachen Licht wieder zu den Helvetiern hinüber. Sie waren dabei, das Lager abzubrechen, ohne die geringsten Anzeichen von Panik oder Aufruhr. Hatten sie die Kundschafter gesichtet und bereiteten ein Flankenmanöver vor? Sein Respekt vor dem Stamm stieg. Und wo war Brutus? Die beiden Heere waren offensichtlich in der Dunkelheit nicht aufeinander gestoßen, denn der Schlachtenlärm wäre meilenweit zu hören gewesen. War Brutus im Dunkel der Nacht auf den falschen Hügel gestiegen? Julius fluchte wütend über den Rückschlag. Er setzte das Fernrohr ans Auge, aber bei dem schwachen Licht konnte er nichts erkennen. Es gab keine Möglichkeit, mit den verschwundenen Legionen Kontakt aufzunehmen, und ehe sie wieder auftauchten, wagte er nicht anzugreifen.

»Dafür wird er mir büßen«, versprach er und wandte sich dann an die Männer neben ihm.

»Keine Hörner oder Signale. Einfach zurückziehen. Sagt allen, sie sollen sich am Fluss sammeln.«

Als sie davongingen, hörte Julius das blecherne Scheppern der Hörner, die den Abmarsch der Helvetier verkündeten. Seine Enttäuschung war gewaltig, und der Gedanke, dass er sich bald in den Tiefen der Wälder mit ihnen messen musste, war etwas ganz anderes als der überwältigende Sieg, auf den er gehofft hatte. Verärgert nahm er das Fernrohr wieder auseinander, bevor er zu seinen Männern zurückkehrte.

Brutus wartete darauf, dass die Sonne die dunklen Schatten auf dem Hügel vertrieb. Er hatte die Zehnte vor der Dritten Gallica aufgestellt und verließ sich auf ihre größere Erfahrung im Kampf, um alles abzuwehren, was die Helvetier gegen sie zum Einsatz bringen konnten. Außerdem bestand seine eigene Legion zum Teil aus Galliern. Julius hatte gesagt, man könne eine Legion in weniger als einem Jahr aufstellen. Das gemeinsame Leben, Arbeiten und Kämpfen verband die Männer stärker miteinander als alles andere, aber der nagende Zweifel, was geschehen würde, wenn diese Männer gegen ihr eigenes Volk kämpfen mussten, blieb bestehen. Als Brutus sie nach den Helvetiern gefragt hatte, hatten sie nur die Achseln gezuckt, als gäbe es in dieser Hinsicht keine Probleme. Keiner von ihnen kam von diesem Stamm; diejenigen, die des Goldes wegen nach Rom gekommen waren, schienen keine große Loyalität gegenüber denen zu empfinden, die sie zurückgelassen hatten. Sie waren Söldner gewesen, die nur für ihren Sold lebten und nichts als die Kameradschaft unter ihresgleichen brauchten.

Brutus wusste, dass das zuverlässig ausbezahlte Silber und die regelmäßigen Mahlzeiten vielen von ihnen wie ein Traum erscheinen musste; trotzdem hatte er die Zehnte so aufgestellt, dass sie den ersten Angriff aufhalten würde.

Obwohl er nach dem Aufstieg unglaublich müde gewesen war, musste er zugeben, dass Julius einen guten Blick für das Gelände hatte. Wenn er etwas bedauerte, dann nur, die Extraordinarii im Lager zurückgelassen zu haben, aber er hatte nicht wissen können, wie leicht der Aufstieg war. Es hatte nur ein paar Verstauchungen und einen gebrochenen Arm bei einem bösen Sturz im Dunkeln gegeben. Drei Mann hatten ihre Schwerter verloren und waren nun mit Dolchen bewaffnet, aber sie hatten den Hügel vor dem Morgengrauen erstiegen und waren auf den gegenüberliegenden Hang gezogen, ohne einen einzigen Mann zu verlieren. Der Legionär mit dem gebrochenen Arm hatte ihn sich vor die Brust geschnallt und würde mit links kämpfen. Er hatte es abgelehnt, zurückgeschickt zu werden, und hatte auf Ciro in der ersten Reihe der Zehnten gezeigt und gesagt, der große Mann könne seine Speere werfen.

Beim ersten grauen Licht der Dämmerung hatte Brutus im Flüsterton den Befehl ausgegeben, die Formation auszurichten, die sich über den Hang erstreckte. Selbst die Veteranen der Zehnten sahen etwas mitgenommen aus, nachdem sie ihre Positionen im Dunkeln hatten einnehmen müssen, und bei seiner eigenen Legion bedurfte es der Stöcke der Optios, um Ordnung herzustellen. Er beobachtete die Männer dabei, wie sie ihre Speere losschnallten. Bei vier Stück pro Mann, das wusste Brutus, würden sie jeden Angriff gegen sie aufhalten können. Die Helvetier trugen ovale Schilde bei sich, aber die schweren Speere würden sie mitsamt den Schilden an den Boden nageln.