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Blut spritzte Julius in den Mund, und er wurde langsamer. Er spuckte aus und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Dann befahl er, die zweiten Speere in Gruppen von jeweils zehn Reihen zu werfen, auch wenn er nicht sehen konnte, wo die Eisenspitzen landeten, die über ihn hinwegflogen. Das war ein gefährliches Unterfangen, denn nichts war so schädlich für die Kampfmoral wie Wurfgeschosse, die in den eigenen Reihen niedergingen, aber Julius musste jeden erdenklichen Vorteil nutzen, um die ungeheuerliche Streitmacht des Stammes zu dezimieren.

Die Helvetier kämpften mit wilder Verzweiflung und versuchten, zu ihrem Haupttross zu gelangen, der sich nun ungeschützt hinter den römischen Legionen befand. Diejenigen, die nicht an vorderster Front kämpften, irrten wie Bienen an den Rändern umher und breiteten sich immer weiter über die Ebene aus. Julius reagierte, indem er die Front immer wieder verbreiterte, bis seine vier Legionen nur noch sechs Reihen tief gestaffelt waren und alles vor sich hertrieben.

Eine Weile konnte Julius nicht viel von der Schlacht sehen. Er kämpfte als Fußsoldat und wünschte, er wäre irgendwo auf einer Anhöhe geblieben, um von dort aus die Kämpfe zu leiten.

Auch Brutus dehnte die Legionäre der Zehnten und Dritten auf breiter Front aus, um den Helvetiern den Rückzug abzuschneiden, und beide Legionen kämpften sich durch die feindlichen Linien, während die Sonne immer höher stieg und auf sie niederbrannte. Jungen rannten mit ledernen Schläuchen voll Wasser zwischen den Reihen hin und her, für diejenigen, die die Ration, die sie bei sich trugen, schon ausgetrunken hatten und weiterkämpften.

Julius befahl seinen Männern, die letzten beiden Speere, die sie bei sich trugen, blind zu werfen. Im flachen Gelände wurden viele davon umgehend zurückgeschleudert, aber die weichen Spitzen waren beim Aufprall verbogen und flogen nur noch schlecht und ohne Kraft. Julius sah, wie ein Mann, der nur wenige Fuß entfernt stand, in die Luft griff und einen Speer wegschlug, der auf ihn zu- getrudelt kam. Julius konnte hören, wie sein Arm brach. Ihm wurde klar, dass die Helvetier bis zum letzten Mann kämpfen würden, und er rief den dienstältesten Feldherrn aus Ariminum zu sich.

Als General Bericus eintraf, sah er ruhig und frisch aus, als wäre das Ganze kaum mehr als ein Übungsmanöver.

»Heerführer«, sagte Julius. »Nimm tausend Mann und greife den Tross hinter uns an.«

Bericus erstarrte, als er den Befehl hörte. »Herr, ich glaube nicht, dass sie eine Bedrohung darstellen. Ich habe nur Frauen und Kinder gesehen, als wir an ihnen vorbeimarschiert sind.«

Julius nickte und fragte sich, ob er es wohl einmal bereuen würde, einen so anständigen Mann seine Soldaten führen zu lassen.

»So lautet mein Befehl! Du hast jedoch meine Erlaubnis, während des Abrückens so viel Lärm zu machen, wie du nur kannst.«

Einen Augenblick verstand ihn Bericus nicht, dann jedoch zuckte ein Lächeln um seine Mundwinkel.

»Wir werden brüllen wie die Irren, Herr«, sagte er und salutierte.

Julius blickte ihm nach und rief einen Meldegänger zu sich. »Sag den Extraordinarii, dass sie angreifen können, wann immer sie wollen«, sagte er.

Sobald Bericus seine Leute erreicht hatte, sah Julius, wie Bewegung in sie kam, während die Befehle weitergegeben wurden. Nach kurzer Zeit hatten sich zwei Kohorten vom Kampf gelöst, und die Lücken, die sie hinterlassen hatten, schlossen sich wieder. Julius hörte sie brüllen, als sie kehrtmachten und ihren entschlossenen Marsch auf die Kolonne zu begannen, die sie angreifen sollten. Bericus hatte die Hörner mitgenommen, und die Cornicen machten einen Heidenlärm, bis auch dem letzten Mann auf der Ebene klar war, welche Bedrohung von ihnen ausging.

Zunächst kämpften die Helvetier mit neuer Energie, aber die Extraordinarii hatten ihre sensenartigen Attacken wieder aufgenommen, und die Disziplin der Römer hielt den wilden Angriffen der Stammeskrieger stand. Dann brach jäh Verzweiflung unter ihnen aus; sie fürchteten den Anblick, wenn die Reihen der Legionäre auf die entblößte Marschkolonne trafen.

In der Ferne ertönte Jubelgeschrei, und Julius reckte den Hals und versuchte, den Grund dafür zu erkennen. Er gab den Befehl zum Wechseln der Manipel, die Velites schoben sich wieder in die vordersten Reihen, und er ging vor Erschöpfung keuchend mit ihnen. Wie lange kämpften sie schon? Die Sonne schien am Himmel stillzustehen.

Der Jubel auf dem linken Flügel wurde lauter, aber obwohl er seine Hoffnung weckte, sah Julius sich nun zwei Männern gegenüber, die mit ihren Schilden den römischen Reihen schwer zu schaffen machten. Er sah kurz einen von weißem Speichel umrandeten Mund, ehe er vorstürzte und spürte, wie sich sein Gladius in menschliches Fleisch bohrte. Der Erste ging schreiend zu Boden, und Marcus Antonius schnitt ihm die Kehle durch, als sie über ihn hinwegschritten. Der Zweite wurde von einem Legionär umgeworfen, und Julius hörte seine Rippen krachen, als der Soldat sein ganzes Gewicht auf ein Knie legte und ihm den Brustkasten eindrückte. Als der Legionär wieder aufstand, warfen die Helvetier ihre Waffen mit einem lauten Scheppern, das in den Ohren dröhnte, zu Boden und blieben keuchend und benommen stehen. Julius gab den Befehl einzuhalten und ließ den Blick über die Ebene zurück- schweifen, über die Massen von Leichen, die sie zurückgelassen hatten. Es waren mehr Tote als Gras zu sehen, nur die beiden römischen Kohorten bewegten sich noch über den roten Boden.

Ein großes, dumpfes Wehklagen hob in der Kolonne der Angehörigen an, als sie sahen, dass sich die Krieger ergaben, und wieder vernahm Julius den Jubel, den er jetzt als die Stimmen der Zehnten und Dritten erkannte. Er nahm dem ihm an nächsten stehenden Cornicus das Horn ab und blies einen langen Ton, um Bericus von seinem Angriff abzuhalten. Dessen Legionäre machten in perfekter Formation Halt, sobald der Klang sie erreichte, und Julius lächelte. Was immer sich auch sonst gegen ihn verschworen haben mochte, er konnte sich nicht über die Qualität der Legionen beschweren, die er befehligte.

Dann nahm er den Helm ab und hielt das Gesicht in den Wind. Er ließ den Zenturios und Optios den Befehl geben, die Männer wieder in ihren Einheiten zu sammeln. Das musste schnell und manchmal auch brutal geschehen, wenn die Kapitulation Bestand haben sollte. Zu den Traditionen der Armee gehörte es, den Erlös, der dadurch erzielt wurde, die gefangenen feindlichen Soldaten als Sklaven zu verkaufen, unter den Legionen aufzuteilen, was normalerweise Massaker an Gegnern verhinderte, die sich ergaben. Aber in der Hitze des Gefechts, das wusste Julius, würden sich viele seiner Legionäre nichts weiter dabei denken, einen unbewaffneten Feind niederzumachen, vor allem wenn dieser sie eben noch verwundet hatte. Julius ließ die Cornicen immer wieder das Signal zum Einstellen der Kampfhandlungen blasen, bis es jeder vernommen hatte und in der Ebene wieder so etwas wie Ordnung einkehrte.

Speere und Schwerter wurden eingesammelt und unter der Aufsicht der Extraordinarii vom Schlachtfeld geschafft. Die Krieger der Helvetier mussten niederknien und sich die Arme auf dem Rücken fesseln lassen. Wer um Wasser bat, bekam welches von denselben Jungen, die vorher die Legionen versorgt hatten, und Julius ließ Reihen von Gefangenen bilden. Er ging zwischen seinen Männern hin und her, sprach dort, wo es angebracht war, seine Glückwünsche aus und ließ sich sehen.

Die Legionäre schritten voller Stolz umher, als sie die ungeheure Zahl der Gefangenen und Toten sahen. Sie wussten, dass sie eine zahlenmäßig weit überlegene Streitmacht besiegt hatten, und Julius sah mit Freude, wie einer seiner Männer einen Wasserträger zu einem gefangenen Krieger hinüberrief und ihm die Bronzeöffnung an den Mund hielt. Während Julius zwischen ihnen hindurchging und die Verluste einzuschätzen versuchte, starrten die Römer ihn an, in der Hoffnung, dass er ihren Blick erwidern würde, und wenn er es tat, nickten sie ihm wie Kinder voller Respekt zu.