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»Was für ein seltsames Volk sie doch sind«, sagte er.

Anstelle einer Antwort wandte Artorath den Kopf nach hinten. »Da kommen Reiter«, sagte er. »Keine von unseren.« Mhorbaine wendete sein Pferd und blickte den sanften Abhang hinunter. Nach einer Weile nickte er.

»Die anderen Anführer versammeln sich, um den neuen Mann in unserem Land zu sehen. Es wird sie nicht freuen, dass er die Helvetier geschlagen hat, ehe sie hier waren.«

Mit Parlamentärsfahnen hoch über den Köpfen näherten sich Gruppen von Reitern. Es sah aus, als hätten sämtliche Stämme im Umkreis von 200 Meilen Abgesandte zur römischen Siedlung entsandt.

Mhorbaine blickte auf das riesige Feldlager mit seinen ordentlichen Linien und Befestigungen hinunter.

»Wenn wir schlau sind, können wir hier einen großen Vorteil erzielen«, sagte er laut. »Handel mit Lebensmitteln zum Beispiel, aber diese Legionen sind kein stehendes Heer. Nach dem, was ich bisher gesehen habe, ist dieser Cäsar auf Krieg aus. Wenn dem so ist, haben die Haeduer noch andere Feinde, die er für sie bekämpfen kann.«

»Deine Pläne werden uns noch alle ins Grab bringen«, knurrte Artorath.

Mhorbaine hob die Augenbrauen und sah den Mann an, der auf einem schweren Hengst wie auf einem Pony saß. Artorath war der größte Mann, den er je gesehen hatte, aber manchmal verzweifelte er, wenn er nach Anzeichen von Intelligenz suchte, die zu seiner Größe passten.

»Meinst du wirklich, Leibwachen sollten so mit ihren Herren reden?«, fragte Mhorbaine.

Artorath blickte ihn mit seinen blauen Augen an und zuckte die Achseln. »Ich habe gerade als dein Bruder gesprochen, Mhor. Du hast gesehen, was sie mit den Helvetiern gemacht haben. Auf einem Bären zu reiten wäre ungefährlicher, als mit deiner Silberzunge zu diesen Fremden zu sprechen. Wenn man von dem Bären abspringt, kann man wenigstens noch um sein Leben laufen.«

»Manchmal kann ich kaum glauben, dass wir den gleichen Vater haben«, entgegnete Mhorbaine.

Artorath lachte. »Für seinen zweiten Sohn wollte er eine große Frau, hat er gesagt. Er musste drei Männer töten, um sie den Arvernern zu entreißen.«

»Um einen Ochsen wie dich zu zeugen, ja. Aber keinen Anführer, kleiner Bruder, merk dir das. Ein Anführer muss sein Volk mit mehr schützen können als nur mit abstoßend massigen Muskeln.«

Artorath schnaubte, während Mhorbaine weitersprach. »Wir brauchen sie, Artorath. Die Haeduer werden von einem Bündnis profitieren, und das ist die Wirklichkeit, ob es dir nun gefällt oder nicht.«

»Wenn man Schlangen nimmt, um Ratten zu fangen, Mhor ...«

Mhorbaine seufzte. »Ich würde mich gerne ein einziges Mal mit dir unterhalten, ohne mir deine Tierweisheiten anhören zu müssen. Das lässt dich nicht gerade klug erscheinen, weißt du. Ein Kind könnte sich besser ausdrücken als du, ehrlich.«

Artorath funkelte ihn wütend an und schwieg. Mhorbaine nickte erleichtert.

»Vielen Dank, Bruder. Ich denke, den restlichen Tag solltest du dich in erster Linie als meinen Leibwächter betrachten, und dann erst als meinen Bruder. Also, kommst du jetzt mit?«

Seinen Männern wurden Zelte zugewiesen, während sie darauf warteten, dass Julius erwachte. Mhorbaine schickte Reiter los, die die Viehherde antreiben sollten, die er für das Festmahl mitgebracht hatte, und ehe die Mittagsstunde vorüber war, hatte das Schlachten der Tiere begonnen. Mhorbaine und Artorath beteiligten sich persönlich am Zubereiten und Würzen des Fleischs.

Als die anderen Stammesführer eintrafen, begrüßte Mhorbaine sie und freute sich innerlich diebisch über ihre überraschten Gesichter, als sie ihn sahen, wie er, blutverschmiert bis zu den Ellbogen, den Jungen und Männern Befehle gab, während das brüllende Vieh geschlachtet und als Festmahl für 30000 Mann zerlegt wurde. Der Geruch gebratenen Fleisches erfüllte die Luft, während 100 Feuergruben angeheizt und schwere Eisenspieße aufgestellt wurden. Benommene Legionäre wurden unter ihren warmen Decken hervorgeholt, damit sie bei der Arbeit halfen, und zur Belohnung bekamen sie gleich etwas zum Probieren, während sie sich die verbrannten Finger ableckten.

Als Marcus Antonius aufwachte, ließ er sich von den Sklaven Wasser aus dem Fluss bringen, um sich zu waschen und zu rasieren, ohne sich drängen zu lassen. Wenn Julius vorhatte, die größte Versammlung von Stammesführern seit Menschengedenken zu verschlafen, wollte er ihnen zumindest nicht mit einem Zweitagebart gegenübertreten. Jede Stunde sah er sich gezwungen, mehr Soldaten zu wecken, und er ignorierte das Fluchen, das aus den Zelten erscholl, wenn seine Befehle zu den vor Erschöpfung wie betäubt Schlafenden durchdrangen. Die Aussicht auf eine warme Mahlzeit besänftigte sie jedoch schnell wieder, und der Hunger brachte sämtliche Beschwerden zum Verstummen, als sie Marcus Antonius’ Beispiel folgten und sich wuschen, ehe sie ihre besten Uniformen anlegten.

Es gab viele kleine Dörfer in der römischen Provinz, und Marcus Antonius sandte Reiter aus, die von dort Öl, Fischsoße, Kräuter und Obst holen sollten. Er dankte den Göttern, dass die Bäume voller Äpfel und Orangen hingen, wie unreif sie auch noch sein mochten. Nachdem die Männer so lange nichts als Wasser hatten trinken müssen, schmeckte der bittere Saft besser als Wein, nachdem man ihn ausgepresst und in Krüge gefüllt hatte.

Julius wachte schweißgebadet als einer der Letzten auf. Er hatte in einem der Steinhäuser der ursprünglichen Siedlung geschlafen, die jetzt stark anwuchs. Wer immer sie gebaut haben mochte, teilte die römische Leidenschaft für Sauberkeit, und Julius konnte sich im Baderaum mit kaltem Wasser abspülen, ehe er sich auf eine harte Liege legte, wo man seine Haut mit Olivenöl einrieb und abschabte, bis er sich sauber und erfrischt fühlte. Die schmerzenden Rückenmuskeln entspannten sich langsam, als er sich hinsetzte, um sich rasieren zu lassen, und er fragte sich, ob ihn die tägliche Massage so geschmeidig hielt. Ehe er sich anzog, blickte er an sich herunter und betrachtete seine blauen Flecken. Vor allem der Bauch schmerzte, als habe er einen heftigen Schlag abbekommen. Merkwürdig, dass er sich nicht daran erinnern konnte. Langsam zog er sich an und genoss nach dem Gestank seines eigenen Schweißes während des Marschs die Kühle des sauberen Leinens auf der Haut. Sein Haar verfing sich in den feinen Zinken des Kamms, und als er kräftig zog, sah er mit Entsetzen die vielen Strähnen, die daran hängen geblieben waren. Im Baderaum gab es keinen Spiegel, und Julius versuchte, sich daran zu erinnern, wann er sich das letzte Mal gesehen hatte. Gingen ihm etwa die Haare aus? Was für eine schreckliche Vorstellung.

Brutus trat gemeinsam mit Domitius und Octavian ins Zimmer. Alle drei Männer trugen die auf Hochglanz polierten silbernen Rüstungen, die sie beim Turnier gewonnen hatten.

»Die Stämme haben ihre Vertreter entsandt. Sie wollen dich sehen, Julius«, sagte Brutus mit vor Aufregung gerötetem Gesicht. »Es müssen dreißig verschiedene Gruppen auf unserem Land sein, die alle Parlamentärsfahnen führen und sich nicht anmerken lassen wollen, wie sehr sie sich für unsere Truppenstärke und Strategie interessieren. «

»Ausgezeichnet«, erwiderte Julius, den ihre Begeisterung ansteckte. »Lasst im Speisesaal Tische für sie aufstellen. Es müssten alle hineinpassen, falls es ihnen nichts ausmacht, wenn es etwas eng wird.«

»Schon erledigt«, sagte Domitius. »Alle warten nur noch auf dich, aber Marcus Antonius ist außer sich. Er sagt, sie würden sich nicht von der Stelle rühren, ehe du sie nicht zu Tisch bittest, und wir haben nicht zugelassen, dass er dich weckt.«

Julius lachte.

»Dann lasst uns zu ihnen hinausgehen.«

25

Als Julius seinen Platz an der langen Tafel einnahm, war die Luft im Speisesaal von der Körperwärme der vielen Anwesenden bereits schwer und dunstig. Obwohl die Tafel mit Leinentüchern bedeckt war, konnte Julius der Versuchung nicht widerstehen, eine Hand darunter zu schieben und das raue, neue Holz zu befühlen. Am Morgen, als die Legion hier eingetroffen war, war der Tisch noch nicht da gewesen. Die Betriebsamkeit von Marcus Antonius und den Zimmermännern der Legionen ließ ihn still in sich hineingrinsen.