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»Warum nicht?«, wollte Julius wissen.

»Weil man sie sonst vielleicht gerettet hätte! Mein Bart hatte es ihr sehr angetan, glaube ich. Trotzdem hat sie eine Handvoll davon ausgerissen, als ich sie mir über die Schulter werfen wollte. Danach hatte ich eine ganze Weile eine kahle Stelle, direkt am Kinn.«

Julius schenkte dem Gallier Wein nach und sah zu, wie Mhorbaine den Becher mit Wasser auffüllte.

»Ich habe noch nie gesehen, dass man Fingerschalen für so etwas benutzt«, sagte Mhorbaine. »Aber es ist eine gute Idee, wenn der Wein so herb ist.«

Artorath ging in die Hocke und verlagerte seinen Schwerpunkt. Domitius klappte über ihm zusammen und sah sich plötzlich in die Luft gehoben. Ein kurzer, Schwindel erregender Flug, dann prallte Domitius auf den Boden, und die Luft wich aus seiner Lunge. Stöhnend blieb er liegen, während Artorath leise vor sich hinkicherte.

»Du bist stark für einen so kleinen Burschen«, sagte er, obwohl er inzwischen wusste, dass keiner der Römer richtige Worte verstehen konnte. Sie kamen dem riesenhaften Gallier nicht besonders schlau vor. Zuerst, als er eine Münze hochgehalten und mit den Armen Griffe simuliert hatte, hatten sie anscheinend geglaubt, er sei nicht ganz bei Trost. Dann war ihm einer zu nahe gekommen, und Artorath hatte ihn mit einem Grunzen auf den Rücken geworfen. Da hatten sich ihre Mienen aufgehellt, und sie hatten sofort in den Taschen nach Münzen gewühlt, mit denen sie gegen die seine bieten konnten.

Domitius war sein fünfter Gegner an diesem Abend, und obwohl Artorath es sich immer noch nicht nehmen ließ, auf die Silbermünzen zu beißen, die man ihm aushändigte, rechnete er schon jetzt damit, dass er wahrscheinlich genug für ein neues Pferd zusammenbekommen könnte, ehe Mhorbaine den römischen Anführer eingewickelt hatte.

Artorath war aufgefallen, dass Ciro ein Stück von den anderen entfernt stand. Ihre Blicke waren sich nur einmal begegnet, aber Artorath wusste, dass er ihn am Haken hatte. Er genoss die Herausforderung und machte sich einen Spaß daraus, Domitius so nahe wie möglich vor Ciros Füße zu werfen.

»Noch jemand?«, rief Artorath dröhnend, zeigte mit dem Finger auf einen nach dem anderen und wackelte dabei mit den buschigen Augenbrauen, als redete er mit kleinen Kindern. Inzwischen hatte sich Domitius mit einem hinterhältigen Grinsen im Gesicht wieder aufgerichtet und streckte ihm in einer unmissverständlichen Geste die flache Hand entgegen.

»Warte hier, Elefant. Ich kenne genau den richtigen Mann für dich«, sagte Domitius langsam.

Artorath zuckte mit den Achseln. Während Domitius in Richtung der Hauptgebäude davontrabte, blickte Artorath Ciro fragend an, winkte ihn mit einer Hand zu sich und lockte mit einer Münze in der anderen. Zu seiner Freude nickte Ciro und fing an, sich seiner Rüstung zu entledigen, bis er nur noch in Beinkleidern und Sandalen vor ihm stand.

Artorath hatte mit einem Stock einen Kreis auf den Boden gezogen und wies Ciro an, über die Linie zu treten. Er kämpfte gern gegen große Männer. Die kleinen waren daran gewöhnt, zu ihren Gegnern aufzusehen, aber Krieger von Ciros Größe waren wahrscheinlich noch nie einem Mann begegnet, der sie so wie Artorath überragte. Das verschaffte ihm einen großen Vorteil, obwohl die Zuschauer das nie bemerkten.

Ciro dehnte Rücken und Beine, und Artorath ließ ihm den nötigen Platz, wobei er selbst in rascher Folge seine üblichen Lockerungsübungen durchführte. Nach fünf Kämpfen hatte er das eigentlich nicht nötig, aber es machte ihm Spaß, sie einem Publikum vorzuführen, und die römischen Soldaten standen inzwischen in Dreierreihen um den kleinen Kreis herum. Artorath drehte sich, sprang in die Luft und genoss das Ganze aus vollen Zügen.

»Heißt es da, wo ihr herkommt, meine kleinen Soldaten, dass große Männer langsam sind?«, höhnte er in ihre unverständigen Gesichter. Der Abend war kühl, und er fühlte sich unbesiegbar.

Als Ciro den Ring betrat, ertönte eine laute Stimme, und viele Soldaten grinsten in froher Erwartung, als Brutus mit Domitius herbeigerannt kam.

»Warte, Ciro. Bevor du den großen Ochsen fertig machst, will es Brutus noch versuchen«, sagte Domitius keuchend.

Brutus blieb abrupt stehen, als er Artorath erblickte. Der Mann war gewaltiger und mit mehr Muskeln bepackt als jeder andere, dem er bisher begegnet war. Es war nicht einfach nur eine Frage der Kraft, das sah er sofort. Artoraths Schädel war anderthalbmal so groß wie der von Ciro, und jeder andere Knochen war dicker als der eines normalen Mannes.

»Ihr macht wohl Witze«, sagte Brutus. »Der muss ja mindestens sieben Fuß groß sein! Nur zu, Ciro. Warte nicht auf mich.«

»Ich habe schon gegen ihn gekämpft«, sagte Domitius. »Und ich hätte ihn fast umgeworfen!«

»Das glaube ich dir nicht«, erwiderte Brutus glatt heraus. »Wo sind deine Kampfspuren? Ein Schlag von diesen Riesenfäusten treibt dir die Nase zum Hinterkopf hinaus!«

»Schon, aber er schlägt nicht. Es ist wie griechisches Ringen, falls du das schon mal gesehen hast. Er versucht, dich mit den Füßen ins Stolpern zu bringen, aber der Rest besteht aus Griffen und Balance. Er ist sehr geschickt, aber wie schon gesagt, ich hätte ihn fast gehabt.«

Ciro wartete immer noch geduldig, und Artorath hob lediglich eine Augenbraue in Brutus’ Richtung; er verstand nicht ein Wort von dem, was um ihn herum gesprochen wurde.

»Ich kann ihn besiegen«, sagte Ciro in die entstandene Pause. Brutus blickte Artorath skeptisch an. »Wie denn? Der ist ja wie ein Berg.«

Ciro zuckte mit den Achseln. »Mein Vater war ein großer Mann. Er hat mir ein paar Würfe gezeigt. Es ist kein griechisches Ringen, was er da macht. Mein Vater hat es von einem Ägypter gelernt. Ich kann es dir zeigen.«

»Na schön. Er gehört dir«, sagte Brutus sichtlich erleichtert. Artorath sah ihn an, während er sprach, und Brutus wies auf Ciro und machte einen Schritt zurück.

Wieder trat Ciro über die Linie, und diesmal schoss er mit einem raschen Satz nach vorne. Artorath tat es ihm gleich, und die beiden Männer prallten mit einem lauten Klatschen gegeneinander, bei dem die zuschauenden Soldaten zusammenzuckten. Ohne innezuhalten durchbrach Ciro den Griff um seine Schultern und beschrieb einen weiten Kreis, wobei er sorgsam darauf achtete, den schwieligen Füßen des Galliers auszuweichen, die immer wieder nach seinen Knöcheln schlugen. Ciro schlüpfte an ihm vorbei und versuchte wegzuspringen, doch Artorath wirbelte herum und erwischte ihn, bevor er außer Reichweite war.

Ihre Beine verhakten sich ineinander, jeder versuchte, den anderen umzuwerfen. Artorath wand sich aus Ciros Händen und hätte ihn beinahe über die Hüfte geworfen, doch der Wurf wurde dadurch vereitelt, dass sich Ciro duckte und selbst einen Hebel ansetzte, mit dem er Artorath von den Füßen reißen wollte. Aber ein so massiger Gegner wie Artorath geriet dadurch nur kurz ins Wanken, kreuzte reflexartig die Unterarme, presste sie gegen Ciros Kehle und drückte sich mit aller Kraft nach hinten.

Das hätte das Ende bedeuten können, wenn Ciros Ferse nicht seinen Fuß blockiert hätte, so dass Artorath wie ein Baum auf den Boden krachte, Ciro auf seiner Brust. Bevor die Römer anfangen konnten zu jubeln, brachen die beiden Gestalten in einen noch rasenderen Ringkampf aus, kamen frei, setzten neue Griffe an und durchbrachen sie wieder, nutzten die kleinste sich bietende Gelegenheit, um Gelenke zu blockieren, die bei kleineren Männern mit Sicherheit zersprungen wären.

Artorath setzte seine mächtigen Pranken ein, um Ciros Kehle abermals abzublocken, und Ciro fand seinen kleinen Finger, den er mit einem Ruck aus dem Gelenk drehte. Obwohl er aufstöhnte, lockerte Artorath seinen Griff nicht, und Ciros Gesicht verfärbte sich schon violett, als er noch einen Finger fand und ihm die gleiche Behandlung widerfahren ließ wie dem ersten. Erst jetzt ließ der große Mann los und hielt sich die verletzte Hand.