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Zwei Stunden nach Mittag hatte Julius seine 1 6 Skorpionbögen aufgestellt und auf den Gegner ausgerichtet. Es waren perfekte Defensivwaffen gegen einen Angriff, aber so unbeweglich, dass sie bei einem Vorstoß schon nach den ersten Schüssen zu weit zurückblieben.

»Eine Schlacht wie diese ist mir noch nie untergekommen, Brutus, aber sie haben zu lange gewartet. Octavian soll mit den Extraordinarii unsere Flanken schützen. Der Rest ist unsere Sache.«

Er durchschnitt die Luft mit der Hand, und entlang der aufgestellten Einheiten stießen die Cornicen in ihre langen Hörner und ließen einen einzelnen Ton erschallen, der mit keinem Befehl verbunden war. Er diente lediglich dazu, dem Feind Furcht einzujagen, und Julius sah eine unruhige Bewegung durch die Reihen der Sueben gehen. Kurz darauf feuerten die Skorpione, und Pfeile von Mannslänge legten die Entfernung zwischen den Armeen mit einer Geschwindigkeit zurück, dass man sie weder kommen sah noch ihnen ausweichen konnte. Pferde in den ersten Reihen wurden aufgespießt, und die großen Bolzen töteten auch wahllos in den Reihen dahinter. Während die Skorpionmannschaften fieberhaft mit Spannen und Nachladen beschäftigt waren, gab Julius das Signal zum Vorrücken. Mit der Zehnten an der Spitze setzten sich die Legionen in Trab, die Speere wurfbereit in den Händen.

Mit der Perfektion hervorragender Disziplin fächerten sich die Legionen auf, sobald sie die Enge zwischen dem Wald und »der Hand« hinter sich gelassen hatten. Brutus befehligte die Dritte an der rechten Flanke, Marcus Antonius hatte die linke übernommen.

Als sie in Reichweite der Bogenschützen kamen, hielten die Männer ihre Schilde bereit, doch ohne Vorwarnung zogen sich die Reihen der Sueben noch einmal zurück, viel schneller als der römische Vorstoß. Tausende von Kriegern galoppierten davon und formierten sich nach einer halben Meile erneut.

Sie standen wiederum nicht allzu weit entfernt, aber Julius befürchtete, auf die grünen Wiesen hinausgezogen zu werden. Jetzt sah er, wie die ersten Lager der Sueben eilig ihre Tore schlossen. Hunderte von Fuhrleuten versuchten voller Panik, mit ihren Karren noch hineinzukommen. Verwundert darüber, dass Ariovist sie im Stich ließ, schüttelte Julius den Kopf.

Bericus löste sich nach Westen, um sich um das Lager zu kümmern, und eine weitere Legion aus Ariminum rückte reibungslos nach vorne, um den Platz der abgerückten 5000 einzunehmen. Sie marschierten an den Pfahlwällen vorüber, während Bericus die Leute dort ohne Schwierigkeiten und ohne Blutvergießen gefangen nahm. Julius sah im Vorübergehen, wie sie die Arme voller Angst in die Luft warfen, doch der Rest der Sueben befand sich abermals auf dem Rückzug, löste seine solide Aufstellung unversehens auf und formierte sich eine halbe Meile entfernt neu.

Julius gab das Signal zum Anhalten. Seine Legionen kamen scheppernd und keuchend zum Stehen. Brutus kam vom rechten Flügel herangaloppiert.

»Gib mir die Extraordinarii. Ich kann sie lange genug aufhalten, bis du mit dem Rest nachkommst«, sagte er und musterte den Feind in der Ferne mit finsterem Blick.

»Nein. Ich setze die einzigen guten Reiter, die ich habe, nicht aufs Spiel«, antwortete Julius und ließ den Blick über die johlenden, abgerissen aussehenden Haeduer schweifen, die voller Freude ihre Pferde wieder in Empfang genommen hatten. »Wir befinden uns jetzt tief in seinem Gebiet. Ich will, dass rings um das Palisadenlager als Basis ein Kriegslager errichtet wird. Ich werde die Männer nicht ermüden, indem ich ihm durch ganz Gallien hinterherhetze. Ich will die Legionen vor Einbruch der Nacht hinter befestigten Wällen und Toren wissen. Halte die Wurfmaschinen in Bereitschaft, sobald die Karren nachgerückt sind. Lass auch warmes Essen zubereiten. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin am Verhungern.«

Julius betrachtete die schwarze Masse der suebischen Reiter und schüttelte den Kopf.

»Ariovist ist kein Dummkopf. Es muss einen Grund für diese Feigheit geben. Sobald die Lager stehen, berufe meinen Rat zu mir ein.«

29

Ein befestigtes Lager direkt unter den Augen des Feindes anzulegen war eine neue Erfahrung für die sechs Legionen. Jeder verfügbare Mann half bei den äußeren Gräben mit, deren ausgehobene Erde zu großen Wällen aufgeworfen wurde, bis sie dreifache Mannshöhe erreicht hatten. Die Extraordinarii patrouillierten rings um das Gelände, und zweimal während dieses langen Nachmittags waren kleinere Gruppen scharf auf sie zugeritten und hatten ihre Speere nach ihnen geschleudert, bevor sie zu den eigenen Reihen zurückgaloppiert waren. Es waren lediglich junge Männer gewesen, die ihren Mut unter Beweis stellen wollten, die Hauptarmee hingegen hielt weiterhin Abstand und sah zu, wie die Römer gruben und Bäume fällten. Julius hatte gegen Ende des Tages den Duft von Gewürzen wahrgenommen und wusste, dass die Sueben genau wie er damit beschäftigt waren, Essen für ihre Leute zuzubereiten.

Am frühen Abend waren die riesigen Lager fertig, und die Legionen marschierten durch Tore ein, die so solide waren wie sonst kaum etwas in Gallien. In den Händen der erfahrenen Legionszimmerleute hatten sich die schweren Baumstämme in passgenaue Balken verwandelt, und auch die Schutzwälle waren mit genügend angespitzten Pfählen versehen worden, dass sie selbst dem entschlossensten Angriff widerstehen würden. Julius spürte, wie sich unter seinen Männern Zuversicht breit machte. Der Anblick des zurückweichenden Feindes hatte ihre Moral enorm gehoben, und er hoffte, dass diese Stimmung anhielt.

Er hielt seine Ratsversammlung im Stabszelt innerhalb der Wälle ab, nachdem eine warme Mahlzeit zubereitet und verzehrt worden war. Die Pferde der Haeduer kauten sich durch ein Gutteil seiner Getreidevorräte, aber es war zu gefährlich, sie in unmittelbarer Nähe der Sueben draußen grasen zu lassen. Als die Nacht hereinbrach, wartete Julius darauf, dass auch Brutus eintraf und sich den anderen anschloss. Lampen wurden angezündet, und die erste Nachtwache nahm ohne Schilde ihren Posten ein, stieg die hölzernen Stufen hinauf zur Brustwehr, um aufmerksam in die Dunkelheit zu schauen.

Julius sah sich mit stummer Zufriedenheit im Kreise seines Rates um. Octavian hatte sich zu einem tüchtigen Anführer seiner Männer entwickelt, und auch Ciro hatte sich seiner Beförderung in den Rang des Zenturio als würdig erwiesen. Publius Crassus war ein furchtloser Befehlshaber, und Julius tat es jetzt schon Leid, dass er zu gegebener Zeit zurückgeschickt werden würde, um die Legion seines Vaters anzuführen. Renius unterwies die Männer weiterhin in der Technik des Schwertkampfes, und Julius zögerte nie, diejenigen zu befördern, die er ihm empfahl. Wenn Renius sagte, sie seien bereit, andere anzuführen, dann waren sie es auch. Domitius war fähig, eine ganze Legion zu befehligen, und die Männer liebten die silberne Rüstung, die er jetzt ständig trug. Zu dieser Zeit, an diesem Ort, waren sie alle in der Blüte ihres Mannesalters, und Julius war stolz auf jeden Einzelnen von ihnen.

Nachdem Brutus eingetroffen war, holte Cabera eine Kugel aus Lehm hervor, die er in ein feuchtes Tuch eingewickelt hatte. Sie glänzte im Licht der Lampen, während er sie mit den Händen bearbeitete, bis sie einem Gesicht immer ähnlicher wurde: Er formte eine Nase und bohrte mit den Fingernägeln Augenhöhlen.

»Wenn man auf diese Art und Weise Stricke anbringt, kann man die Form des Schädels verändern«, sagte er, band ein Stück Schnur um den kleinen Kopf und spannte es mit einem Stock enger, bis der Lehm anfing, sich zu verformen. Nachdem er eine dicke Wulst über den Augen geschaffen hatte, wiederholte er die Prozedur ein Stück darüber, bis ihnen das Abbild der ungewöhnlichen Züge eines Sueben entgegenstarrte.