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Das Klirren der Waffen und die Schreie der sterbenden Männer wurden immer lauter, je näher er kam. Julius spürte förmlich, wie die Angst unter seinen Legionären um sich griff, und fing an, sie einzeln beim Namen anzurufen. Die Befehlskette schien bei dem plötzlichen Angriff unterbrochen worden zu sein, und Julius war gezwungen, Optios und Zenturios um sich zu scharen, um ihnen seine Befehle zu geben.

»Die Zwölfte und die Fünfte zusammenschließen! Doppelte Karrees!«, wies er sie an und sah zu, wie sie sich daran machten, wieder Ordnung in die sich auflösenden Reihen zu bringen. Seine Extraordinarii hielten die Sueben an den Flanken davon ab, sie zu umfassen. Wo blieb Marcus Antonius? Julius reckte den Hals, konnte ihn im Gedränge aber nirgendwo sehen.

Unter Julius’ pausenlosen Befehlen schlossen sich die beiden Legionen zusammen, und als die Sueben die Seiten ihrer Rechtecke attackierten, indem sie einzelne Männer mit Steinwürfen oder Pfeiltreffern herausholten, vollführten sie sogar eine Kehrtwendung, um Rücken an Rücken zu kämpfen. Wieder und wieder galoppierten die Reiter gegen die Legionen an, um kurz vor den geschlossenen Schilderwällen zurückzuscheuen. Die Legionäre preschten vor, sobald die Reiter umdrehten, das Gemetzel war grauenhaft.

Mit dem Rhein im Rücken konnten die Sueben nirgendwohin fliehen, und Julius fühlte Panik in sich aufsteigen, als er beobachtete, wie die ersten Reihen seiner geliebten Zehnten von aus vollem Galopp geschleuderten Speeren niedergestreckt wurden. Die Schilde retteten viele von ihnen; sie erhoben sich benommen und wurden von den Kameraden um sie herum wieder an ihren Platz geschoben.

Trotzdem erzwangen die Legionen sich ihren Weg nach vorne. Die großen Wurfmaschinen und Steinschleudern wurden herbeigebracht und rissen rote Breschen in den Feind. Die Zehnte brüllte jubelnd auf, als Julius wieder zu den Männern stieß, und alle kämpften unter seinem wachsamen Auge noch heftiger.

Julius sah, dass die linke und rechte Flanke standhielt. Brutus kontrollierte die rechte, und die Extraordinarii und die Haeduer hatten die Angriffe der Sueben mit dem Mut der Entschlossenheit gedämpft. Er zog die Mitte weiter nach vorne, woraufhin die Sueben durch die schiere Wucht der Legionsformationen gezwungen wurden, sich weiter zurückfallen zu lassen.

Voller Stolz sah Julius, dass seine Offiziere ihr Geschäft auch ohne seine direkten Befehle verstanden. Wenn die Fußsoldaten der Sueben auf sie zugerannt kamen, zogen sie ihre Linien in die Breite, um so viele Schwerter wie möglich ins Geschehen einzubringen. Sobald die Kavallerie angriff, schoben sie sich zu Karrees zusammen und kämpften weiter. Die Wurfmaschinen feuerten ein ums andere Mal, bis sie zu weit zurückfielen und Gefahr liefen, ihre Geschosse in die eigenen Truppen zu schleudern.

Julius sah, dass Ariovist seine Leibwache um sich scharte, 1000 der Allerbesten seiner Sueben. Jeder von ihnen überragte die Römer um Haupteslänge und trug jene seltsamen Wülste zur Schau, die die Legionäre so erschreckt hatten. Sie griffen nun die Zehnte im Zentrum an, und Julius sah, dass sich das Karree zu spät formierte, um die gepanzerten Reiter davon abzuhalten, zu ihnen durchzubrechen.

Die Mitte wankte, doch dann schlug die Zehnte mit einem wilden Aufbrüllen zurück, wie ein Haufen Wahnsinniger im Blutrausch. Julius musste daran denken, wie sie aus dem Blut derjenigen geschaffen worden war, die versagt hatten. Ein hässliches Lächeln flog über sein Gesicht. Die Zehnte war seine Legion, und sie würde nicht nachgeben. Sie würde niemals die Flucht ergreifen.

Er stürmte mit den Soldaten rings um sich voran und rief den Zenturios an den Flanken zu, sie sollten die Hörner bilden, mit denen der Feind in die Zange genommen werden konnte. Aus dem Augenwinkel sah er die dunklen Pferde der Haeduer von links herankommen und einen Block der Sueben von der Hauptstreitmacht abtrennen. Die Zehnte musste über Leichen steigen, um an den Feind heranzukommen. Der Boden war rot und glitschig, und sie legten noch mehr Wucht und Geschwindigkeit in ihren Angriff, so dass Ariovist gezwungen war, von der Front nach hinten zu reiten, bevor die laut brüllende Zehnte und Dritte ihn erreicht hatten.

Die gesamte römische Truppe sah den König zurückweichen und reagierte darauf mit erhobenen Köpfen. Julius frohlockte. Der Rhein war nur noch weniger als eine Meile entfernt, er konnte das glitzernde Wasser bereits sehen. Er rief seine Cornicen zu sich und gab Befehl, die Speere zu werfen. Er sah, wie die Wurfgeschosse jeden Versuch Ariovists, sich neu zu formieren, zunichte machten. Eine Lücke öffnete sich zwischen den Armeen, und Julius drängte seine Männer vorwärts, rief die Männer, die er kannte, beim Namen. Sobald er sie persönlich ansprach, standen sie ein bisschen aufrechter, ihre Müdigkeit war unter seinem Blick wie weggeblasen.

»Bringt die Ballistae und Skorpione in Stellung!«, befahl er, und seine Boten eilten nach hinten, um den schwitzenden Mannschaften mit den Maschinen auf dem holprigen Boden zu helfen.

Ohne erkennbares Signal ging die Masse der Sueben zum nächsten Angriff über und kam auf die römischen Linien zugedonnert. Speere pflückten einige von ihnen aus dem Sattel und töteten Pferde, die die Nachrückenden behinderten. Julius wusste, dass dies ihr letzter Angriff war, und seine Männer bildeten dichte Karrees, noch ehe er den Befehl dazu geben konnte.

Die langen römischen Schilde überlappten einander, und die Männer dahinter machten sich mit gezückten Schwertern bereit, der Wucht des Aufpralls standzuhalten. Nirgendwo wich die römische Linie bei dem beängstigenden Anblick der heranpreschenden Pferde auch nur einen Schritt zurück. Sobald der Angriff in sich zusammenfiel, rissen die Legionen den Feind in Stücke.

Die Armee des Ariovist wurde zum Fluss getrieben. Ohne die Extraordinarii und Haeduer hätten sie die Römer überwältigen können, das wusste Julius sehr wohl, doch obwohl sie immer wieder auf die Flanken einschlugen, rückten die Legionen unbeirrt vor und töteten alles, was sich ihnen entgegenstellte.

Das Ufer des Rheins brodelte vor Menschen und Pferden, die unter Lebensgefahr versuchten, trotz der beträchtlichen Strömung auf die andere Seite zu gelangen. Der große Fluss war hier beinahe 100 Ellen breit, und diejenigen, die keine Pferde hatten, an denen sie sich festhalten konnten, wurden weggerissen und ertranken. Julius sah kleine Fischerboote, voll besetzt mit verzweifelten Männern, und er sah zu, wie eines von ihnen umschlug und die dunklen Köpfe der Sueben einer nach dem anderen im Wasser verschwanden.

Auf der linken Flanke legten ungefähr 1000 Feinde ihre Waffen nieder und ergaben sich den Legionen aus Ariminum, die sie nicht hatten zerschlagen können. Julius drängte mit der Zehnten weiter, bis sie am Flussufer standen und auf die Menge der Ertrinkenden blickten, die den Flusslauf von dieser Seite bis zur Mitte, wo das Wasser am tiefsten war, verstopften. Diejenigen Legionäre der Zehnten, die noch Speere zur Hand hatten, schleuderten sie auf die Männer im Wasser, und Julius sah, dass viele auf diese Weise getroffen wurden und mit einem Aufschrei im Wasser versanken.

Am gegenüberliegenden Ufer erreichte ein Boot den flachen Strand, und Julius sah zu, wie Ariovist herausstieg und einen Augenblick lang auf die Knie sank.

»Ciro! «, rief Julius. Seine Stimme trug den Namen weit nach hinten in die Reihen der Zehnten, woraufhin der kraftvolle Legionär erschien, der noch immer von der Anstrengung des Kampfes keuchte. Julius reichte ihm einen Speer und zeigte auf die Gestalt am anderen Ufer.

»Schaffst du es so weit?«

Ciro wiegte den Speer in der Hand. Die Soldaten um ihn herum wichen zurück und machten ihm Platz, während er über den Fluss blickte.

»Rasch, bevor er wieder aufsteht«, knurrte Julius.

Ciro ging fünf Schritt zurück und schleuderte den Speer dann nach dem kleinen Anlauf hoch in die Luft. Die Männer der Zehnten sahen fasziniert zu, wie er zur Sonne emporstieg und sich dann senkte.