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»Es gibt so viel zu tun!«, sagte er zu Mhorbaine und streckte die Hand abermals nach dem Schürhaken in den Flammen aus. »Und mir bleibt nichts, als mich mit Plänen und Briefen zu quälen, die ich nicht einmal abschicken kann. Hattest du nicht gesagt, der Frühling sollte inzwischen angefangen haben? Wo ist das Tauwetter, das du mir versprochen hast?«

Mhorbaine zuckte die Achseln.

»Bald«, sagte er, wie schon so oft zuvor.

31

Als der Frühling kam, verstopften mehr als 7000 Familien die Straßen, die nach Norden aus Rom hinausführten. Aus den brodelnden Gassen der Stadt ergoss sich ein Exodus, um das neue Land in Besitz zu nehmen, das Julius versprochen hatte. Diejenigen, die sich vor der Macht eines Clodius oder eines Milo fürchteten, machten sich auf, um ein neues Leben fern der Verbrechen und des Schmutzes der Stadt anzufangen. Sie hatten alles verkauft, was sie besaßen, um dafür Werkzeuge und Saatgut zu erwerben, dazu Ochsen, um ihre Wagen zu ziehen. Es war eine gefahrvolle Reise, über 300 Meilen bis zu den Ausläufern der Alpen, und von dort aus in die Unwägbarkeiten der jenseitigen Gebiete.

Da Julius die Legionen aus Ariminum abgezogen hatte, war der Norden weitgehend frei von patrouillierenden Soldaten; der Schutz der römischen Gebiete war bis zum Zerreißen ausgedünnt. Obwohl die Gasthäuser am Straßenrand und die befestigten Lager immer noch bemannt waren, trieben auf den langen Strecken dazwischen Diebe ihr Unwesen, und viele Familien wurden überfallen und in Elend und Verzweiflung am Straßenrand zurückgelassen. Einige wurden von Mitleidigen aufgenommen, andere mussten sich ihren kärglichen Lebensunterhalt erbetteln oder verhungern. Diejenigen, die es sich leisten konnten, Wachen anzuheuern, waren besser dran. Sie gingen mit gesenkten Köpfen an den jammernden und weinenden Menschen vorüber, die vor ihnen hier entlanggekommen waren und nun mit ausgestreckten Händen im Frühlingsregen standen.

Pompeius verlas in Sondersitzungen des Senats die Berichte von Julius’ Siegen, sobald er sie erhielt. Es war eine eigenartige Rolle, in die er da gedrängt worden war, und manchmal schüttelte er den Kopf angesichts der Ironie, die darin lag, dass er Cäsar unterstützte, um die neuen Männer im Senat unter Kontrolle zu halten. Crassus hatte ihn überzeugt, dass die Siege in Gallien das Einzige waren, das die Stadt davon abhielt, in nackte Panik auszubrechen, während Clodius und Milo ihre geheimen, blutigen Kämpfe um die Vorherrschaft auf den Straßen ausfochten. Trotz der realen Macht, die sie gewonnen hatten, trotz des Einflusses, den sie so brutal einsetzten wie eine Keule, hatten sie nichts für Rom geleistet, sondern taten sich an der Stadt nur gütlich. Weder Clodius noch Milo versäumten auch nur einen der Berichte. Sie waren in den Gossen und Hinterhöfen der Stadt aufgewachsen, ergötzten sich jedoch ebenso wie jeder andere Bürger an den Einzelheiten der Schlachten, die in ihrem Namen geschlagen wurden.

Zuerst war Pompeius bereit gewesen, die Diktatur auszurufen, um sie unter Kontrolle zu bringen. Von den Fesseln des Gesetzes befreit, hätte er beide Männer ohne Verhandlung hinrichten lassen können. Crassus hatte ihn vor einem derart radikalen Schritt gewarnt. Selbst wenn die beiden tot waren, sagte Crassus, würden andere an ihre Stelle treten, und Pompeius und vielleicht auch Rom selbst würden nicht überleben. Der Hydra des römischen Pöbels wüchsen neue Köpfe, und wer auch immer die aus dem Weg Geräumten ersetzte, würde sich davor hüten, sich öffentlich zu zeigen und im Senat zu erscheinen. Crassus hatte stundenlang auf seinen alten Kollegen eingeredet, und Pompeius war die Weisheit seiner Worte nicht entgangen. Statt sich diesen Männern entgegenzustemmen, hatte er sich dazu durchgerungen, sie zu hofieren und zu belohnen. Er hatte Clodius bei der Wahl zum Obersten Richter unterstützt und ein großes Gelage zu seinen Ehren veranstaltet. Gemeinsam hatten sie Kandidaten für die Konsulatswahlen ausgesucht, allesamt schwächere Männer, die nichts unternehmen würden, um den zerbrechlichen Status der Waffenruhe zu verändern. Damit hatte Pompeius eine heikle Balance etabliert, wobei er wusste, dass Clodius sich zum Teil deshalb dazu entschlossen hatte, um ihn gegen Milo zu unterstützen, während ihr eigener Machtkampf andauerte.

Pompeius dachte über die beiden Männer nach, während er auf dem Rostrum den letzten Bericht vorlas. Indem er den einen erhoben hatte, hatte er sich den anderen zum Feind gemacht, und wenn sich ihre Blicke begegneten, fand er in den Augen Milos nichts als Hass. Trotzdem sprach Clodius seinen Namen jetzt mit dem Stolz der Freundschaft aus, und als der Frühling in den Sommer übergegangen war, hatte Pompeius sogar dem Stadthaus dieses Mannes einen Besuch abgestattet und war seinerseits umschmeichelt und hofiert worden. Es war ein gefährliches Spiel, aber es war besser, als alles zu zerschlagen und sich zum Diktator aufzuschwingen. So wie die Dinge standen, hätte das einen Bürgerkrieg bedeutet, und er war sich keineswegs sicher, dass er als Sieger daraus hervorgehen würde.

Als Pompeius sich räusperte und zu sprechen anfing, verneigte er sich leicht zu Clodius hin und sah die Freude, die der Mann sogar bei dieser kleinen Respektsbezeugung empfand. Genau das war es, was Crassus in den Neulingen im Senat gesehen hatte. Obwohl sie ungehobelt und skrupellos waren, sehnten sie sich nach der Ehrbarkeit und dem Ansehen des Amtes, und seit Pompeius seinen neuen Kurs eingeschlagen hatte, war keiner seiner Klienten mehr von Clodius’ Schlägern belästigt worden. Als Pompeius verkündet hatte, er wolle die Rennbahn mit großem Aufwand renovieren, war es Clodius gewesen, der ihn aufgesucht und ihm unbeschränkte finanzielle Mittel dafür zur Verfügung gestellt hatte. Aus Dankbarkeit hatte Pompeius eine Statue für ihn aufstellen lassen und im Senat seine Großzügigkeit gepriesen. Milo hatte mit dem Angebot gekontert, die Via Appia wiederherzustellen, und Pompeius hatte sein Entzücken über die Durchschaubarkeit des Mannes verborgen und ihm erlaubt, seinen Namen an der Porta Capena zu verewigen, dem Tor, an dem die Via Appia von Süden her die Stadt erreichte. Zum ersten Mal seit über einem Jahr hatte er das Gefühl, die Geschicke der Stadt wieder fest in Händen zu halten, während die beiden Männer ihre Kräfte unauffälliger einsetzten, einer so gierig nach Anerkennung wie der andere. Die neuen Konsuln waren auf ihre heikle Stellung aufmerksam gemacht worden und unternahmen nichts, ohne sich zuvor mit ihren Herren abzusprechen. In dieser Pattsituation wurden die privaten Kämpfe fortgeführt.

Pompeius verlas die Liste der Stämme, die Julius in den ersten Schlachten des Frühlings besiegt hatte, und genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit, mit der die Senatoren voller Ehrfurcht die Anzahl der Sklaven zur Kenntnis nahmen, die über die Alpen zurückgeschickt worden waren. Die Remer waren Vasallen geworden. Die Nervier waren fast bis auf den letzten Mann vernichtet worden. Die Belger waren gezwungen worden, ihre Waffen niederzulegen und sich zu ergeben. Die Atuatucer waren in eine einzige befestigte Stadt zurückgedrängt worden, die daraufhin erstürmt worden war. Allein 53000 Angehörige dieses Stammes waren an die Sklavenmärkte Roms verkauft worden.