Diana Gabaldon
Outlander – Das flammende Kreuz
Roman
Aus dem Englischen von Barbara Schnell
Über dieses Buch
North Carolina 1770. Jamie und Claire Fraser haben in den britischen Kolonien Nordamerikas Fuß gefasst, doch die Ruhe und der Frieden auf ihrem Anwesen Fraser’s Ridge sind trügerisch. Denn unter den immer zahlreicher einwandernden Siedlern gärt es, immer unwilliger nehmen die Einwohner der Kolonien die Bevormundung durch die britische Zentralregierung hin. Als es zu ersten Aufständen kommt, muss auch Jamie sich entscheiden, auf wessen Seite er stehen will. Und für Claire ist die Situation noch schlimmer: Sie weiß, dass die Unabhängigkeitskriege ihre und Jamies Liebe auf die härteste Probe seit langem stellen werden.
Inhaltsübersicht
Widmung
Motto
ERSTER TEIL
Glücklich die Braut, der die Sonne lacht
Brote und Fische
Vergällte Körpersäfte
Hochzeitsgeschenke
Aufruhr und Unruhe
For Auld Lang Syne
Schrapnell
Der Faktor
Der Keim der Zwietracht
Großmutter Bacons Geschenke
Stolz
Rechtschaffenheit
Bohnen und Barbecue
Glücklich die Braut, auf die der Mond scheint
Die Flammen der Deklaration
In der Nacht, in der wir Hochzeit halten
Wachfeuer
ZWEITER TEIL
Daheim ist es am schönsten
Der Teufel, den man kennt
Schießunterricht
Falkenauge
Das flammende Kreuz
Der Barde
Spiel mit dem Feuer
Der Segen der Engel
DRITTER TEIL
Die Miliz erhebt sich
Gevatter Tod klopft an
Brownsville
Hirams Harem
Satans Brut
Sturmwaise
Mission erfüllt
VIERTER TEIL
Weihnachten daheim
Zaubermittel
Hogmanay
Unsichtbare Welten
Die Post ist da
Traumzeit
FÜNFTER TEIL
Im Garten der Lüste
Duncans Geheimnis
Mit Musik geht alles besser
Der Deasilzauber
Bezirzt
Schwierigkeiten im Ehebett
Quacksalber
Quecksilber
Die Liste der Venus
Ein Fremder in der Nacht
In Vino Veritas
Blut auf dem Dachboden
Ein Verdacht
A Hard Day’s Night
Das Gold des Franzosen
Tête-a-tête mit Streuselkuchen
Schlussfolgerungen
SECHSTER TEIL
»…Männer genug, sie zu töten, töten können wir sie«
Und lasst uns ruhig schlafen
Happy Birthday to You
Militärgerät
Kriegsrat
Ultimaten
»Versprengte und verdächtige Personen«
Das Logbuch des Chirurgen I
Signal zum Angriff
Alamance
Ein unabdingbares Opfer
Nachspiel
Die Vollstreckung
Ein schrecklicher Notfall
Alles ist gut
Ein schwacher Funke
Zunder und Kohle
SIEBTER TEIL
A Whiter Shade of Pale
The Sounds of Silence
Sag meinen Namen
Blutgeld
Ein Päckchen aus London
Keine Kleinigkeit
Das hört sich einsam an
Sahnequark
Bärentöter
Der Himmel verdüstert sich
Wildfeuer
Bis auf die Knochen verbrannt
Kaminfeuer
Träume sind Schäume
En Garde
Roger kauft ein Schwert
ACHTER TEIL
Die Jupitermonde
Gefahr im Gras
Hausfrauenstress
With a Little Help from My Friends
Entscheidungen
Frisches Blut
Mittsommer Dämmerlicht
NEUNTER TEIL
Aurum
Variationen in Blut
Kluges Kerlchen
Bruder
Ein toter Wal
Helden und Ungeheuer
Die Schlacht an Wylies Landeplatz
Im Myrtengebüsch
Gerissen wie die Füchse
Der Traum der Drossel
Das Logbuch des Chirurgen II
Zugunruhe
Tulach Ard
Die Stimme der Zeit
Mann des Blutes
Und dieser Zukunft dennoch entgegengehen
Danksagung
Dieses Buch ist für meine Schwester
Theresa Gabaldon, mit der ich
die ersten Geschichten erzählt habe.
Ich habe den Krieg erlebt und viel verloren. Ich weiß, worum es sich zu kämpfen lohnt und worum nicht.
Ehre und Tapferkeit sind einem Mann in Mark und Bein verwurzelt, und nicht selten ist er bereit, für die Dinge, für die er töten würde, auch zu sterben.
Und das, a charaid, ist der Grund, warum eine Frau breite Hüften hat; dies knöcherne Becken bietet dem Mann wie dem Kind einen Hafen. Das Leben eines Mannes entspringt den Knochen seiner Frau, und mit ihrem Blut wird seine Ehre getauft.
Allein um der Liebe willen würde ich erneut durchs Feuer gehen.
ERSTER TEIL
In medias res
Kapitel 1
Glücklich die Braut, der die Sonne lacht
Mount Helicon
Kronkolonie North Carolina
Ende Oktober 1770
Ich erwachte vom Regen, der auf die Zeltleinwand prasselte, und spürte den Kuss meines ersten Mannes auf den Lippen. Ich kniff orientierungslos die Augen zusammen und legte automatisch die Finger an meine Lippen. Um das Gefühl festzuhalten oder um es zu verdecken?, fragte ich mich dabei.
Jamie regte sich neben mir und murmelte im Schlaf, und seine Bewegung wirbelte eine neue Duftwolke aus den Zedernzweigen unserer Bettunterlage auf. Vielleicht hatte ihn der Geist im Vorüberziehen aufgestört. Ich blickte stirnrunzelnd in die leere Luft vor unserem Feldquartier.
Verschwinde, Frank, dachte ich streng.
Draußen war es immer noch dunkel, doch der Nebel, der vom feuchten Boden aufstieg, war perlgrau; nicht mehr lange bis zur Dämmerung. Nichts regte sich, weder innen noch außen, doch empfand ich deutlich ein Gefühl ironischer Belustigung, die wie eine kaum spürbare Berührung auf meiner Haut lag.
Sollte ich denn nicht zu ihrer Hochzeit kommen?
Ich konnte nicht sagen, ob sich die Worte von selbst in meinen Gedanken gebildet hatten oder ob sie – und der Kuss – schlicht das Produkt meines Unterbewussten waren. Mein Verstand war beim Einschlafen immer noch mit Hochzeitsvorbereitungen befasst gewesen; kein Wunder, dass ich aus einem Hochzeitstraum aufgeschreckt war. Von Hochzeiten und Hochzeitsnächten.
Ich glättete den zerknitterten Musselin meines Nachthemdes, und mir war unangenehm bewusst, dass es bis zur Taille hochgeschoben war und dass meine Haut nicht nur vom Schlaf gerötet war. Ich konnte mich nicht konkret an den Traum erinnern, der mich geweckt hatte, nur an ein konfuses Durcheinander aus Bildern und Gefühlen. Vielleicht war es ja auch besser so.
Ich drehte mich auf den knisternden Zweigen um und drängte mich dicht an Jamie. Er war warm und roch angenehm nach Holzrauch und Whisky mit einer schwachen Note nach verschlafenem Mann, wie der Grundton eines nachhallenden Akkordes. Ich reckte mich, ganz langsam, und krümmte meinen Rücken, so dass mein Becken gegen seine Hüfte stieß. Wenn er fest schlief oder nicht in Stimmung war, war die Bewegung sacht genug, um unbemerkt zu bleiben; wenn nicht …
Er schlief nicht fest. Er lächelte schwach, die Augen nach wie vor geschlossen, und seine große Hand glitt langsam über meinen Rücken, um sich mit festem Griff auf meinem Hintern niederzulassen.
»Mmm?«, brummte er. »Hmmmm.« Er seufzte und sank entspannt wieder in den Schlaf, ohne mich loszulassen.
Beruhigt kuschelte ich mich dichter an ihn. Jamies unmittelbare körperliche Nähe war mehr als ausreichend, um den Nachhall meiner Träume zu vertreiben. Und Frank – wenn es denn Frank war – hatte schließlich Recht. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sich Brianna die Anwesenheit beider Väter bei ihrer Hochzeit gewünscht, dessen war ich mir sicher.