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Ich hatte ein ausgesprochen schlechtes Gewissen, wenn ich an Murrays Patienten dachte, aber Brianna hatte völlig Recht gehabt; es gab absolut nichts, was ich unter diesen Umständen für ihn hätte tun können. Langfristige, sorgsame Pflege in Verbindung mit exzellenter Ernährung und vollständiger Alkoholabstinenz konnten ihm möglicherweise das Leben verlängern; die Chancen auf Ersteres waren gering, die auf Letzteres gleich null.

Brianna hatte ihn auf geniale Weise vor einer eventuellen scheußlichen Blutvergiftung bewahrt – und die Gelegenheit genutzt, um diesen Schutz auch MacLeods zukünftigen Patienten angedeihen zu lassen –, doch ich konnte ein nagendes Schuldgefühl nicht unterdrücken, weil ich selbst nicht mehr tun konnte. Dennoch, das erste medizinische Prinzip, das ich als Krankenschwester auf den Schlachtfeldern Frankreichs gelernt hatte, galt nach wie vor: Behandele den Patienten, den du vor dir hast.

»Reib dich damit ein«, sagte ich streng zu dem Mädchen mit dem Ausschlag. »Und nicht kratzen

Kapitel 4

Hochzeitsgeschenke

Der Tag hatte sich nicht aufgeklart, doch für den Augenblick hatte es aufgehört zu regnen. Überall qualmten die Feuer wie Schlote, weil die Leute eilig versuchten, die kurze Regenpause zu nutzen und ihre sorgfältig gehegten Kohlen wieder anzufachen oder nasses Holz in die Flammen zu legen, um ihre feuchten Kleider und Decken zu trocknen. Aber die Luft bewegte sich, und Rauchwolken segelten zwischen den Bäumen hindurch wie Geister.

Gerade huschte ein solches Wölkchen vor ihm über den Pfad, und Roger drehte sich zur Seite, um es zu umgehen. Er bahnte sich seinen Weg durch nasse Grasbüschel, die ihm die Strümpfe durchtränkten, und zwängte sich unter tief hängenden Kiefernzweigen hindurch, die im Vorbeigehen feuchte Flecken auf den Schultern seines Rockes hinterließen. Doch er beachtete die Nässe nicht, denn er war ganz auf die geistige Liste seiner für den Tag geplanten Erledigungen konzentriert.

Zuerst zum Wagen der Kesselflicker, um eine Kleinigkeit als Hochzeitsgeschenk für Brianna zu erstehen. Was würde ihr wohl Freude machen?, fragte er sich. Ein Schmuckstück, ein Haarband? Er hatte nur sehr wenig Geld, doch er hatte das Bedürfnis, den Anlass mit einem Geschenk zu ehren.

Er hätte ihr gern seinen Ring an den Finger gesteckt, wenn sie ihre Gelübde ablegten, doch sie hatte darauf bestanden, dass der glatt geschliffene Rubin, der ihrem Großvater gehört hatte, völlig ausreichte; er passte ihr wie angegossen, und es gab keinen Grund, Geld für einen anderen Ring auszugeben. Sie war ein pragmatischer Mensch, seine Brianna – manchmal geradezu bestürzend pragmatisch, im Vergleich mit seiner romantischen Ader.

Dann also etwas Praktisches, aber Hübsches – vielleicht einen bemalten Nachttopf? Er lächelte bei dieser Idee, doch der Gedanke, ein praktisches Geschenk zu wählen, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, wenn sich auch Zweifel dazu gesellten.

Er erinnerte sich lebhaft an Mrs. Abercrombie, eine gestandene, praktisch veranlagte Dame aus der Gemeinde des Reverends, die eines Abends völlig aufgelöst beim Abendessen ins Pfarrhaus geplatzt war und gesagt hatte, sie hätte ihren Mann umgebracht, was sie nur tun sollte? Der Reverend hatte Mrs. Abercrombie fürs Erste in der Obhut seiner Haushälterin zurückgelassen und war dann mit Roger, der damals noch ein Teenager war, zum Haus der Abercrombies geeilt, um nachzusehen, was geschehen war.

Sie hatten Mr. Abercrombie auf dem Küchenfußboden gefunden. Glücklicherweise lebte er noch, wenn er auch benommen war und heftig aus einer kleinen Kopfwunde blutete, die er sich zugezogen hatte, als ihn das neue, elektrische Dampfbügeleisen traf, das er seiner Frau anlässlich ihres dreiundzwanzigsten Hochzeitstages geschenkt hatte.

»Aber sie hat doch gesagt, das alte würde ihr immer die Küchenhandtücher versengen!«, hatte Mr. Abercrombie ständig in Abständen gejammert, während der Reverend ihm mit kundiger Hand ein Pflaster auf den Kopf geklebt hatte und Roger die Küche wischte.

Es war die Erinnerung an die Blutflecken auf dem schäbigen Linoleum in der Küche der Abercrombies, die schließlich den Ausschlag gab. Brianna mochte ja praktisch veranlagt sein, aber dies war ihre Hochzeit. Gute Zeiten, schlechte Zeiten, bis dass der Tod uns scheidet. Er würde etwas Romantisches wählen – so romantisch es mit einem Shilling und drei Pence zu bewerkstelligen war.

Er sah etwas Rotes zwischen den Fichten aufblitzen, als säße dort ein Kardinalsvogel. Doch es war größer als ein Vogel; er blieb stehen und bückte sich, um zwischen den Zweigen hindurchzublinzeln.

»Duncan?«, sagte er. »Seid Ihr das?«

Duncan Innes trat unter den Bäumen hervor und nickte schüchtern. Er trug nach wie vor den scharlachroten Tartan der Camerons, hatte aber den prunkvollen Rock abgelegt und sich stattdessen nach der guten, alten Art der Highlandschotten das Ende seines Plaids um die Schultern geschlungen.

»Eine Frage, a Smeòraich?«, sagte er.

»Aye, natürlich. Ich bin gerade zu den Kesselflickern unterwegs – kommt doch mit.« Er wandte sich wieder auf den Pfad zurück – der jetzt vom Rauch frei war – und sie schritten kameradschaftlich Seite an Seite über den Berg.

Roger sagte nichts, sondern wartete höflich ab, bis Duncan seinen Einstieg in das Gespräch fand. Duncan war von Natur aus schüchtern und zurückhaltend, doch er war ein guter Beobachter, ein schneller Denker, und er besaß eine stille Art von Sturheit. Wenn er etwas zu sagen hatte, dann sagte er es auch – zu seiner Zeit. Schließlich holte er Luft und nahm Anlauf.

»Mac Dubh hat zu mir gesagt, Euer Vater ist Pastor gewesen – ist das wahr?«

»Aye«, sagte Roger, völlig überrascht über dieses Thema. »Oder zumindest – mein leiblicher Vater ist ums Leben gekommen, und der Onkel meiner Mutter hat mich adoptiert; er war Pastor.« Noch während er das sagte, wunderte sich Roger, warum er diese Erklärung für notwendig hielt. Der Reverend hatte fast sein ganzes Leben lang für ihn die Stelle des Vaters eingenommen, und Duncan war es mit Sicherheit egal.

Duncan nickte und schnalzte mitfühlend mit der Zunge.

»Dann seid Ihr also selbst auch Presbyterianer? Ich habe Mac Dubh davon sprechen hören.« Trotz Duncans guter Manieren erschien ein kurzes Grinsen unter der Kante seines ausgefransten Schnurrbartes.

»Aye, das kann ich mir denken«, erwiderte Roger trocken. Es hätte ihn überrascht, wenn nicht das ganze Zeltlager Mac Dubh davon sprechen gehört hätte.

»Nun, die Sache ist die, dass ich auch einer bin«, sagte Duncan in einem Tonfall, der sehr entschuldigend klang.

Roger musterte ihn erstaunt.

»Ihr? Ich dachte, Ihr wärt katholisch!«

Duncan machte ein leises, verlegenes Geräusch und zuckte mit seiner amputierten Schulter.

»Nein. Mein Urgroßvater mütterlicherseits war Covenanter – sehr strenggläubig, aye?« Er lächelte ein wenig schüchtern. »Das ist allerdings nur verwässert bei mir angekommen; meine Mutter war gottesfürchtig, aber mein Vater hatte nicht besonders viel für die Kirche übrig, und ich auch nicht. Und als ich Mac Dubh kennen gelernt habe … nun, es war ja nicht so, als hätte er mich aufgefordert, sonntags mit ihm zur Messe zu gehen, nicht wahr?«

Roger nickte und grunzte verständnisvoll. Duncan hatte Jamie nach dem Aufstand im Gefängnis von Ardsmuir kennen gelernt. Die Truppen der Jakobiten hatten zwar zum Großteil aus Katholiken bestanden, doch er wusste, dass sich auch Protestanten jeder Couleur darunter befunden hatten – die sich auf engstem Raum mit einer Überzahl von Katholiken wohl kaum etwas hatten anmerken lassen. Und ihre spätere Schmugglerlaufbahn hatte Jamie und Duncan wohl kaum Gelegenheit zum religiösen Diskurs geboten.