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»Würdest du mich denn heiraten und dann abstinent leben?«, fragte sie. »Das ist nämlich der einzig sichere Weg. Das Gänsefingerkraut funktioniert nicht immer – sieh dir Marsali an!« Die Existenz der kleinen Joan war der beredte Beweis für das Versagen dieser Verhütungsmethode. Dennoch …

»Vielleicht gibt es ja noch andere Methoden«, sagte er. »Aber wenn du Abstinenz willst – dann sollst du sie bekommen.«

Sie lachte, weil sich seine Hand besitzergreifend auf ihren Hintern gelegt hatte, als sich seine Lippen lossagten. Dann verstummte das Lachen, und das Blau ihrer Augen verdunkelte, verschleierte sich.

»Du meinst es ernst, nicht wahr?«

»Ja«, sagte er, und meinte es, obwohl ihm der Gedanke schwer in der Brust lag, als hätte er einen Stein verschluckt.

Sie seufzte und fuhr mit der Hand über seine Wange, an seinem Hals und der Mulde seiner Kehle entlang. Ihr Daumen drückte auf seinen hämmernden Puls, so dass er die Schläge spürte, die durch seinen Blutstrom hallten.

Er meinte es ernst, doch er neigte seinen Kopf dem ihren entgegen und küsste ihren Mund, so atemlos, dass er ihren Atem brauchte, das Bedürfnis nach Vereinigung so stark, dass er sie auf jede Weise bewerkstelligen würde, die ihm offen stand – mit seinen Händen, seinem Atem, seinen Armen; sein Oberschenkel presste sich zwischen die ihren, und sie spreizte die Beine.

Ihre flache Hand lag an seiner Brust, als wollte sie ihn von sich schieben – dann ballte sie sich krampfhaft zusammen und krallte sich in sein Hemd und seine Haut. Ihre Finger gruben sich tief in seinen Brustmuskel, und dann waren sie miteinander verschmolzen, keuchend und mit offenen Mündern, und ihre Vorderzähne stießen im Wirbel ihres Verlangens schmerzhaft aneinander.

»Ich kann nicht … wir sind nicht …« Er riss sich einen Augenblick los, während sein Verstand im Trüben nach Wortfetzen fischte. Dann fand ihre Hand ihren Weg unter seinen Kilt, eine kalte, zielsichere Berührung auf seiner erhitzten Haut, und ihm versagte die Sprache.

»Noch einmal zum Abgewöhnen«, sagte sie, und ihr Atem umhauchte ihn mit Hitze und Nebel. »Um der alten Zeiten willen.« Sie sank auf dem feuchten, gelben Laub auf die Knie und zog ihn zu sich hinunter.

Es hatte wieder angefangen zu regnen; ihr Haar lag in wirren, teilweise nassen Strähnen am Boden. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht dem nieselnden Himmel zugewandt, und Regentropfen trafen ihr Gesicht und rollten wie Tränen zu Boden. Sie wusste tatsächlich nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.

Roger lag bei ihr, halb auf ihr, sein Gewicht ein warmer, spürbarer Trost, und sein Kilt war zum Schutz vor dem Regen über ihre verschlungenen, nackten Beine gebreitet. Ihre Hand schmiegte sich um seinen Hinterkopf und strich ihm über das nasse Haar, das so glatt war wie ein schwarzer Seehundpelz.

Dann regte er sich stöhnend wie ein verwundeter Bär und erhob sich. Ein kalter Luftzug traf ihren entblößten Körper, der überall dort, wo sie sich berührt hatten, feucht und erhitzt war.

»Tut mir leid«, murmelte er. »Gott, es tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen.« Sie öffnete ein Auge einen Spalt breit; er erhob sich schwankend auf die Knie und bückte sich, um ihren zerknitterten Rock herunterzuziehen und ihre Blöße zu bedecken. Er hatte seine Halsbinde verloren, und der Schnitt unter seinem Kinn war wieder aufgeplatzt. Sie hatte ihm das Hemd zerrissen, und seine Weste stand offen, denn die Hälfte der Knöpfe fehlte. Er war mit Schlamm und Blut verschmiert, und Herbstlaub und Eichelhütchen hingen in den Wellen seines losen, schwarzen Haars.

»Ist schon gut«, sagte sie und setzte sich auf. Ihr Zustand war auch nicht besser; ihre Brüste waren schwer von Milch, und große, feuchte Flecken hatten ihre Bluse und ihr Leibchen durchtränkt und verkühlten ihr die Haut. Roger sah es und hob ihren Umhang auf, um ihn ihr sanft um die Schultern zu legen.

»Tut mir leid«, sagte er erneut und streckte die Hand aus, um ihr das zerzauste Haar aus dem Gesicht zu streichen. Die Hand an ihrer Wange war kalt.

»Es ist schon gut«, wiederholte sie, während sie versuchte, die verstreuten Fragmente ihrer selbst zu sammeln, die über die kleine Lichtung zu rollen schienen wie Quecksilbertropfen. »Es ist erst sechs Monate her, und ich stille Jemmy noch. Es ist … ich meine, ich glaube, noch ist es ungefährlich.« Aber wie lange noch?, fragte sie sich. Das Verlangen durchfuhr sie immer noch in kurzen Stößen, vermischt mit Wellen der Panik.

Sie musste ihn berühren. Sie ergriff ein Ende ihres Umhangs und presste es auf die nässende Wunde an seinem Kinn. Abstinenz? Wo doch seine Nähe, sein Geruch, die Erinnerung an die letzten paar Minuten nur den Wunsch in ihr weckten, ihn im Laub zu Boden zu werfen und es noch einmal zu tun? Wo doch die Zuneigung zu ihm in ihr aufstieg wie die Milch, die ihr ungebeten in die Brüste schoss?

Ihre Brüste schmerzten vor ungestilltem Verlangen, und sie spürte, wie ihr unter dem Stoff kitzelnde Milchrinnsale über die Rippen liefen. Sie berührte eine Brust, schwer und geschwollen, ihre Sicherheitsgarantie – für eine Weile.

Roger schob ihre Hand fort und fasste sich an seine Schnittwunde.

»Ist schon gut«, sagte er. »Es hat aufgehört zu bluten.« Er trug den seltsamsten Gesichtsausdruck – oder besser Gesichtsausdrücke. Normalerweise war seine Miene freundlich und reserviert, vielleicht sogar ein wenig streng. Jetzt schien er seine Züge nicht in den Griff zu bekommen und schwankte von einer Sekunde zur nächsten zwischen unleugbarer Genugtuung und genauso unleugbarer Bestürzung.

»Was ist los, Roger?«

Er warf ihr einen raschen Blick zu und schaute dann wieder fort. Eine leichte Röte stieg ihm in die Wangen.

»Oh«, sagte er. »Na ja. Es ist nur, dass wir … äh … jetzt gerade sind wir eigentlich nicht verheiratet.«

»Nun, natürlich nicht. Die Trauung ist erst heute Abend. Und wo wir gerade davon sprechen …« Sie sah Roger an, und eine Lachblase stieg mitten aus ihrem Bauch auf. »Oje«, sagte sie und unterdrückte einen Kicheranfall. »Du siehst aus, als hätte dir jemand im Wald übel mitgespielt, Mr. MacKenzie.«

»Sehr komisch, Mrs. Mac«, sagte er beim Anblick ihres ebenfalls mitgenommenen Zustandes. »So wie du aussiehst, hast du auch einen heftigen Ringkampf hinter dir. Was ich aber meinte war, dass wir während des letzten Jahres durch handfasting verbunden waren – und das ist gesetzlich bindend, zumindest in Schottland. Aber das Jahr plus einen Tag ist schon einige Zeit vorbei – und wir werden erst heute Abend offiziell getraut.«

Sie blinzelte ihn an und wischte sich mit dem Handrücken den Regen aus den Augen. Dann gab sie dem Drang zu lachen erneut nach.

»Mein Gott, du glaubst wirklich, das spielt eine Rolle

Er erwiderte ihr Grinsen etwas zögerlich.

»Tja, nein. Aber ich bin nun mal ein Priesterjunge; ich weiß, dass es nicht schlimm ist – aber irgendwo in mir steckt ein alter, schottischer Calvinist und brummt, dass es schon ein bisschen verdorben ist, es so mit einer Frau zu treiben, die eigentlich nicht meine Frau ist.«

»Ha«, sagte sie und schlang die Arme gemütlich um ihre angewinkelten Knie. Sie beugte sich zur Seite und stieß ihn sanft an.

»Alter, schottischer Calvinist, dass ich nicht lache. Was ist denn nun wirklich los?«

Er vermied es, sie direkt anzusehen, sondern senkte die Lider und starrte zu Boden. Wassertröpfchen glitzerten auf seinen kräftig gezeichneten, dunklen Augenbrauen und Wimpern und versilberten die Haut seiner Wangenknochen. Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus.

»Ich kann nicht sagen, dass du nicht zu Recht Angst hast«, sagte er leise. »Bis heute ist mir gar nicht klar gewesen – habe ich eigentlich auch nicht darüber nachgedacht –, wie gefährlich die Ehe für eine Frau ist.« Er blickte auf und lächelte sie an, obwohl der Ausdruck der Sorge nicht aus seinen moosgrünen Augen wich.

»Ich will dich, Brianna – mehr, als ich sagen kann. Ich musste nur an das denken, was wir gerade getan haben, und wie schön es war, und mir ist klar geworden, dass ich vielleicht – nein, dass ich bestimmt dein Leben riskiere, wenn ich damit weitermache. Aber der Teufel soll mich holen, wenn ich es lassen will!«