»Schön, dass ich Euch hier treffe, a Òranaiche. Meine Mutter hat gestern Abend am Feuer Eure Musik gehört und meinen Tanten und Kusinen erzählt, wie Eure Musik das Blut in ihren Füßen zum Tanzen gebracht hat. Jetzt geben sie keine Ruhe mehr und wollen, dass ihr zum Ceilidh nach Spring Creek kommt und dort singt. Es ist die Hochzeit meiner jüngsten Cousine, und sie ist das einzige Kind meines Onkels, dem die Mühle gehört.«
»Es wird bestimmt ein großes Fest!«, meldete sich einer der jüngeren Männer zu Wort, der Ähnlichkeit nach ein Sohn des ersten Sprechers.
»Oh, eine richtige Highlandhochzeit?«, sagte Roger langsam und gewählt auf Gälisch. »Wird es denn auch Hering geben?«
Die beiden älteren Männer brachen in Gelächter aus, aber ihre Söhne machten einfach nur verwirrte Gesichter.
»Ah, die Jungs würden einen Hering nicht einmal erkennen, wenn man sie damit ohrfeigen würde«, sagte der Mann mit dem Barett kopfschüttelnd. »Beide hier geboren.«
»Und wo in Schottland wart Ihr zu Hause, Sir?« Der Mann fuhr zusammen, überrascht über die Frage, die mit klarer Stimme auf Gälisch erklang. Er starrte Brianna einen Augenblick an, dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und er antwortete ihr.
»Skye«, sagte er sanft. »Skeabost, am Fuß der Cuillins. Ich bin Angus MacLeod, und Skye ist das Land meiner Väter und Vorväter. Aber meine Söhne sind hier geboren.«
Er sprach leise, aber es lag ein Ton in seiner Stimme, der die Ausgelassenheit der jüngeren Männer dämpfte, als hätte man eine nasse Decke über sie geworfen. Der Mann mit dem Schlapphut betrachtete Brianna mit Interesse.
»Und seid Ihr in Schottland geboren, a nighean?«
Sie schüttelte stumm den Kopf und zog sich den Umhang fester um die Schultern.
»Aber ich«, sagte Roger auf den fragenden Blick des Mannes hin. »In Kyle of Lochalsh.«
»Ah«, sagte MacLeod, und ein Ausdruck der Genugtuung breitete sich über seine verwitterten Gesichtszüge. »Ist das der Grund, weshalb Ihr all die Lieder der Highlands und der Inseln kennt?«
»Nicht alle«, sagte Roger lächelnd. »Aber viele – und ich werde noch mehr lernen.«
»Tut das«, sagte MacLeod und nickte bedächtig. »Tut das, Sänger – und bringt sie Euren Söhnen bei.« Sein Blick fiel auf Brianna, und ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. »Dann können sie meinen Söhnen vorsingen, damit sie das Land kennen lernen, aus dem sie kommen – auch wenn sie es niemals sehen werden.«
Einer der jüngeren Männer trat vor und hielt schüchtern eine Schnur mit Fischen vor sich hin, die er Brianna reichte.
»Für Euch«, sagte er. »Ein Hochzeitsgeschenk.«
Roger konnte sehen, dass einer ihrer Mundwinkel leicht zuckte – Humor oder drohende Hysterie?, fragte er sich –, doch sie streckte die Hand aus und nahm die triefenden Fische mit Würde und Ernst entgegen. Mit der anderen Hand ergriff sie den Saum ihres Umhangs und verbeugte sich tief vor ihnen allen.
»Chaneil facal agam dhuibh ach taing«, sagte sie in ihrem langsamen Gälisch mit dem seltsamen Akzent. Alles, was ich sagen kann, ist danke.
Die jüngeren Männer erröteten, und die älteren sahen hochzufrieden aus.
»Das ist gut, a nighean«, sagte MacLeod. »Lasst Euch von Eurem Mann Gälisch lehren – und bringt es Euren Söhnen bei. Mögt Ihr viele bekommen!« Er zog sein Barett ab und machte eine ausladende Verbeugung vor ihr. Dabei grub er sich mit den nackten Zehen in den Schlamm, um die Balance zu halten.
»Viele Söhne, kräftig und gesund!«, fiel sein Begleiter ein, und die beiden Jungen nickten lächelnd und murmelten schüchtern. »Wir wünschen Euch viele Söhne, Mistress!«
Roger traf mechanisch die Absprachen für das Ceilidh und wagte es nicht, Brianna anzusehen. Sie standen schweigend da, einen halben Meter voneinander getrennt, als die Männer gingen, wobei sie sich neugierig umsahen. Brianna starrte mit verschränkten Armen auf das schlammige Gras, auf dem sie standen. In Rogers Brust brannte es immer noch, doch jetzt war das Gefühl anders. Er hätte sie gern berührt, sich noch einmal entschuldigt, aber er hatte Angst, dadurch alles noch zu verschlimmern.
Schließlich regte sie sich zuerst. Sie kam zu ihm und legte ihren Kopf an seine Brust, und ihr kühles, nasses Haar strich über die Wunde an seinem Hals. Ihre Brüste waren riesig und hart wie Stein, drückten gegen ihn, schoben ihn fort.
»Ich brauche Jemmy«, sagte sie leise. »Ich brauche mein Baby.«
Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, eingeklemmt zwischen Reue und Wut. Bis jetzt war ihm gar nicht klar gewesen, wie schmerzhaft die Vorstellung war, dass Jemmy zu jemand anderem gehören könnte – nicht zu ihm, sondern Bonnet.
»Ich brauche ihn auch«, sagte er schließlich und küsste sie kurz auf die Stirn, bevor er ihre Hand ergriff, um über die Wiese zurückzukehren. Der Berg über ihnen lag unsichtbar im Nebel verhüllt, doch drifteten Rufe und Gemurmel und Fetzen von Gesprächen und Liedern zu ihnen herab wie Echos vom Olymp.
Kapitel 7
Schrapnell
Am späten Vormittag hatte der Nieselregen ausgesetzt, und die Wolken gaben hier und da für Sekunden den blauen Himmel frei. Ich begann zu hoffen, dass es bis zum Abend aufklaren würde. Von den Sprichwörtern und Omen einmal ganz abgesehen, wünschte ich mir um Briannas willen, dass die Hochzeitsfeierlichkeiten nicht zu feucht wurden. Es würde zwar nicht St. James mit Reis und weißem Satin werden, aber es konnte doch wenigstens trocken sein.
Ich rieb mir die rechte Hand, um den Krampf zu lösen, den die Zahnextraktion verursacht hatte; Mr. Goodwins abgebrochener Zahn war schwieriger zu ziehen gewesen, als ich erwartet hatte, aber es war mir gelungen, ihn samt Wurzel zu entfernen. Ich hatte Goodwin mit einer kleinen Flasche unverdünntem Whisky und der Instruktion entlassen, sich einmal stündlich damit den Mund auszuspülen, um einer Entzündung vorzubeugen. Ob er ihn herunterschluckte, blieb ihm überlassen.
Ich reckte mich und spürte dabei, wie die Tasche unter meinen Röcken mit einem leisen, aber zufriedenstellenden Klirren gegen mein Bein schwang. Mr. Goodwin hatte tatsächlich mit Bargeld bezahlt; ich fragte mich, ob es wohl für ein Astrolabium reichte und was in aller Welt Jamie damit wollte.
Als ich mich umdrehte, stand Archie Hayes mit leicht fragendem Gesichtsausdruck vor mir.
»Oh!«, sagte ich. »Äh, kann ich Euch helfen, Leutnant?«
»Nun, möglicherweise, Mistress Fraser«, sagte er und sah mich mit einem schwachen Lächeln an. »Farquard Campbell sagt, seine Sklaven sind überzeugt, dass Ihr Tote wieder zum Leben erwecken könnt, daher dürfte ein verirrter Metallsplitter doch kein großes Problem für Eure chirurgischen Fähigkeiten darstellen, oder?«
Murray MacLeod, der das hörte, prustete bei diesen Worten laut los und wandte sich dann wieder seinen eigenen, wartenden Patienten zu.
»Oh«, sagte ich erneut und rieb mir verlegen die Nase. Einer von Campbells Sklaven hatte vor vier Tagen einen epileptischen Anfall erlitten und sich zufällig gerade in dem Moment wieder erholt, als ich ihm meine Hand zur Untersuchung auf die Brust legte. Vergeblich hatte ich zu erklären versucht, was geschehen war; mein Ruhm hatte sich wie ein Lauffeuer auf dem Berg ausgebreitet.
Auch jetzt hockte eine kleine Gruppe von Sklaven am Rand der Lichtung und würfelte, während sie abwarteten, bis die anderen Patienten versorgt waren. Ich warf ihnen vorsorglich einen prüfenden Blick zu; ich wusste, dass sie keine Anstalten machen würden, mich zu unterrichten, falls einer von ihnen im Sterben lag oder schwer krank war, einerseits aus Rücksichtnahme auf die weißen Patienten, andererseits, weil sie der festen Überzeugung waren, dass ich, falls während ihrer Wartezeit etwas Dramatisches vorfallen sollte, den Toten einfach wieder erwecken würde, wenn ich Zeit hatte, und mich dann mit dem Problem befassen würde.