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»Äh, ja«, sagte ich, gereizt, weil er das erwähnte. Ich war froh, dass Brianna nicht mehr da war; es gab nur zwei Menschen, die wussten, was wirklich geschehen war, als das Lagerhaus der Krone in Cross Creek abgebrannt war, und sie war einer davon. Was den anderen anging – nun, es war nicht sehr wahrscheinlich, dass Stephen Bonnet dem Leutnant in nächster Zeit über den Weg laufen würde – falls Bonnet überhaupt noch lebte.

»Und die Besatzung der Garnison«, hakte Hayes nach. »Murchison und der Rest – wo sind sie hin, wisst Ihr das?«

»Sergeant Murchison ist tot«, sagte eine tiefe, sanfte Stimme hinter mir. »Leider.«

Hayes sah an mir vorbei und lächelte.

»Seaumais ruaidh«, sagte er. »Dachte ich mir doch, dass Ihr Euch früher oder später bei Eurer Frau einfinden würdet. Ich suche Euch schon den ganzen Morgen.«

Der Name ließ mich zusammenfahren, und Jamie erging es ebenso; ein Ausdruck der Überraschung blitzte in seinem Gesicht auf, verschwand dann wieder, und Argwohn trat an seine Stelle. Seit den Tagen des Aufstandes hatte ihn niemand mehr den »Roten Jamie« genannt.

»Ich habe es gehört«, sagte er trocken. Er setzte sich Hayes gegenüber auf meinen zweiten Hocker. »Dann nur heraus damit. Was gibt es denn?«

Hayes fischte nach dem Sporran, der zwischen seinen Knien baumelte, kramte kurz darin herum und brachte ein zusammengefaltetes Papierquadrat zum Vorschein, das mit rotem Wachs versiegelt und mit einem Wappen gekennzeichnet war, das ich erkannte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich es sah, denn ich bezweifelte irgendwie, dass Gouverneur Tryon mir eine verspätete Geburtstagskarte schickte.

Hayes drehte den Brief um, überprüfte sorgfältig, ob der Name auf der Vorderseite Jamies war, und reichte ihn weiter. Zu meiner Überraschung öffnete Jamie ihn nicht sogleich, sondern behielt ihn einfach in der Hand, den Blick fest auf Hayes’ Gesicht gerichtet.

»Was hat Euch hierhergeführt?«, fragte er abrupt.

»Äh, die Pflicht natürlich«, erwiderte Hayes und zog in unschuldigem Erstaunen die Augenbrauen hoch. »Gibt es einen anderen Beweggrund für einen Soldaten?«

»Die Pflicht«, wiederholte Jamie trocken. Er klopfte geistesabwesend mit dem Brief an sein Bein. »Aye, nun ja. Die Pflicht führt Euch vielleicht von Charleston nach Virginia, aber es gibt schnellere Wege dorthin.«

Hayes setzte zu einem Achselzucken an, hielt aber sofort wieder inne, weil die Bewegung an der Schulter zerrte, die ich gerade verband.

»Ich hatte Gouverneur Tryons Proklamation zu überbringen.«

»Der Gouverneur hat keine Autorität über Euch und Eure Männer.«

»Das ist wahr«, räumte Hayes ein, »aber warum sollte ich dem Mann nicht den Gefallen tun, wenn es mir doch möglich war?«

»Aye, und hat er Euch darum gebeten, oder war es Eure eigene Idee?«, sagte Jamie mit einem hörbar zynischen Unterton.

»Ihr seid auf Eure alten Tage ein wenig argwöhnisch geworden, Seaumais ruaidh«, sagte Hayes und schüttelte tadelnd den Kopf.

»Deshalb bin ich auch so alt geworden«, erwiderte Jamie mit einem schwachen Lächeln. Er hielt inne und betrachtete Hayes. »Ihr sagt, es war ein Mann namens Murchison, der auf dem Feld von Drumossie auf Euch geschossen hat?«

Ich war mit dem Verband fertig; Hayes bewegte versuchsweise die Schulter, um zu sehen, ob es schmerzte.

»Aber das müsst Ihr doch wissen, Seaumais ruaidh. Erinnert Ihr Euch nicht mehr an diesen Tag, Mann?«

Jamies Gesicht durchlief eine subtile Veränderung, und ich spürte ein kurzes, beklommenes Zittern. Es war tatsächlich so, dass Jamie sich so gut wie gar nicht an diesen letzten Tag der Clans erinnern konnte, an das Gemetzel, an dessen Ende so viele Verletzte blutend im Regen gelegen hatten – darunter auch er selbst. Ich wusste, dass ihn dann und wann kleine Szenen dieses Tages im Schlaf heimsuchten, alptraumhafte Bruchstücke – aber sei es durch ein Trauma, eine Verletzung oder schlichte Willenskraft, die Schlacht von Culloden war für ihn verloren – oder sie war es zumindest bis jetzt gewesen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er sie zurückhaben wollte.

»Damals hat sich eine Menge ereignet«, sagte er. »Ich erinnere mich nicht an alles, nein.« Er senkte abrupt den Kopf, schob einen Daumen unter die Kante des Briefes und öffnete ihn so grob, dass das Siegelwachs in mehrere Stücke zerbrach.

»Euer Mann ist ein bescheidener Mensch, Mistress Fraser.« Hayes nickte mir zu, während er mit einer Handbewegung seinen Adjutanten herbeizitierte. »Hat er Euch nie erzählt, was er an diesem Tag getan hat?«

»Auf diesem Feld hat es viele Heldentaten gegeben«, murmelte Jamie, den Kopf über den Brief gebeugt. »Und auch eine Menge Gegenteiliges.« Ich hatte nicht den Eindruck, dass er las, sein Blick war starr, als sähe er jenseits des Papiers in seiner Hand etwas ganz anderes.

»Aye, so ist es gewesen«, pflichtete Hayes ihm bei. »Aber es scheint mir doch der Rede wert zu sein, wenn ein Mann einem das Leben gerettet hat, oder?«

Bei diesen Worten fuhr Jamies Kopf abrupt auf. Ich trat hinter ihn und legte ihm leicht meine Hand auf die Schulter. Hayes nahm sein Hemd von seinem Adjutanten entgegen und zog es vorsichtig an. Dabei lächelte er ein seltsames, halb wachsames Lächeln.

»Ihr könnt Euch nicht daran erinnern, wie Ihr Murchison eins über den Schädel gezogen habt, als er gerade im Begriff war, mir auf dem Boden mit seinem Bajonett den Rest zu geben? Und wie Ihr mich dann aufgehoben und mich vom Feld zu einer kleinen Quelle in der Nähe getragen habt? Einer der Clanshäuptlinge lag dort im Gras, und seine Männer haben seinen Kopf in dem Wasser gebadet, aber ich konnte sehen, dass er tot war, weil er so still dalag. Dort hat sich jemand um mich gekümmert; sie haben Euch gebeten, ebenfalls zu bleiben, weil Ihr eine blutende Wunde hattet, aber Ihr wolltet nicht. Ihr habt mir Glück gewünscht, im Namen des Heiligen Michael – und dann seid Ihr auf das Feld zurückgekehrt.«

Hayes befestigte die Kette seiner Halsberge und rückte sich den kleinen Silberhalbmond unter seinem Kinn zurecht. Ohne seine Halsbinde sah seine Kehle nackt und verletzlich aus.

»Ihr habt furchtbar wild ausgesehen, Mann; das Blut ist Euch übers Gesicht gelaufen, und Euer Haar wehte lose im Wind. Ihr hattet Euer Schwert in die Scheide gesteckt, um mich zu tragen, aber als Ihr Euch umgedreht habt, hab Ihr es erneut gezogen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich Euch wieder sehen würde, denn wenn ich je einen Mann gesehen habe, der darauf aus war, den Tod zu finden …«

Er schüttelte den Kopf, die Augen halb geschlossen, als sähe er nicht den nüchternen, unerschütterlichen Mann vor sich, nicht den Fraser von Fraser’s Ridge – sondern den Roten Jamie, den jungen Krieger, der nicht aus Tapferkeit zurückgekehrt war, sondern um sein Leben wegzuwerfen, weil er es als Last empfand – denn er hatte mich verloren.

»Wirklich?«, murmelte Jamie. »Ich hatte es – vergessen.« Ich konnte die Anspannung in ihm spüren, die wie ein gestraffter Draht unter meiner Hand summte. Der Puls in der Arterie unter seinem Ohr schlug schnell. Es gab Dinge, die er vergessen hatte, jedoch nicht das. Und ich auch nicht.

Hayes senkte den Kopf, damit sein Adjutant ihm die Halsbinde anlegen konnte, dann richtete er sich auf und nickte mir zu.

»Ich danke Euch, Ma’am, das war sehr großzügig von Euch.«

»Keine Ursache«, sagte ich mit trockenem Mund. »Gern geschehen.« Es regnete wieder; kalte Tropfen trafen mein Gesicht und meine Hände, und Feuchtigkeit glitzerte auf den kräftigen Knochen in Jamies Gesicht und blieb zitternd in seinem Haar und seinen dichten Wimpern hängen.

Hayes schlüpfte in seinen Rock und befestigte sein Plaid mit einer Goldbrosche an seiner Schulter – die Brosche, die sein Vater ihm geschenkt hatte, vor Culloden.

»Murchison ist also tot«, sagte er wie zu sich selbst. »Ich habe gehört –«, seine Finger kämpften kurz mit der Spange der Brosche –, »dass es zwei Brüder dieses Namens gab, die sich so ähnlich waren wie ein Ei dem anderen.«