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»So war es auch«, sagte Jamie. Dann blickte er auf und erwiderte Hayes’ Blick. Das Gesicht des Leutnants verriet kaum mehr als schwaches Interesse.

»Ah. Und wisst Ihr vielleicht auch, welcher es gewesen ist …?«

»Nein. Aber es spielt keine Rolle; sie sind beide tot.«

»Ah«, sagte Hayes noch einmal. Er blieb stehen, als dächte er nach, dann verbeugte er sich formell vor Jamie und hielt dabei das Barett vor seine Brust.

»Buidheachas dhut, Seaumais mac Brian. Und möge der Heilige Michael Euch beistehen.« Er hob das Barett kurz in meine Richtung, setzte es auf und wandte sich zum Gehen. Der Adjutant folgte ihm schweigend.

Ein Windstoß fegte über die Lichtung und brachte kalten Regen mit, als sei der eisige Aprilregen von Culloden zurückgekehrt. Jamie erschauerte plötzlich neben mir und erzitterte krampfhaft, so dass er den Brief zusammenballte, den er in der Hand hielt.

»An wie viel erinnerst du dich?«, fragte ich, während ich Hayes hinterherblickte, der sich seinen Weg über den blutgetränkten Boden bahnte.

»Fast nichts«, erwiderte er. Er stand auf und drehte sich um, so dass er mich ansehen konnte. Seine Augen waren so dunkel wie der verhangene Himmel über uns. »Und das ist noch zu viel.«

Er reichte mir den zerknitterten Brief. Der Regen hatte hier und dort die Tinte verschmiert, aber er war immer noch gut lesbar. Anders als die Proklamation bestand er aus zwei Sätzen – doch der zusätzliche Punkt schmälerte seine Wirkung in keiner Weise.

New Bern, 20. Oktober

Oberst James Fraser

Da der Friede und die Ordnung dieser Regierung in letzter Zeit immer wieder gestört und den Personen wie auch dem Eigentum vieler Bewohner dieser Provinz großer Schaden zugefügt wurde durch eine Gruppe von Leuten, die sich selbst als Regulatoren bezeichnen, ordere ich Euch gemäß der Anweisung Seiner Majestät, eine allgemeine Musterung aller Männer abzuhalten, die Ihr für geeignet haltet, in einem Milizregiment zu dienen, und mir sobald wie möglich zu berichten, wie groß die Zahl der Freiwilligen ist, die bereit sind, auf Verlangen ihrem König und Vaterland zu dienen, und auch, wie viele dienstfähige Männer Euer Regiment zählt, die man gesetzt den Fall einberufen kann, dass die Aufrührer weitere Versuche zu Gewalttaten unternehmen. – Eure bereitwillige und pünktliche Befolgung dieses Befehls wird freundliche Anerkennung finden bei

Eurem gehors. Diener

William Tryon

Ich faltete den regenfleckigen Brief ordentlich zusammen und nahm geistesabwesend zur Kenntnis, dass meine Hände zitterten. Jamie nahm ihn mir ab und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger fest, so als sei er eine Widerwärtigkeit – was er ja auch war. Sein Mund verzog sich ironisch, als er mir in die Augen sah.

»Ich hatte gehofft, mir bliebe noch ein wenig Zeit«, sagte er.

Kapitel 8

Der Faktor

Nachdem Brianna gegangen war, um Jemmy in Jocastas Zelt abzuholen, stieg Roger langsam den Hügel zu ihrer eigenen Lagerstelle hinauf. Er tauschte im Vorübergehen Grüße aus oder nahm Glückwünsche entgegen, bekam aber kaum mit, was man zu ihm sagte.

»Es wird ein nächstes Mal geben«, hatte sie gesagt. Er hielt sich an den Worten fest und drehte und wendete sie im Kopf wie eine Hand voll Münzen in seiner Tasche. Sie hatte es nicht einfach so dahingesagt. Sie meinte es ernst, und das war ein Versprechen, das ihm momentan mehr bedeutete als diejenigen, die sie ihm in ihrer ersten Hochzeitsnacht gegeben hatte.

Der Gedanke an Hochzeiten erinnerte ihn schließlich daran, dass ihm eine weitere ebensolche bevorstand. Er unterzog sich einer kritischen Musterung und entdeckte, dass Brianna in Bezug auf seine Erscheinung nicht übertrieben hatte. Verdammt, und es war auch noch Jamies Rock.

Er begann, sich die Kiefernnadeln und Schlammspritzer abzubürsten, wurde aber durch einen Hallo-Ruf unterbrochen. Er blickte auf und sah, wie Duncan Innes vorsichtig den steilen Hang hinunterstieg, den Körper schräg geneigt, um den fehlenden Arm auszugleichen. Duncan trug seinen prunkvollen Rock, scharlachrot mit blauen Aufschlägen und Goldknöpfen, und das Haar unter seinem modischen, neuen schwarzen Hut war fest eingeflochten. Seine Verwandlung vom Highlandfischer in einen wohlhabenden Landbesitzer war verblüffend; selbst Duncans innere Haltung schien verändert zu sein, und er wirkte viel selbstbewusster als zuvor.

Duncan war in Begleitung eines hochgewachsenen, dünnen, älteren Herrn von sehr ordentlicher, wenn auch abgetragener Aufmachung. Die schütteren, weißen Locken waren ihm aus der hohen, langsam kahl werdenden Stirn gebunden. Sein Mund war aus Mangel an Zähnen eingefallen, hatte aber seine humorvolle Krümmung beibehalten, und seine Augen waren blau und leuchtend. Sie waren von einem langen Gesicht eingefasst, dessen Haut sich so fest über die Knochen spannte, dass um die Augen herum kaum Platz für Falten blieb, obwohl tiefe Linien seinen Mund und seine Stirn zerfurchten. Mit seiner langen Hakennase und seinen zerfledderten, schwarzen Kleidern sah er wie ein waschechter Geier aus.

»A Smeòraich«, rief Duncan Roger zu und machte ein erfreutes Gesicht. »Genau der Mann, den ich anzutreffen gehofft hatte! Ich hoffe, Ihr seid gut gerüstet für Eure Hochzeit?«, fügte er hinzu, als sein Blick fragend auf Rogers fleckigen Rock und sein mit Laubstückchen übersätes Haar fiel.

»Oh, aye.« Roger räusperte sich und wandelte seine Versuche, seinen Rock abzubürsten, in ein kurzes Beklopfen seiner Brust ab, so als wollte er Schleim lösen. »Aber das Wetter ist ganz schön feucht für eine Hochzeit, was?«

»Glücklich die Leiche, regnet’s mit Macht«, pflichtete Duncan ihm bei und lachte etwas nervös. »Nun ja, hoffen wir, dass wir nicht vor der Trauung an Lungenentzündung sterben, was, Junge?« Er zog sich den guten, karmesinroten Rock fester um die Schultern und strich sich eine imaginäre Staubflocke von der Manschette.

»Ihr macht eine sehr gute Figur, Duncan«, sagte Roger in der Hoffnung, mit ein wenig gutmütigem Spott von seinem eigenen, heruntergekommenen Zustand abzulenken. »Der perfekte Bräutigam!«

Duncan errötete ein wenig hinter seinem ausladenden Schnurrbart, und seine Hand spielte an den mit Wappen verzierten Knöpfen seines Rockes herum.

»Äh, nun ja«, sagte er und machte einen leicht verlegenen Eindruck. »Miss Jo hat gesagt, sie wollte nicht mit einer Vogelscheuche vor den Altar treten.« Er hustete und wandte sich abrupt an seinen Begleiter, als hätte ihn dieses Wort plötzlich an die Gegenwart des Mannes erinnert.

»Mr. Bug, dies ist Ehrwürdens Schwiegersohn, Roger Mac, von dem ich Euch erzählt habe.« Er wandte sich wieder an Roger und machte eine vage Handbewegung in Richtung seines Begleiters. Dieser trat vor und hielt Roger mit einer steifen, aber herzlichen Verbeugung die Hand entgegen. »Das hier ist Arch Bug, a Smeòraich

»Zu Diensten, Mr. Bug«, sagte Roger höflich und stellte etwas erschrocken fest, dass der großen, knochigen Hand, die jetzt die seine ergriff, die ersten beiden Finger fehlten.

»Ump«, erwiderte Mr. Bug auf eine Weise, die anzeigte, dass er ganz dieser Meinung war. Möglicherweise hatte er vor, das Thema noch zu vertiefen, doch als er seinen Mund öffnete, schien eine schrille Frauenstimme, die vom Alter ein wenig brüchig geworden war, daraus hervorzudringen.

»Es ist so gütig von Mr. Fraser, Sir, und er wird bestimmt nie Grund haben, es zu bedauern, wirklich nicht, wie ich ihm auch selbst gesagt habe. Ich kann Euch gar nicht sagen, was für ein Segen es für uns ist, wo wir doch keine Ahnung hatten, woher unser nächster Bissen kommen sollte oder wie wir ein Dach über dem Kopf behalten sollten! Und ich habe noch zu Arch gesagt, jetzt müssen wir einfach auf Christus und unsere Mutter Gottes vertrauen, und wenn wir hungern müssen, dann werden wir es im Zustand der Gnade tun, und da sagt Arch zu mir …«