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Eine kleine, rundliche Frau, wie ihr Mann nicht mehr die Jüngste und in abgetragenen Kleidern, die jedoch ebenfalls ordentlich geflickt waren, trat in Rogers Blickfeld, ohne ihren Redefluss zu unterbrechen. Da sie so klein war, hatte er sie nicht gesehen, denn sie verschwand hinter den voluminösen Rockschößen ihres Mannes.

»Mistress Bug«, flüsterte Duncan ihm überflüssiger Weise zu.

»…und wir hatten nur noch einen letzten, silbernen Halfpenny, und ich habe mich schon gefragt, was aus uns werden sollte, und da sagt doch Sally McBride, sie hätte gehört, Jamie Fraser sei auf der Suche nach einem guten …«

Mr. Bug lächelte über den Kopf seiner Frau hinweg. Sie hielt mitten im Satz inne und riss erschrocken die Augen auf, als sie den Zustand von Rogers Rock bemerkte.

»Ach du liebe Güte, seh’ sich einer das an! Was habt Ihr denn angestellt, Junge? Hattet Ihr einen Unfall? Ihr seht ja aus, als hätte Euch jemand zu Boden geschlagen und an den Füßen über den Misthaufen geschleift!«

Ohne eine Antwort abzuwarten, rupfte sie ein sauberes Halstuch aus der zum Bersten gefüllten Tasche, die sie um ihre Taille gebunden hatte, spuckte herzhaft darauf und machte sich mit Feuereifer daran, die Brust seines Rockes von den Schmutzstreifen zu befreien.

»Oh, das braucht Ihr doch nicht … ich meine … äh … danke.« Roger fühlte sich, als sei er in irgendeinem Mechanismus gefangen. In der Hoffnung auf Rettung sah er Duncan an.

»Jamie Roy hat Mr. Bug gebeten, als Faktor nach Fraser’s Ridge zu kommen.« Duncan nutzte die Pause, die sich durch Mrs. Bugs Beschäftigung ergab, für einige erklärende Worte.

»Faktor?« Roger verspürte einen kleinen Ruck bei diesem Wort, so als hätte ihm jemand einen Boxhieb direkt unter das Brustbein versetzt.

»Aye, für die Zeiten, in denen Ehrwürden verreisen oder sich anderen Dingen widmen muss. Denn es ist nun einmal so – Felder und Pächter versorgen sich nicht von selbst.«

Duncans Stimme hatte einen gewissen, reumütigen Unterton; als ehemaliger, einfacher Fischer aus Coigach empfand er die Verantwortung, die der Betrieb einer großen Plantage mit sich brachte, oftmals als Belastung, und er betrachtete Mr. Bug mit einem schwachen, begehrlichen Glänzen in den Augen, als spielte er mit dem Gedanken, diesen nützlichen Menschen selbst einzusacken und ihn mit nach River Run zu nehmen. Natürlich, so bedachte Roger, hätte das bedeutet, dass er Mrs. Bug ebenfalls engagieren musste.

»Und was wir für ein Glück gehabt haben, da erzähle ich Arch doch gestern noch, dass wir höchstens hoffen könnten, in Edenton oder Cross Creek Arbeit zu finden und Arch vielleicht zur See fahren muss, aber das ist doch so gefährlich, nicht wahr? Die Hälfte der Zeit nass bis auf die Knochen, und die Seuchen steigen aus den Sümpfen wie Gespenster, und in der Luft wimmelt es so von Miasmen, dass man gar nicht atmen kann. Und für mich vielleicht eine Arbeit als Wäscherin im Ort, wenn er unterwegs ist, obwohl ihm das bestimmt nicht recht wäre, denn wir haben seit unserer Hochzeit noch keine Nacht getrennt verbracht, nicht wahr, mein Lieber?«

Sie warf ihrem hochgewachsenen Ehemann einen hingebungsvollen Blick zu, und er lächelte zärtlich auf sie hinab. Vielleicht war Mr. Bug ja taub, dachte Roger. Oder vielleicht waren sie erst seit einer Woche verheiratet?

Ohne dass er jedoch nachzufragen brauchte, unterrichtete man ihn, dass die Bugs bereits seit über vierzig Jahren Mann und Frau waren. Arch Bug war Pächter bei Malcolm Grant of Glenmoriston gewesen, doch die Jahre nach dem Stuartaufstand waren hart gewesen. Nachdem die Parzelle, die er für Grant verwaltet hatte, von der englischen Krone konfisziert worden war, hatte er sich ein paar Jahre als Kleinbauer versucht, doch dann hatten ständige Not und Hunger ihn gezwungen, sich mit seiner Frau und dem wenigen, restlichen Geld, das sie noch hatten, ein neues Leben in Amerika zu suchen.

»Wir hatten zuerst vor, es in Edinburgh zu versuchen –«, sagte der alte Herr mit langsamer, höflicher Stimme und einem gedehnten Highlandakzent. Also war er doch nicht taub, dachte Roger. Noch nicht.

»… denn ein Vetter von mir hatte dort Verbindungen zu einem der Bankhäuser, und wir haben gedacht, vielleicht könnte er ein gutes Wort für Arch einlegen …«

»Aber ich war viel zu alt und hatte nicht die nötige Erfahrung –«

»… und sie hätten sich glücklich schätzen können, ihn zu bekommen! Aber nein, sie haben gar nicht daran gedacht, Dummköpfe, die sie waren, und deshalb mussten wir fortgehen und versuchen, ob vielleicht …«

Duncan fing Rogers Blick auf und lächelte insgeheim in seinen ausladenden Schnurrbart, während die gesammelten Abenteuer der Bugs in synkopischen Satzfetzen vor ihnen ausgebreitet wurden. Roger erwiderte das Lächeln, während er insgeheim versuchte, ein nagendes Gefühl des Unbehagens zu verdrängen.

Faktor. Jemand, der die Vorgänge in Fraser’s Ridge beaufsichtigte, sich um Saat und Ernte kümmerte, für die Belange der Pächter zuständig war, wenn Jamie Fraser unterwegs oder beschäftigt war. Angesichts des jüngsten Zuzugs von Pächtern und des Wissens um die Ereignisse der kommenden Jahre eine offensichtliche Notwendigkeit.

Doch erst in diesem Augenblick begriff Roger, dass er unterbewusst davon ausgegangen war, dass er Jamies rechte Hand in diesen Dingen sein würde. Oder zumindest seine linke.

Fergus stand Jamie in einem gewissen Ausmaß zur Seite, er war oft für ihn zu Pferd unterwegs, um Besorgungen zu machen und Erkundigungen einzuholen. Doch Fergus’ körperliche Einsatzmöglichkeiten waren durch das Fehlen seiner Hand eingeschränkt, und man konnte ihn nicht mit Schreibarbeiten und Buchführung betrauen; Jenny Murray hatte dem französischen Waisenjungen, den ihr Bruder adoptiert hatte, das Lesen beigebracht – zumindest in Ansätzen –, doch es war ihr partout nicht gelungen, ihm auch nur das geringste Verständnis für Zahlen zu vermitteln.

Roger warf einen verstohlenen Blick auf Mr. Bugs Hand, die jetzt liebevoll auf der rundlichen Schulter seiner Frau ruhte. Trotz der Verstümmelung war es eine breite, abgearbeitete, kräftig aussehende Hand, doch seine verbleibenden Finger waren arthritisch und steif, seine Gelenke knotig und sahen so aus, als bereiteten sie ihm Schmerzen.

Dachte Jamie also, dass selbst ein älterer, halb verkrüppelter Mann besser als Roger imstande sein würde, die Angelegenheiten auf Fraser’s Ridge zu lenken? Das war ein Gedanke von unerwarteter Bitterkeit.

Er wusste, dass sein Schwiegervater Zweifel an seinen Fähigkeiten hegte, die über das normale Misstrauen hinausgingen, das ein Vater gegenüber dem Mann hegte, der das Bett seiner Tochter teilte. Da er nicht einmal über den Hauch eines musikalischen Gehörs verfügte, wusste Jamie Rogers angeborene Begabung natürlich nicht zu schätzen. Und Roger war zwar kräftig gebaut und ein harter Arbeiter, doch unglücklicherweise war es tatsächlich so, dass er wenig praktische Ahnung von der Viehzucht, von der Jagd und vom Gebrauch lebensgefährlicher Waffen hatte. Und er besaß wirklich keinerlei Erfahrung als Farmer oder Verwalter eines großen Anwesens – über die Mr. Bug eindeutig verfügte. Roger wäre der Erste gewesen, der das zugab.

Aber er war Jamies Schwiegersohn, oder im Begriff, es zu werden. Verdammt, Duncan hatte ihn doch gerade noch so vorgestellt! Es mochte ja so sein, dass er in einer anderen Zeit aufgewachsen war – aber er war trotzdem Highlandschotte, und ihm war deutlich bewusst, dass Blutsverwandtschaft über alles ging.

Der Ehemann der einzigen Tochter galt normalerweise als Sohn des Hauses und stand nur dem Haushaltsvorstand an Autorität und Respekt nach. Es sei denn, er hatte irgendeinen drastischen Makel. Wenn zum Beispiel allgemein bekannt wäre, dass er trank – oder leichtlebig und kriminell war. Oder nicht ganz richtig im Kopf … Himmel, war es das, wofür Jamie ihn hielt? Einen hoffnungslosen Spinner?